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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1904
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- Deutsch
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5784 Nichtamtlicher Teil. 152, 4. Juli 1904. In der Anstaltsdruckerei waren wohl Maschinen vorhanden, unter den Gefangenen aber befanden sich nur wenige Buchdrucker. Es gelang indes den wenigen Setzern und Druckern, eine Anzahl Mitgefangene von Geschick so weit auszubilden, daß am 22. April 1899 die erste Nummer der Zeitung erscheinen konnte. Im er öffnenden Leitartikel entbot der Chefredakteur, Nr. 1500, den Lesern den Gruß der Redaktion und bat um Nachsicht. Es wurde mit geteilt, daß man, günstige Förderung dankbar wahrnehmend, in der Lage sei, das Zeitungsunternehmen in den Strafanstalten zu erweitern. Glücklicherweise habe der Herausgeber keine Unter nehmersorgen, das Blatt koste nichts, weshalb auch im Abonnenten sammeln und gegenüber unsicheren Zahlern keine Schwierigkeiten beständen. Der 8tar ok Lope werde lediglich zur Freude der Ge fangenen erscheinen. Das Blatt gehöre ihnen, und die Stellung, die es sich erringen werde, liege gänzlich in den Händen der Gefangenen. Zweck und Ziel der Zeitung sei eine Übersicht über die Ereignisse der Außenwelt und die Anspornung für ein höheres und edleres Streben. Kriminal-Angelegenheiten sollen freimütig behandelt werden, ^ religiöse^ und erziehcrisl^e Beiträge ^ würden gern Auf- so im -Lastern Len ^orlr kekorwator^« und im »NatteLNLv State Llospital.. Dies geschah bereits nach drei Monaten, was einen Beweis dafür liefert, daß »Nummer 1500« sich vortrefflich als Redakteur bewährte. Die einzige Sorge des Herausgebers bestand darin, ob es ihm gelingen werde, genügend Beiträge für seine Zeitung zu er halten. Das kollegiale Verhältnis aber der Gefangenen unter- Zeitung tätig sein konnten, bewirkten sogar, daß der Redakteur unter den 3700 Männern und Frauen, die zur Mitwirkung auf gefordert waren, nicht nur genügende Mitarbeiter fand, sondern mit Beiträgen förmlich überschüttet wurde. Schon von der zweiten Nummer ab bis heute erschienen nur Arbeiten von Gefangenen in der Zeitung. Während der vier Jahre der Redaktionsführung von Nummer 1500 haben rund 1200 Sträflinge mitgearbeitet. Der nannt wurden und die Verantwortung für die Beiträge ihrer Kameraden zu tragen haben. Sie übersenden die Beiträge dem Chefredakteur, der sie registriert und zum Druck befördert. Dem Chefredakteur wird von der Gefängnisdirektion volle Freiheit in der Redaktionsführung gelassen. Freilich hatte der Herausgeber anfangs viel Geduld, Nach sicht und Arbeit, jedenfalls auch große Geschicklichkeit aufzuwenden, da vielen Mitarbeitern die Praxis im schriftlichen Gedanken ausdruck völlig abging und sie doch nicht entmutigt werden durften. Es wurden aber in ein paar Jahren bedeutende Fort schritte erzielt, und es gereicht dem Chefredakteur zur nicht geringen Ehre, daß von 5160 Beiträgen der vier Jahre nicht viele in den Papierkorb wanderten, wenn sie auch bisweilen etwas unbeholfen sein mochten. Neben kleinen Nachrichten aus der Außenwelt wurden die Neuigkeiten aus den einzelnen Gefängnissen behandelt. Ferner wurden ethische und ökonomische Fragen erörtert; die Redaktion ließ es sich angelegen sein, den Lesern Ehrlichkeit und Treue ans Herz zu legen. Viele Verse be fanden sich auch unter den Beiträgen, die »so sicher aus einer Zelle herauskommen, als ein Mensch hineingeht«. In einem einzigen Monat liefen nicht weniger als 311 Gedichte ein, freilich meist wertlose Auslassungen, aber alle mehr oder weniger ernst und pathetisch. Sie handelten meist von glücklichen Erinnerungen, Alle Stände und Klassen sind unter den Mitarbeitern vertreten, wodurch die Behandlung der verschiedenartigsten Fragen ermöglicht wird. Auch an Illustrationen fehlt es nicht. Einer der gewandtesten Karikaturenzeichner der New Aorker Tages zeitungen, wegen Ermordung seiner Geliebten zu lebenslänglichem Anstalt in Auburne. Zur Zeit stehen ^em »8tar ok Lope« sogar drei Berufsjournalisten zur Verfügung, einer derselben füllt jetzt die Stelle von Nr. 1500, der seine Strafe abgesessen hat, als Chefredakteur aus. Daß eine solche Zeitung von den Sträflingen zum Ausdruck von Heuchelei benutzt werden möchte, diese Befürchtung liegt sehr nahe, da sich ja hier erwünschte Gelegenheit bietet, zu beteuern, daß man sein verbrecherisches bisheriges Leben bereue und gern ein neues, besseres beginnen möchte. Dergleichen kommt aber in Wirklichkeit verhältnismäßig selten vor; dagegen zeigen sich viel häufiger moralische Erfolge der Zeitung. Es beweist dies deutlich, daß die Sträflinge keineswegs so himmelweit von ihren freien ^Mil der Entdeckung ihrer Tat, ferner in den allgemeinen Ansichten über Eigentum und Besitz begründet sei, gleichen sie in Wirklichkeit außerordentlich ihren^ Mitmenschen, ^ie sie vielleicht in ^manchen schlagenden Wege, oft auch auf Unbildung. Die Gefängniszeitung kann hierin Gutes wirken; schon ist ihr manches geglückt. Viele der Gefangenen, die bei ihrer Einlieferung kaum ihren Namen schreiben konnten, wurden durch das Interesse an ihrer Zeitung veranlaßt, lesen und schreiben zu lernen, wie aus Mitteilungen an den Chefredakteur hervorgeht. Neben dem »8tar ok Lope« erscheinen in Nordamerika noch einige ähnliche Gefängniszeitungen, so der »Mentor« in Charles- town, der »Llovtbl^ keeorä« in Watersfield, der ->?ri80v Nirror« Kleine Mitteilungen. Amerikanische Zollgesetz-Auslegung für Bücher. — Der geltende amerikanische Zolltarif von 1897 enthält in der »Freiliste«, d. h. dem Verzeichnis der Gegenstände, deren Ein lautet: »Bücher und Flugschriften, ausschließlich in anderen Sprachen als in der englischen gedruckt; ferner Bücher und für Blinde.« Demnach würden also Bücher in englischer Sprache unter Position 403 des Tarifs fallen, wonach solche bei der Einfuhr mit 25 Prozent vom Werte verzollt werden müssen. Wie aus einem uns vorliegenden Briefe eines New Aorker Zeitschriften herausgebers an einen deutschen Verleger hervorgeht, erfährt nun der Artikel 502 in New Dork eine ganz eigentümliche Aus legung. Die betreffende Briefstelle lautet: »Große Belästigung haben wir mit der Einfuhr der Bücher für die Revue durch die Zollbehörden gehabt. Auf unsere Re- fasser z" B. eine Stelle aus Shakespeare wörtlich in seinen Text aufzunehmen, und das Werk wäre, als »nicht ausschließlich« in einer andern als der englischen Sprache gedruckt, zollpflichtig. Daß das natürlich sinnwidrig wäre, sieht ein Zollbeamter nicht ein. und wenn er in seinem Shakespeare zu Hause ist, so würde er wohl mit Shylok sagen: »I 8ta^ üere ou dovä«. Leider ist kaum anzunehmen, daß sich eine amerikanische Porzia als Richter fände! 6. L. Post. — Das am 1. Juli erschienene amtliche »Postblatt« 1904 Nr. 3 stellt seinen Mitteilungen in ^ gewohnter Weise die graphenverkehr eingetreten sind: 1. Im Verkehr mit Niederländisch-Jndien sind auf dem Wege über die Niederlande auf Postpaketen Wertangabe und Nachnahme, beides bis 400 zulässig. 2. Im Verkehr mit Transkaspien (Asiatisches Rußland) sind Postpakete unter denselben Bedingungen wie nach dem europäischen Rußland zugelassen. 3. Postfrachtstücke nach Keetmanshoop und Warmbad Deutsch- Südwestafrika) sind im unmittelbaren Austausch zwischen den Postanstalten bis auf weiteres nicht zugelassen. 4. Nachdem die Teilstrecke Horta (Azoren) — New Dort des zweiten deutsch-atlantischen Kabels gelegt und in Betrieb genommen
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