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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1904
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- Deutsch
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^ 244. 19 Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil. 9011 schildern, aber eins möchte ich versuchen, heute am hundertsten Geburtstag des Meisters sein Bild wieder in das Licht zu rücken, worauf es ein Recht hat, und in dem allein es richtig beurteilt werden kann — in das Licht seiner Zeit. »Einer Siegeslaufbahn gleicht sein Leben,- ein halbes Jahr hundert lang begleiteten immer wachsend Erfolg, An erkennung und Künstlerruhm seinen Lebensweg, und, als er 70jährig die schönheitsfrohen Augen für immer schloß, da häufte man Lorbeer über Lorbeer auf sein Grab, denn man war einig darüber, daß mit Wilhelm von Kaulbach einer der größten Söhne Deutschlands, einer der bedeutendsten Künstler des Jahrhunderts zu Grabe gegangen war. War das alles Täuschung oder Unverstand? Ist es nicht vielmehr Unverstand und Unrecht, für die Bewertung eines Mannes, der der Ver gangenheit angehört, den Maßstab der Gebenwart mit ihren neuen Errungenschaften anzulegen? Man ist ja so überstolz auf unsre neue Kunst, daß man nur zu leicht in die Gefahr anzusehen und ungerecht gegen die Männer zu werden, denen die geschichtliche Entwicklung andre Aufgaben zugcwiesen hat. Am heutigen Tage ist es wohl am Platz, den Blick zurück- »Trüb und armselig war es damals um die deutsche Kunst bestellt. Nichts von der großen Vergangenheit war übrig geblieben, und es bedurfte eines Riesen wie Peter Cornelius, um auf den Trümmern der alten Zeit eine neue deutsche Kunst aufzurichten. Freilich trug diese ein andres Gepräge und verfolgte wesentlich andre Ziele als unsre heutige Malerei. Aus ureigner Kraft schuf Cornelius, und seinem wuchtigen Geiste entsprach es, nach den gewaltigsten Stoffen zu greifen und ihnen Form zu geben. Von koloristischen Pro- Jahrhunderts, ja selbst das unentbehrliche Rüstzeug des Künstlers — Beobachtung und Studium der Natur — ließ man als unnützen Ballast geringschätzend beiseite liegen. Während die meisten Cornelius - Schüler im Banne der Schule blieben, sich sogar darin gefielen, die Herbheit des Meisters zu kopieren und die Beherrschung der künstlerischen Ausdrucks mittel zu mißachten, sehen wir Kaulbach, unstreitig den den Wert des verschmähten Rüstzeugs erkannt und machte es sich zu eigen. Rastlos studierte er nun die Natur, und bald hatte er an zeichnerischem Können und in der Farben gebung alle Genossen weit überflügelt. Die eigentliche Wiederbelebung der gänzlich in Verfall geratenen Malerei war freilich erst einer spätern Zeit Vorbehalten. Wie sehr Kaulbach sich dieser Tatsache bewußt war, bekunden am deutlichsten die Worte, die ich wenme Monate vor seinem Tode aus des Meisters eignem Munde gehört habe: »»Nenne mich nicht einen großen Maler, das bin ich nicht; ich bin mein Leben lang Zeichner gewesen; das Malen versteht ja heute jeder Schüler einer Malklasse meiner Akademie besser als ich. Mir fehlte leider in meiner Jugend die Gelegenheit es zu lernen.«« Ich glaube nicht, daß dieses Selbstbekenntnis der Größe Kaul- bachs Abbruch zu tun vermag. »Als man sich in Deutschland wieder rein malerischen Auf gaben zuwandte, da war für ihn die Zeit des Lernens längst vorüber. Er hat sich den Weg zum Ruhm und zu einer- führenden Stellung dadurch erschlossen, daß er zuerst die Fehler der Schule, in der er aufgewachsen war, erkannt und sich davon frei gemacht hat. Klassizismus und Romantik kämpften um die Vorherrschaft in der Kunst, als Kaulbach mit Arbeiten an die Öffentlichkeit trat, die im schroffsten Gegensätze zu beiden Richtungen standen und durch ihren Realismus, durch eine bis dahin völlig unbekannte Charak terisierung , das größte Aufsehen erregten. ,Der Verbrecher aus verlorener Ehre' und ,Das Narrenhaus' wirkten geradezu sensationell und machten ihn mit einem Schlage berühmt. Aber die Zeit für den Realismus war noch nicht gekommen; auch mag die Wirklichkeitsmalerei seiner individuellen Be- Begabung weniger entsprochen haben; denn seine nie rastende Phantasie wollte immer neue Arbeit haben. Je schwieriger ein Stoff zu bewältigen war, um so mehr reizte er Kaulbachs schöpfe rische Kraft. Die Hunnenschlacht, der Kampf der Kultur gegen die Barbarei, den die Geister der Erschlagenen erbittert weiter kämpfen, das war so recht ein Vorwurf für des Meisters hohen Gedankenflug. Der unerhörte Erfolg dieses großartigen Werks reifte den Plan zu jenem Zyklus weltgeschichtlicher Darstellungen, die ihn zum gefeiertsten Künstler seiner Zeit machten. Gigantisch war die Ausgabe, die Kulturentwicklung der Menschheit in ihren Hauptepochen bildlich darzustellen; mit Gigantenkraft hat er sie erfaßt und gelöst, ivie kein andrer es vermocht hätte. Was uns aus allen Werken Kaulbachs entgegentritt, ist neben seiner unerschöpflichen Erfindungsgabe und seinem gewaltigen Können ein überlegner Geist von unglaublicher Vielseitig keit. Mit derselben Meisterschaft, mit der er erschütternde Schicksale zu schildern wußte, hat er im Reineke Fuchs mit feiner Satire die Schwächen der Menschen verspottet, oder mit schneidiger Waffe für Deutschtum und Geistesfreiheit ge kämpft. Nicht sein kleinstes Verdienst ist es, daß er mit den Goetheschen Frauengestalten, mit denen er die Herzen von Hunderttausenden eroberte, die Kunst dem Volk, das sich ihrer ganz entwöhnt hatte, wieder nahe gebracht hat. -Wer unbefangen eine so ^ reiche Lebensarbeit überblickt, Kunst vom Banne des Nazarenertums befreite, und der die Schönheit und die Erkenntnis der Natur wieder in ihr Recht einsetzte. ^ Dadurch ist er einer der Pfeiler geworden, auf gedenken, uns zugleich stets des Dichterwortes erinnern: »Wer den Besten seiner Zeit genug getan, Der hat gelebt für alle Zeiten.« »Wenn heute die Künstler den Manen Kaulbachs hul digen, so mag wohl der königlichen Akademie die erste Stelle gebühren; denn ein volles Vierteljahrhundert war des Meisters Name unsre stolzeste Zierde, und sein Ruhm war auch unser Ruhm. Nicht engherzig leitete er unsre Anstalt, ihr seine künstlerische Anschauung aufzwingend. Er hat Wirken an die Akademie berufen und freute sich neidlos des vielfarbigen Aufblühens der verschiedenen Richtungen. Ein väterlicher, hilfsbereiter Freund war er der akademischen Jugend, und diese soll fortan sein ehernes Bildnis in unserm Hause allzeit ermahnen, rastlos, wie er, nach hohen Zielen zu streben und der Kunst mit ganzem Herzen zu dienen. Dem Meister, der in unsrer Verehrung fortlebt, sei von der könig lichen Akademie der bildenden Künste aufs neue grünender Lorbeer gewidmet.« — Zahlreich waren die Lorbeerkränze, die dem großen Toten aufs Grab gelegt wurden. Die Berliner Akademie, die Berliner königlichen Museen (die in seinen berühmten sechs Wandgemälden zur Weltgeschichte den großartigsten Schatz seiner Kunst bewahren), die Düsseldorfer Akademie, die Nürnberger Kaulbach-Stiftung, die Münchener Künstlergenossenschaft, die Münchener »Sezession-, Künstlervereine zu beruflichen und geselligem Zweck und viele andre fügten ihren Zoll der Dankbarkeit zu dem der Münchener Akademie, der der Meister jahrzehntelang lernend, lehrend und leitend persönlich angehört hat. Kaufmannsgerichte. — Der Reichsanzeiger und k. preußische Staatsanzeiger Nr. 244 vom 15. Oktober 1904 bringt folgende Bekanntmachung. Auf Grund des § 20 des Neichsgesetzes, betreffend Kaufmanns- gerichte, vom 6. Juli 1904 (N.-G.-Bl. S. 266), ordnen wir folgen des an: In der Rheinprovinz finden auf diejenigen Kaufmanns- gerichte, deren Bezirk nicht über den Bezirk eines auf Grund des Gesetzes vom 11. Juli 1891 (G.-S. S. 311) bestehenden Königlichen Gewerbcgerichts hinausreicht, die von den Vergleichskammern handelnden Vorschriften der §§ 9 und 10 dieses letzteren Gesetzes sinngemäß Anwendung. Berlin, den 5. Oktober 1904. Der Minister Der Minister des für Innern. Handel und Gewerbe. Im Aufträge: Im Aufträge: (gez.) von Kitzing. (gez.) Neuhaus. Kriegszeitungen. — Erheiterung und Siegeszuversicht in die Reihen der Krieger zu tragen, das mar einst die Aufgabe der Skalden mit ihren Heldengesängen; jetzt haben die Zeitungen sie zum Teil übernommen. In dem belagerten Port Arthur erscheint ein Blatt -tlovi Xraj- (Das neue Land), das die Be satzung und Einwohner unterhalten und ermuntern soll. Es bringt Neuigkeiten aus Stadt und Umgegend, Garnisonscherze und ähnliches, und, mögen sie auch oft erdichtet sein, sie erfüllen doch ihren Zweck. So sieht man sich zu Kriegszeiten in die An fänge des Zeitungswesens zurückversetzt, wo auch unregelmäßig, nur bei besonderm Anlaß erscheinende, meistens mehr Dichtung als Wahrheit enthaltende »Fliegende Blätter-, Flugblätter und 1184*
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