Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1901

8656 Nichtamtlicher Teil. ^ 281, 26. Oktober 1SÜ1. Da aber ferner in vielen Fällen die Unterlassung der Beantwortung ihre Berechtigung hat, so würde auch manchem Empfänger solcher Karten die Neuerung angenehm sein. Eine Bibliothek weiblicher Autoren. — Wie der -Frankfurter Zeitung- aus St. Petersburg geschrieben wird, ist dort vor einiger Zeit eine Frau Kaissarow gestorben, die eine aus 18 000 Bänden bestehende Bibliothek hinterlassen hat. Alle diese Werke sind von Frauen verfaßt. Die eigenartige Bücher sammlung ist kürzlich von dem Bibliophilen Hutchinson in London für den Preis von 25000 Rubel erworben worden. Hochschul-Jubiläum. — Die ^als Uviversit^ in New Haven (Connecticut) beging am 23. d. M. die Feier ihres zweihundert jährigen Bestehens. Die ^als Univsrsik^ ist nächst der Llarvarä Ünivsrsit^ in Cambridge (Massachusetts) die älteste und bedeutendste Hochschule der Vereinigten Staaten. Sie wurde 1701 als -Collegiat- Schule von Connecticut, mit königlicher Stiftungsurkunde zu Saybrook gegründet. 1716 wurde die Anstalt nach New Haven verlegt, und seit 1718 heißt sie Vals Lolls^s zur Erinnerung an Elihu Aale in London, der sie mit reichen Schenkungen bedacht hat. Im Jahre 1702 wurden zuerst H.rt8-Grade verliehen; medizi nische Grade wurden 1814, rechtswissenschaftliche 1843, philosophische 1852 theologische 1867 eingeführt. Die ^als llvivsrsit^ ist eine selbständige Körperschaft und wird von Vertrauensmännern (Trustees) geleitet. Die vier -Departments, sind: Philosophie, Theologie, Medizin und Rechtswissenschaft. Das -Department, der Philosophie umfaßt das ursprüngliche ^als 6oUsAs, jetzt ^.eaäsmioal I-spartsmsnt, die-8üsküs1ä 8oisntiÜ6 8eüoo1-, die Schule der schönen Künste und die Kurse für Promovierte. Die von den einzelnen Anstalten verliehenen Grade sind: Uaoüslor ok ^rt8, Niederländisches Musikfest. — In Amsterdam soll am 10., 11. und 12. Januar 1902 durch den Amsterdamer Gesang verein der -Maatschappij tot bevordering der Toonkunst- und unter Mitwirkung des -Concertgebouw Orchesters, ein »Nieder ländisches Musikfest, veranstaltet werden. Es sollen ausschließlich Kompositionen von lebenden niederländischen Tonkünstlcrn zur Ausführung gelangen. Der Dirigent des Concertgebouw Orchesters und des oben genannten Gesangvereins, Musikdirektor W. Mengel berg, wird das Fest leiten. Weihnachtsausstellung von Büchern rc. — Angeregt durch Berichte, die Herr Oberlehrer Hertel in Zwickau über den Dresdener -Kunstcrziehungstag. erstattet hat, will der Päda gogische Verein in Zwickau kurz vor Weihnachten d. I. eine Aus stellung von Bilderbüchern, Jugendschriften, Anschauungsbildern rc. veranstalten. Zur Vorbereitung ist ein Ausschuß in Thätigkeit getreten. Ausstellung der Adressen rc. für Rudolf Virchow. — Die Ausstellung der Adressen, Diplome, Medaillen und Ehren gaben für den Geheimen Medizinalrat, Professor Rudolf Virchow im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe-Museums zu Berlin ist lebhaft besucht. Sie wird in den ersten Tagen des November geschlossen werden. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler: ^sräsn 8o1l6n. 8". 94 8. 2471 Nrn. ^ Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungs- Gehilfen. — Am Sonntag den 3. November, vormittags 10'/, Ühr, veranstaltet die Landesvereinigung Brandenburg-Pommern der Allgemeinen Vereinigung deutscher Buchhandlunas - Gehilfen in Berlin im Restaurant -Zum alten Askanier-, Anhaltstraße 14, eine größere Versammlung mit der Tagesordnung: 1. Buch händlerische Organisationen (Referent Kollege H. Dullo) und 2. Stellennachweis und Stellenvermittelung (Referent Kollege K. Siegel) mit anschließender Diskussion. Da die Gegenstände der Tagesordnung sicher für jeden Buchhändler und besonders auch für Nichtvereinigungsmitglieder von Interesse sein werden, eventuell letztere auch zu Gegenäußerungen veranlassen könnten, so sei auch 1. November im -Alten Askanier. zu Berlin einen Vortrag des bekannten Bodenreformers Herrn Adolf Damaschke und am Freitag den 15. November einen Vortrag des Herrn v. Gerlach. — Bei allen diesen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. Reformationsfest. — Wir machen wiederholt darauf auf merksam, daß das Reformationsfest, Donnerstag. 31. Oktober, in Sachsen als kirchlicher Festtag gefeiert wird und daß die Ge schäfte an diesem Tage geschlossen bleiben. Für den Verkehr mit Leipzig wolle dieser ausfallende Werktag rechtzeitig beachtet werden. Personalnachrichten. Verstorbene Gelehrte. — Am 18. Oktober ist, neunund- fünfzig Jahre alt, in Halle a/S. der Professor der Agrikultur chemie an der dortigen Universität, Geheime Regierungsrat vr. Maercker gestorben. Von seinen Schriften sind hervorzu heben: -Handbuch der Spiritussabrikation., -Die zweckmäßigste Anwendung der künstlichen Düngemittel für Kartoffeln-, -Die Kalisalze und ihre Anwendung in der Landwirthschaft-, -Wesen und Verwerthung der getrockneten Diffusionsrückstände der Zuckerfabriken., -Das Flußsäureverfahren in der Spiritus fabrikation-, -Fütterung und Schlachtergebnis-, -Die Kali düngung in ihrem Werth für die Erhöhung und Verbilligung der landwirthschaftlichen Produktion-, -Amerikanische Landwirth schaft.. — Am 21. Oktober starb in Berlin im zweiundachtzigsten Lebens jahre der bekannte Schulmann und Sprachforscher Herr vr. Gustav Gerber, Ehrenbürger der Stadt Bromberg, dessen Realgymnasium er begründet und lange Jahre geleitet hat. Auf sprachwissen schaftlichem Gebiete hat er sich durch seine wichtigen Bücher »Die Sprache und das Erkennen, und -Die Sprache als Kunst, einen geachteten wissenschaftlichen Namen erworben. — Am 22. Oktober starb in Ulm im siebenundachtzigsten Lebens jahre der langjährige Stadtbibliothekar Professor vr. insä. Gustav Veescnmeyer. Er gab zur Altertumskunde zahlreiche Aufsätze heraus, veröffentlichte die Chronik des Sebastian Fischer und den Iraotatus V1m6n8i8 des als bedeutendster Chronist Süddeutsch lands im fünfzehnten Jahrhundert bekannten Felix Fabri. Sein letztes Werk war der vor einigen Jahren erschienene zweite Band des Ulmischen Urkundenbuches. (Sp rechsaal.) 8edenek, ^tlns 8ax<mieu8, 1752. <Bgl. Nr. 241. 249 d. Bl.) III. Die Angelegenheit mit »8eüsvolr, ^.tla.8 8axovieu8 novu8- ver- anlaßte mich, noch weiter bei dein Besitzer einer großen Privat bibliothek, Herrn von Quast zu Radensleben bei Neu-Ruppin, anzufragen. Von ihm traf heute folgende wörtliche Nachricht ein: -Habe soeben den ^tla.8 8Lxovieu8 vovu8, ^w8tsräa,w 1752, an gesehen. Er hat ein gedrucktes Inhalts-Verzeichnis in Oktav- Format beigebunden; die 57 Karten sind darin einzeln auf geführt. Am Schluß sind -Prospekte- gedruckt, aber mit Tinte durchstrichen aufgeführt, die im Atlas selbst nicht enthalten sind. Unter dieser Liste der fünf Prospekte ist an vierter Stelle gedruckt: .Vier Prospekte von Leipzig nach allen vier Gegenden? -Im Atlas selbst sind sie aber nicht befindlich.» — Soweit mein Gewährsmann. — Schließlich wäre wohl noch die Frage zu stellen, zu welchem Preise der betreffende Atlas geliefert worden ist. Charlottenburg 5. CH. Otto Bouillon. Aus Ungar». Eine Buchhandlung in Budapest versendet mit der Post ein Cirkular über die -sensationelle litterarische Neuheit- von Jane de la Vaudsre, -Drei Blumen der Wollust-. Dieser Sendung ist noch ein weiteres Cirkular beigefügt, der Lockruf eines Lotterie geschäfts in Budapest zur Beteiligung an einer in vielen deutschen Staaten verbotenen ungarischen Lotterie. Es könnte die Frage entstehen, ob die Buchhandlung der fraglichen Lotterie Unterschlupf gewähren und sie in Deutschland einschmuggeln will, oder ob die Lotterieagenten die pornographische Litteratur Ungarns zu unterstützen sich berufen fühlen. — Wir Deutsche danken für beides. 8.