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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1904
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- Ausgabe
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- 1904-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1904
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- Deutsch
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2552 Mchtamtliitier Teil 64, 18. März 1804. vor, sie möchten entweder die vorrätigen Exemplare ihrer Werke gegen Erstattung dessen, was die Verlagskasse an sie noch zu fordern hätte, an sich nehmen, oder sie sollten der Verlagskasse überlassen, einen Käufer zu finden, wenn sie nicht vorzögen, selbst einen solchen für ihre Werke herbeizuschaffen. Doch behielt sich die Kasse auch in diesem Fall vor, von der Kaufsumme abzuziehen, was ihr der Autor noch schuldete. Sodann wurde die Druckerei an den Buchdrucker Solbrig von Leipzig für 1000 Taler verkauft. Von dieser Summe wurde die Hälfte bar angezahlt; der Rest sollte in zwei Raten ^ So konnten die Administratoren hoffen, sämtliche Gläubiger u befriedigen, wenn man ihnen Ruhe zur Abwicklung ließe; war och ein gewisser Betrag — 600 Taler hatten sich in bar vor gefunden — vorhanden! Man rechnete damit, daß die fünf Arrestgläubiger und Basedow ohne Rücksicht auf Priorität sich zur Entgegennahme von Teilabzahlungen bereit erklären würden, unter der Bedingung der Rückzahlung, falls das Gericht einem der Gläubiger die Priorität anerkennen würde. Dagegen erklärte sich jedoch Basedow. Er bestand auf seinem Schein, beanspruchte die Auszahlung des vorhandenen Geldes für sich allein und drängte auf Konkurserklärung. In ihrer Not wandten sich die Administratoren an den Fürsten, stellten ihm vor, daß bei einer Konkurserklärung alles gefährdet wäre und die Gläubiger fast alle ihr Geld verlieren würden; sie baten daher, um die Abwicklung der Geschäfte in Ruhe betreiben zu können, anzuordnen, daß auf ein Jahr aller Prozeß wider die Verlagskasse sistiert würde. Der Abrechnungs termin wurde dann nochmals hinausgeschoben, und am 9. Februar 1788 konnte endlich mit der Auszahlung an die Dessauer Arrestgläubiger und Basedow begonnen werden. Allem Anschein nach scheinen aber nur diese zu ihrem Gelde gekommen zu sein; die vielen auswärtigen Aktionäre, darunter Wieland, hatten das Nachsehen, wie aus einem Briefe des Dichters an Reich*) hervorzugehen scheint. Es heißt in diesem Schreiben: »Dermalen sFrühjahr l787j ist's den Dessauern bloß darum zu thun, noch etwas für ihre einheimischen Creditores heraus zu bringen; ich und die übrigen auswärtigen Actionärs haben keinen Heller zu erwarten, und ich glaubte 20 Louisdor zu gewinnen, wenn mir jemand 100 Thlr. um meine 10 Actien gäbe.« Jn der Aufstellung der Administration vom November 1787 wird angeführt, daß die Verlagskasse durch die Buchhandlung der Gelehrten einen Verlust von 6496 Talern erlitten habe, es scheint also, als ob diese kurz vorher sich endgültig aufgelöst oder Reiche, der ja laut dem Zirkular von Göschen für die frühern Handlungen haftete, sich insolvent erklärt habe. Im Ostermeßkatalog 1787 findet sich die Nachricht, daß die Verlags kasse gesonnen sei, die noch vorrätigen Exemplare ihrer Verlags werke insgesamt zu verkaufen, und in den folgenden Meß katalogen finden sich verschiedene Notizen über Verlagsübergänge an andre Verleger. — Ein Teil ist an Göschen übergegangen, der äter auch einen Teil des Vodeschen Verlags erwarb und dessen erlagsfirma nun etliche Werke trugen aus Handlungen, ge gründet, um den Buchhandel zu zähmen. Göschen war auch der Hauptcrbe jener Handlung, die so mutig durch einen ihrer Vertreter, 1787 starb Reich, und die Te^ilhaberin Mamsell Weidmann fesseln; der junge, tatkräftige Göschen trat die Erbschaft an, und in ihm verkörpert sich zum nicht geringen Teil der deutsche Buch handel im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Man könnte jetzt wohl, mid^mit einer gewissen Berechtigung und den Gelehrten in der Tat genützt hätte. Das scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein; wenigstens sind manche Briefe und Aktenstücke vorhanden, die das Gegenteil bezeugen und davon Kunde geben, daß die Gelehrten gern der Verpflichtungen ledig und zu ihren alten soliden Buchhändlern zurückgekehrt waren. Ich habe schon angeführt, daß verständige Gelehrte — es sind nicht geringe Namen der Gelehrtenwelt jener Tage — dem ganzen Unternehmen, der Gelehrtenbuchhandlung, vor allem aber der Ver- lagskassc, mit größtem Mißtrauen gegenüberstanden. So schreibt der Jenaer Professor Scheidemantel:**) *) Bücher, Selbstverlag S. 42. **) Bücher, Aus dem Verkehr e. dtschn. Buchhandlung. S. 18. »Rasend muß der Concipient sein, weil er weder den Über schlag des Risico, noch des Honorariums macht, überhaupt das ganze Bücherwesen nicht zu verstehen scheint. Freilich werden einige Narren, die nur auf Vorspiegelungen sehen, auf die Seite der Dessauer treten. — Endlich wird die ganze Gesellschaft bankrut, ^indessen kann doch einstweilen diese Windmüllerei auf Kieler Professors Hirschfeld schildern, das Bücher abdruckt.*) Ich will dabei gleich bemerken, daß es nicht allzu schwer sein dürfte, aus den Briefwechseln und Memoiren jener Zeit noch eine Fülle von Material herbcizuschaffen. Es liegt auch noch eine Unmasse unveröffentlichter Briefe vor — aber da es sich hier nur vor- um eine größere Schrift, so muß davon Abstand genommen werden. Der Brief vom 18. Februar 1785 lautet: »Ew. Hochedelgebohren wollen verzeihen, daß ich Sie diesmal mit einer persön- beiaehenden offenen Brief der Buchhandlung der Gelehrten zu stellen und zugleich den Betrag der einliegenden Anweisung auf 95 Thlr. 12 g. Gr. bey ihr einkassiren zu lassen und mir ge fälligst zu übersenden. Die Sache ist diese. Es ist bekannt, daß diese Buchhandlung in ihren Rechnungen sehr unordentlich ist. Als sie mir nach der letzten Ostermesse die Abrechnung zuschickte, mar darin der Empfang eines Paqucts von 480 Exemplaren Gartenkalender ausgelassen. Anstatt daß ich Geld von ihr er wartete, verlangte sie von mir eine Summe, die ich ihr schuldig seyn sollte, schickte Anweisung auf mich und verlangte Zahlung. Auf meine Erinnerung, daß sie 480 Exemplare ausgelassen^und wiesen. Hr. Prof. Heinze sowohl als Alle, die diese Dokumente gesehen, bezeugten einhellig, daß die Buchhandlung äußerst konfus oder unrichtig sei, und nothwendig die Zahlung zu leisten hatte. Weil ich mit diesen Leuten mich nicht in eine Correspondenz einlassen wollte, so übernahm cs Hr. Professor Heinze**), ihr ihr Unrecht zu beweisen und sie zur schuldigen Zahlung zu vermögen. Sie hat denn auch endlich unter dem 23. Dec. unter sehr demüthiger Äußerung sich verstanden, die Zahlung zu leisten, und Hr. Prof. Heinze hat ihr gleich darauf die Berechnung und das, was sie baar zu bezahlen hätte, vor gelegt. — — Allein nun erfolgen an Hrn. Heinze weder Briefe noch Gelder für mich. Ich sehe mich daher gcnöthigt, diesen Weg einzuschlagen, und da ich keinen gütigeren Freund in Leipzig habe als Sie, so bin ich so frey, Sie mit dieser Angelegenheit zu beschweren. Nach der Gesinnung eben dieser Buchhandlung würde ich noch lange auf die Zahlung zu warten haben, die sie nun beynah ein Jahr ausgehalten. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon gemeldet, daß diese Buchhandlung schon in einer Rechnung 100 Thlr. wieder ausstreichen müssen, die sie für mich an einen ganz unbekannten Namen ausgezahlt zu haben vor gab. Sie entschuldigte sich auf eine sehr naive Art, daß dies »Kiel, 18. Februar 85. Hirschfeld.« Gcneralquittung von mir haben müßte, so belieben Sie wohl ihr eröffnen zu lassen, daß dieses vor geschehener Auszahlung nicht statthabe, aber zugleich zu verbürgen, daß ich sie über senden würde, wenn ich Nachricht hätte, daß Alles berichtigt sei. Denn ich will nur hierbei noch bemerken, daß die Buchhand lung einige Monate vor der überschickten Abrechnung den feinen Einfall hatte, von mir zu verlangen, daß ich ihr alle ihre Certificate ausliefern möchte. Ich ließ mich aber nicht irre machen.« Reich erfüllte indessen Hirschfelds Wunsch nicht. Er wollte gar keinen Verkehr mit diesem Unternehmen und sandte den Wechsel nach Kiel zurück. Unter den Autoren, die üble Erfahrungen mit der Gelehrten buchhandlung gemacht haben, gehört auch unser alter Bekannter Bahrdt »mit der eisernen Stirn-. Nach dem Fiasko seines Heidesheimer Unternehmens hatte er sich nach Halle geflüchtet und *) Bücher, Aus dem Verkehr e. dtschn. Buchhandlung. S. 95. **) V. A. Heinze, Professor der Philosophie, Statistik und Staatcnkunde in Kiel (1758—1801), gleichzeitig Besitzer der neuen akademischen Buchhandlung.
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