Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040715
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190407150
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040715
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-15
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ov 182, IS. Juli 1304. Nichtamtliche! Teil. 6088 Im weitern behandelt Löbl in der gleichen dogma- tistcrenden Weise, nachdem er eine grundlegende Einteilung der Presse in eine politische und nichtpolitische Presse vor genommen, das »Stoffgebiet- der Presse nicht ohne dessen mannigfachen historischen Wandlungen, aus denen so recht ersichtlich ist, wie die Zeitung ein außerordentlich scharfes Spiegelbild der jeweiligen kulturellen Entwicklungsstufe ist, eine kurze Betrachtung zu widmen. Die Frage! »Was gehört in die Zeitung und was nicht?« bildet schon von jeher unter den verschiedensten Gesichtspunkten den Gegenstand leb haftester Erörterungen über Zweck und Aufgabe des Jour nalismus, und es muß nach Löbl dem Taktgefühl und den geläuterten Anschauungen und Emfindungen des Redakteurs überlassen bleiben, namentlich in bezug auf die publizistische Behandlung von Dingen rein privater Natur, außer den Schranken, die Strafgesetz und Moral schon an und für sich ziehen, eine nicht durch Gesetze zu bestimmende Grenze ein zuhalten. Im übrigen nimmt der Verfasser eine Gliede rung des Stoffes der Zeitung nach zweierlei Gesichtspunkten vor: nach dem innern Merkmale der Funktion, der die ein zelnen Teile des Blattes dienen, sodann nach der äußern sinnfälligen Anordnung nach Rubriken. Es sind im wesent lichen drei Funktionen, die die moderne Zeitung, im beson- dern die Tagespressc, erfüllt: 1. die referierende, die Funktion der Nachrichten vermittlung, 2. die räsonierende und propagandistische (Kritik, Meinung, Urteil), 3. die Funktion der Publizitätsvermittlung (Inserate, Annoncen). Als Nebengruppe ist der rein schöngeistige Inhalt des Blattes zu betrachten. Zu den Hauptfunktionen der Presse und insbesondere der Tagespresse gehört die Mitteilung und Darstellung wich tiger Ereignisse und Zustände aus der unmittelbaren Gegen wart. Die Zeitung ist und bleibt in erster Linie ein Nach- richtcnvermittlungs-Jnstitnt, das seinen Ursprung zurückleitet auf das Bedürfnis der Menschen nach Neuigkeiten: »Die Sucht, neues zu erfahren, ist so alt, als wie die Welt«. Zu allen Zeiten hat man mit den zu Gebote stehenden Mitteln versucht, diesem Neuigkeitsbedürfnis der Menschen zu ent sprechen, und man wird mit Interesse die kurz gehaltenen geschichtlichen Ausführungen Löbls über die Entwicklung der Nachrichten-Vermittlung von den Uranfängen bis auf die neueste Zeit lesen, aus denen nicht nur die großartigen Fortschritte des Zeitungswesens an sich erkennbar sind, aus denen namentlich auch hervorgeht, wie tief die Zeitung im Leben der Völker wurzelt, wie eng sie mit allen kulturellen Errungenschaften verknüpft ist, so daß ich nicht umhin kann, ein wenn auch nicht gerade sehr geschmackvolles Zitat von W. Sombart aus »Die deutsche Volkswirtschaft des IS. Jahr hunderts« hier zur Anwendung zu bringen: »Die Zeitung sitzt heute im Volke wie die Laus im Pelze«. Die Leistungen der modernen Zeitung als Nachrichten- übermittlerin sind durch den Telegraphen und sonstige tech nische Errungenschaften, die die Zeitung in ihre Dienste ge nommen hat, auf die denkbar höchste Stufe der Voll kommenheit gebracht worden; man kann sich jedoch der Ansicht Löbls, daß hier zuviel des Guten geschieht, nicht verschließen: ja, es bleibe dahingestellt, ob die bis in die neueste Zeit herauf anzutreffenden Versuche, zur ausschließ lichen Erfüllung jener ursprünglichsten Aufgabe des Zei tungswesens, der Neuigkeiten - Verbreitung, zurückzukehren, nicht als ein Rückschritt zu betrachten ist. Gewiß ist die Schnelligkeit der Berichterstattung und Tatsachenmitteilung das A und O des heutigen Zeitungswesens und die uner läßliche Bedingung namentlich seiner wirtschaftlichen Bedeu tung und Größe: ohne Zweifel datiert der große Auf schwung, den die Zeitung genommen hat, erst seit Erfindung des Telegraphen, über dessen Wichtigkeit und Unentbehrlich keit für den modernen Weltverkehr man kein Wort weiter zu verlieren braucht; es ist jedoch nicht zu leugnen, daß speziell das übermäßig zur Anwendung kommende moderne Zeitungstelegramm, dieses formlose Hinwerfen unverarbei teten Tatsachenmaterials einen atavistischen Zug, eine Rück bildung zu primitivsten Formen aufweist. Was L. Salomon in Band I seiner »Geschichte des deutschen Zeitungswesens» über die Meßrelationen Michael von Aitzings (1588 u. f.) sagt, läßt sich wohl auch ohne weiteres auf den einen breiten Raum einnehmenden Telegrammteil unserer mo dernen Zeitung anwenden: »Die Sprache.... ist monoton; die Berichte leiden an einer großen Trockenheit; nirgends wird ein Versuch gemacht, ein größeres zusammenhängendes Geschichtsgemälde zu geben. Die einzelnen Mitteilungen über die Vorfälle und Ereignisse sind nur ganz einfach nach der Zeitfolge aneinandergereiht. - Löbl ist kein Freund von Schönfärberei, er sieht die Dinge, ivie sie wirklich sind, sein Bestreben ist darauf gerichtet, eine Institution von der Bedeutung der Presse tunlichst von allen Mängeln und Schlacken zu reinigen, ihren erzieherischen Wert zu heben, ihre nachteiligen Wirkungen zu beseitigen oder beseitigt zu sehen, und mit besonderin Nachdruck und gutem Bedacht weist er auf alle Mängel hin, die dem Zeitungs wesen in seiner derzeitigen Entwicklung anhasten. Speziell in dieser Exaltation der Nachrichtenübermittlung erblickt er einen wesentlichen Mangel des modernen Zeitungswesens, da sie den geistigen Inhalt der Zeitung beschränke; er fordert, daß in dem überhandnehmenden einseitigen Bericht- erstattungsdienft Wandel geschafft werde. Die telegraphische Information, ohne die unser ganzes politisches und wirt schaftliches Leben heute zwar völlig undenkbar wäre, muß auf das notwendigste und vernünftige Maß eingeschränkt werden, und neben ihr mutz als gleichberechtigter Zweig der Information der briefliche Korrespondenzdienft in seine Rechte wieder eingesetzt werden, der es ermöglicht, nicht nur die Ereignisse zu melden, sondern ein Bild der Zustände und Verhältnisse zu geben, ein richtiges Verständnis der Zeit zu erschließen. Bei der Raschheit, mit der der Informations dienst der Zeitung gehandhabt werden muß, darf keinesfalls die Verläßlichkeit, die mit zu den obersten Maximen der modernen Nachrichtenübermittlung gehört, vernachlässigt werden; sie legt der Zeitung ernste Pflichten auf und stellt zuweilen weitgehende Anforderungen an die Tätigkeit des Redakteurs, dem außer der mühevollen Arbeit, die ein- gelanfenen Nachrichten auf ihre Verläßlichkeit zu prüfen, auch wiederum in vielen Fällen die Pflicht der Zurück haltung und Diskretion obliegt. So wird eine ihrer be deutsamen Aufgaben bewußte und ihre hohen Ziele ernst nehmende Presse nicht nur, ivie bereits erwähnt, in der Behandlung von Privatangelegenheiten sich die nötige Reserve auferlegen, sondern namentlich in Staatsangelegenheiten, wo es das Wohl des Staates fordert, mitunter gewisse Mel dungen unterlassen; sie wird ferner in der Berichterstattung über Verbrechen und Kriminalprozesse eine strenge Selbst zucht und weise Zurückhaltung sich angelegen sein lassen, denn der der Presse vielfach gemachte Vorwurf, daß sie durch die sorgfältige, fast liebevolle, bis auf alle Einzelheiten sich erstreckende, rücksichtslose Berichterstattung über Ver brechen und Kriminalsälle sich zur Trägerin eines ver brecherischen Kontagiums mache, ist nur zu begründet und verschiedentlich durch Beispiele erwiesen. Über eine uns 801'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder