Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040726
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190407269
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040726
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-26
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6332 Nichtamtlicher Teil. 171, 26. Juli 1904. Nichtamtlicher Teil. Professor Sucher und die Kabattfrage im englischen Buchhandel. Plauderei von Bruno Conrad. Es ist recht interessant, daß Professor Bücher in der dritten verbesserten Auflage seiner vielberufenen Denk schrift über den deutschen Buchhandel nun auch ausländische Verhältnisse in den Kreis seiner nationalökonomischen Be trachtungen zieht. Er hat sich in so eingehender Weise der Organisation und der verschiedenen Zweige -es heimischen Buchhandels angenommen, daß man von seiner akademischen Begutachtung fremder Verhältnisse Erbauliches erwarten darf. Vielleicht, daß die übergroße Nachfrage nach dem ver griffenen Buch und die dadurch bedingte Eile wiederum zum Verzicht auf eine systematische Darstellung zwang, und daß er sich, um Unebenheiten und Versehen zu vermeiden, vorläufig auf nur ein Kapitel und nur einen Punkt be schränken mußte, aus die Rabattfrage im englischen Buch handel. Es wäre bedauerlich, wenn die Professor Bücher zugänglichen Quellen ihm nicht auch einige Nummer« Mer neueren Monatsschrift »lös tlutbor« zugeführt hätten, in der -blutsaugende- und -ungerechte« Verleger, -dumme, ignorante« Buchhändler (es handelt sich hier um Eingeborene), feststehende Typen sind, wie in den Buchhändlecblättern das Bücher bettelnde Publikum. Zeitweilig finden wir auch Taxationen junger, sich höchst kompetent fühlender Autoren, kurzum ein reichliches, ergiebiges und natürlich auch »objektives« Material. Eine Literaturangabe befindet sich übrigens am Ende des Artikels -Loolrssllivg« in der »Lnc^- vlopasäis Lritavvios«. Einige unzufriedene Buchhändler, eventuell Gehilfen, sollten doch auch irgendwo hervorquellen, und vielleicht, daß es der nächsten Auflage Vorbehalten ist, in dem bekannten frischen Tone, gewisse Lücken auszufüllen, speziell wenn es Professor Bücher doch noch gelingt (wer nimmer rastend sich bemüht, den wollen wir erlösen), in den romanischen Landen die gewünschten Freunde bzw. Quellen zu finden. Er dürfte mit seinen ergänzenden Ausführungen nicht nur -die Kreise des deutschen Volkes, welche höherer Schul bildung teilhaftig geworden sind«, erfreuen, sondern be sonders auch die einsichtigen Buchhändler, soweit sie noch nicht -in quietistischer Selbstgenügsamkeit erstarrt« sind. Diese sehen wohl schon mit Spannung — nicht einem Reformprogramm — dazu dürfte er sich trotz allem wohl nicht für hinreichend zuständig erklären —, wohl aber einem Fingerzeig entgegen, den der jetzt auch in fremden Gewässern wohlvertraute Professor von seiner hohen Warte aus ihnen nicht länger vorenthalten darf. Bevor ich auf Professor Büchers Abhandlung über die Rabattfrage in England näher eingehe, will ich hier zum bessern Verständnis der Sachlage eine Skizze des Geschäfts betriebs und der Usancen der englischen Bücherhändler, wie sie dominieren, geben. Mit den wenigen englischen Buch händlern, die in London und in vielleicht noch zwei bis drei andern Städten existieren, brauchen wir uns nicht zu beschäftigen. Es sind kaufmännische Institute, die im Sinn des 1872 in Berlin beabsichtigten »Athenäums- betrieben werden. Beglückwünschen können wir uns aber, daß uns in Deutschland, dank der Vorsehung des Börsenvereins, diese Geschäfte vorenthalten sind. Es ist kein Kunststück und bedarf bei genügendem Kapital keiner sonderlichen Intelligenz, um beim Mangel einer Organisation, unter Ausnutzung aller Vorteile, durch Bewilligung von Vorzugs preisen Bibliotheken rc. an sich zu reißen. Wir geben gern zu, saß diese ihre Bücher dadurch billiger bekommen; der Natio« int ganzen ist damit aber sicher nicht gedient-. Der größere bookssllsr, der vielleicht «ui noch Papier und Lederwaren führt, wird, wen« er über bibliographisches Material verfügt und genügend Stoff hat, seinen Bedarf selbstverständlich direkt vom Verleger beordern. Die eng lischen Büchelkataloge sind nebenbei gesagt viel besser und vollständiger als die französischen, obgleich sie den ameri kanischen und dem neuen, bis 1SVV fvrtgefllhrien, aber noch nicht vollständigen italienischen an Gütd NachsteheN. Kleinere Beischlüsse läßt er aN seinen Kommissionär schicken. Dieser erhält von den Verlegern pro Paket 26 »boolrivg«, die sie bei Beträgen unter 1k> sb den Sortimentern zu belasten pflegen. London ist für den englischen Buchhandel England wie Paris für Frankreich. Die wenigen Provinzialuntet- nehmungen in Cambridge, Oxford, Edinburgh ic. halten fast alle in London Lager. Die kleinen Mb kleinsten Büchervertäufer, die alles habe«, üuch Mehlwürmer und Goldfische rc. — man muß diese Geschäfte gesehen haben! —, machen ihre Bestellungen beim Barsortimenter - Kommissionär. Es gibt nür einen-, so zu sagen. Wissenschaftliche Litetalür koitunt bet ihnen wohl kaum in Frage, es handelt sich somit nur um Romane, um UnterhaltUngslekture. Diese soll hier, wie ich lese, weil «in sittlich hochstehender Verleger fi) die Leihbibliotheken be herrsche, die andrer Nationen turmhoch überragen. Ich glaube, in der deutschen und in der englischen Literatur, um die es sich hier handelt, ziemlich »up to 6sts« zu sein, ich wüßte aber wirklich nicht, was die englische llnterhaltungs- literatur turmhoch höher stellen sollte. Ich gebe gern zu, daß die englische Literatur Aus wüchse, die neuerdings in Deutschland zu florieren scheinen, Nicht gezeitigt hat; ich kann mir aber nicht denken, daß -Kaviarliteratur- jetzt in deutsche Leihbibliotheken aus genommen wird. Mit dem Einfluß des sittlich hochstehenden Verlegers und der edlen Lektüre ist das auch hier eine eigne Sache. Bei Mudie harren, wie die Angestellten ver sichern — und es liegt keine Veranlassung vor ihnen keinen Glauben zu schenken — noch Stapel der Spencerschen Auto biographie der empfänglichen Leser; Bilse und Beyerlein aber sind die Leute des Tages. Die Zeitschriften liefert der englische Kommissionär seinen Kommittenten zum Einzel-Nettopreise, 6 ä ord., 5 6 netto, den 6 sb-Roman für 4 sb resp. 4 sb 26; dazu rechnet er dann seine Kommission und Emballage. In London ist es dem Händler unmöglich, den 6 Schilling-Band für mehr als 4 sb 6 6 zu verkaufen; in der Provinz aber sucht ec, wenn möglich, nach oben abzurunden. Allzu frei kann er sich abcr auch hier nicht bewegen, schon des Nachbars, des Apothekers wegen. Der verkauft ja auch Bücher (der organisierte und gesetzlich geschützte deutsche Apotheker würde sich über seinen englischen Kollegen oft wundern), und da er zu einer Company gehört und sie billiger bekommt, so könnte er sie noch etwas billiger verkaufen, und schließlich auch könnte der Kunde das Buch gar noch direkt bestellen. Die hohen Portospesen, die bei dem notleidenden deut schen Sortimenter eine so große Rolle spielen, existieren hier kaum. Die verschiedenen Companies expedieren die Sen dungen zu fabelhaft billigen Preisen. Ein 5 bz-Paket lostet zum »sovtraot pries« überallhin in England ca. 1—2 6. Schade, daß das Staatsmonopol — eine falsche Grundlage, wie ein Engländer immer behaupten wird — die freie Bewegung und das so wohltätige Spiel der Kräfte bei uns daheim ausschließt. Der englische Buch- und Bücherhändler verkauft das
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder