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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1904
- Strukturtyp
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- 1904-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1904
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- Deutsch
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5186 Nichtamtlicher Teil. «V 136, 15. Juni 1904 Nichtamtlicher Teil. 350jähriges Jubiläum der Wagner'schen Universttäts-Vllchhsndlung in Innsbruck. 1554-1904. In diesem Monat können die altehrenfesten Geschäfte der Hauptstadt des schönen Tirolerlandes: die Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung und die Wagner'sche Universitätsbuchdruckerei in Innsbruck das Fest ihres dreihundertundfiinfzigjährigen Bestehens festlich begehen. Man kan» das Ereignis, daß ein Geschäft während dreieinhalb Jahrhunderten hauptsächlich innerhalb dreier Familien fast stets vom Vater ans den Sohn überging, als ein ganz hervor ragendes Jubiläum in der Firmengeschichte des deutschen Buchhandels bezeichnen. Die Geschichte der Firma ist genau erforscht und bietet des Interessanten sehr viel. Der Ursprung beider Firmen ist auf eine Buchdruckerei zurückzuführen, die als ein Regierungs unternehmen ins Leben trat. Im Jahre 1554 wurde der Buchdrucker Rupert Holler in Innsbruck zur Herstellung der Drucksachen der Regierung Kaiser Ferdinands mit Jahres- besoldnng, Wohnungs- und Holzgcld angestellt. Die Druckerei gehörte der Regierung. Aber neben den offiziellen Arbeiten durfte er auch nach besonderer Erlaubnis für sich Bücher, Kalender rc. drucken. Von seinen Erzeugnissen sind noch mehr als zwanzig erhalten, so »Gebet vn Betrachtung» des Lebens des Mittlers Gottes und des Mensche vnseres Hcrrens Jesu Christi« vom Jahre 1557. Wegen Alters und Ge brechlichkeit gab er 1573 das Geschäft an Gallus Dingen- auer ab. Jedoch schon 1577 trat an dessen Stelle als »Hofbuchdrucker« Hans Paur (Agricola), der der schwarzen Kunst in Innsbruck durch seine Tüchtigkeit bald zu größerem Ansehen verhalf. Seine zierlichen Drucke ge wannen ihm die Gunst des Erzherzogs Ferdinand, was die Regierungsräte wiederum veranlaßte, schöneres Lettern material aus Nürnberg und Frankfurt anzuschaffcn, z. B. griechische, französische, Kursiv- und auch Notenschriften. Haus Paur starb 1602. Auch von ihm sind noch einige zwanzig Drucke erhalten, z. B. »Lvaußslia st sxistolae grasos st latius« in kl. 8"., r Lavaiss rsruw ab Lastriaeis katholisch Gesangbüchleiu Key dem Catcchismo, auch fllr- nembsten Festen des Jars, und inn den Processionen oder Walfahrten zu gebrauchen», mit beweglichen Choralnoten- Typen hergestellt. Der Sohn des Hans Paur, Daniel Paur, führte die Druckerei bis zu seinem 1639 erfolgten Tode weiter, worauf seine Witwe, dann sein Sohn Hiero nymus Paur das Geschäft fortsetzten. Als der letzte seines Stammes starb dieser im Jahre 1667. Michael Wagner, der 1639 die Witwe des zweiten Druckers in Innsbruck, Hans Gäch, geheiratet und mit Paur in gutem Einvernehmen gestanden hatte, brachte das Geschäft Hieronymus Paurs durch Kauf an sich und erhielt 1668 auch die Stelle und den Titel als Hofbuchdrucker bei 120 Gulden Jahressold. Diese Entschädigung war wohl den verlangten Leistungen nicht entsprechend, denn nach vielen Klagen und Bitten wurde die Summe 1703 vom Kaiser Leopold auf 400 Gulden erhöht. Der Hofbuchdrucker war Vertrauensperson und wurde eidlich verpflichtet, geheime Sachen bis zu seineni Tode zu verschweigen. Michael Wagner hatte außer dem -Konsens« für die Druckerei auch den für das »Buchführer- Gewerbe«, betrieb also schon damals auch das Sortiment. Durch den Verlag der Werke des Arztes Guarinoni, die für die Kulturgeschichte Tirols von Bedeutung sind, hat er sich besonders um die Literatur seiner Heimat sehr verdient gemacht. Nach seinem bereits 1669 erfolgten Tode ging das Geschäft in die Hände seines Sohnes Jakob Christof Wagner über. Dieser hatte offenbar schon sehr mit der Konkurrenz des Universitäts-Buchdruckers Karl Reissacher zu kämpfen, denn auf seine Bitte wurde ihm 1684 von Leopold I. -das Spezial-Privilegium« verliehen, auf die Dauer von zehn Jahren zu Markt- oder anderen Zeiten und auf zehn Meilen Weges um Innsbruck ausschließlich und allein »so wohl allerhandt Tafel-, Libell- und Paurn - Callender auf daß Bistumb Brixen lauthendt« als alle -ordinary vnd extra- ordinary Zeitungen in maß Sprachen die seyen- zu drucken und nach Belieben zu verkaufen. Auf jede Übertretung war eine Strafe von »sechs Marck löttigs Goldts« gesetzt. Indessen war, wie auch anderswo, der Wettbewerb auf die Dauer nicht zu unterdrücken. Das Privileg wurde ihm 1699 zwar erneuert, aber mit der Einschränkung, daß nunmehr auch der -Mnsspruggerische Universitäts-Buchdrucker« Kalender zu drucken und zu verkaufen berechtigt sein sollte. Nach Jakob Christof Wagners Tode fiel das Geschäft der Witwe und den Kindern zu. Das diesen erneuerte Privileg enthielt die Bedingung, »daß Sye in allweeg der Heilligen, alten wahren cathollischen allgemainen christlichen und Römischen Kürchen Religion und Ordnung anhängig sein, und Key der gehor- samben Ainigkheit und Gemeinschaft derselben Heilligen Römischen Kürchen beständig bleiben und verharren« und daß sie »auch khaine seelische oder andere verpotene Buecher, Tractatlen und Brief truckhen noch vilweniger herein in das Landt führen und bringen lassen« dürfen. Die Zensurvor schriften werden hier dem Hofbuchdrucker zum erstenmal vor geschrieben, haben aber gewiß allgemeine Geltung besessen. Der Sohn Michael Anton Wagner, auf den das Geschäft bereits 1706,vor der »Erraichung seiner vogtbaren Jahre» übergegangen war, trat sein Erbe selbständig erst 1718 an. Inzwischen waren die sämtlichen Privilegien 1714 von Kaiser Karl VI. bestätigt worden. Aus dem Diplom ist ein darin auf- genommeuer Erlaß von 1712 bemerkenswert, wonach den fremden Buchführern gestattet war, acht Tage nach dem Haller Markte in Innsbruck ihre Bücher auszulegeu und zu verkaufen. Michael Anton Wagner wurde 1723 der Titel »Universitäts-Buchdrucker- verliehen; er muß auch bei seinen Mitbürgern in hohem Ansehen gestanden haben, denn 1746 war er Bürgermeister von Innsbruck. Er starb 1766 und hinterließ das Geschäft seinem Sohn Johann Nepomuk Wagner, der bei dem Tode seines Vaters in der Fremde weilte und die Leitung 1768 übernahm. Im Jahre 1793 erscheint Michael Alois Wagner als letzter seiner Familie, die durch fünf Generationen Druckerei und Buchhandel in Innsbruck mit Erfolg und Ehren betrieben hatte, als -K. K. Hof-, Landschafts- und Universitäts-Buchdrucker und Buchhändler». Wagner nahm 1801 seinen Schwager Casimir Schumacher als Gesellschafter in die Firma auf. Casimir Schumacher stammte aus Schwaben, war 1773 in Freiburg i. B. geboren und kam 1792 nach Inns bruck, wo er 1802 das Bürgerrecht erwarb. Nach dem Tode seines Schwagers Michael Alois Wagner und dessen Witwe ging das gesamte Geschäft: Buchdruckerei, Buchhandlung, alle Gerechtsame und Titel in Schumachers alleinigen Besitz über. Er gelangte im Gemeinwesen der Stadt Innsbruck bald zu Ehren, denn das besonders für Tirol verhängnis volle Jahr 1809 fand ihn als Bürgermeister an der Spitze der städtischen Verwaltung. Aber die wechselvollen Kriegs schicksale — Innsbruck war in diesem Jahre nacheinander
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