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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1904
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- Ausgabe
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- 1904-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1904
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- Deutsch
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,1? 179, 4, August 1904. Nichtamtlicher Teil 6529 Kommerzienrat Theodor Sprosser in Firma Verlag für Natur kunde in Stuttgart, Hans Volckmar in Firma Albert Koch L Cie, in Stuttgart, Carl Walckec sr. in Firma Chc. Belsersche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart, Ludwig Witter in Firma Ludwig Witter, vorm. Gottschick- Witter in Neustadt a. d. H, Ausgetreten sind 6 Mitglieder, die Herren! Jos. Vopp in Firma Bopp «L Haller in Biberach, Felix Fleischhauer in Stuttgart, Richard Jordan in München, Louis Kling in Firma E. L. Kling in Tuttlingen, Karl Krabbe in Stuttgart, Fricdr. Ed. Witter in Neustadt a. d. H. Durch den Tod haben wir vier Mitglieder verloren. Am 18. Juni vorigen Jahres, also nur drei Tage nach unsrer letzten Generalversammlung, starb in einem Alter von nahezu 58 Jahren Herr Friedrich Eugen Fehr in St. Gallen. Friedrich Eugen Fehr wurde am 1. Oktober 1842 geboren als Sohn des angesehenen Buchhändlers Georg Friedrich August Fehr, Besitzers der Buchhandlung Huber L Co. in St. Gallen. Er war der älteste von sieben Geschwistern, von denen zwei Brüder und eine Schwester ihm im Tode vorangegangen sind. In den Schulen, die er durchlief, zeigte der geweckte, aber ernste Knabe große Lernbegierde. Im elterlichen Hause fand er viel Anregung. Sein Vater, ein eifriger Schulfreund und ein Mann, der mit allen geistig hochstehenden Per sönlichkeiten der Stadt in regem Verkehr stand, war ihm von früh auf ein leuchtendes Beispiel. Mit Freuden mag daher der Jüngling es begrüßt haben, als im Jahre 1859 sein Eintritt in die Lehre im väterlichen Geschäft erfolgte. Mit großem Verständnis arbeitete er sich in die Pflichten seines Berufs ein. Sein Charakter wie seine Begabung befähigten ihn in hervorragendem Maße für diese Lebensaufgabe. Eine ideale Auffassung des Buchhandels fand im Fehrschen Geschäft eine tätige Pflege. — 1862 war die dreijährige Lehrzeit beendet. Anstatt aber nun seine Wanderschaft antreten zu können, hatte Eugen einen schweren Typhus durchzumachen. Die selbe Krankheit ergriff zwei Brüder. Einer von ihnen starb, ebenso die treue Pflegerin, die Mutter. Ein Trauerjahr für die ganze Familie, dessen Ernst sich den Zurllckbleibenden für das ganze Leben einprägte! — Im Oktober 1863 endlich konnte der Plan, sich in der Welt umzusehen, zur Ausführung kommen. Die Reise ging nach Hamburg, wo Fehr bei Perthes - Besser L Mauke die zweite Gehilfenstelle übernahm, in demselben Geschäft, in dem sein Vater seinerzeit unter Friedrich Perthes' Leitung seine Ausbildung vollendet hatte. 2^ Jahre blieb er hier. Gern dachte er an diese schöne Zeit zurück. - Nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig trat er bei Williams L Norgate in London ein. Von hier kehrte er 1867 in die Heimat und ins väterliche Geschäft zurück, dem er fortan seine ganze Kraft widmete, in treuer Zu sammenarbeit mit dem Vater. — Im Hause zum Felsen hof au der Schmiedegasse war ein häufiger, lieber Gast die Tochter des 1867 in Lichtensteig verstorbenen Pfarrers Rietmann. Zu ihr fühlte sich unser Freund sehr bald hingezogen, da ihr geistvolles, ernstes Wesen trefflich mit seinem Charakter harmonierte. Im Oktober 1870 gründete er mit ihr einen Hausstand! aber schon im Oktober des nächsten Jahres entriß ihm der Tod die Gattin und ein Töchterchen, dem sie das Leben gegeben hatte. — In un ermüdlicher Tätigkeit suchte Fehr seines Schmerzes Herr zu werden. Am 1. Januar 1879 übernahm er das väterliche Geschäft. Damit wuchs Sorge und Arbeits last, und es war ein Glück für ihn, daß er eine neue, treue Lebensgefährtin fand, Fräulein Emma Brändlin, die er im Juni 1879 als seine Gattin heimführte. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, eine Tochter und zwei Söhne, die beide den Beruf des Vaters gewählt haben und nun beim Eintritt in ihren Wirkungskreis seinen Rat und seine leitende Hand entbehren müssen. — Fehr war eine ganz hervorragende Arbeitskraft. Seine Pflichttreue war so groß, daß er noch bis in seine letzte Leidenszeit hinein, wo er sich für einige Stunden des Tags ins Geschäft schleppte, es sich nicht nehmen ließ, seinen Kunden Rede und Antwort zu stehen. Mit Leib und Seele war er in seinem Beruf tätig, und unter schweren innern Kämpfen löste er sich nach und nach los von seinem Arbeitsfeld. — Neben dem Sortiment pflegte er auch den Verlag mit feinem Verständnis. Eine ganze Reihe angesehener Theologen finden wir unter seinen Autoren! Zwingli, Wirth, Furier, Schönholzer, Kambli, Christ, Miescher, Grubenmann u. a. m. Der vater ländischen Geschichte war er ein opferwilliger Förderer. Das beweisen die großen Sammelwerke! »Urkundenbuch den Abtei St. Gallen», »Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte- (28 Bde.), »Neujahrsblätter des historischen Vereins«, -Appenzellische Jahrbücher». Besonders der Schule war er zugetan. Mehr als zwanzig Jahre lang war er ein tätiges, bei Lehrern und Lernenden allgemein beliebtes Mitglied des städtischen Schulrats, und als Ver leger hatte er aus pädagogischem Gebiet eine besonders glückliche Hand. Die bei ihm erschienenen Schulbücher von Faesch, Schelling, Alge, Egli, Ebneter, Wartmann sind auch außerhalb des Kantons St. Gallen vielfach ein geführt. — Daß eine den Durchschnitt so weit überragende Persönlichkeit wie Fehr sofort nach dem Tode seines Vaters (1882) für die Ehrenämter des Buchhandels in Anspruch genommen wurde, ist selbstverständlich. Er war von 1863 bis 1895 Vorstandsmitglied des Schweizerischen Buchhändlervereins und führte das Präsidium in den Jahren 1888/89 und 1891/92. Von 1898 auf 1899 ver waltete er das Amt eines Friedensrichters im Buchhändler- vercin, das allerdings in normalen Zeiten nicht viel zu tun gibt. 1899 ließ er sich noch einmal für eine zwei jährige Periode bewegen, in den Vorstand einzutreten. Von da ab verbat er sich aus Rücksicht auf seine Gesund heit jedes Amt, ohne aber sein Interesse für Fragen des bnchhänblerischen Gemeinwohls aufzugeben. Bis kurz vor seinem Tode nahm er noch brieflich an der Behandlung solcher teil. Als Delegierter zur Ostermeffe nach Leipzig zu gehen, dazu verstand er sich nur ein einziges Mal, im Jahre 1886. — Worin lag denn die Bedeutung Fehrs? Er war vor allem ein Charakter. Was er für recht erkannt hatte, das vertrat er mit dem Einsatz seiner ganzen Persönlich keit. Er sprach nicht gern vor der Öffentlichkeit und nicht mehr als nötig war. Um so aufmerksamer wurde er gehört. Die Zeit seines Wirkens war in mehr als einer Hinsicht wichtig für die Entwicklung unsers Berufs. Es galt, unsre Satzungen mit den Anforderungen der Neuzeit in Einklang zu bringen, vom Alten das Gute zu bewahren, vor notwendigen Reformen nicht zurück- zuschrccken. Dem Schweizerischen Vereinssortiment in Olten, in dem er frühzeitig eine belebende Triebkraft für die wirtschaftliche Hebung und Selbständigmachung seiner Mitglieder erkannte, ivar er ein treuer, wenn es not tat, ein generöser Freund. Gewissenhaft bis ins kleinste, war ihm doch jede Kleinlichkeit fremd. Eine wahrhaft vor nehme Natur, setzte er sich mit heiterm Lächeln über manchen Stein des Anstoßes hinweg. Ein schweres Herz leiden hat dem Leben Eugen Fehrs ein frühzeitiges Ende bereitet, für seine Familie, für seine Freunde, für den 860
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