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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1904
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- Deutsch
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806 Sprechsaal. ^ 19, 2L Januar 1904. Und was sind denn die Bestellungen der Grossisten anderes, als ein Zusammenlegen der Aufträge ihrer Klienten, deren Tätigkeit gerade den Sortimenter aufs empfindlichste beeinträchtigt, weil sie sich lediglich seiner sogenannten Brotartikel bemächtigen und ihm lächelnd das Tragen nach ihrer Meinung unproduktiver Spesen überlassen?! Ebenso ist es allgemein bekannt, daß Grossogcschäfte Vertriebs- material^ an ersten ^Heften, ersten^ Halbbänden und sogar Bänden schätzen gewöhnt morden ist und ihren Inhalt leider oft genug für gleichwertig mit Makulatur hält. In dem Maße aber, wie die Geschäfte der Grossisten und ihrer Klienten in den letzten Jahrzehnten an Ausdehnung ge wannen, mußten die Sortimentsbuchhandlungen sich im Novitäten- bezug^ mehr und mehr^ einschränkcn, weil dic^ festen Aufträge, schäftsgang und das Jneinandergreifen der verschiednen Arbeiten zu gewinnen. Auch hier gilt: Der Mittelweg ist der beste. Wer im Zweifel ist, ob der Sortimentsbuchhandel kauf männisch betrieben werden kann, der schlage eine beliebige Seite in den Hinrichsschen oder Kayscrschen Bücherkatalogen auf und frage sich bei jedem der alphabetisch geordneten, also dem Inhalt der Bücher nach bunt durcheinander gewürfelten Titel: Kann plare in kurzer Frist zu verkaufen und keinerlei Verlust/ zu erleiden durch langes Lagern oder gar Unverkäuflichkeit des Buches? Es werden ^ überraschend^ wenige Bücher sein, bei Risiko des Sortimenters ein entsprechend hoher Gewinn an dem einzelnen Buche gegenüberstehen. Daß, wie es jetzt oft der Fall ist, ein einziges liegen bleibendes den Nutzen an drei oder mehr verkauften Exemplaren aufzehrt, dürfte dann zu den Unmöglich keiten gehören. Die Verleger würden aber mit der Festsetzung eines so hohen Ladenpreises, daß den kaufmännisch rechnenden Sortimentern ein genügend hoher Rabatt als Äquivalent für ihr Risiko geboten wäre, die Verkäuflichkeit ihrer Verlagsartikel nur beeinträchtigen, wenn nicht gar in Frage stellen. Oder endlich der Ladenpreis müßte ganz fallen. Es braucht wohl kaum ausgeführt zu werden, welchen Einfluß die Aufhebung des Ladenpreises auf unsre bewährten Bücherkataloge ausüben würde. Sollen die Kataloge Preise überhaupt nicht angeben? Wäre damit ein Zustand geschaffen, den unser bücherkaufendes Publikum gegenüber dem jetzigen für erstrebenswert halten könnte? Oder welche Preise sollen die Kataloge angeben? Jedenfalls keine leger dem Abnehmer einer Partie einen wohlfeilern Preis stellt, als den Käufern einzelner Exemplare. Montanistische Literatur würde man dann in Eisleben, Clausthal, Leoben, Zwickau billiger kaufen als anderwärts, nautische am wohlfeilsten in den Hansa städten usw., soweit nicht etwa besonders aussichtsvolle Nova von Großaufkäufern erworben und selbst in die genannten Städte zu Preisen ans Publikum geliefert würden, mit denen die dortigen Sortimcntsbuchhändler nicht in Wettbewerb zu treten vermöchten. Kurz, die Aufhebung des Ladenpreises würde ?em Einzug eines dem Ansehen des Buchhandels gewiß nicht förderlichen Schacher geistes Tür und Tor öffnen. Wenn nicht schon in zahlreichen Aufsätzen nachgewicsen wäre, welchen günstigen Einfluß das Konditionsgeschäft des deutschen Buchhandels auf den Bücherabsatz ausübt, so würden die treff lichen Ausführungen, die Herr Artur Seemann in den Nrn. 11 und 12 des Börsenblatts 1904 gegeben hat, jeden Zweifel in dieser Richtung beseitigen müssen. Ausschließlich Sache des Ver legers ist es, das Risiko eines Verlagsartikels zu tragen. Der Sortimenter soll ihn mit seinem Wissen und seinen Kata logen, mit den Kenntnissen, die er in seiner Praxis in bezug auf die Literatur und in bezug auf das bücherkaufende Publikum erwirbt, durch Ansichtssendungen und Empfehlungen*) helfen, dies Risiko womöglich zu einem Gewinn zu führen. Muß sonach das Konditionsgeschäft als eine notwendige Eigentümlichkeit des Geschäftsverkehrs zwischen Verlag und Sorti ment gelten, bei der die Sortimenter erhebliche Opfer an Zeit, Arbeit und Geld bringen^ so erscheint es gerecht und billig, daß Um so mehr wird es dieser aufs dankbarste anerkennen müssen, daß die Firma I. I. Weber energisch den ersten Schritt getan hat, den jetzigen unhaltbaren Verhältnissen zwischen dem Ver lagsbuchhandel und den Vermittlern seines Geschäftsverkehrs mit dem Publikum abzuhelfen. Die Firma I. I. Weber hat im Oktober 1903 bekannt gegeben, daß sie ihren Verlag an Grosso- buchhandlungen nicht mehr liefert. Die Klienten solcher werden sich nun an die Verlagsfirma selbst wenden müssen, und diese wird entscheiden, ob überhaupt und welchen Rabatt sie dem Be steller einräumen will. Wenn Herr Rudolf Heinze in Dresden wiederholt von einer Zertrümmerung der Zwergbetriebe im Sortimentsbuchhandel »sprachen und geschrieben hat, so möchte ich diesen außerordent- ich hart klingenden Ausdruck nicht adoptieren. Auch vor Ein führung der Gewerbefreiheit haben Buchbinder hier und da Bücher besorgt. Diese kleinen Nebengeschäfte wird man ihnen auch künftig nicht mißgönnen; aber sie müssen in Grenzen bleiben, die den Sortimentsbuchhandel nicht lahm legen. Und so darf ich meinen Ausführungen wohl an dieser Stelle ein Zitat aus meinem Aufsatz »Buchhandel und Bücherpreise einfügen, der im Börsenblatt vom 7. August 1903 Aufnahme gefunden hat ausgeht, dessen Organisation zu untergraben. Verkümmert das Konditionsgeschäft zwischen Verlag und Sorti ment noch weiter als bisher, so wird der erstere enorme Geldmittel aufwenden müssen, um seine Artikel dem Publikum bekannt zu machen, ohne doch einen wirklichen Ersatz zu finden für die Leistungen buchhandel in seiner Arbeit wirksam zu schützen! Der Weg, den die Firma I. I. Weber in Leipzig mit ihrem tatkräftigen Vor gehen gezeigt hat, dürfte am ersten dazu führen, den Genuß des Verlegerrabatts auch wirklich denen zukommen zu lassen, die ihn mit ihrer Arbeit für den Verlag treulich verdienen. Leipzig. Paul Beyer.
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