Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1904

6872 Nichtamtlicher Teil. pH 191. 18. August 1904. die bei Büchern und Druckwerken etwa dasselbe ist, was Verfassungs- und Verwaltungsform für das Staatsleben sind, diese neuen und eigenartigen Ideen sollen ungeschützt bleiben und von jedem entwendet werden dürfen? Ander seits schützt ja das Urhebergesetz in vielen Fällen auch die bloße Form und Stoffanordnung! z. B. bei einem Bilde, einem Gedichte oder Tonstiick wird doch in erster Linie nur die Form, die formelle Anordnung der Linien, Worte und Töne geschützt. Bei einem Musikwerk ist es sogar schon straf barer Nachdruck G 13 des Urhebergesetzes), wenn ihm reine Melodie erkennbar entnommen und einer neuen Arbeit zugrunde gelegt wird«. Sollen oft noch sehr viel weiter tragende erkennbare Geistesmelodien, d. h. Ideen, die einem Druckwerk wissenschaftlicher, literarischer oder beliebiger andrer Art sein ganzes Wesen und Gepräge sowie seine eigenartige Gestalt und Form und damit auch seinen Inhalt geben, straflos von andern entlehnt, nachgeahmt und neuen, ähn lichen Arbeiten zugrunde gelegt werden dürfen? Soll der ideenreiche Urheber solcher Druckwerke schlechter gestellt werden als der Musiker? Schlechter als der Industrielle? Aber der Gebrauchsmusterschutz! Nun, tatsächlich hilft dieser bei Büchern nicht viel, weil er erstlich bloß für sechs Jahre gilt, nicht für Lebenszeit oder noch länger, und zweitens schützt er nur eine ganz besondere Form und singu läre Ausgestaltung, nicht aber die ganze Idee. Auch scheint es zweifelhaft, und das ist das schlimmste, ob er für Bücher überhaupt gilt, denn in amtlichen Schriftstücken des Patent amtes wird den Eingebern oft mitgetcilt, daß nach Aus spruch der Gerichte nur plastische, nicht aber flache Gegen stände, Gebrauchsmusterschutz erlangen können. Als ob nicht auch flache Gegenstände, wie Bücher und Preßerzeugnisse, »Gebrauchsgegenstände und Arbeitswerkzeuge- wären! Als ob nicht auch das Papier unterm Mikroskop plastisch aus sähe, wie ein Gebirge, mit Anhöhen und Tälern! Deshalb ist es dringend geboten, daß das Urheberrecht zum Schutz der Geistesarbeit, die in Form, Anordnung und Ausge staltung des Stoffs ihr Wesen hat und durch neuartige Ideen dieser Art einem Werke seinen wesentlichen Inhalt gibt, einige Zusätze erhalte, die hier ausdrücklich die Autor rechte wahren. Folgende Abänderungen oder Zusätze des Ur heberrechts, unten in Klammern gesetzt und im Druck her vorgehoben, seien deshalb, vorbehaltlich besserer Formulierung, den Gesetzgebern dringend ans Herz gelegt! Z 13. »Unbeschadet der ausschließlichen Befugnisse, die dem Urheber nach Z 12 Absatz 2 zustehen, ist die freie Be nutzung seines Werks zulässig, wenn dadurch eine eigentüm liche Schöpfung hervorgebracht wird. Bei einem Werke der Tonkunst (oder einem Schrift- oder Druckwerke, dessen wesentlicher Inhalt nur in einer neuen eigentüm lichen Form oder Anordnung und Ausgestaltung des Stoffs besteht) ist jede Benutzung (oder Nach ahmung) unzulässig, durch die eine Melodie (oder die eigentümliche neue Idee der formellen Anordnung und Ausgestaltung des Stoffs) erkennbar dem Werk entnommen und einer neuen Arbeit zugrunde gelegt wird (die im letzten Fall ein Konknrrenzwerk des erstern darstellen soll).- 8 37. »Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Verletzung der ausschließlichen Befugnis des Urhebers ein Werk verviel fältigt, gewerbsmäßig verbreitet oder den wesentlichen Inhalt eines Werks (der auch in einer eigentümlichen Form oder Anordnung des Stoffs bestehen kann) öffentlich mitteilt, ist dem Berechtigen zum Ersatz des daraus ent stehenden Schadens versuchtet.» Wenn man will, kann man vielleicht auch bei andern Paragraphen des Gesetzes diesen ausdrücklichen Schutz neuer Ideen in Form und Anordnung des Stoffs anbringen. Die richtigen Grenzen des anzustrebenden Ziels werden sich bei einigem Nachdenken schon recht genau treffen lassen. Mit dem Zweck dieser Zusatzbestimmungen wird gewiß jeder ein verstanden sein, der Gelegenheit genommen hat, zuzusehen, wie oft gegenwärtig die Urheber neuer Ideen, die Gründer eigenartiger Werke dieser Art von skrupellosen andern Leuten um ihr Bestes durch sofortige Nachahmung zu Konkurrenz zwecken geschädigt werden. Verzeichnis von deutschen Büchern, die in Kurland ganz oder teilweise verboten sind. (Aus dem Zeitraum vom 1. März bis 31. Mai 1901.) (Vgl. Börsenblatt 1904 Nr. 1. 2. 3. 4. 6, 141, 142.) (Schluß aus Nr. 190 d. Bl.) Ganz verbotene Bücher ferner: Kalender, Neuer Appenzeller, herausa. v. Weber. A. d. I. 1904. (75 S.) 4«. — Der deutsch-evangelische, f. d. 1.1904. (84 S.) 8". Michigan City. Kalinowski, Waller Erdmann von, Der Krieg zwischen Rußland und Japan. 1. Heft. (IV, 60 S.) gr. 8". Berlin 1904, Liebet. 1 20 Kalthoff. Albert, Zarathustrapredigten. (170 S.) 8". Leipzig, E. Diederichs. 3 Können wir es wissen? (8 S.) 16". Nebr., College View. Kotze, Stefan von, Die gelbe Gefahr. (Broschüren-Folge »Con- tinent« No. 3.) (45 S.) 8". Berlin, Verlag »Continent«. 80 H. Kunst, Die, im Leben des Kindes. Herausgeg. von den »Bösen Buben« (R. Vernauer u. K. Meinhard). (24 S.) 4°. Berlin 1904, Harmonie. 1 ^ 50 -H. Ladenburg, Prof. Albert, Ueber den Einfluß der Naturwissen schaften auf die Weltanschauung. Vortrag, gehalten auf der 75. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Cassel am 21. IX. 1903. (25 S.) gr. 8". Leipzig 1903, Veit L Co. 1 Laaarrigue, Juan Enrique, Die Religion der Menschheit, nach der Lehre Auguste Comtes dargestellt. Aus dem Spanischen übersetzt von H. Molenar. (V, 128 S.) gr. 8". Leipzig 1903, R. Uhlig. 1 50 «Z. Langsdorfs, vr. Geo von, Die Irrlehre der Theosophie über Re- inkarnation. Endgiltig erklärt vom Geiste der Madame Helene P. Blavatsky durch das Medium Prof. Ür. Petersilea. Deutsch wiedergegeben. (VIll, 93 S.) gr. 8". Leipzig 1904, W. Besser. 1 Lee, Charles u. Julia, Der doppelte Plan oder der Schlüssel zu einem rechten Verständniß der prophetischen Offenbarungen des Wortes Gottes und der großen Arbeiterbewegung unserer Zeit. Aus dem engl. Manuskript übers, von Or. E. Geleitsmann. (239 S.) 8". Chicago 1903. Lempens, Carl, Das größte Verbrechen aller Zeiten. Pragmatische Geschichte der Hexenprozesse. (III, 135 S.) gr. 8". Halle a. S. 1904, H. W. Schmidt. 1 ^ 50 H. Levy, Oscar, Das neunzehnte Jahrhundert. (155 S.) 8<>. Dresden, 1904, E. Pierson. 2 Lilien, E. M., Sein Werk. Mit e. Einleitung von Stefan Zweig. (349 S.) gr. 4". Berlin 1903, Schuster L Löffler. 10 8°. Leipzig 1904, C. G Naumann. 3 Mattachich, Geza, Aus den letzten Jahren. Memoiren. (VIll, 207 S.) 8". Leipzig 1904, Kultur-Verlag. 3 ^ 50 -H. Memorandum von Theod. Dron, griech.-kath. Weltpriester. (2 S.) 4". Wien. Mitchell, E., Dunkle Mächte. Roman. Aut. Bearb. von Clara Weßner. (63 S. ä 3 Sp.) 4". Berlin. Prospekt. (4 S.) 40. Probebogcn. (16 S.) 8". Berlin, W. Vobach L Co. Oehler, Hugo, Hetären. (58 S.) 8". Leipzig 1904, Modernes Verlagsbureau. 1 Protokoll, Stenographisches, der Verhandlungen des VI. Zionisten- Kongresses, gehalten zu Basel vom 23.-28. August 1903. (367 S.) 8°. Wien 1903. Rau, Hans, Liebesfreiheit. Urninge und Tribaden. Ein Aufruf an das Volk. (28 S.) gr. 8. Oranienburg 1903, Orania- Verlag. 50 «H. Reville, Prof. Jean, Modernes Christentum. Übers, v. H. Buck. (VII, 145 S.) gr. 8°. Tübingen 1904, I. C. B. Mohr. 2 ^ 50 L.