Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040620
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190406208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040620
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-20
- Monat1904-06
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5340 Nichtamtlicher Teil. 140, 20. Juni 1S04. seine feinen und stimmungsvollen Randverzierungen auf fällt. ist italienischen Ursprungs. Dann aber wird unser Interesse in hohem Maße er regt durch Selbstschriften und Werke von Luther. Melanchthon, Regiomontan. Dürer. Pirckheimer. Konrad Celtis. Or. Jo hann Eck. Ein kostbarer Schatz ist das hier verwahrte Fragment des Dürerschen Manuskripts! Vier Bücher von menschlicher Proportion und das 1513 von Dürer gedruckte und mit Holzschnitten versehene große Werk, das das Marienleben, die große Passion und die Apokalypse enthält. Was dem vorliegenden Exemplar dieses seltenen Drucks einen ganz besonderen Wert verleiht, ist der Umstand, daß der Künstler es dem Lizentiaten der Theologie Georg Behaim als Aulorengeschenk widmete. Einen ganzen Kasten für sich beanspruchen Hans Sachs und die Meistersinger. Hans Sachs ist vertreten durch sein 16. Meisterlieder- und 14. Spruchbuch (1558—1567), das die gemeindlichen Kollegien im Jahre 1893 aus der Graf Parschen Sammlung in Wien um 7000 .H ersteigerten, und durch den Band Meistergesänge, die Hans Sachs, bis aus zwei, selbst gedichtet und für den Schlossergesellen Barthel Weber abgeschrieben hat. Früher galten sie als eine Arbeit des letzteren. Als dann der eben erwähnte Hans-Sachs-Kodex für die Stadtbibliothek erworben worden war. konnte auch die Autorschaft des Dichters für das Meistergesangbuch nachgewiesen werden. Außer einer Reihe von Hans Sachsschen Einzeldrucken sind in dieser Samm lung vereinigt die Ordnung und Tabulatur der Meister singer von 1616 und 1635. drei Meistergesangbücher mit einer Unmenge von Meisterliedern und zum Teil auch den in Noten beigesetzten Weisen, wie sie von den Meister singern bei ihren Zusammenkünften vorgetragen wurden, Notenbücher und Anschlagzettel der Meistersinger, die. am Tor der Katharinenkirche, am Markt und an sonst be merkenswerten Orten der Stadt angeschlagen, das für eine Festsingschule vorgesehene Programm anzeigten. Aufmerksam zu machen ist noch aus die in diesem Raume offen aufliegenden größeren Manuskripte, das so genannte Machsor, ein jüdisches Rituale aus den dreißiger Jahren des vierzehnten Jahrhunderts, das große Rietersche Geschlechtsbuch. 1596 von Hans Nieter von Kornburg zu- sammengetragen und bis weit in das siebzehnte Jahrhundert fortgesetzt, mit sehr schönen, in Farben ausgeführten Porträtzeichnungen, einige Antiphonarien aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts und eine illustrierte Weltchronik vom Jahre 1484. Von dem Antiphonarienwerk, dessen acht Folianten größten Formats die schon erwähnte Schwester Margareta Karthäuserin vom Katharinenkloster in der Zeit von 1458 bis 1470 in großen Lettern und mit Noten schrieb und mit schönen Initialen schmückte, sind sämtliche Bände zur Auslage gekommen. Den Schluß dieser höchst bemerkenswerten Sammlung bilden ein Antiphonar und zwei Chorbllcher des St. Egydienklosters aus dem achtzehnten Jahrhundert, deren Bilderschmuck trotz der schon späten Zeit mit Verständnis und großem Geschick durchgeführt ist. Wir kommen in den westlichen Teil des großen Kreuz ganges. der die Stammbücher. Wiegendrucke und einige Zierschriften sowie Originalschristen von Grübel umfaßt. Die erst gebildete Sammlung von Stammbüchern ist sehr reich und mannigfaltig und könnte, wenn noch mehr Raum zur Verfügung stände, noch beträchtlich erweitert werden. Wir lesen hier Namen wie Spengler (Genealogie), v. Praun. Forstenhäuser. Nöttel. v. Wolckenstein u. a. Näher auf die Menge des hier Gebotenen, das nicht allein künstlerisch, sondern auch kulturhistorisch wertvoll erscheint, einzugshen, ist nicht tunlich. Das erst kürzlich von der Stadt erworbene Stammbuch des Andreas Gammersfelder wird hier gleich falls eine Stelle finden. An die Stammbücher schließt sich eine Reihe von Schreibvorlagen des Nürnberger Schreib und Rechenmeisters Johann Neudörfer an; auch ein in feinster Schrift geschriebener Brief von ihm an seinen Gevatter, den Alteren-Herrn Kaspar Nützel von Sündersbühl, vom 7. Juni 1556. hat hier eine Stelle gefunden. Die von Grübel selbst niedergeschriebenen Gedichte stammen aus der Schenkung, die Herr vr. Johannes Merkel kürzlich der Stadtbibliothek zu überweisen die große Güte hatte. Daß die Gedichte seine Niederschrift sind, bestätigt auch der Arzt und Freund des Dichters, vr. Osterhausen, auf einem Zettel, der beiliegt. Von den Wiegendrucken, die die neu hinzugekommenen fünf Kästen füllen, erwähne ich den Druck des R»tlou»Is äivioorulu oküoiorum von Fust und Schösser zu Mainz aus dem Jahre 1459. die deutsche Bibel von Anthoni Koburger vom Jahre 1483 mit eingedruckten kolorierten Holzschnitten, die herrliche Summa des Bruders Rayner von Pisa in drei Bänden, gedruckt 1473 von Johannes Senscnfchmied von Eger und Heinrich Kefer von Mainz, beide Bürger zu Nürn berg. Die Initialen und Randverzierungen mit bunten Blumen und farbenleuchtendem Geranks, dann der Kruzifixus des dritten Bandes, der an Veit Stoß gemahnt, gehören zu dem Besten, was der Buchbilderschmuck geleistet hat. Höchst wertvoll ist dann das Alte und Neue Testament, von Luther verdeutscht und bei Friedrich Peupus 1529 gedruckt, das vor liegende Exemplar auf Pergament. Die drei Titelblätter, in Renaissancearchitekturumrahmungen der heilige Hieronymus vor einem Kruzifix betend, neben ihm der Löwe, ein ge panzerter Ritter und die Geburt Christi, auf das feinste illu miniert und mit Gold aufgesetzt, sind ein Werk des Nürn berger Malers und Jormschneiders Hans Springinklee. Ein außerordentlich seltenes und kostbares Stück ist das 1507 in Nürnberg gedruckte Lpseuluw passioois des 1>r. Udalricus Pinder. Die großen und kleinen Holzschnitte gehören Dürers Schule an. Die beiden Meister Hans Baidung Grün und Hans Schäufelin haben einen großen Teil der höchst charakteristischen und schönen Abbildungen geliefert. Auch die vier Bücher der ttmorss von Konrad Celtis. ein Druck von 1505. seien hier erwähnt. Von der Auslage des letzten Kastens sind noch hervorzuheben die erste Ausgabe des Theuerdank von Melchior Pfinzing mit sehr fein illuminierten Abbildungen. 1517 gedruckt zu Nürnberg durch Hans Schönsperger d. A.. die Nürnberger Reformation von 1564 mit der illuminierten Tafel der »Sippschaft von Weibern«, dann zwei Werke geographischen Inhalts. Das erste, ein Kommentar zu Strabo. ohne Jahr und Druckort. aber noch dem fünfzehnten Jahrhundert angehörend, zeigt auf der ersten Hauptseite eine von einem geübten Künstler aus geführte. höchst originelle Einfassung in maurischem Stil, der unten das Wappen der Nürnberger Familie Müllner eingefügt ist. Das andere, die acht Bücher des Ptolemäus enthaltend, ein Ulmer Druck vom Jahre 1482, ist deshalb besonders interessant, weil es außer eigenartigen Initialen eine große Menge von Karten enthält, die uns die geo graphische Gestaltung der Erde in Ptolemäischer Auffassung vorführen. In der vorstehenden Darlegung habe ich nur das Be merkenswerteste von dem hcrvorheben können, was die städtische Cimeliensammlung umfaßt. Der aufmerksame Be trachter wird noch manches schöne Stück, sei es eine Hand schrift. eine Zeichnung oder ein seltenes und kostbares Buch, in ihr entdecken, das sein Interesse fesseln und sein Auge erfreuen wird. Sollten recht viele Liebhaber der Kunst zum Besuch der Sammlung durch diese Zeilen angeregt werden, so wäre ihr Zweck in erfreulicher Weise erreicht. Archivrat Dr. Mummenhoss.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder