Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1882
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- 1882-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1882
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1926 Nichtamtlicher Theil. 101, 3. Mai. -f- Regulativ betr. die bauliche Unterhaltung der Dienstetablissements der Staats-Forstverwaltung. 8. * —. 20 Schreiber, G., das technische Zeichnen. 2. Thl. 3. Abth. Linien-Per- spektive. 2. Ausl. 8. * 4. — ^ ^ 4. 50 Dronke, A., Leitfaden f. den Unterricht in der Geographie an höheren Lehranstalten. 1. Tl. Propädeutischer Curs. 2. Ausl. 8. Geb. * —. 80 >ViImallN8, >V., Dsdsn u. Dickten ^Valtkero v. äer Voxel^siäe. 8. *9. — Hcinemann, L., Materialien f. die Stilübungen in Volksschulen. 2 Tle. 3. Ausl. 8. * 1. 60 cb t. Für d. Unter- u. Mittelstufe. * —. 60. — 2. Für die Ober stufe. * 1. — Nichtamtlicher Theil. Der Colportagcbuchhandel. II.*) Wird nun auch die Colportage von ungebildeten Leuten zweifel hafter Vergangenheit betrieben, so können deshalb doch Ehrenmänner darunter sein. Werden viele faule Mittel gebraucht, so kann es auch einen soliden, ehrlichen Betrieb geben. Wir können daraufhin und wollen auch nicht den ganzen Stand verwerfen, der durch Verbreitung guter Schriften auch nützlich wirken kann. Kauft sich der Arbeiter für seine Sparpfennige bildende Lectüre statt Branntwein: wer wollte etwas dagegen haben? Auch der ordentlicheBuchhandelmüßte dann seine Opposition aufgeben, weil Geschmack an guter Lectüre ihm doch zuletzt zu gut kommen wird. In der That ist nun Vieles, was die Colportage verbreitet, ganz löblich. Da sind belehrende Zeit schriften, Kalender und Rcchenknechte, allerlei Geschichtswerke, kleine Conversationslcxika, Bilderbücher, Koch-und Liederbücher, von denen wir das Beste annehmen wollen. Häufig sind ferner Andachtsbücher, und zwar besonders katholische. Freilich wird auch eine ausgebreitete Schund- und Schauerliteratur vertrieben. Aber alle Auslassungen der Colportageblätter und der einzelnen Geschäftsleute triefen förm lich von Moral und von sittlicher Entrüstung. Das Schlimme ist nur, daß diese Auslassungen oft etwas unwahrscheinlich klingen. In der folgenden Annonce macht sich die Solidität und Biederkeit ge radezu komisch: „Die Colportage liegt augenblicklich schwerer als jeder andere Geschäftszweig darnieder, und liegt dieses nicht etwa an den schlechten Zeiten, sondern hauptsächlich an dem großen Miß trauen des Publicums. Auf welche Weise dieses Mißtrauen herbei geführt, will ich hier ununtersucht lassen; diese Frage kann sich Jeder leicht selbst beantworten. Es muß uns nicht nur daran gelegen sein, viel zu verdienen, sondern wir müssen auch nach Kräften beitragen, der Colportage das alte Ansehen beim Publicum wieder zu verschaffen; dieses kann nur durch reelle Prämien und deren prompteste und reelle Ablieserung geschehen. Schon aus diesem Grunde empfehle ich Ihnen dieses Werk zur weitesten Verbreitung (.Arbeit und Capital, oder der Kamps ums Dasein? Roman von vr. Reynholds. 28 Hefte i> 50 Pf. mit Gratisprämien. Oeldruckbilder in Barock-Rahmen). A. Weichert, Berlin K. 0., Landsberger Str. 11 Kn." In anderen Wendungen können wir nur eine Pharisäische Ver stellung der bedenklichsten Art erkennen. Der Berliner Verleger F. Dörner Preist das „Sensationswerk": „Berlins berühmte und berüchtigte Häuser aus der Vergangenheit und Gegenwart" von vr. Bernh. Heßlein an. Die Ankündigung zeigt einen Holzschnitt, dessen unterer Theil eine obscöne Scene aus dem Orpheum darstellt. Darüber heißt es (die gesperrten Worte sind auch dort gesperrt): „Das alte und das neue Berlin erzählt uns von den großen Jrr- thümern und Fehltrittender verblendeten Vernunft und von den schrecklichen Ausschweifungen der von Leidenschaften und Lastern umstrickten Menschheit und von ihren religiösen und sittlichen Ver irrungen. Heßlein führt uns in dem Buche ein mächtiges Stück deutscher Cultnr- und Sittengeschichte vor, das besonders in seinen Nachtwanderungen durch Berlins heutige Spelunken und Verbrecherkeller treffende, leider nur zu traurige Streisbilder auf unsere Reichshauptstadt wirst." Man halte einen Moment inne und gebe sich die Mühe, auf das Interesse zu reflectiren, in welchem hier der gesperrte Druck angewendet ist.*) Weiter lesen wir: „Be sonders hebe ich noch hervor, daß vr. Heßlein als Jurist in dem Buche alles vermieden hat, was Unannehmlichkeiten mit der Polizei herbeisühren könnte, und daß das Werk durchweg eine sittliche Ten denz hat, wenn naturgemäß auch Locale, wie das auf dem obigen Umschlag-Clichs abgebildete Orpheum nicht übergangen werden konnten." Solche Tugendhaftigkeit ist ein sicheres Kennzeichen von der unbestrittenen Herrschaft ihres Widerparts. Aber auch die besten Elemente des Colportagebuchhandels, zu denen wir gern Bolm rech nen, scheinen in bedenklicher Weise unter dem Einfluß der eigen- thllmlichen Colportageliteratur zu stehen. Obwohl er unaufhörlich gegen die Schauerromane polemisirt, öffnet er ihnen doch gelegent lich die Spalten seines Blattes zu Inseraten, empfiehlt auch solche Firmen mit Namen, die doch den Schauerroman cultiviren. Von reinlicher Absonderung ist demnach nicht die Rede. Ja, man hat den Eindruck, daß sie gar nicht so ernstlich gewünscht wird. Denn Alle sind einstimmig darin, daß die Gewerbesreiheit erhalten bleiben muß. Das heißt aber die Wurzel des Schadens unter allen Um ständen conserviren wollen. Daß die schlechten Elemente in der That die herrschenden sind, wird durch die bloße Existenz der Schund- und Schauerliteratur be wiesen, welche allein durch die Colportage Verbreitung findet. Sie könnte nicht bestehen, hätte sie hier nicht die breiteste Grund lage, den fettesten Nährboden. Es hat zwar zu allen Zeiten Schund- und Schandbücher gegeben, wenn die Dichterlinge und Schriftsteller danach waren. Aber noch nie dagewesen ist, daß wie heute derlei absichtlich prodncirt, vom Verleger bestellt, vom Autor im „Accord" geliefert wird. Denn das alte Verhältniß zwischen *> Diese Dörner'sche Ankündigung »wird nur noch durch die von der E. Wortmann'schen Buchhandlung i» Berlin V., Derfflinger Str. IS., („Magazin sür Kunst und Literatur") ausgehenden Anpreisungen der I. H. Franke'schen „Unterhaltungs-Bibliothek sür Palast und Hütte" übertroffen, die an widerlicher Reclame alles bisher Dagewesene weit hinter sich lassen, sodaß es uns unmöglich ist, außer den Titeln („Amor und Hymen", „Die Lasterhöhlen der Prostitution und ihre Genossen", „Die Räthsel der Liebe", „Männerlicbe", „Frauenliebe und Leben") Weiteres hierüber mitzntheilen. Und die Schriften dieses Verfassers (von denen eine in den ersten sechs Monaten in mehr als so,oo» Exemplaren abgesept worden sein soll) sollen nach der ausdrücklichen Erklärung der Verlagshandlung „dem entsittlichenden und corrumpiren- den Einfluß der heutigen tonangebenden und dominirenden Literatur entgegenwirken") „Die Bibliothek hat eine hochsittliche Tendenz und darf überall unbeanstandet verlaust werden!" Angesichts solcher An kündigungen müssen wir die Bolm'sche Bemerkung, daß der „Colpor- tage-Schauer-Roman im Aussterben begriffen", dahin ergänzen, daß an Stelle des Schauerromans der eigentliche „Lasterroman" getreten ist, in Vergleich mit dem der erstere noch verhältnißmäßig eine harm losere Erscheinung war. *) I. S. Nr. 9S.
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