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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1904
- Sprache
- Deutsch
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half, spielte aber den von ihm kaufenden alten Damen solche Streiche, daß er entlassen werden mußte. Mit vierzehneinhalb Jahren wurde James Lehrling bei dem Schuhmacher Georg Bowden in Taunton. Dieser arbeitete sechs Tage in der Woche fleißig und ging am siebenten Tage mit seiner Familie zum anabaptistischen Gottesdienste. Sein siebzehnjähriger Sohn hörte einst einen Reiseprediger von John Wesley und wurde von ihm zum Methodismus bekehrt. Er veranlagte auch seine Eltern, seinen Bruder und möglicherweise auch James Lackington, dieser religiösen Gemeinschaft beizutreten. Lackington kehrte ihr jedoch für längere Zeit den Rücken. Später füllte er die Hälfte seines oben erwähnten Buches mit höhnischen, verächtlichen und un- ziemlichen Angriffen auf den Methodismus und dessen Stifter John Wesley. Im Verlaufe seines Lebens ließ sich Lackington mehrmals bekehren und erlaubte sich in diesen Rückfällen seine dünkel und Anmaßung überlegenen Wissens bekundeten, die er prahlerischerweise für tiefgründige Philosophie hielt. Diese be trübenden und unnötigen Erörterungen sind entschieden ein schreiben einige Zeit darauf. Als er lesen gelernt hatte, ver schlang er jedes Buch, dessen er habhaft werden konnte. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis, beschäftigte sich als Mitglied der liehen gebrauchten Argumente ebenso handhaben zu können wie diese selbst. Allmählich machte er sich jedoch davon los, studierte Plato und Seneca, Plutarch und Epicur und andre alte Philo- sich bald vollkommen gegen die engherzige Lehre von John Wes ley gerüstet glaubte. Als er mit 21 Jahren seine Lehre beendet hatte und freige- sprochcn worden war, wurden zufällig für Taunton zwei Par lamentsmitglieder gewählt, die sich ihren Wählern durch Freibier usw. erkenntlich zeigten. Da Lackington eine Stimme hatte, stürzte er sich mit in diesen unentgeltlichen Saus und Braus. Als jedoch die Wahl vorüber war, mußte Lackington gestehen, daß er nahe daran war, für immer in Gemeinheit, Niedrigkeit und Laster zu essen und trinken konnte. Er ging also auf die Wanderschaft, heiratete 1770 oder 1771 und wandte sich 1773 mit der traditio nellen halben Krone in der Tasche nach London. Nach einem Monat ließ er seine Frau Nachkommen. Um dieselbe Zeit aber erbte er von seinem Großvater zehn Pfund Sterling. Im Juni 1774 mietete Lackington in Featherstone Street einen kleinen Laden mit Wohnzimmer und entschloß sich, nicht nur Schuhe und Stiefel, sondern auch Bücher zu verkaufen. Am Johannistag eröffnete Lackington mit fünf Pfund Sterling Kapital, die ihm die Methodistengemeinde geliehen hatte, das Geschäft. Nach sechs Monaten zog er nach Chiswell Street Nr. 46 und gab sein ehr bares Schusterhandwerk auf. Seinen kleinen Ledervorrat ver wandelte er in alte Bücher hauptsächlich religiösen Inhalts. Seine Unwissenheit,, Bigotterie, sein Aberglaube waren, wie er ton krank, einige Tage später auch seine Frcny die am 9. No vember starb. Kurze Zeit, nachdem er sein Geschäft wieder eröffnet hatte, lernte er ein Fräulein Dorcas Turton kennen, das aus guter, aber verarmter Familie stammte und übermäßig Bücher liebte Sie schien also für eine Buchhändlersfrau ausgezeichnet zu paffen. Lackington machte ihr einen Antrag und heiratete sic am 30. Januar 1776, kaum drei Monate nach dem Tode seiner ersten Frau. Seine zweite Frau war ihm bald eine ausgezeichnete Hilfe und konnte ihn in seiner Abwesenheit völlig vertreten. Er kaufte nun Bücher in größeren Partien, und bald wuchs sein Geschäft in dieser Beziehung so, daß er verschiedentlich mit der Zahlung ins Gedränge kam und mehr als einmal Uhr, Anzüge und zuweilen sogar Bücher versetzte. Er schien also die Kunst dürfte er ihn doch vielleicht mehr der Tatsache zuschreiben, daß ec zufällig und durch die Verhältnisse gezwungen aus ein neues neu war. 1778 wurde John Denis Teilhaber von Lackington, und 1779 erschien der erste Katalog von zwölftausend Bänden von I. Lackington L Co. Nach zwei Jahren schien es Denis, daß Lackington zu rasch kaufte, und er trat deshalb aus der Firma aus. In jenem Jahre, 1780, entschloß sich Lackington auch, nie- j. gkb.n. d.ni udlich.il ldcillch ukglllUb.r -in. einiger Wahrheit sagt Lackington: »Es ist fast unmöglich, daß ich in diesem Handelszweige jemals wirklich zu fürchtende Kon kurrenten haben werde, denn es erfordert nicht nur ganz unge- einen Katalog mit dreißigtausend Titeln herausbringen. Aber nun fand er eine unvorhergesehene Schwierigkeit. Viele seiner Kunden waren zwar geneigt, von ihm zu kaufen, aber nicht verkauft sehr billig; aber deshalb will er auch nicht viel für das geben, was ihm angeboten wird.- Es wurde ihm schwer, diese Ketzerei zu bekämpfen. Endlich legte er sich folgenden Plan zu recht, um die Sache über jeden Zweifel zu erheben: »Wenn ich aufgefordert werde, eine Bibliothek oder eine größere Masse von Büchern zu kaufen, so prüfen entweder ich selbst oder meine Leute diese sorgfältig, und wenn gewünscht wird, daß ich einen Preis dafür nenne, so sage ich rund heraus den höchsten Preis, den ich anlegen will. Ich berücksichtige immer, daß dieser ebenso hoch ist wie derjenige, den ein anderer Buchhändler zahlen kann. Wenn nun der Verkäufer irgendwelche Zweifel wegen des angebotenen Preises hegt und bei andern Buchhändlern anzufragen wünscht, so zahlt er mir fünf Prozent für das Abschätzen der Bücher. Wenn er nun anderswo keine höhere Summe erlangen kann und war, Bücher, die nicht so rasch wie erwartet abgesetzt worden waren, in den Restbeständcn unter der Hand zu verkaufen. Zu diesen Verkäufen wurden nur Buchhändler zugelassen, und zwar nur diejenigen, denen man einen Katalog zugeschickt hatte. Bei diesen Verkaufen wurden oft 70—80000 Bücher nach Tisch ver kauft. Nachdem er diesen Auktionen beiwohnen konnte, war er sehr überrascht zu erfahren, daß man von diesen Restbeständen häufig die Hälfte oder dreiviertel vernichtete und für die übrig behaltenen Exemplare dann den vollen Ladenpreis ansetzte. »Es war-, wie Lackington sagt, »im Handel feststehender Brauch, daß jeder, welcher solche Artikel unter dem Ladenpreise verkaufte, von den Buchhändlerauktionen ausgeschlossen wurde; so blind waren die Verlagsrechtsinhaber für ihr eigenes Interesse.- Eine zeitlang richtete er sich nach obigem Verfahren; aber er fand bald, daß Bücher, die zum Preise von sechs Schilling nicht gehen wollten, noch um drei oder zwei Schilling verkauft werden konnten oder nach Verhältnis. Anstatt also Vorräte zu vernichten, suchte er sie unterzubringen, was ihm auch mit vielen hunderttausend Büchern gelang. »Dieses Verfahren- , sagt Lackington, »war entschieden für das größere Publikum und selbst für Buchhändler sehr nützlich, verschaffte mir aber viele Feinde im Handel . . ., einige derselben bestrebten sich durch klägliche Einflüsterungen und dunkle Winke nach Kräften, mein bei dem Publikum schon erworbenes Ansehen zu schädigen und meinen Ruin herbeizuführen, den sie täglich voraussagtcn.- Im 36. Briefe seiner Llewoir8 liefert Lackington einige Nach richten über die Beziehungen zwischen Verfassern und Verlegern. »Nichts ist gewöhnlicher,- sagt er. »als daß man die Autoren wegen mangelnder Liberalität der Verleger beim Ankauf ihrer Manuskripte klagen hört.- Er selbst kaufte selten Manuskripte und verlegte selten ein neues Buch. Er konnte also in dieser Hinsicht für ganz unparteiisch gelten, wenn er die Meinung aus-
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