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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- LDP: UB Freiberg Druckschriften
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Nichtamtlicher Teil. 2433 ^ 61, 15. Marz 1904. sogenannte Restbuchhandel ist znin förmlichen Geschäfts zweig geworden — der Anfang des Trödels. Die Bücherschc Charakteristik des Buchs als Ware ist eine Begriffsentwicklung, die nicht in die Materie hinein, sondern daneben führt. Ich bin daher genötigt, zur bessern Verständigung die Begriffsbestimmung zu wieder holen, die ich im ersten Artikel gegeben habe. »Das Buch — sage ich dort — ist kein Natur-, sondern ein Geistesprodnkt und als solches individuellen Ursprungs und individueller Bestimmung. Darin liegt es be gründet, daß literarische Neuigkeiten fast ausnahmslos durch den größtmöglichen Aufwand von Inseraten und Reklame mitteln nicht in Umlauf gebracht werden können. Bücher, solange sie nicht bekannt und anerkannt sind, müssen ver trieben, in natura vertrieben werden.« Wohlverstanden! die reichlich 25 000 Bücher und Teile von Büchern, die gegenwärtig alljährlich erscheinen, sind Geistesproduktc nur insoweit, als es keine Naturprodukte sind. Der Warenhandel hat es nun seinerseits nicht allein mit Natur-, sondern auch mit Kunstprodukten im technischen Sinne zu tun. Derartige Kunstprodukte sind im obigen modifizierten Sinne ebenfalls geistigen Ursprungs, so auch die Tapete, auf die Bücher u. a. verweist. Die Tapete wird damit aber noch nicht zur Bücherware. Das Buch ist geistigen Ursprungs und individuell-geistiger Bestim mung, die Tapete dagegen ist geistigen Ursprungs und materieller Bestimmung. Damit hängt es zusammen, daß die Tapete nur an den Handel vertrieben wird! der Handel beschränkt sich aber bei der Tapete wie bei allen Wnrengegenständen materieller Bestimmung auf die Feil halt nng. Das Buch würde bei bloßer Fcilhaltung übel fahren; es muß an seine Interessenten und mutmaßlichen Käufer in natura vertrieben werden. Diese Art Vertriebs tätigkeit läßt sich nicht, woran Bücher Glauben hat, durch Prospekte, Inserate u. dgl. ersetzen. Das Buch ist individuellen Ursprungs und individueller Bestimmung; es muß gesehen werden, ehe dem Bücherfreunde der Kauf zu- gemutct werden kann. Zeugnis dessen ist der Ursprung der Ansichtssendungen neuer Erscheinungen; sie find gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts aufgekommen, aber keineswegs aus der Ini tiative der Geschäftswelt hervorgcgangen. Im Gegenteil, die Geschäftswelt beobachtete Zurückhaltung gegen das wachsende Verlangen der Bücherfreunde, literarische Neuig keiten erst zu sehen, ehe sie sich für den Kauf entscheiden könnten^ den Bücheranzsigen der gelehrten Zeitungen sei nicht zu trauen; das seien gewöhnlich nur Reklamen im Interesse der Verleger und Autoren. Im neunzehnten Jahrhundert sind die Ansichts sendungen znin allgemeinen Vertriebsmittel des Sortiments- Handels und durch den Übereifer namentlich junger Sorti menter teilweise zur Plage des Publikums geworden. Es gibt aber auch Ansichtssendungen älterer Erscheinungen. Sie geschehen in jedem einzelnen Falle auf Verlangen des Publikums. Kein Bnchladen, und wenn er noch so große Gestalt annehmen wollte, ist imstande, dieser unberechen baren Nachfrage auch nur entfernt durch seine Vorräte zu dienen. Das Gewünschte muß fast ausnahmslos erst vom Verlagsort oder vom Hauptkommissionsplatz Leipzig ver schrieben werden. Zur nächsten Ostermesse geht dann wieder ein guter Teil dieser ältern Erscheinungen als nicht abgesetzt an die betreffenden Verleger zurück. Wenn man Bücher vom Verleger tonditionsweisc ver langt, die seit längerer oder kürzerer Zeit nicht mehr zu den Novitäten zählen, so bekommt man gewöhnlich Exem plare geliefert, die auf dem Umschlag schon eine oder zwei Preisauszeichnungen fremder Sortimentshandlnngen tragen, Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. von Firmen, die ihren Geschäftssitz möglicherweise weitab, vielleicht sogar im Auslande haben. Das betreffende Exemplar hat also unter Umständen seine dritte Ausreise angetrcten, um sich einem Kaufwilligen zu zeigen, ohne sicher zu sein, ob es nun auch seinen Käufer an ihm finde. Die Frage wäre am Platze, wer denn in solchen Fällen die Transport- und Geschäftsspesen trage. Der deutsche Buch handel weiß in solchen Fällen von Transport- und Ge schäftsspesen nichts; er geniigt einfach einer Anforderung des literarischen Verkehrs. Bücher rügt, daß in alten Zeiten die Bücher bei uns in rohen Bogen ausgegeben worden seien, und das Publikum habe sich diesen Handelsbrauch mehr als drei Jahrhunderte lang gefallen lassen. Diese Zeitlänge genügt, um annehmen zu können, daß das damalige Publikum gewußt hat, warum cs sich diesen Brauch gefallen ließ. Abgesehen von den Bedingungen des Tauschhandels, darf man sich nur der alten Buchbindcrvorrechte erinnern. Selbst dem Höllischen Waisenhause, das als Wohltätigkeitsanstalt vom Privilegien wesen so stark begünstigt wurde, gelang es nicht, auf eine Buchbinderei privilegiert zu werden. Das Gcneral- privilegium von 1698 und 1702 lautet auf einen »Buch laden, Druckerei und Buchbinder«. Daß mit dem »Buchbinder« die Beschäftigung einer einzelnen Arbeits kraft gemeint und den Zwecken des Waisenhauses damit nicht gedient war, läßt sich daraus schließen, daß es von diesem Zugeständnis keinen Gebrauch gemacht hat. Anderseits waren die Buchbinder darauf beschränkt, nur mit gebundenen, nicht mit ruhen Büchern handeln zu dürfen. Der Handel mit Büchern im rohen Zustand war ein Vor recht der auf Tausch ausgehenden Svrtimcntsbuchhandlnngcn, die im Ansehen des Großhandels standen. Erst im neunzehnten Jahrhundert, fährt Bücher fort, habe man dem deutschen Publikum nach französischem Vor bild die kleine Konzession gemacht, die Bücher broschiert anszugeben, und dabei sei es für die große Masse der lite rarischen Produktion bis auf den heutigen Tag geblieben. Hoffentlich bleibt es noch länger so. Denn der Brauch der Broschüre ist der Ausfluß der Grundbedingung des lite rarischen Verkehrs; das Buch muß in natura vertrieben werden. Wie sollte dieser Grundbedingung genügt werden können mit eleganten Kaliko- und Halbfranzbänden, nament lich bei wiederholter Versendung der nämlichen Exemplare eines Buchs? Die Verkennung der Natur der Bücherware erklärt es, daß Bücher sich weder mit der deutschen Organisation und ihrem Geschäftssystem, noch mit der grundlegenden Be deutung des Sortimentshandels abzufinden vermag. Ein andrer Umstand wirkt dabei vollends verwirrend; er unter scheidet entweder gar nicht oder doch nicht genügend zwischen regulärem und irregulärem Buchhandel. Um den regulären Buchhandel handelt es sich bei den bewegenden Fragen lediglich. Nach ihm (S. 17) haben wir 6773 Sortimentsbuch handlungen. Davon weiß der deutsche Verlagshandkl nichts. 1000—1200 Konten gelten bei ihm schon für viel. Mehr als 1200 stehende Verbindungen gehören zu den Seltenheiten. Ich nehme an, daß die Zahl der regulären Sortimentsbuchhandlungen in den drei Ländern deutscher Zunge und ihrem internationalen Anhang, soweit sie ständig mit dem regulären Verlagshandel verkehren, nicht viel über 1800 Firmen beträgt. Der große Rest, den Bücher den Sortimentsbuchhandlnngen beizählt, setzt sich neben den Antiquaren, Kolportagehändlern, Kunst- und Musikalienhandlungen aus Buchbindern und Schreibmate- rialicnhändlern zusammen, die im Nebenerwerb Bestell anstalten für festen literarischen Bedarf bilden. Früher 323
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