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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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«142 Nichtamtlicher Teil. ^ 164. 18. Juli IS04. verwenden. Mit großer Freude und Befriedigung kann ich konstatieren, daß das Publikum sich leicht in die neuen Verhältnisse hineingefunden und anerkannt hat. daß bei den stetig steigenden Kosten des Lebensunterhalts der Buch händler jetzt nicht mehr freiwillig auf einen nicht unbe deutenden Teil seines Bruttogewinns verzichten kann. Auch die Buchhändler fanden sich rasch in die neuen Verhält nisse; es sind nur sehr wenige Verletzungen dieser Bestim mungen zu unsrer Kenntnis gelangt. In diesen sind wir pflichtgemäß vorgegangen, indem wir die schuldtragenden Firmen zur Rechenschaft gezogen haben. In den meisten Fällen konnten wir die Angelegenheit im eigenen Wirkungs kreise erledigen, so daß wir nur ganz vereinzelt die Unter stützung des Börsenvereins in Anspruch zu nehmen genötigt waren. Durch Forderung namhafter Kautionen, die bei Wiederholung einer Schleuderet verfallen, glauben wir, Ord nung schassen zu können, und jeder unsrer Kollegen kann überzeugt sein, daß die Bestimmungen unsres Vereins gegen jedermann streng gehandhabt werden. Ich bin sicher, daß wir. je eher dieses ruhige Bewußtsein Platz greift, desto eher zu einer einschneidenden Besserung unsrer Verhältnisse kommen werden. Es versteht sich aber von selbst, meine Herren, daß. so wachsamen Auges Ihr Vorstand auch die Einhal tung der Bestimmungen schützt, er dies insbesondere außer halb Wiens nicht tun kann, wenn er nicht von Ihnen selbst unterstützt wird, und es ist dringend nötig, daß sich an jenen Orten, wo mehrere Buchhandlungen bestehen, lokale Vereinigungen bilden, die sich zur Aufgabe machen, die In teressen unsres Standes zu wahren. In einzelnen Städten haben sich solche Vereinigungen bereits sehr gut bewährt. In Prag, einer Stadt, in der. wie Sie wissen, vor Jahren noch die Schleuderei in geradezu erschreckender Weise geübt wurde, ist jetzt Ruhe und Ordnung eingetreten. Das ener gische Auftreten der dortigen Sektionsobmänner, und beson ders des Vorstehers der dortigen Genossenschaft, hat es dahin gebracht Bestimmungen durchzusetzen, die zum Teil noch weiter gehen als jene, die unser Verein festgesetzt hat. »Auch in Ungarn ist. wie Sie aus der »Buchhändler- Correspondenz- ersehen haben, eine ähnliche Bewegung im Zuge. Nur Einigkeit macht stark, und seien Sie versichert, meine Herren, es können noch sehr schöne Erfolge in den einzelnen Städten der Monarchie erzielt werden, wenn die Kollegen der betreffenden Orte stets fest Zusammenhalten. Wir sehen ja auf vielen Gebieten die äußerst gesunde Ten denz. an die Stelle der ungeregelten Konkurrenz feste Ver abredungen der Kollegen zu setzen, die zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage führen. »Lassen Sie uns diese Tendenz auch für unsern Beruf anwenden, dabei aber nicht vergessen, daß wir. wenn wir erst einmal eine wirkliche Besserung verspüren, in erster Linie an eine Verbesserung der materiellen Lage unsres Gehilfcnstandes denken und weiter in entsprechend höherem Maße unsern Kulturaufgaben gerecht werden müssen. Wir sind dies den Verlegern schuldig, die mit wenigen, allen Sortimentern bekannten Ausnahmen, stets mannhaft für die Interessen der Sortimenter eingetreten sind. Namentlich mögen auch jene Firmen, die heute nur Brotartikel ver kaufen, sich mehr als bisher der Verbreitung guter Literatur widmen und auf den oft sehr lohnenden Verdienst beim Verkaufe seichter und unsittlicher Literatur verzichten. Je mehr in unserm Stande diese ideale Auffassung unsres Berufes Platz greift, desto mehr können wir auf den Ruf nach Polizei und Staatsanwaltschaft verzichten, da eine Bevormundung, wie sie Deutschland durch eine Ivx Heines drohte, unabsehbare Gefahren für den regulären Sortiments buchhandel bringen würde. Freilich benötigen wir — um dieser unsrer idealen Auffassung gerecht zu werden — eines ebenfalls ideal veranlagten Gehilfenstandes. Es ist tief zu beklagen, daß einzelne Agitatoren unsern Nachwuchs auf das Niveau von Lohnarbeitern herabzudrücken suchen. Wir benötigen für die erfolgreiche Ausübung unsres Be rufes hingebungsvoller Mitarbeiter, die die Sorgen ihrer Chefs teilen und auch ihrerseits die Lage unsres Berufes zu verbessern trachten, nicht aber Mitarbeiter, die in möglichster Abkürzung der Arbeitszeit alles Heil erblicken und für die Interessen ihres Standes am meisten zu tun glauben, wenn sic der Reihe nach gerade jene Chefs angreisen, die indirekt auch für die Verbesserung der materiellen Lage des Gehilfen standes jederzeit am meisten eingetreten sind. »Wie brennend heiß der Kampf um die Rabattfrage in Deutschland seit einem Jahre geführt wird, ist Ihnen allen be kannt. Besonderes, wenn auch zweifelhaftes Verdienst, hat sich der derzeitige Rektor der Leipziger Universität Geheimrat vr. Bücher dadurch errungen, daß er den Gelehrtenstand gegen den Buchhandel, die doch beide so sehr aufeinander angewiesen sind, eingenommen hat. Wie vielen Buchhändlern hat die Entrüstung über die geringschätzige Art. mit der vr. Bücher speziell den Sortimentsbuchhandel in seiner Schrift »Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft« be dachte. die Feder in die Hand gedrückt, um die zahlreichen Jrrtümer und unberechtigten Vorwürfe seines Buches zurück zuweisen I »Ein eigentümliches Bild boten auch die kontradiktorischen Verhandlungen, die am 11., 12. und 13. April in Berlin stattgefunden haben. Da Professor Bücher die Behauptung aufgestellt hatte, daß der Börsenverein ein Kartell sei. so sah sich nämlich das Reichsamt des Innern in Berlin genötigt. Ver handlungen darüber einzuleiten, ob die Organisation des Buch handels wirklich eine kartellartige sei, die dem allgemeinen Wohle schädlich werden könnte. Sie dürften ja von dem Gang der Verhandlungen im allgemeinen bereits gehört haben und wissen, daß vor allem festgestellt wurde, daß unsre Organi sation kein Kartell genannt werden kann. Diese Fest stellung haben übrigens zahlreiche Volkswirte schon früher ge macht. Es ist schwer, hier auf die zum Teil sehr weitläufigen Verhandlungen, an denen Buchhändler und Gelehrte teilnah- men. des nähern einzugehen; aber ich möchte doch nicht Unter lasten auf einige besonders markante Punkte derselben hinzu weisen. Diese Verhandlungen haben nämlich wieder gezeigt, daß der Verlagsbuchhandel in seiner überwiegenden Mehrheit stramm auf der Seite des Sortimentsbuchhandels steht und keineswegs die Auffassung des akademischen Schutzvereins, daß der Sortimenter ein überflüssiges Zwischenglied in der buchhändlerischen Wirtschaftsorganisation sei. teilt. Eine weniger glückliche Rolle haben aber bei diesen Verhandlungen die Gelehrten gespielt, die sich berechtigt und befähigt fühlten, über Details der buchhändlerischen Organisation mitzusprcchen und diese Organisation zu kritisieren. Bei aller Hochachtung vor den wissenschaftlichen Leistungen dieser Herren muß man ihnen aber doch die genügende Fachkenntnis für den Buch handel absprechen, und unser Altmeister im Kampfe um die Abschaffung des Rabatts. Herr Adolf Krön er. hat den Nagel auf den Kopf getroffen, als er diesen unberufenen Ratgebern gegenüber meinte, daß der Buchhandel sehr gern die Wünsche der Gelehrten erfüllen würde, wenn sie — — eben erfüllbar wären. Daß sie das aber eben nicht sind, müsse denn doch ein Buchhändler als Fachmann besser wissen als irgend ein Außenstehender. Außer den Gelehrten übte auch der Verleger des Bücherschen Buches wieder eingehende Kritik an unsrer Organisation. Auch bei dieser Gelegenheit plaidierte vr. Giesecke für Einschränkung der Zahl der Sortimenter, die für den Vertrieb wissenschaftlicher Werke viel zu groß sei. Ob diese dafür eventuell ausreichende Anzahl
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