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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1904
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- Deutsch
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8084 Nichtamtlicher Teil. 162, 15. Juli 1904. vom Auslande überkommene moderne Form der Infor mation, das Interview, sind die Ansichten geteilt. Löbl zitiert eine große Reihe von Stimmen für und gegen sie und kommt zu dem Schluß, daß es jedenfalls als ein Fortschritt im Journalismus zu betrachten sei, wenn her vorragende Persönlichkeiten, die außerhalb des journalistischen Berufskreises stehen, zur Mitarbeiterschaft in dieser Form herangezogen werden. In England und Amerika hat man diesen Vorteil frühzeitig erkannt und ist bemüht, wissen schaftliche Kreise, die sich in Deutschland, wie schon eingangs erwähnt, dem Journalismus gegenüber noch immer ab lehnend verhalten, an die Zeitung zu fesseln. Muß man auch den referierenden Teil der Zeitung, der am meisten den Bedürfnissen des neugierigen Publikums Rechnung trägt, als die Hauptquelle des Journalismus, als das eigentliche Rückgrat der Zeitung betrachten, so verdankt letztere doch den weitreichenden Einfluß, den sie erlangt hat, nicht zum mindesten auch dem räsonierenden Teil, ja dieser bildet wohl die stärkste Quelle ihrer Macht, ist aber gleichzeitig auch die Hauptursache der vielen Angriffe, be rechtigten und unberechtigten Anschuldigungen der Presse, auf die bereits Bezug genommen wurde. Die räsonierende und kritische Funktion der Presse hat sich, wie bereits aus geführt, später als die referierende ausgebildet, doch läßt sich ihr Ursprung bereits in der polemischen Flugschriften- Literatur erkennen, die sich namentlich in der Revolutions zeit stark ausprägte und eine lebhafte Agitation in breiten Volksschichten in Szene setzte. Es konnte nicht wundernehmen, daß das unvergleichliche Agitationsmittel, das man im Journalismus erkannte, in sich selbst den Anreiz barg, immer mehr zur Beeinflussung der Meinung verwendet zu werden, und so sehen wir heute, daß jede Tatsache und Erscheinung auf dem Gebiete des politischen, ökonomischen, geistigen und künstlerischen Lebens nicht bloß verzeichnet, sondern auch be urteilt wird, wenn auch lange Zeit die einzelnen Staats gewalten eine freie Entwicklung dieses Teiles der Presse mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu hindern suchten und nicht in allen Ländern eine gleichzeitige und gleichmäßige Ausbildung zu verzeichnen ist. »Die intellektuelle Eigenart der Nationen hat hier beachtenswerte Unterschiede gezeitigt. Bei den germa nischen Völkern läßt sich eine deutliche Vorliebe für die informatorische Aufgabe der Presse wahrnehmen, bei den lateinischen Völkern eine stärkere Entwickelung des Sub jektivismus; bei den Germanen sehen wir eine Presse, die vorzüglich die Tatsache kultiviert, bei den Romanen einen Journalismus, der in erster Linie der Tendenz dient.« Es soll hier nicht weiter auf entwicklungsgeschichtliche Einzelheiten des räsonierenden Teils der Presse im allge meinen und auf nationale Eigentümlichkeiten und Gegensätze im besondern näher eingegangen werden; nur darauf sei hingewiesen, daß der Subjektivismus in der Presse im Laufe der Zeit überall stärker hervorgetreten ist, daß die Presse im Drange nach der unumschränkten geistigen Herrschaft über das Lesepublikum das vernünftige Maß von Kritik über schreitet und durch ein Zuviel an Räsonnement zwar die Herrschaft behauptet, sich aber narüentlich in gebildeten Leser kreisen keine Sympathien erwirbt. Löbl wendet sich mit Recht gegen dieses Zuviel namentlich an politischem Räsonne ment und fordert eine größere Sparsamkeit im Verbreiten politischer Ansichten, eine vertiefte Sachlichkeit, strengen Ernst und peinliche Gewissenhaftigkeit in der Abgabe politischer Meinungsäußerungen, um dieses ziemlich verwilderte Gebiet journalistischer Betätigung auf ein höheres Niveau zu heben und ihm seine Bedeutung und die ernste Beachtung des ge bildeten Lesers zu verschaffen. Was die wissenschaftliche, ästhetische und literarische, die Kunst- und Theater-Kritik anbetrifft, so ist diese im allgemeinen zwar von jeher weniger angefochten worden, als das politische Urteil einer Zeitung; sie hat jedoch ihre geborenen und geschworenen Feinde in dem Lager der Schaffenden selbst. So alt wie die publizistische Kritik und Rezension überhaupt ist, so lange besteht der Kriegszustand zwischen ihr und den produzierenden Schriftstellern, den bildenden und darstellenden Künstlern, und diese Kluft wird sich wohl nie überbrücken lassen. Es spielt hier zuviel Persönliches mit, und im übrigen unterliegt es keinem Zweifel, daß hier von der Presse viel gesündigt wird. Das gibt auch Löbl zu und er verfehlt nicht, mit guten Rat schlägen und ernstgemeinten Vcrbesserungsvorschlägen an die Hand zu gehen. Im weitern erfährt der geschäftsvermittelnde Teil der Zeitung, das Inserat, das gegenwärtig die wirksamste Form der Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage darstellt, ein eingehende Erörterung. Das Inserat ist nicht nur für die Geschäftswelt von größter Wichtigkeit, es ist namentlich für die Zeitung selbst als eine der wichtigsten materiellen Grundlagen zu betrachten. Löbl bespricht nach einer all gemeinen Definition des »Inserats« und der -Annonce» deren einzelne Kategorien; er erinnert an die einzelnen strittigen Fragen über Zulässigkeit gewisser Jnseratformen, die vielfachen Beschwerden über Mißbräuche im Jnseratwesen re. Sein Urteil faßt er dahin zusammen, daß es einen Moral kodex des Inserates noch nicht gibt, ja daß dieser noch nicht einmal in der übereinstimmenden Ansicht der Zeit genossen bestehe. In keinem Falle dürfe es für die Staats verwaltung eine spezielle Jnseratenmoral geben; was sonst erlaubt sei, müsse auch im Inserat erlaubt sein, was sonst verboten sei, soll auch dort verboten sein. Was jedoch vom Standpunkt des Gesetzes nicht verboten ist, ist darum vom moralischen noch nicht gut zu heißen, und die Zeitung hat in jedem Falle die Pflicht, im Interesse des Gemeinwohls und in Anbetracht ihrer ernsten erzieherischen Aufgabe eine strenge Selbstkontrolle zu üben. Die weitern Ausführungen Löbls über gewisse technische Einzelheiten, über Journalistik und journalistische Praxis rc., die von andrer Seite vielleicht ausführlicher, wenn auch nicht von so allgemeinen Gesichtspunkten aus behandelt worden sind, muß ich übergehen; sie ließen sich übrigens sehr vorteilhaft zu einem brauchbaren allgemeinen Lehrbuch der Journalistik ausgestalten. Sie enthalten viel des Be herzigenswerten und Belehrenden für angehende Journalisten sowohl, als auch für Berufspraktiker und für das große Lese publikum, das weder Zeit hat, noch in den seltensten Fällen überhaupt in der Lage ist sich über die innern Vorgänge und das eigentliche Wesen des bevorzugten Blattes, das nicht selten als einzige tägliche Information dient, von dem es Anschauungen und Urteil bezieht, näher zu unterrichten. Vieles finde ich darin berührt, was auch kürzlich einen Franzosen bewog, ein Buch zu schreiben »Wie man Zeitungen lesen soll«'), in dessen Vorwort gesagt wird: -Lourqnoi N6 PL8 sssa^er äe eoorckonner les obserrations Paris 1903, V. lleooüre.
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