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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1904
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- Deutsch
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^ 140, 20. Juni 1904. Nichtamtlicher Teil. 5341 Kleine Mitteilungen. Vom deutschen Reichstag. Kaufmannsgerichte. — Am 16. Juni fand die dritte Lesung des Gesetzentwurfes be treffend Kaufmannsgerichte statt. Von den Abgeordneten Beck- Heidelberg (nl.), Henning (d.-kons.) und Trimborn (Zentrum) lac ein Kompromißantrag vor, durch den das passive Wahlrecht au' das 30., das aktive auf das 25. Jahr erhöht werden soll. In der .ie Abgr.idnkt.n Auer un^d handelt, und wenn die Partei im Bezirk des Kaufmannsgerichts weder wohnt, noch eine Handelsniederlassung hat oder beschäftigt ist. — Nachdem dieser Antrag wieder zurückgezogen war, wurde in der Gesamtabstimmung das Gesetz im ganzen. (Nach dem -Deutschen Reichs-Anzeiger-.) Schmutzliteratur und Staatsanwaltschaft. — Ver anlaßt durch eine Anregung in der Presse sandte ein Rektor einen Katalog anscheinend unzüchtiger Schriften an die zuständige Staatsanwaltschaft. Es erging darauf die nachfolgende Be nachrichtigung, die die -Kölnische Volkszeitung- veröffentlicht: -Auf die Anzeige vom 2. März d. I. gegen den Inhaber des Kunstverlages wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften habe ich wegen des eingesandten Kataloges Anklage nicht erheben können, weil nicht festzustellen war, daß dieser Katalog noch in den letzten sechs Monaten — der Verjährungs frist für Preßdelikte — verbreitet worden ist. Doch hat mir Ihre Anzeige zur Vornahme einer Durchsuchung Anlaß gegeben, die zur Ermittelung des gegenwärtig von der Firma verbreiteten werken geführt hat. Wegen dieser habe ich heute Anklage er hoben. Ich möchte indessen bei dieser Gelegenheit darauf auf merksam machen, daß erfahrungsmäßig die Titel der hier in Frage kommenden Art von Büchern keinen Rückschluß auf den Inhalt gestatten, daß die Verleger vielmehr unter möglichst verfänglichen Titeln häufig ganz harmlose Werke oder solche zwar pikanten aber nicht strafbaren Inhalts anpreisen. Es empfiehlt sich daher nicht, Strafanzeigen lediglich auf solche Kataloge hin einzu reichen, die nur die Titel von Büchern und dergleichen enthalten, es sei denn, daß zugleich einzelne bestimmte Werke auf Grund anderweiter Kenntnis als wirklich unzüchtig bezeichnet werden können.» Der Kampf gegen den Schmutz in Wort und Bild. — Auf der ersten Jahresversammlung des Landesvereins für Innere Mission im Großherzogtum Sachsen, die am 1. und 2. Juni in Jena stattfand, hielt Herr Buchhändller Justus Pape aus Ham burg einen Vortrag über obiges Thema, wie wir bereits in Nr. 124 d. Bl. meldeten. Nach dem Bericht der -Jenaischen Zeitung können wir jetzt über den Inhalt des Vortrags etwas Näheres mitteilen. Herr Pape führte etwa folgendes aus: Wohl habe es Schmutz in Wort und Bild immer gegeben, aber erst in den letzten Jahrzehnten habe er in geradezu erschreckender Weise über- die Bühne sei ermöglicht worden, weil die Presse nicht nur ihr Hüteramt nicht gewahrt, sondern oft sogar die Bühne wegen der Aufführung sittlich anstößiger Stücke noch gelobt habe; es sei nur an den Sumpf des Abscheulichen erinnert, den gewisse franzö sische Stücke darbieten, wie sie namentlich in den Großstädten gegeben werden. Weiter werde der Schmutz gepflegt in den Witzblättern, eine verhältnismäßig junge Erscheinung. Nicht nur im Text trete der Schmutz zutage, sondern auch im Anzeigenteil. Witzblätter, in denen oft geistreiche Witze Vorkommen neben dem vielen Schmutz in Wort und Bild, seien die gefährlichsten und in erster Linie zu be kämpfen. Endlich seien es Bücher, Schriften und Broschüren, in denen meist unter künstlerischer oder wissenschaftlicher Maske wüste Spekulation auf den herrschenden Feminismus, Zynismus und Sexualismus ihr Unwesen treibe, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden solle, daß es eine ganze Anzahl solcher Schriften ^äbe, denen literarischer Wert nicht abgesprochen werden könne. Das artige Schriften als Kunstwerke ersten Ranges, oft, wie die sozialdemokratische Presse, aus den Gedanken heraus: die Kunst adelt alles! In dieser und der unseren treten sich zwei verschiedene Weltanschauungen gegenüber. Auch in der Lyrik wird das Ärgste geleistet und aus dem Gebiet der ernsten Dramatik wird von Dichtern gegen den sittlich geläuterten Ge- ^chmclck Kündigt dadurch,^ daß sexuelle Probleme und ^V^rgän^e Damen sprechen ungeniert über Perverses u. d^rgl. Erschreckend breiten sich die Geschlechtskrankheiten aus und führen fürchterliche Verheerungen herbei. Die Sittlichkeitsverbrechen mehren sich in unheimlicher Weise. Was sei dagegen zu tun? In erster Linie solle man sich der Presse bedienen, sie einerseits zu Einsendungen (möglichst von angesehenen Persönlichkeiten) benutzen, anderseits freundlich darauf aufmerksam machen, wenn sie etwas Unan ständiges gebracht habe. Auch an die Regierungen und Behörden müsse man herantreten, damit sie gegen den Straßen- und Hausier handel mit verdächtigen Artikeln, den Handel mit unanständigen Witz- und Neujahrskarten usw. die gesetzlichen Bestimmungen scharf anwenden, ebenso müsse man gegen die Händler Vorgehen, die ihre Schaufenster mit solchen schmutzigen Sachen besudeln. Solche Anschauungen, daß in der Kunst alles erlaubt sei, müßten geistig durch Rede und Schrift überwunden, der Kunst Grenzen durch die sittlichen Gesetze gezogen werden — mehr Goethe, mehr Schiller! Der Schaden der Unzucht verlange mehr Opfer als der Krieg, darum müsse man energisch in den Kampf dagegen ein- treten. Die sittliche Kraft sei es, die in letzter Reihe entscheidet, also müsse man dafür sorgen, daß sie dem deutschen Volke erhalten bleibe — und dies werde sie, wenn man mutig in den Kampf Der Korreferent, Pfarrer Hohl-Lengeseld beklagte in seiner Einleitung, daß die Druckschrift, die Presse in ihren unsittlichen Aus wüchsen leider ein Feind des Volkes geworden sei, wenn auch der Alkoholismus wohl als der schlimmste Feind gelten müsse. Der Redner unterzog die Witzblätter, modernen Novellen usw., die Kata loge der sogenannten modernen realistischen Literatur, die Kunst und Kampfe zu sein; die, welche die nächsten sein sollten, die Künstler und Schriftsteller selbst, ständen leider vielfach müßig abseits. Beiden Rednern, denen die Versammlung reichen Beifall spendete, sprach der Vorsitzende herzlichen Dank aus. Zum Schluß ergriff Superintendent v. Braasch-Jena das Wort. Wohl alle hätten den Eindruck gewonnen, geschehen muß etwas. Aber was? und wie? Zunächst müsse man sehen, wo sind die Helfer? Man müsse werben, daß Männer von idealem Sinne für diesen Kampf ein- treten, gegen den Götzen -Geschäft-, dem heute alles geopfert werde, sogar Menschenseelen. Alle müßten den Entschluß fassen, helfen zu lernen mit allen Kräften, mit heiligem Ernste. Internationaler Katalog der wissenschaftlichen Literatur. — Über diese bedeutende Bibliographie, die von der ko^rU Loeiet,^ in London vorbereitet und in die Wege geleitet wurde, hat das Börsenblatt schon wiederholt (zuletzt 1900, Nr. 158, 164; 1901. Nr. 137, 175 und 1902, Nr. 268) berichtet. Über den jetzigen Stand des großartigen Unternehmens läßt sich die »Papier zeitung. aus London schreiben: Der sogenannte Internationale illat, der Herausgeber des International 6ata1oAue ok Loientiüo lüterature, hielt seine erste allgemeine Sitzung am 23. und 24. Mai in den Räumen der hiesigen kio^al 8oeiet)- ab. Zu dieser Gelegen heit hatten sich Vertreter Österreichs, Dänemarks, Frankreichs, Deutschlands, Englands, Griechenlands, Hollands, Ungarns, Indiens, Italiens, Neu-Süd-Wales, Norwegens und Rußlands eingefunden. Der Gedanke, ein fortlaufendes internationales Ver zeichnis wissenschaftlicher Werke zu schaffen, ging von der ko^al Society aus, aber es erforderte zehn Jahre der Verhandlungen, ehe ihm greifbare Gestalt gegeben werden konnte. Während jenes Zeitraums hielt man drei internationale Zusammenkünfte behufs Festsetzung der Einzelheiten ab und beschloß, einen vollständigen, fortlaufenden, sämtliche Gegenstände der wissenschaftlichen Lite ratur in geordneter Reihenfolge enthaltenden Katalog zu schaffen. Vorläufig sind in demselben die folgenden 17 Zweige berück sichtigt: Mathematik, Mechanik, Physik, Chemie, Astronomie, Meteorologie, Mineralogie, Geologie, Geographie, Paläoanthropo- logie, Anthropologie, Physiologie und Bakteriologie. Der Verein 706
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