Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040530
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190405309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040530
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-30
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
122, 30, Mai 1S04. Nichtamtlicher Teil, 4687 samkeit dadurch auf sich, daß die Worte von lauter Bögel- initialen gebildet sind. Um ein Kreuz sind die Evangelisten mit den Köpfen ihrer symbolischen Tiere abgebildet. Dieses Spiel mit Tierformen weist auf merovingisch - fränkischen Ursprung hin. Auch die karolingische Kunst ist noch von den irischen Einflüssen durchaus durchdrungen, wie uns die einzig er haltenen Malereien dieser Epoche, die Miniaturen, zeigen. Aber ein neues Moment ist hinzugekommen, das Pflanzen werk, das sich in die geometrischen Figuren mischt. Unter Karl dem Großen, der sich so große Verdienste um Kunst und Wissenschaft erworben hat, ist auch das Schriftwesen gründlich reformiert worden. Die fränkische Minuskel des siebenten und achten Jahrhunderts trägt alle Zeichen der Verwilderung an sich. Dem weitern Umsichgreifen dieses Niedergangs ein Ziel zu setzen und eine möglichst ein heitliche Schrift zu schaffen, gründete Karl die Schreibschulen, die sich an verschiedenen Orten um je eine bedeutende Per sönlichkeit gruppierten, Anfänge dieser Bewegung zum Bessern gehen übrigens schon aus Pippin zurück, dessen ita lienische Feldzüge schon ein Wiedererwachen der literarischen Studien bewirkt hatten. Die Hofschrciber — die ganze Hof gesellschaft zog stets mit dem Fürsten — erlangten in den alten Handschriften, die sie aus Italien mitbrachten, vor treffliche Vorbilder, Die Hüter von Kunst und Wissenschaft waren zu jener Zeit bekanntlich die Klöster, und so finden wir denn auch die wichtigsten dieser Schreibstuben in den Händen der Mönche, Unter dem besondern Schutz der karolingischen Dynastie stehend und von ihren Günst lingen geleitet, haben besonders die Klöster im nordöstlichen Frankreich in bezug auf künstlerische Ausschmückung ihrer Bücher Großes geleistet, Tours, Metz, Rheims, Orleans, St, Denis und Corbie im Departement der Somme in der Picardie werden stets hier genannt werden müssen. Als Vorbild aber stand allen diesen voran die Schreib und Miniatoren-Schule am Hofe Karls des Großen selbst, die 8obol» Lalatina, Aus ihr gingen höchstwahrscheinlich drei noch erhaltene berühmte Evangeliare mit interessanten Miniaturen hervor, die jetzt in der kaiserlichen Schatzkammer in Wien, in der Königlichen Bibliothek in Brüssel und im Aachener Domschatz aufbewahrt werden. Der Palastschule war ein streng klassizistischer Zug eigen. Das Aachener Exemplar dieser Evangeliare finden wir hier ausgestellt. Es entstammt dem Anfang des neunten Jahrhunderts und läßt in den Kanontafeln die antikisierenden Einflüsse, die auf den Künstler gewirkt haben, deutlich erkennen. Die sogenannten Kanon- oder Konkordanztafeln gehen in den meisten Evangeliaren den Evangelien voran. Sie wollen eine in Zahlen ausgedrückte Evangelienharmonie geben, Ammonius Saccas in Alexandria hatte im dritten Jahr hundert die vier Evangelien in kleine Kapitel eingeteilt, deren das Matthäus-Evangelium 3S5, dasjenige des Markus 283, das des Lukas 342 und das des Johannes 232 zählt, Eusebius von Cäsarea (f um 340) ordnete nun diese Kapitel derart in zehn Tabellen, daß die erste diejenigen Stellen nachwies, die in allen vier Evangelien Vorkommen; die zweite Tabelle enthielt die gemeinsamen Stellen des Matthäus, Markus und Lukas usw., bis die zehnte Tabelle die Stellen auMhrt, die nur einmal bei irgend einem Evange listen stehen. In der Buchkunst hatten diese Tabellen die Form von Arkaden, die gewöhnlich von einem großen Halb bogen zusammengefaßt wurden. Die ältesten der erhaltenen derartigen Kanontafeln finden sich in syrischen und griechischen Handschriften aus dem sechsten Jahrhundert, Was die Technik der Miniatoren der karolingischen Epoche angeht, so wurden die Bilder mit zarten Pinseln in Konturen gezeichnet, worauf die Lokal(Deck)farben aufgesetzt wurden. Eine der bedeutendsten, wenn nicht überhaupt die be deutendste der oben genannten Schreib- und Miniatoren schule war diejenige von Metz, die sich im Kloster St, Martin aux Champs, einer merovingischen Griindung und Hauptsitz geistiger und künstlerischer Tätigkeit, befand. Aus ihr ist höchstwahrscheinlich die hier in der Ausstellung vorhandene Ada-Handschrist hervorgegangen, der hervorragendste jetzt im Besitz der Trierer Stadtbibliothek befindliche Prachtkodex des Rheinlands, Wegen ihres ehemaligen goldnen Einband deckels und der Goldschrift, mit der der Text geschrieben ist, ist sie auch unter dem Namen Oväsx aureus bekannt, Ihren Hauptnamen verdankt sie einer »Natsr Lcks, aueilla äsi«, also einer ältern Klosterfrau, die das Prachtwerk angeblich für das Trierer Kloster St, Maximin hat anfertigen lassen. Diese Ada soll eine Schwester Karls des Großen gewesen sein, doch wird das mit dem Hinweis darauf bestritten, daß Pippin offiziell nur eine Tochter gehabt habe. Bei so alten Königen kann man aber solche Verwandtschaftsverhältnisse nie so genau wissen. Die Prachthandschrift besteht aus 172 Pergament blättern, die von zwei Künstlern, und zwar mit einem Zwischenraum von zwei Jahrzehnten beschrieben worden sind. Sie ist auf Veranlassung der Gesellschaft für rheinische Geschichte in den 1880er Jahren zum Gegenstand eingehen der Untersuchungen gemacht worden, deren Ergebnis eine große, durch die chalkographische Abteilung der Reichsdruckerei bewirkte Reproduktion, begleitet von mehreren Abhandlungen, geworden ist,*) Danach ist das Werk nicht vor 804 vollendet worden. Die großen, schönen Evangelistenbilder stammen von dem zweiten Miniator, Die Trierer Stadtbibliothek hat noch eine zweite kost bare Handschrift gesandt, die in den Kreis karolingischer Kunst gehört. Wenigstens ist es sehr wahrscheinlich, daß die dem Anfang des neunten Jahrhunderts entstammende Apokalypse mit ganzseitigen, leicht kolorierten Federzeich nungen aus der Schule zu Tours hervorgegangen ist. Nach dort verpflanzte der angelsächsische Gelehrte und vertraute Ratgeber Karls des Großen, Alkuin, die Traditionen der 8obvla l'alariva in das Martinskloster, in dem er die Ge lehrten- und die Kunstschule gründete. Bekannt sind die in Bamberg, London und Zürich vorhandenen prächtigen Alkuin bibeln mit reich belebten Darstellungen; es ist aber nicht, unwahrscheinlich, daß sie erst mehrere Jahrzehnte nach Al kuins Tode (-s 804) entstanden sind. Auch die hier aus gestellten, die Visionen des Johannes illustrierenden Zeich nungen weisen auf eine Anlehnung an altchristliche Bilder chroniken hin. Wie uns der Katalog belehrt, befindet sich eine ganz übereinstimmende Handschrift in Cambrai, Aus der Düsseldorfer Landesbibliothek sind drei, aus Essen stammende Missalien aus dem Ende des neunten und der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts der Aus stellung überwiesen worden. Unter den weitern Bilder handschriften des zehnten Jahrhunderts aus dem Kölner Stadtarchiv (Evangeliar), der Stuttgarter Landesbibliothek (Psalterium), der Kölner Dombibliothek, dem Aachener Dom schatz und der Trierer Stadtbibliothek beansprucht der aus der letzter» kommende berühmte Oocksx Lxberti die größte Beachtung, Als Beförderer der Kunst traten die Ottonen in die Fußstapfen der Karolinger, Die ältesten kirchlichen Wand gemälde Deutschlands in der Stiftskirche zu Oberzell auf der Reichenau entstanden unter ihnen und von den kunstfertigen *) Die Trierer Ada-Handschrift, bearb, u, Hrsg von K, Menzel, P, Corssen, H, Janitschek, A, Schnütgen, F, Hettner, K, Lamprecht. Leipzig 1889, A, Dürr, Preis --t 80,—, KSO*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder