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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1904
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- Deutsch
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psf Sl, 15. März 1S04. KichmnMlcher Tel!. 2435 und England können auch auf geistige Zentren verweisen; aber was diesen Hauptlitcraturländern zu einer derartigen literarischen Befruchtung der Provinz fehlt, sind drei not wendige Voraussetzungen: I. eine Verkehrsorganisativn nach Art der drei Länder deutscher Zunge; 2. ein der Natur der Bücherware angepaßtes Geschäftssystem nach Art des Könditionsgefchäfts und endlich 3. ein fachmännisch geschulter Sortimentsbuchhandel nach deutscher Tradition. Mit jeder dieser drei notwendigen Voraussetzungen zur Entwicklung eines Vollbuchhandels im Lande liegt Bücher im Prozeß. Nach Schilderung der deutschen Organisation sagt er Seite 28; »Wann und wie die hier geschilderte Organi sation des deutschen Buchhandels entstanden ist, bedarf nicht weitläufiger Auseinandersetzung. Sie entstammt dem Zeit alter der Postkutsche und des Frachtwagens, usw.«. Damit soll angedeutet sein, daß die Organisation gleich der Post kutsche und dem Frachtwagcn für heutige Verhältnisse nicht mehr passe. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Organisation und der Vervollkommnung der öffentlichen Verkehrsmittel besteht allerdings, aber in andrer Weise, als Bücher denkt. Je mehr sich die öffentlichen Verkehrs mittel vervollkommneten, um so vollkommener wurde die Organisation in ihren Leistungen. Die Entwicklung des Kommissionsgeschäfts gibt hierfür deutliche Fingerzeige, z. B. in der Abstoßung der Nebenkvmmissionsplätze. Auf dem IV. Internationalen Verleger-Kongreß, der vom 10. bis 13. Juni 1901 in Leipzig tagte, kamen die hier behandelten drei Voraussetzungen für die Entwicklung des Buchhandels im Lande mehr oder weniger zur Erörterung, wurden mindestens gestreift. Zum ersten Punkt, die Organi sation betreffend, protestierte Hetzel-Pnris gegen die An nahme, daß in Frankreich keine Organisation bestände. Heinemann-London wies ebenfalls wiederholt darauf hin, daß England und Amerika nicht ohne Organisation seien. Nach Hillger-Berlin erfreut sich auch der russische Buch handel dieses Vorzugs. Von italienischer Seite äußerte sich niemand. Indes kann man wohl annehmen, daß keins der in Betracht kommenden Länder ohne buchhändlerische Organi sation ist. Damit sind aber im Ausland immer nur Koali tionen zur Wahrung des Bücherpreises gemeint — die Lebensfrage für den Buchhandel aller Welt. Von einer V erkchrsorganisation, war auf dem Kongreß keine Rede. Sic ist spezifisch Sache des deutsch - internationalen Buch handels, also der drei Länder deutscher Zunge nebst Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Schweden-Norwegen und Deutschrußland. Zum zweiten Punkt, dem Konditionsgeschäft, bemerkt Bücher Seite 36: »In Wirklichkeit ist das reine Konditions system heute im Aussterben begriffen«. Unter reinem Konditionssystem versteht er unverlangte Novitäten- sendungen. Ob Sendungen verlangt oder unverlangt beim Sortimenter eingehen, hat mit dem Wesen des Konditions- systems nichts zu tun. Seite 42 behauptet er, daß »beide Teile, Verleger und Sortimenter, mit dem Handelsbrauch der Versendungen L conditio» wenig zufrieden seien.« Um gekehrt: der Verlagshandel beklagt sich darüber, daß der Sortimenter unter den Wirkungen der Gewerbefreiheit von den Novitäten-Zirkularen zu wenig Notiz nimmt. Das Überraschendste an dem jüngsten Internationalen Verleger-Kongreß war die Wahrnehmung, zu welchem An sehen das Konditionssystem im Ausland gelangt ist. Der englische Referent Heinemann, Vertreter desjenigen Landes, das am meisten im Ruf steht, den Buchhandel kaufmännisch zu betreiben, zeigte viel Meinung fiir das System, ja er gestand, selbst Versuche damit gemacht und 30 Prozent Absatz erzielt zu haben. Fisher Uuwiu - London erklärte, daß es in England nichts neues sei, l« condition zu liefern; besonders Zeitschriften und populäre Literatur würden in dieser Weise vertrieben. Das in Aufnahme kommende dlst-1'rics-System werde zum L condition-System hinführen. Für die allgemeine Durchführung desselben machten sich aber die Engländer Sorge um ihre schönen farbcnleuchtenden Kalikobände, in denen die Bücher bei ihnen ausgegeben werden, ein Brauch, der mit der kaufmännischen Behandlung der Bücherware im Zusammenhang steht. Bedauerlicherweise meldete sich in dieser wichtigen Frage kein Franzose zum Wort. Frankreich steht im Ansehen, dem Konditionssystem stark Konzessionen zu machen, deshalb auch die Broschüre bei der ersten Ausgabe seiner Bücher. Die Broschüre ist das Symbol des Konditionsgeschäfts. Selbst Spanien ist dem System ergeben. Bailly- Baillidre-Madrid berichtete, daß in Spanien die Bücher mit 20 Prozent in »Kommission- geliefert würden Die Fracht trage der Verleger. Nach Amerika gewähre der Ver leger 25 Prozent Rabatt, belaste aber die Fracht. Bei sechsmonatlicher Abrechnung werde ungefähr der vierte Teil abgesetzt. Bezüglich der übrigen Länder bemerkte Heinemann- London: »Ich nehme an, daß im allgemeinen alle neuen Bücher dem Sortiment in Kommission gegeben werden in Deutschland und Frankreich und vielleicht mit Ausnahme Italiens in den meisten andern kontinentalen Ländern der Berner Konvention. Anderseits wissen Sie, daß wir in England eigentlich niemals Bücher L conäition versenden.- Der deutsch-internationale Verband beruht vollständig auf dem Konditionssystem. Zu den überzeugtesten An hängern desselben gehören unsere Verbündeten in den nord europäischen Staaten. Ein schwedischer Buchhändler erzählte mir vor langen Jahren, daß der Norden dies System viel gründlicher ausnutze als Deutschland, und machte mir dabei Mitteilungen über die Ausdehnung des Disponendenbrauchs, die nur durch besondere Landesverhältnisse zu erklären waren. Lambrechts-Christiania bestätigte auf dem Kongreß den Hang zum Konditionssystem fiir Norwegen. Es stehe dort in voller Blüte. Selbst Schulbücher würden L cond. gegeben und alle Neuigkeiten unverlangt an sämtliche Mit glieder des Buchhändlervcreins versandt. Drei Viertel des Lagers der dortigen Sortimentsbuchhändler sei Konditions lager. Hagerup-Kopenhagen sprach sogar die Meinung aus, daß in Dänemark zu viel L cond. geliefert werde. Zum dritten Punkt, der Notwendigkeit eines fach männisch geschulten Sortimentsbuchhandels, zeigten die Kongreß-Verhandlungen, daß dies Institut nur den Ländern des deutsch-internationalen Verbands eignet. Der englische Referent Heinemann bemerkte hierüber: »Es braucht nicht weiter ausgeführt zu werden, daß die Notwendigkeit — nämlich nach dem kaufmännischen System des englischen Buchhandels — die Bllchcr bar einzukaufen, die Sorti menter vorsichtig macht; so gibt es denn auch in England nur eine geringe Anzahl von Buchhandlungen, in denen ein repräsentables Bücherlager zu finden ist: faktisch gibt es keine Buchhandlung, die mit wissenschaftlicher Litera tur assortiert wäre; und gar eine internationale Buch handlung, wie Sie solche in jeder Stadt haben, gibt es in unserem ganzen Lande nirgends — ich bedauere, zu- gebcn zu müssen, daß in unserem Lande die Sortimenter im allgemeinen ihren Ehrgeiz bloß darin setzen, sensatio nelle Romane zu verkaufen, und daß sie keine Kenntnisse besitzen, die sie in stand setzen würden, sich auch mit schwierigerer Literatur hcrumzuschlagen.« Nicht viel anders als in England steht es in andern Ländern außerhalb des deutsch-internationalen Verbandes. Ruprecht-Göttingen berührte in seinem Referat über 323'
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