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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1901
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- Deutsch
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7888 Nichtamtlicher Teil. 232, 4 Oktober 1901. Notwendigkeit der Schaffung einer Zeitungshauptsammelstelle in Deutschland. Ueber den Wert und die mehr und mehr wachsende Bedeutung der periodischen Druckschriften für das öffentliche Leben sowohl, als auch für Wissenschaft und Forschung be stehen nicht nur keine Zweifel mehr, sondern man hat ver schiedentlich die Wichtigkeit und Notwendigkeit anerkannt, die in den flüchtigen Tages-, Wochen- und Monatsblättern ver streuten Aufsätze und Abhandlungen, die sich über alle Wissensgebiete erstrecken und die einerseits dem Laien sehr nutzbar sind und anderseits dem Gelehrten und Forscher nicht entgehen dürfen, zu sammeln, bzw. zu registrieren, um sie bei Gelegenheit bequem aufsuchen und benutzen zu können. Es entstanden mehr oder weniger umfassende Bibliographien der Zeitschriften-Litteratur, speziell der letzten Jahre, in denen das Material einer von Jahr zu Jahr wachsenden Anzahl der wichtigsten Zeitschriften und Zeitungen verarbeitet ist. Neuerdings plant der Verein der deutschen Bibliothekare sogar die Bearbeitung eines Repertoriums, das den Extrakt der hauptsächlichsten deutschen Zeitschriften vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts an bis zu dem Zeitpunkte, von dem die regelmäßige Herausgabe der »Bibliographie der deutschen Zeitschriften-Litteratur« beginnt, nämlich 1896, ent halten soll. Gewiß läßt sich die in den Zeitschriften ent haltene Geistesarbeit für Wissenschaft und Forschung nicht besser nutzbar machen, als gerade dadurch, doch sind die Zweifel, die von verschiedenen Seiten darüber gehegt werden, ob der wirkliche Nutzen der durch eine Unsumme von Arbeit zusammengestellten Repertorien im richtigen Verhältnis zu den dafür aufgewaudten Mühen und Kosten stehe, wohl nicht ganz unberechtigt, zumal eine derartige Arbeit niemals An spruch auf absolute Vollständigkeit machen kann, da, wie bereits erwähnt, außer den rein wissenschaftlichen nur die wichtigsten, mehr allgemein-wissenschaftlichen Zeitschriften und weniger oder gar nicht die großen Tageszeitungen berücksichtigt werden können. Wer wollte leugnen, daß letztere nicht von gleicher Wichtigkeit, ja vielleicht noch wich tiger für das öffentliche Leben und speziell füp den Geschicht schreiber, den Kulturschriftsteller, den Statistiker rc. sind, denn in ihnen spiegelt sich das ganze Kulturleben eines Volkes wieder, und nirgends findet sich reicheres und umfassenderes Material zur Zeitgeschichte als in ihnen; sie sind der klarste Ausdruck der jeweiligen Volksstimmung, und auf sie speziell ist der Ausspruch Macaulays: »tbs cml^ trus bistor^ ok » couutr^ is to bs korwcl iv its HsvspÄpsrs« anwendbar. Es ist nicht meine Absicht und Aufgabe, auf die Vor oder Nachteile der Zeitschriften-Bibliographie näher einzugehen; ich will vielmehr die Frage aufwerfen: »Was wird aus all den Tages-, Wochen- oder Monatsblättern, deren Inhalt nicht durchgehends geeignet oder nicht wertvoll genug erscheint, um zur Ausnutzung für die Bibliographie herangezogen zu werden? Ist ihre Mission beendet, wenn sie mit dem Tage, der sie gebracht, auch wieder verschwinden?« Fast scheint es so, denn nicht selten kommt auf die Nachwelt nichts weiter als der Titel oder nur Bruchstücke einer Zeitung oder Zeit schrift, da man es nicht der Mühe wert hielt, sie aufzu bewahren, vielleicht auch aus Mangel an Raum nicht im stande dazu war, nachdem sie aufgehört hatte zu erscheinen. Wer kann wissen, ob eine Zeitung oder Zeitschrift, die bei Beginn ihrer Laufbahn unbedeutend, ja überflüssig er scheint, nicht nach Verlauf einer gewissen Zeit zu größter Bedeutung gelangt und vielleicht in gewissen Fällen die einzigen zutreffenden Dokumente und Belege für die Zeit- oder Lokalgeschichte enthält? Wenn der Laie vorübergehend Belehrung und Aufklärung in den Zeitschriften sucht, so kommt für den Geschichtschreiber, den Forscher die Gesamt heit der periodischen Druckschriften in Frage; für ihn, im Inter esse der Wissenschaft und Forschung überhaupt, muß daher die Errichtung einer Zeitungssammelstelle, wo alle Zeitungen und Zeilschristen eines Landes ohne Ausnahme vereinigt und gleich den großen Bücherbibliotheken zur allgemeinen Benutzung gestellt werden, dringend gefordert werden. Auf das dringende Bedürfnis einer Zeitungssammelstelle wurde schon verschiedentlich hingewiesen, und die Fälle, in denen einzelne Zeitungen oder Zeitungsnummern unauffindbar waren, so wertwoll sie auch im Moment des Gebrauchs falles gewesen wären, sind nicht selten. Ich greife nur ein Beispiel heraus und verweise auf die Aeußerungen eines Herrn Richard Maria Werner in der »Gesellschaft« bei Ge legenheit einer Besprechung des ersten Bandes von »Salomon, Geschichte des deutschen Zeitungswesens, 1900«. Der be treffende Herr schreibt: -Ein Gedanke, der sich jedem Leser dieser Geschichte wieder und wieder aufdrängen muß, ist aber, warum wir denn in Deutschland und Oesterreich noch immer kein Zeitungs-Museum be sitzen, das energisch und mit den nötigen Mitteln ausgestattet eine Sammelstelle für das ganze Zeitungswesen bildete. Wer einmal für eine wissenschaftliche Arbeit genötigt war, auf die Suche nach Zeitungen auszugehen, der wird sich dieses Leidens weges immer mit Schmerzen erinnern. Sollte man es für mög lich halten, daß noch in unserem Jahrhundert ganze Zeitungen spurlos vom Erdboden verschwinden können, weil es niemanden giebt, der ihnen Beachtung schenkte? Ich führe nur ein recht drastisches Beispiel an: Im Jahre 1849 begründete die öster reichische Regierung eine Zeitung, die ihren Interessen dienen sollte, und gewann Or. Landsteiner für die Redaktion des politischen Teils, während Friedrich Hebbel das Feuilleton dieser -Oesterreichischen Reichszeitung- übernahm und mit wichtigen Aufsätzen beschenkte. Von mehr als einem Halbjahr dieses Unter nehmens ist es mir bisher nicht geglückt, trotz sorgsamer Nach forschungen, trotz eines Aufrufs in der -Neuen Freien Presse- und in wissenschaftlichen Organen mehr als wenige Nummern aufzufinden! Wenn nicht bald ein Zeitungs-Museum geschaffen wird, dürfte es unmöglich sein, sich in künftigen Tagen ein Bild des so überaus wichtigen Teiles unserer täglichen geistigen Nahrung zu gestalten. Möchten doch von allen Seiten Stimmen laut werden, die ein solches Unternehmen fordern.- Wohl besitzt Deutschland eine Art Zeitungs-Museum, das jedoch nur ein ganz bescheidenes Dasein führt und den Anforderungen keineswegs genügt. Es ist dies ein von O. von Forckenbeck im Jahre 1885 in Aachen gegründetes Institut, in dem Raritäten aus der Geschichte des Zeitungs wesens und solche Zeitungen und Zeitschriften aufbewahrt und zur Benutzung gestellt werden, die für den Geschicht schreiber, den Kulturhistoriker, den Statistiker rc. von Wichtig keit sind. Das Ganze trägt mehr einen privaten Charakter; auch scheint es die Absicht der Verwaltung zu sein, die Sache mehr zu lokalisieren, so daß über die Wirksamkeit des an sich segensreichen Institutes nur wenig verlautet bezw. zu erfahren ist. Ein Zeitungs-Museum muß den weitgehendsten An forderungen genügen, und dies kann nur dann geschehen, wenn seitens des Staates die Sache in die Hand genommen wird; an zweckentsprechender Organisation wird es liegen, wenn die wirklichen Vorteile und der Nutzen eines der artigen Instituts für das Gemeinwohl entsprechend zu Tage treten sollen. Die Angelegenheit der Gründung von Zeitungs-Central- Sammelstellen beschäftigte unter anderem auch die Teilnehmer des am 20.—23. August 1900 in Paris abgehaltenen inter nationalen Kongresses der Bibliothekare. Der Berichterstatter, Herr Henry Martin, Ocmssrvs.tsur säsoivt ä ls, Ribliotbtzqus äs 1'^.rsöiml in Paris, richtete unter Hinweis auf die absolute Notwendigkeit von Zeitungs-Sammelstellen an die Teilnehmer des Kongresses das Ersuchen, dafür wirken zu wollen, daß in allen größeren Städten zur Entlastung der bisher bestehenden Bibliotheken, in denen Bücher und Zeitungen vereinigt sind.
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