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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-04-17
- Erscheinungsdatum
- 17.04.1882
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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87, 17. April. Nichtamtlicher Theil. 1669 die Kunden Anderer an sich zu ziehen, wodurch allerdings eine Ver mehrung des Umsatzes ausgeschlossen wäre. Hat obiger Satz einen andern Sinn, so paßt er nicht in unsere Erörterung; ist er aber so gemeint, so ist er unrichtig, denn die erste und Haupt-Ursache des steigenden Umsatzes im Buchhandel ist nicht die Concnrrenz, sondern die Zunahme des Wohlstandes und des Bedürsnisses nachBelehrung und Unterhaltung, sowiedicVermehrung der Bevölkerung. So lange diese Zunahme anhält, wird auch der Umsatz im Buchhandel wachsen und die Concurrenz-Verhält- nisse können dieses Wachsen, zu dem sie auch beigetragen haben, unmöglich hemmen, oder gar unterdrücken. Daß aber jetzt im Jahre 1882 die seit Jahren steigende Zunahme des Wohlstandes in Deutschland und Oesterreich plötzlich zum Stillstand gekommen sei, hat der Hr. „Seher" nicht einmal behauptet, geschweige denn be wiesen. Wir sind daher vollkommen berechtigt, die bisherige jähr liche Zunahme des Umsatzes auch für 1882 und sür die folgenden Jahre vorauszusetzen, insolange nicht durch Krieg oder sonstige widrige Verhältnisse ein Rückschlag eintritt. Der Hr. „Seher" hält einen nebensächlichen Grund der Um satzzunahme für die Hauptursache und verfällt daher in den Jrr- thum, die Steigerung des Umsatzes müsse aufhören, weil eine Steigerung der Concurrenzmacherei nicht mehr möglich sei. Den nun in jenem Aufsatz folgenden Vorwurf müssen wir zurückweisen. Der Hr. „Seher" fordert da von uns, allerdings nur indirekt, die Beantwortung höchst schwieriger Fragen, deren ein gehendes Studium Monate lange Arbeit erfordern würde. Für uns handelt cs sich ja nur um die Lösung der Frage, ob die Zu nahme des Umsatzes im Buchhandel, wie der Hr. „Seher" meint, jetzt ausgehört habe, oder ob sie, wie wir behaupten, noch fortdauern werde. Erst die Zukunft wird zeigen, wer wirklich Recht hat; die Leser dieser Blätter aber können jetzt schon urtheilen, wer die Ver hältnisse richtiger auffaßt. Ganz unentscheidend wäre dafür die Beantwortung der Fragen, welche der Hr. „Seher" noch erwähnt, so interessant sie sonst auch sind. Möge er doch selbst die Beant wortung derselben übernehmen; wir werden ihm gern Material dazu liefern durch die Veröffentlichung der Abschlüsse der Calve'- schen Buchhandlung aus den dreißiger Jahren, also aus der guten alten Zeit. Der Hr. „Seher" und alle lauckatoros tomporis avti werden daraus entnehmen, wie gering der Umsatz und der Ertrag eines Geschäftes war, welches damals sowie heute zu den hervorragenden Firmen im Buchhandel gerechnet werden muß, und das zu jener Zeit wohl ein Viertel der geistigen Nahrung von Böhmen, einem Lande von damals immerhin 4 Millionen Einwohnern, lieferte. Es dürfte dies ein nicht uninteressanter Beitrag zur Geschichte des Buchhandels sein. Leipzig und Prag, den 10. April 1882. G. Freytag und F. Tempsky. Anfrage. Werden die Herren Verleger, welche in voriger Ostermesse sür ihre Ladenpreise als reelle Forderungen des Sorti- mcntshandels cinzutretcn beabsichtigten, gegen Firmen mit Rabatteinschränkung ernstlich Vorgehen, welche gewerbs- und ge wohnheitsmäßig die Besorgung jedes Buches mit 20A> offeriren, wie es in Leipzig und Berlin zn geschehen Pflegt? Wenn dies nicht in ihrer Absicht oder unausführbar erscheint, werden sie dies offen erklären und dadurch Jeden in den Stand setzen, den Kampf mit dieser, alle soliden Gcschäftsverhältnisse untergrabenden mercantilischen Libertinage offen auszunehmen? Ob dann die kleineren Absatzgebiete der Provinzialstädte zu Gunsten der mit Verlagsdepöts oder festen Lagern versehenen Hauptstädte eingchen, — ob die Herren Verlegerder Mitarbeit des Kleinhändlers bedürfen oder an dem Kataloge des groß städtischen Spezialisten sich genügen lassen können: — diesen Fragen ernstlich näher zu treten, ist an der Zeit. In den Augen des Publicums gilt der den Ladenpreis For dernde bereits sür unreell, — der frei operirende Commissions händler der großen Stadt, welcher vom Verlagsdepot seinen Bedarf rasch entnimmt und an die Kunden losschlägt, als der reelle Mann. Nur bei der bisherigen Passivität des Ehrlich-Unreellen konnte der Unehrlich-Reelle auch von auswärts seine Bezüge derart häufen, daß ihm, bei aller Schleuderei, ein kleiner Nutzen blieb. Also endliche offene Entscheidung, ob freier Merkan tilismus, oder entschiedenes Vorgehen gegen die wenigen Firmen, welche die Verlagspreise gewohnheitsmäßig derart unterschreiten, daß der Preisnachlaß nicht mehr ein Benefiz für größere Entnahme oder Baarzahlnng, sondern als eine erhebliche, dem Verleger hohnsprechende Reduktion derselben erscheint. 2. Miscellcn. Goethe-Feier in Wien. — Wie im Jahre 1881, gelegentlich des 100jährigen Todestages Lessing's, nahm auch der „Buchfink" in diesem Jahre Veranlassung, den fünfzigsten Todestag Goethe's durch die Veranstaltung eines würdigen Goethe-Abends zu feiern. Eröffnet wurde die Feierlichkeit mit einem Vortrage des Hrn. Gust. Kleinstück über: „Goethe in seinem Verhältnisse zu Cotta". Es war von dem Vortragenden ein Wagniß, dieses Thema zu wählen, da ja bekanntlich über das Berhältniß Goethe's zu Cotta nicht viel bekannt ist und die Schätze des freiherrlich Cotta'schen Archives un zugänglich sind; umsomehr mußte man überrascht sein von der Mei sterschaft, mit welcher Hr. Kleinstück diese schwierige Aufgabe zu lösen wußte. Er mußte sich nothgedrungen nur daraus beschränken, was ans dem Briefwechsel Schiller's mit Cotta einerseits und Goethe's mit Schiller und Sulpiz Boisseröe andererseits zu ent nehmen war. Das Hauptmoment des Vortrages bildete sohin die Schilderung des Verhältnisses zwischen Goethe und seinem Verleger und sehr anziehend wußte der Vortragende zn erzählen, wie zuerst Schiller und nach dessen Tode Boisserde die für Goethe so delikaten Honorarfragen und Verlagsverträge vermittelten und immer wieder zu allseitiger Befriedigung zum Abschluß brachten. Aus dieser spär lichen Grundlage und ohne daß ihm anderweitige Quellen zur Ver fügung standen, mußte Hr. Kleinstück seinen Vortrag ausbanen; daß es ihm trotzdem gelang, ein lebendiges Bild der Beziehungen des großen Dichterfürsten zu seinem Verleger zu entwerfen, muß man ihm doppelt hoch anrechnen, und die Versammlung belohnte die fleißige Arbeit durch verdienten brausenden Applaus am Schluffe des Vortrages. — An diesen schloß sich noch eine Reihe musikalisch- deklamatorischer Vorträge, sämmtlich aus Goethe's Werken, an. Unter Anderem wurde zur Aufführung gebracht und von Vereins- Mitgliedern dargestellt: die große Scene aus Egmont (2. Act), in welcher Hr. Lippert als Egmont eine Glanzleistung bot; ferner das Vorspiel zum Faust, wobei Hr. Rehbay den Direktor dar stellte und aus dieser Rolle ein wahres Cabinetsstückchen zuwege brachte. Eine junge Dame, ebenfalls dem Buchhandel angehörig, brachte einige Goethe'sche Gedichte meisterhaft zum Bortrage und erst nach 12 Uhr schloß die schöne und erhebende Goethe-Feier. — Der Vorstand des „Buchfink" kann stolz sein auf das Bewußtsein, das Andenken des größten Dichters in der würdigsten Weise geehrt zu haben. Wien. I. Eisenstein.
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