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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1904
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- 1904-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1904
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- Deutsch
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4866 Nichtamtlicher Teil. 127, 4. Juni 1904. Es wiirde hier zu weit führen, auf diese Frage noch erschöpfend einzugehen; die Einwände Cohns gegen die Fraktur sind leicht zu widerlegen und ja auch in der Tat schon längst widerlegt. Der Verfasser kann von buchgewerb lichen und Kunftkreisen wohl kaum voraussetzen, daß ihnen nicht bekannt sein sollte, welchen Ursprungs die gotischen Schriftzeichen sind. Das ist aber für die Bedeutung der Schrift ganz unwesentlich; mit demselben Recht könnte man schließlich die lateinischen Lettern verwerfen, weil sie durch Umbildung der griechischen oder noch älteren entstanden sind. Und trotzdem kann man die gotischen und von ihr abge leiteten Schriftformen nicht mit Unrecht als deutsche be zeichnen; denn in den Ländern deutscher Zunge haben sie ihre größte Ausbildung und Ausgestaltung erfahren, und nachdem fast alle Länder diese Schrift meist schon vor Jahr hunderten verlassen haben, erhielt sie sich in Deutschland in ungeschwächter Kraft. Mit Recht hat man ja auch den gotischen Baustil den deutschen genannt, obgleich er in Nordsrankreich entstand, — eben weil er seine großartigste Entwicklung in deutschen Landen erreichte. Cohn verwechselt anscheinend auch immer die Begriffe -Gotisch- und -Fraktur-; denn von der erstem konnte doch hinsichtlich einer Verwendung für Werke und Zeitungen nicht die Rede sein. Bei einer Verbesserung der Druckschrift konnte man immer nur die Fraktur im Auge haben. Diese Verbesserung ist aber vom ästhetischen Stand punkt ebenso wichtig, wie vom hygienischen. Vom letzteren ist nämlich die Antiqua genau so mangelhaft, und schon seit einiger Zeit geht bei beiden Schriften das Bestreben, die Haarstriche zu verdicken und so das Verhältnis derselben zu den Grund strichen wieder richtig zu stellen. Die Formen der Fraktur, die ein Produkt der Barockzeit sind, vom künstlerischen Stand punkt zu reinigen, ist keine Angelegenheit der Augenärzte und kann nur von einem tüchtigen Schriftkünstler erreicht werden. Es sind ja auch bereits eine Reihe solcher Vor schläge gemacht worden und es sei hier von vielen nur an die Schulfraktur von Scheller L Gicsecke in Leipzig und die Mainzer Fraktur von H. Berlhold in Berlin erinnert, die als sehr glückliche Lösungen bezeichnet werden müssen. Viel zahlreicher aber sind die Versuche, die Fraktur ganz aufzugeben und aus die alten gotischen oder semigotischen Formen zurückzugehen — ein sehr charakte ristisches Moment, das zeigt, daß man in Kunstkreisen die deutsche Druckschrift für durchaus unentbehrlich hält und unter keinen Umständen ihre reizvollen Formen im Buch gewerbe missen möchte. Man darf hier nur an einige Künstler, wie Eckmann, Behrens, Hupp, König, Schiller u. a. erinnern, um die Bedeutung dieser Bestrebungen zu kennzeichnen. Man kann jedenfalls sagen, daß Antiqua und Fraktur in ästhetischer wie hygienischer Hinsicht gleich berechtigt sind und die erstere vielleicht nur in wissenschaft lichen Werken oorgezogen werden soll, obgleich das Unglück, daß für Publikationen, die speziell fürs Ausland bestimmt sind, Fraktur genommen wird, gar nicht so groß erscheint. Die deutsche Literatur ist es schon wert, daß derjenige, der sie kennen lernen will, sich auch mit deutschen Schriftzeichen vertraut macht, — man liest doch auch die Sprache Homers in griechischen Lettern. Es muß daher freudig begrüßt werden, daß die deutsche Reichsdruckerei den Katalog der Pariser Weltausstellung von 1900 sowohl, wie den jetzt er schienenen zur Weltausstellung in St. Louis svergl. Börsenbl. Nr. 110) mit deutschen Lettern gedruckt hat — allerdings im Sinne der oben gekennzeichneten Bestrebungen und unter dem Gesichtspunkt, eine Schrift zu erfinden, die den Duktus der deutschen Druckschrift nicht verleugnet, in der sich aber doch auch das Französische und Englische gut liest. Daß der Reichsdruckerei dies gelungen ist, dafür sind beide Kata loge ein glänzendes Beispiel. Den hauptsächlichsten Forderungen Cohns begegnen wir nunmehr in dem Kapitel über die -Druckdichtigkeit- und den Zeilenzähler; darüber heißt es folgendermaßen: »Im Jahre 1892 führte Schubert zur Beurteilung des Drucks eine neue Größe ein, die er Druckdichtigkeit nannte (Mitteilung des Vereins für öffentliche Gesundheits pflege in Nürnberg, 5. Heft, 1892). Er zählte in vier Zeilen von 10 om Länge die Buchstaben und nahm den Durchschnitt dieser vier Zahlen. Es seien dies beispielsweise 60 Buchstaben gewesen. Dann zählte er, wieviel Zeilen auf 10 cm Länge kamen, es seien dies z. B. 24. Nun multiplizierte er beide Zahlen 24x60 — 1440, dividierte durch 100 und erhält so 14,4; das ist also die Zahl der auf einen Quadratzentimeter im Durchschnitt kommenden Buchstaben, und diese Zahl nannte Schubert die Druckdichtigkeit. Er fand, daß sie bei gutem Druck nicht über 15 Buchstaben beträgt. Ich hatte jahrelang nach dieser Methode gemessen, aber sie ist zeit raubend; daher schnitt ich bereits vor drei Jahren (siehe Königshöfers ophthalmologische Klinik 1900, Nr. I), um schneller zum Ziel zu kommen, als durch diese lange Zäh lung und Rechnung, eine Öffnung von 1 qcm in einen Karton und zählte die in diesem sichtbaren Buchstaben. Sie schwankt natürlich, da lange und kurze Worte vielfach wechseln. Allein immerhin ist es ein guter Vergleich. Ich fand viele Bücher, die 20 und mehr, sogar 28 bis 32 Buchstaben im Quadratzentimeter hatten, ja sogar augenärztliche Zeitschriften, in denen selbst 31 statt 15 Buchstaben auf den Quadratzentimeter kommen. -Aber alle solche Messungen wurden ganz überflüssig, wenn ich nur die Zeilen zählte, die in diesem Loch von 1 qcm sichtbar waren. Ich nannte daher diesen kleinen Karton Zeilenzähler. Jedermann kann sich ja aus einer Visitenkarte ein solches Loch ausschnciden und kann im Augenblick angeben, ob er zwei, drei oder vier Zeilen in der Öffnung erblickt. Nur wenn keine Spur mehr als zwei Zeilen im Loche sichtbar ist, entspricht der Druck in Größe und Durchschuß den oben als hygienisch wünschenswert genannten Maßen. Denn nur wenn zwei Zeilen in dem einen Quadrat zentimeter sichtbar bleiben, können die kurzen Buchstaben z. B. v --- 1,5 mm hoch sein und der Durchschuß 2,5 wm betragen. Denn zwei Zeilen mit v — 1,5 mm geben 3 mm und drei Durchschüsse zu 2,5 Mw über, zwischen und unter den zwei Zeilen geben 7,5 mm, das sind zusammen 10,5 mm. Lege ich auf solchen Druck ein Kartonloch von 10 mm Quadrat, so kann auch nicht eine Spur einer dritten Zeile sichtbar sein; der Druck entspricht also dann den gewünschten Mindestmaßen. »Ich habe solche Kartons mit 1 qcm Öffnung anfertigen, am Rand des Lochs noch eine Skala mit halben Millimetern anbringen und die von der Hygiene gewünschten Buch staben und Durchschußmaße darauf drucken lassen, wie sie oben angedeutel sind. »Kommen mehr als zwei Zeilen zum Vorschein, so ist der Druck schlecht. In wenigen Sekunden kann nun jedermann das Gute vom Schlechten unterscheiden in Büchern und Zeitungen, für welche ja dieselben Gesetze gelten. Dadurch wird die Kritik des Drucks jetzt so außerordentlich leicht und einfach. 1880 stellte ich als Regel auf, was wohl von den meisten Autoren angenommen worden ist: Die Schulbehörden müssen mit dem Millimetermaß in der Hand in Zukunft alle Schulbücher auf den Index likrorum probibitorum setzen, welche die folgenden Maße nicht innehalten: ,Die Höhe des kleinsten n darf nur 1,5 mm, der kleinste Durchschuß nur 5,5 mm, die geringste Dicke der Grund striche 0,3 mm, die größte Zeilenlänge nur 100 mm und dis größte Zahl der Buchstaben auf der Zeile nur 60 betragen.' Diese Messung erforderte immer eine kleine Mühe vön den Behörden. Jetzt lautet die Regel ganz einfach: ,Jedes Buch
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