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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 10271 nahmen, wie auch sonst an dem excenirischen Wesen meines Prinzi pais, das mir gleich anfangs wenig Zutrauen einflößte.. Nach der Vorstellung bei dem zur Messe in Leipzig anwesenden Prinzipal trat Jügel die Reise nach Hamburg an, um von dort allerdings nach kurzer Frist wieder nach Berlin zuriickzukchren, da Vollmer durchaus nicht der richtige Lehr herr für ihn war. Doch hören wir ihn selbst: -In Hamburg sollte ich mein buchhändlerisches Ora st llabora beginnen: das ging inzwischen nicht so glatt ab, wie ich es mir geträumt hatte. Das junge Etablissement meines mir zugedachtcn Lehrherrn war in Hamburg eine noch unbekannte Größe und es brauchte einige Tage, bis ich der Firma -Gottfried Vollmer» hab haft werden konnte. Derselbe war Herausgeber und teilweise auch Verfasser jenes damals berüchtigten, die französische Revolu tion propagierenden Journals -Das graue Ungeheuer-, dessen schauerlicher Titel sich so auf den Herausgeber übertragen, daß derselbe mehr unter diesem wie unter seinem eigenen in Ham burg bekannt war. An den Brüsten dieses politischen Ungeheuers sollten sich nun meine, in Berliner Blau gefärbten Gesinnungen heransäugen, die sich jedoch bald gegen die scharfe Beiße revoltierten, mit der hier alles übergossen wurde, was ich in meinem Preußen tum für unantastbar zu nehmen gewöhnt war. Zudem wurde ich bald inne, daß inmitten dieser radikalen Elemente, die mich umgaben, von Erlernung eines regelrechten Geschäftbetriebes keine Rede war; ich klagte demnach meinem würdigen Freunde Perthes mein Leid, der dann auch sofort meine Eltern vcranlaßte, mich wieder heimkehren zu lassen. - So kehrte Jügel nach Berlin zurück, um dort seine Lehrzeit in der Buchhandlung Wilhelm Oehmigke d. Jüngere zu vollenden. Hier in Berlin erlebte er den Aufschwung, den die deutsche Litteratur gerade damals nahm. So schreibt er: -Es war eine schöne erhebende Zeit, die den Wissenschaften alle jene geistigen Quellen öffnete, aus denen ihre Nachkommen geschöpft und alle die duftenden Geistesblüten entfalteten, die, jede mit eigentümlichen Reizen ausgestattet, dem weiten Gebiete der Dichtung entsproßten. Jede dieser neuen Produktionen stei gerte den Enthusiasmus des lesenden Publikums, und mit Un geduld wurde den neuen Meßkatalvgcn entgegengesehen, die Kunde brachten, was von diesem oder jenem Autor zu erwarten stand.- Er teilt daun ein sehr interessantes Fragment einer Namenliste mit von Autoren, deren Werke bei seinem Ein tritt in den Buchhandel (1797— 98) als hervorragendste Er scheinungen galten. Jügel kniipft an dieses Verzeichnis eine längere Betrachtung, führt darin aus, daß jeder mit ihm Bekannte es ihm bestätigen würde, daß er nur Notabilitäten citiert, die ein glänzendes Andenken hinterlassen haben. Er führt dann folgende Namen auf: Für Theologie: Ammon, Dapp, Döderlein, Dräseke, Ewald, Flatt, Griesbach, Henke, Herder, Hermes, Niemeyer, Plank, Rau, Reinhard, Rosenmüller, Schwarz, Seiler, Snell, Teller, Zollikofer. Für Philologie und Pädagogik: Adelung, Campe, Creuzer, Funke, Heinsius, Galletti, Lofsius, Mangclsdorsf, Niemcier, Oertel, Ostertag, Salzmann, Schlözer, Splittegarb, Vollbeding. Für Philosophie: Bouterweck, Busse, Fichte, Heydcnreich, Hoff- bauer, Jacob, Kant, Kiesewetter, Krug, Mellin, Niethammer, Pockels, Pölitz, Schelling, Tennemann, Tiedemann, Tieftrunk. Für Jurisprudenz: Claproth, Danz, Feuerbach, Glück, Grol- mann, Hoffacker, Hugo, Klein, Kleinschrod, Paalzow, Quistorp, Roth, Thibaut, Weber, Wiese. Für die Naturwissenschaften: Bechstein, Vlumenbach, Crell, Gehler, Gmelin, Jacquin, Koch, Lampadius, Neuman», Panzer, Reimarus, Sprengel, Sturm, Suckow, Wildenow. Für Medizin: Arnemann,- Baldinger, Bernstein, Calliscn, Clossius, Girtanner, Hufeland, Josephi, Lader, Metzger, Plouquet, Reil, Richter, Sabatier, Sömmering, Stoll, Struve, Tissot, Tode, Trommsdorff, Weickhardts. Für Geschichte und Biographie: Archenholz, Baczko, Creuzer, Feßler, Galletti, Gatterer, Genz, Meißner, Merkel, Meusel, Moser, I. und I. G. v. Müller, Nitsch, Panzer, Posselt, Pütter, Renner, Schiller, F. Schlegel, Schlichtegroll, Schlözer, Schröckh, Spittler, Störer, Westenrieder, Wolf, Woltmann, Zschokke. Für Aesthetik: Bouterweck, Ernesti, Ersch, Gurlitt, Humboldt, Ramdohr, Sulzer, Winkelmann u. s. w. -Die schöne Litteratur ist in meinem Verzeichniß durch Werke folgender gleichzeitiger Dichter und Autoren vertreten, nämlich: W. G. Becker, Bentzcl-Sternau, Bouterweck, Dusch, A. G. Eber hard, Engel, Falck, Feßler, Gleim, Göthe, Heinse, Hölderlin, Jff- land, Jünger, Klopstock, Kotzebue, Lafontaine, Langbein, Laun (Fr. Schulz), Matthisson, Meißner, Jean Paul, Sophie La Roche, Rochlitz, Schiller, Schink, Schlegel, Seume, Starcke, Steigentesch, Tieck, Voß, Wieland. -Von Göthe erschien bei Vieweg in Berlin dessen -Herrmann und Dorothea- in Form eines Taschenbuchs auf das Jahr 1798. Es war dieses eine der ersten dieser Neujahrsblüthen, die sich auch durch ein geschmackvolles Äußere auszeichneten, worauf damals im Ganzen noch nicht viel gegeben wurde. Der Erfolg war wie begreiflich ein glänzender, und Vieweg hatte das dafür gezahlte, damals für hoch erachtete Honorar von 100 Friedrichsd'ors nicht zu bereuen. Im Jahre darauf gab derselbe Verleger -Genz, Ge schichte der Maria Stuart- in ähnlicher Weise als Taschenbuch heraus. Schiller war mit seinen historischen Memoiren, sowie mit der Herausgabe der -Horen- und seines -Musen-Almanaches- beschäftigt, wovon gerade der zweite Jahrgang erschien. Welch ein Unterschied zwischen den heutigen, von Gold und Seide schimmernden Lsspsalrss und diesem so schlicht und einfach sich darbietenden Dichterstrauß, der dennoch aus den schönsten Blüten gewunden, vom Publikum stets mit Ungeduld erwartet wurde. Im folgenden Jahre erschien Schillers -Don Carlos-, sowie seine -Maria Stuart». Göschen in Leipzig, der zuerst den typo graphischen Geschmack neu erweckte, verherrlichte Klopstocks -Oden- durch eine Prachtausgabe in zwei Bänden in 4". mit trefflichen Kupfern zum Preise von 20 Thalern. -Wielands leichtfertiger Genius war bereits ernsteren Studien gewichen, die ihn mit der Herausgabe seines -Attischen Museums beschäftigten. — Tieck brachte -Sternbold's Wanderungen-, Jean Paul seine -Palingenesien- und den -Hesperus- in neuer Aus gabe. Von Feßler erschien -Marc Aurel-, von Voß eine neue hübsche Ausgabe seines lieblichen Gedichts -Louise». — -Das Feld der Roman-Litteratur befand sich zur Zeit teil weise noch im Urzustände. Eine Masse dorniges Gestrüpp und Unkraut entwucherte dem fruchtbaren Boden, unter dem mancher Wildling bei gehöriger Veredelung hübsche Früchte getragen haben würde. Ritter-, Räuber- und Geistergeschichten waren an der Tagesordnung, unter denen die von Cramer, Spieß, Schlenkert, Veit Weber (L. Wächter) u. s. w. den Zulauf der Menge hatten. -Friedlicherem Samen entsproßten die häuslichen Gemälde von Starcke, Lafontaine, der Unger, Rochlitz u. s. w., sowie die Bilder frischer Laune von Jünger, Langbein u. s. w., und wenn auch die neuere Kritik oft ein hartes Urtheil über sie, besonders über Lafontaine, gefällt, so darf man ihnen doch auch manches Verdienst und besonders das nicht absprechen, daß sie dem wilden Geschmack eine andere und bessere Richtung gaben. Ihre noch frische Phantasie erfand manch hübsche Situation, die noch heute unter moderner Behandlung ihr Glück machen würde. -Lafontaine war lange Liebling des Publikums, und jeder seiner neuen Romane ein literarisches Ereigniß. -Zu den neuen Productionen der höheren Cultur zählte Bouterweck's -Graf Donamar- in neuer Ausgabe, sowie ver schiedene andere Neuigkeiten von W. G. Becker, I. I. Dusch, Heinse, Meißner, Sophie La Roche, I. F. Schinck und die Fort setzung von Schiller's -Geisterseher-, und endlich jene drei literarischen Curiosa, die so vieles Aufsehen erregten, nämlich: die -Jobsiade-, Schlegel's -Lucinde- und -Rinaldo Rinaldini-, der die Herzen aller Weiber eroberte. Diese mochten übrigens wohl schon damals, nicht mehr so recht capitelfest sein, denn das Buch -Elisa, oder das Weib, wie es sein soll- erschien bereits in seiner dritten Ausgabe und wurde ungemein empfohlen. — -Ein weiteres Curiosum war außerdem noch die ominöse Firma -Köln, bei Peter Hammer-, hinter welcher sich alle uncensirte Sünden zu verstecken pflegten. Im Übrigen strich oder verstümmelte der heilige Rothstift des Censors damals allerdings wohl manchen zu kühnen Gedanken; aber so gründlich ertödtete er dieselben doch nicht, wie es die heutigen Präventivgesetze mit dem Damokles schwerte thun, das sie über dem Haupt unserer Preßfreiheit auf gehängt. -Die Unterhaltungs-Lectüre hat seit jener noch urkräftigen Zeit mehrere Phasen durchlaufen, bei denen zum großen Theil das Ausland den Ton angegeben. Die deutschen Productionen haben Mühe gehabt, sich dabei oben zu erhalten, und jemehr wir uns der Neuzeit nähern, jemehr sehen wir Erfindung und Gedanken darin in der Form aufgehen. Die Kunst, zu schreiben, hat im Allgemeinen große Fortschritte gemacht; aber ihre Werke gleichen meistens einem bunten Camelia-Flor; hübsch in Zeichnung und Farbe, aber ohne Duft; man müßte sich denn durch das Patschouli der Salons oder den pikanten Düften der niederen Sphäre täuschen lassen, von denen sie häufig in der einen oder anderen Weise durchweht sind.- Die weiteren Auslassungen des Verfassers, dessen manch mal nicht ganz richtige Schreibart der Namen ich beibehielt, über Theater und Musik übergehe ich hier, möchte jedoch 1353*
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