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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1901
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- 1901-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1901
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 82gz Icrische Interpretation einer geschriebenen Schilderung (vergl. oben Bierbaum) oder die Aufzeichnung eines historischen Ereignisses; oder sie ist eine Komposition, zu der der Künstler durch irgend einen Vorgang in der Natur angeregt wurde«. Danach ist fast alle Kunst Illustration. Wenn der Verfasser aber bald daraus feststellt, daß »die Schaffung moderner Illu stration, d. h. die Beschäftigung großer Künstler mit der Er zeugung von Kunstwerken, die mit der Druckerpresse in ge druckten Büchern vervielfältigt wurden, ausschließlich dem neunzehnten Jahrhundert angehört», so faßt er den Begriff wieder zu eng; denn er selbst giebt in seinem Buche eine große Zahl Bilder aus Zeitschriften wieder, mit denen ein bestimmter Text nicht verbunden zu sein scheint. Derjenige Künstler, den man als den frühesten Vor läufer der modernen Illustration betrachtet, wurzelt noch im achtzehnten Jahrhundert: der spanische Maler Goya y Lu- cientes. Sein Leben umfaßte den Zeitraum von 17t>6 bis 1828, und wenn er auch seiner mit Leichtigkeit geschaffenen Porträts und Fresken wegen zum Direktor der Akademie von San Fernando ernannt worden ist, so beruht seine Bedeutung für uns doch in seinen Radierungen, in denen er in kecker Manier das Charakteristische des Motivs heraus zuheben verstand. Bekannt ist, wie dann durch den Engländer Bewirk, von dem ein Hauptwerk ebenfalls noch dem achtzehnten Jahr hundert angehört, der Holzschnitt wieder zu Ehren kam und welch ein großer technischer Fortschritt (die Verwendung des Hirnholzes statt des Langholzes, Stichels statt Messers) ihm zu verdanken ist. Von England ging die neu erwachte Kunst nach Frank reich und während sie in dem erstgenannten Lande und in Spanien alte Herren zu Repräsentanten hatte, wurde sie hier von dem jungen Meissonier ausgenommen, der die Buchillustration freilich nur als ein notwendiges Nebel be trieb, das ihm den Lebensunterhalt verschaffte, darin aber Großes leistete. Schon mit 21 Jahren hatte er Saint Pierres »Paul und Virginie« illustriert. Das frühe Erscheinungs jahr dieses Buches veranlaßt Pennell, Adolf Menzel, dem Bahnbrecher der neuen Kunst in Deutschland, die Unabhängig keit abzusprechen. »Ich hatte immer geglaubt,- sagt er, »Menzels Stellung sei ebenso unabhängig wie die Bewicks; aber ich finde, daß er in Wirklichkeit ein Nachfolger Meisso- niers war. Sein Leben Friedrichs des Großen wurde erst 184V veröffentlicht, während Paul und Virginie schon 1836 erschienen war.« Die mächtigste Umwälzung, die die Jllustrationskunst je erlebt hat, hängt natürlich mit der Dienstbarmachung der Photographie zusammen. Den ersten Versuch, eine Zeich nung für den Holzschnitt auf den Stock zu photographieren, soll im Jahre 1851 oder 1852 ein Holzschneider in Man chester, Langton, gemacht haben. Indes kam man damals noch nicht über den Versuch hinaus, und erst in der zweiten Hälfte des siebenten Jahrzehnts erzielte man mit dem neuen Verfahren praktische Ergebnisse. Aber seine allgemeine An wendung datiert erst ungefähr vom Jahre 1876 her, wes halb in dieses Jahr der Beginn der modernen Illustration gesetzt werden kann. Damals fand der Uebergang statt vom Zeichnen auf Holz zum Zeichnen auf Papier. Der Künstler war nicht mehr genötigt, sein Werk in der Größe des späteren Schnittes anzuferligen, sondern er war in dieser Beziehung frei, und sein Original war dem Untergang entzogen. In den Zeitraum von 1880—SV fällt dann die weitere Ausbildung der photographischen Reproduktionsverfahren; durch die Erfindung Meisenbachs und Joes war auch das Hindernis, das sich der Wiedergabe von Halbtönen entgegen gestellt hatte, beseitigt worden, und nun nahm die unkünst lerische Jllustrationswut ihren Lauf. Die Künstler sind gänzlich überflüssig geworden; der Kasten und die Säuren besorgen alles. Peuncll bestreitet dem Holzschnitt die Vor züge, die man ihm vor den mechanischen Reproduktionsarten zuerkennt. Ein auf mechanischem Wege hergestellter Druck stock, meint er, ist von einem Holzstock — vorausgesetzt, daß die Zeichnung einfach wäre — so schwer zu unterscheiden, daß kein Sachverständiger wagen würde, kurzer Hand darüber zu entscheiden. Das erscheint mir doch nur dann zutreffend, wenn man den eingeschobenen Zwischensatz stark betont. Aber das Unkünstlerische der photographischen Wiedergabe liegt auch weniger an dem verwandten Material, als daran, daß der Kasten eben alles, d. h zu viel und zu wenig steht. Diese Thatsache läßt Pennell bei seiner Vergleichung zwischen Holz schnitt und dem mechanischen Verfahren ganz außer Betracht. Das eigentliche Thema seines Buches beginnt erst mit dem dritten Kapitel, das der französischen Illustration ge widmet ist. Er beginnt mit ihr, weil nach seiner Ansicht dort bis in die neueste Zeit die größte Thätigkeit entfaltet worden ist. »In dem Jahrzehnt von 1875—85 waren nirgends in der Welt so große Männer an der Arbeit wie hier, und nir gends sonst wurden die Arbeiten so gut reproduciert.« Dore, Detaille, de Neuville und Jaquemart standen auf der Höhe ihrer Kraft. »Das erste große Werk, das durch photomecha nische Reproduktion illustriert wurde, erschien in der Mitte dieses Zeitabschnittes, Werges Pablo de Segovie (1882), wäh rend in die letzten Jahre das Erscheinen der Guilleaume- Serien fällt, von denen man glaubte, daß sie der höchste Triumph der mechanischen Verfahren sein würden. Zu der selben Zeit vollendeten Baude, Leveille, Lezere und Florian ihre Meisterholzschnitte. Verlagsanstalten gaben die künstlerisch besten Zeitschriften heraus, welche die Welt jemals gesehen hat: lla vik moäerne, 1'^.rt, lg. tllr/.ette ckes L6gax-ä.rts, Laris illnstre, lg. Revue illustree, le Noncle illustre, l'Illustratiou und le tüonrier « Aber diese französische Glanzperiode endigt mit dem Jahre 1885. Das Wiederaufleben des Holzschnittes in Frankreich und Deutschland in neuerer Zeit ist Pennell ein Rätsel, das sich ihm nur dadurch zu lösen scheint, daß gute Holzschneider sich bereit finden »sehr billig zu arbeiten, einfach um die Mittel zum Leben zu haben«, sowie daß das Klischeegeschäft über hand genommen habe. Er hat gehört, »daß Verleger, welche zum Preise von so und so viel Pfennig für den Quadrat- centimeter die Gedanken anderer Leute ausnutzen wollen, keine Galvanos von Aetzungen, sondern nur solche von Holzschnitten lausen aus Gründen, die nur ihnen selbst bekannt sind.» Diese Gründe sind allerdings anderen Leuten auch bekannt, und der vornehmlichste ist wohl der, daß der Holzschnitt in künstlerischer Wirkung und charakteristischer Kraft trotz Herrn Pennell von keiner mechanischen Reproduktionsmethode, die sich zur Vervielfältigung auf der Typendruckpresse eignet, er reicht wird. Während der Illustration in Frankreich, England und Amerika je ein eigenes Kapitel in Pennells Buch gewidmet ist, muß sich Deutschland zusammen mit Spanien »und anderen Ländern« (Italien, Holland, Oesterreich-Ungarn, Rußland und Skandinavien) mit einem geringeren Raum begnügen, als jedem der erstgenannten Länder gewidmet ist. So bleiben in seinem Buche über die moderne Illustration sage und schreibe fünf Textseiten speziell für die deutsche Illustration übrig! Und dabei schließt die fünfte Seite mit den Worten: Alles in allem scheint sowohl Illustration und Reproduktion, wie auch das Verlagsgeschäst in Deutschland in der gesundesten Verfassung zu sein. Es könnte indessen kaum anders seins!), wenn wir bedenken, daß einer der größten Illustratoren der Welt dort noch lebt und arbeitet und ebenso die seltsamsten Mystiker, die amüsantesten Humoristen und die gewissen haftesten und fähigsten Realisten.» Achtmidl-chzW-r Jahrgang 1083
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