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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1904
- Strukturtyp
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- 1904-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1904
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- Deutsch
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126, 3, Juni 1904. Nichtamtlicher Teil. 4829 Wie sollen Bücher gedruckt werden? Von Otto Schlotke. Die letzten Jahre stehen im Zeichen der Reform des Bücherdrucks; wenn man einen Blick in die maßgebende Fachpresse tut, so wird man erkennen, daß sich das Gesamt bild wesentlich verändert hat, wenn man es mit dem ver gleicht, das sie etwa noch vor einem Jahrzehnt bot. Die moderne Bewegung auf kunstgewerblichem Gebiete hat sich auch ans die Buchdrucker« und die Herstellung von Druck- arbeiten erstreckt; eine Menge Publikationen, zum Teil von beträchtlichem Umfang, beschäftigten sich mit dem Problem der Reform des Bllchcrdrucks, und die Bibliographie dieser Materie ist schon recht umfangreich geworden. Gelehrte und Künstler, die sonst sich wenig um die Angelegenheiten des Buchdrucks gekümmert hatten, ergingen sich in eingehenden Abhandlungen über Wesen und Form des Buches und seine künstlerische Ausstattung, und die Tendenz, das Kind mit dem Bad auszuschütten und selbst Gutes und Bewährtes über den Haufen zu werfen, tritt bei vielen dieser gewiß gutgemeinten Ratschläge doch zu deutlich hervor. Man darf wohl sagen, daß Buchdrucker und Verleger diesem Ansturm eine Zeitlang etwas verblüfft gegenüberstanden und sich zeitweilig, um -auf der Höhe zu bleiben-, mitreißen ließen. Eine Reihe solcher -extrem reformierten« Erzeugnisse auf dem Gebiet des Bücherdrucks und Akzidenzdrucks riefen aber bald eine gesunde Reaktion der Fachleute hervor, und namentlich waren es vor treffliche Aufsätze von Theodor Goebel und Theodor Nau mann im -Journal für Buchdruckerkunst- und in der »Zeit schrift-, die sich gegen die zu weit gehende Beeinflussung des Buchdrucks durch Nichtfachleute wendeten und die Auf rechterhaltung alter bewährter Regeln und Grundsätze for derten. Gegen die einseitige Überschätzung englischer Refor matoren, namentlich Morris', wandte sich im -Journal für Buchdruckerkunst- mehrfach namentlich der Schreiber dieser Zeilen, indem er darauf hiuwies, daß wir in Deutschland bereits in den achtziger Jahren in den Arbeiten der Münchner Schule dasselbe erreicht hätten, was wir uns jetzt von Eng land wiedergeben lassen. Die Arbeiten Knorr L Hirths, vr. Huttlers, Drugulins, Wallaus, v. Holtens und anderer waren genau so vollendet, wie die des Engländers Morris in heutiger Zeit, und hätte man, wie es Morris auch nur getan hat, auf dieser Grundlage weitergebaut und nicht durch die unglückliche -freie Richtung- das eben Erreichte wieder verloren, so hätten wir den Umweg über England uns ersparen können. Genau so ist es auch auf dem Gebiet der Buchschristen gegangen: es wird vielfach behauptet, daß die modernen Antiquaschristen von Amerika zu uns ge kommen und dem bekannten New Dorker Drucker De Vinne zu verdanken find. Es möge an dieser Stelle ebenfalls kurz darauf hingewiescn sein, daß auch hier die Sache gerade umgekehrt liegt. Alle diese modernen Antiquaschriften gehen auf die Römische Antiqua von Heinz König in Lüne burg, die Genzsch L Heyse geschnitten haben, zurück. Diese Schrift entstand aber bereits im Jahre 1885; die erste Probe der Versalien lag der Nummer 8 des -Journals« vom Jahre 1886, die erste Probe der vollständigen Schriften der Nummer 34 des Jahrgangs 1888 der genannten Zeitschrift bei. Fast zwei Jahrzehnte aber vergingen, ehe mau in Deutschland sich auf diese vorzügliche Schöpfung Genzsch L Heyses besann. Dazu aber mutzten erst die teils berechtigten teils unberech tigten Nachahmungen ausländischer Gießereien den Anstoß geben. Im allgemeinen läßt sich ja sagen, daß die oben ge schilderte extreme Reform in der Buchausstattung sehr abgeebbt ist und die Widersprüche der Fachleute guten Erfolg Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 7t. Jahrgang. gehabt und eine gesunde Entwicklung der Bewegung ein geleitet haben. Immerhin gilt es, in dieser Richtung nicht zu erlahmen, und daher bin ich gern dem Wunsche der Redaktion dieses Blattes gefolgt, mich mit einem Werke etwas näher zu beschäftigen, das die Reform des Bücherdrucks weniger vom künstlerischen oder historischen Standpunkt aus anstrebt, als vom hygienischen; daß man auch hierin trotz mancher berechtigten Reformen zu weit gehen kann, wird aus dem Nachstehenden hervorgehen, und auch hier wird die Zurückweisung von Forderungen zur Pflicht, die ohne die nötige praktische Erfahrung gestellt und die namentlich auch geeignet sind, den Verlagsbuchhandel zu schädigen, wenn ihre Unerfüllbarkeit nicht zur rechten Zeit erwiesen wird. Der Verfasser des in Rede stehenden Werks") ist der durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Augenhygiene wohl- bekannte Breslauer Universitätsprofessor vr. H. Cohn, und die Basis seiner Ausführungen bildet sein Spezialgebiet, die Kurzsichtigkeit der Jugend. Es sind daher auch hauptsächlich Schulbücher, die er in den Bereich seiner Betrachtung zieht, jedoch will er natürlich auch auf alle andern Bücher seine Forderungen ausgedehnt wissen. Die Klage über schlechten Bücherdruck ist nach Cohn schon alt. Bereits im Jahre 1746 erließ der deutsche Kaiser Franz I. ein Patent »das Bücher wesen im Heiligen Römischen Reich und die hierüber aller gnädigst gesetzte Kommission betreffend-. Da heißt es wört lich: »da wir nun ausführlichst vernommen, daß zur Be schwernus rai literarias viele Buchdrucker und Verleger sich allzu schlechten Papiers und schwer zu lesender Lettern be dienen, dieses aber auch lange schon von unfern Vorfahren als ein höchst schädliches Wesen abzuändern befohlen, aber bisher schlecht befolgt worden, so verordnen wir gnädigst, und zwar bei Vermeidung der Cassation des privilsxii, welches ein solch schlecht gedrucktes Buch erhalten, daß jeder Verleger und Drucker sich eines guten weißen Papiers und lesbaren Buch satzes, fürohin bedienen soll«. In einem berühmten Werke, in dem man gar nicht eine Notiz über Bücherdruck vermuten konnte, nämlich in seiner Schrift -Von der Macht des Gemütes«, veröffentlicht Kant eine Nachschrift unter dem Titel: -Vor sorge für die Augen in Hinsicht auf Druck und Papier der Bücher.« Hier schreibt Kant: »Den Verfasser der Kunst, das menschliche (auch besonders das literarische) Leben zu verlängern (Hufeland), darf ich dazu wohl auffordern, daß er wohlwollend auch darauf bedacht sei, die Augen der Leser, vornehmlich der jetzt großen Zahl der Leserinnen, die den Übelstand der Brillen noch heute fühlen dürften, in Schutz zu nehmen, auf die jetzt aus elender Ziererei der Buchdrucker (denn Buchstaben haben doch als Malerei schlechterdings nichts Schönes an sich) von allen Seiten Jagd gemacht wird, damit nicht, so wie in Marokko durch weiße Übertünchung aller Häuser ein großer Teil der Einwohner der Stadt blind wird, dieses Übel aus ähnlicher Ursache auch bei uns einreiße, vielmehr die Buchdrucker des halb unter Polizeigesetze gebracht werden«. Erst Javal in Paris hat in sehr durchdachten und geistreichen Aufsätzen, die er über die Physiologie des Lesens 1878—79 in den Ln- naloe ä'ooulistiqllos, Band 79—82, veröffentlichte, zum ersten- niale die Frage des Bücherdrucks wissenschaftlich bearbeitet, und es ist nur zu bedauern, daß dort keine Abbildungen beigegeben sind. Professor Javal in Paris wählte bei seinen Beobachtungen als Einheit den typographischen Punkt, der *) Wie sollen Bücher und Zeitungen gedruckt werden? Für Hygieniker, Ärzte, Erzieher, Redakteure, Schriftsteller, Verleger, Schriftgicßer und Buchdrucker vom augenärztlichen und technischen Standpunkt besprochen von Pros. vr. Hermann Cohn und vr. Robert Rüben camp. 8°. 112 S. Mit Abbildungen im Text und 10 Druckprobentaseln. Braunschweig 1903, Friedrich Bieweg L Sohn. Preis broschiert >7 2.—. 639
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