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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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245, 20. Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil 9053 Bestellzettel unsrer Firma bearbeiten werden — alsbald in Angriff genommen und bis gegen 2 Uhr fertig gestellt werden. Dies ist die Aufgabe einer aus 7 Gehilfen und 4 Schreibern bestehenden besonder» Abteilung. Die Zettel werden nach den Namen der oon unsrer Firma vertretenen Verlagsfirmen zunächst auf 7 Haufen sortiert und jedem der 7 Gehilfen einer davon zugeteilt. Bei der Behandlung der einzelnen Verlangzettel kommt es darauf an, ob die Bücher bar oder auf Rechnung ge wünscht werden. In letzterm Fall erfolgt die Lieferung entweder »fest«, d. h. ohne das Recht der Rückgabe des Buches im Falle der Unverkäuflichkeit, oder - bedingungsweise- (s. condition), d. h. mit der Berechtigung für den Sorti menter, das nicht Verkaufte bis zur nächsten Ostermesse zu »remittieren« oder mit Genehmigung des Verlegers auf neue Jahresrechnung zu übertragen (zu »disponieren«). Durch diesen Konditionsbezug, der eine, von den kaufmännischen Gebräuchen abweichende Eigentümlichkeit des Buchhandels darstellt und in diesem eine große Rolle spielt, erlangen Verleger und Sortimenter gleiche Vorteile: der eine, indem durch die auf dem Konditionssrfftem beruhenden Ansichts versendungen an das Publikum die Kauflust geweckt wird und der Absatz sich erhöht, der andre, indem ihm ohne Kosten (außer denjenigen des Bezugs, der Fracht usw.) die Unter haltung eines reichhaltigen Lagers ermöglicht und sein Ge schäftsrisiko verringert wird. Voraussetzung für den Bezug auf Rechnung ist natürlich, daß der Sortimenter beim Verleger Kredit genießt und ein offnes Konto hat. Bei den auf Rechnung bestellten Werken haben die Gehilfen daher zu prüfen, ob diese Voraussetzung zutrifft; hierbei dienen ihnen, soweit sie diese Verhältnisse nicht im Gedächtnis haben, die von den Verlegern gelieferten Listen zum Anhalt. Sodann wird auf den Bestellzetteln der Nettopreis, den die Gehilfen zur Beschleunigung der Arbeit möglichst aus wendig wissen müssen, vermerkt und im unmittelbaren Anschluß daran von den beigeordnetcn Schreibern die Rechnung aus geschrieben, wobei die von den Verlegern selbst gelieferten Formulare (Originalfakturen) Verwendung finden. Auf den Rechnungen zu Barpaketcn, d. h. bei Bestellungen gegen bare Zahlung, welch letztere der Kommissionär des Bestellers für seinen Kommittenten an den Kommissionär des Verlegers zu leisten hat, wird oben links hinter dem Vordruck -Nach nahme« der Preis ausgeworfen. Dies ist das »Auszeichnen« der Verlangzettel. Die Zahl der auf diese Weise zu bearbeitenden empfohlenen Zettel be läuft sich heute auf etwa 800 Stück, und es bedarf wieder des größten Fleißes, um bald damit zurecht zu kommen. Ist die Zettelbearbeitung und das Ausschreiben der Fakturen beendigt, so begeben sich die Gehilfen (gegen 12 Uhr mittags) in das »Auslieferungslager«, um hier die Bücher zu den empfohlenen Bestellungen herauszusuchen. Das Auslieferungslager ist eine Treppe höher im zweiten Stockwerk in einem die ganze Länge und Breite des Ge bäudes einnehmenden Lagerraum untergebracht. Hier er blicken wir lange Reihen bis zur Decke reichender Holzgestelle mit Fachwerken, in gleichen Abständen voneinander (etwa in der Art wie unsre Batteriegestelle) aufgestellt, so daß man an jedes von beiden Seiten leicht heran kann. In der Mitte des Lagerraums ist ein langer Gang freigelassen. In allen den Fachwerken sind lose Bücher und Bücher werke in einzelnen Stößen, hoch und niedrig, übersichtlich aufgeschichtet. Wie in den Lagern der Sortimentsbuch handlungen im kleinen, so sind hier im großen die Ver lagsartikel der verschiedensten Gattungen aufgestapelt, aber nicht wie beim Sortiment wissenschaftlich-systematisch, sondern nach den Namen der Verlagsfirmen geordnet, die Werke Börsenblatt Nr den deutschen Buchhandel. ?l. Jahrgang jedes Verlags für sich in geschlossener Gruppe beisammen und die einzelnen Gruppen durch Papptafeln an den Fach werken mit den aufgedruckten Namen der Verleger bezeichnet. So kommt es, daß mitunter die ihrem Inhalt nach ver schiedensten Werke dicht beieinander liegen. In einigen Fachwerken bemerken wir z. B- zahlreiche katholische Andachts- bllcher und Erbauungsschriften aus einem westfälischen Ver lage und im nächsten Fachwerk ansehnliche Mengen fran zösischer Romane und Theaterstücke, die schon durch ihre bunten Umschläge ihren heiteren weltlichen Inhalt verraten. Es ist die sogenannte gelbe und grüne Bibliothek — Pariser Verlag. Auf unsere Frage, wieviel »Hundert- Bücher wohl in einem solchen Holzgestell liegen, erfahren wir zu unserm Staunen, daß diese bunte Bibliothek allein 35 000 Bände umfaßt! 65 Frachtballen haben ihren Inhalt hergeben müssen, um nur zwei dieser Gestelle zu füllen. Und dabei enthält dieser Raum 25 solcher Regale, und eins Treppe höher, im dritten Stockwerk, ist noch ein zweiter Lagerboden von ebenso großer Ausdehnung. Auch hier liegen wieder die Bücher äußerlich wohl- geordnet, inhaltlich aber bunt durcheinander. Neben Lehr büchern zur Erlernung fremder Sprachen, finden sich Hand bücher der Baukunde und Leitfäden der Handelswissen schaften, neben Werken ästhetischer und philosophischer Richtung Adreßbücher und Landkarten, neben Bilder-, Zeichen- und Malbüchern juristische und medizinische Werke. Weiterhin entdecken wir Stöße von Musikalien, Gegen stände aus Lehrmittelanstalten, wie den -Sternenhimmel zu jeder Stunde des Jahrs», Fahrpläne, Novellen- und Gedicht sammlungen, Kommentare zu altklassischen Schriftstellern und so fort in größter Mannigfaltigkeit auf allen Gebieten geistigen Schaffens und Könnens. Die besonders kostbaren und schonungsbedürftigen Werke sind getrennt von den übrigen in einem besondern ver schlossenen Raum untergebracht. Die Gesamtzahl aller auf den beiden Lagerböden auf gestapelten Bücher und Schriften ist auf etwa drei Millionen Exemplare zu schätzen. Diese beiden Böden enthalten indessen nur die losen Bestände, das »Handlager«. Ihre Ergänzung finden sie aus dem »Ballenlager« im Dachgeschoß des nur aus Stein und Eisen massiv erbauten Hauses. Dort oben lagern auf stäm migen Holzgerüsten, die auf dicken Balken ruhen, in langen, langen Reihen geschichtet Ballen auf Ballen. Ihre Anzahl beläuft sich auf rund 8000 (das eine Gestell enthält deren allein 100 Stück mit einer illustrierten Bibelausgabe in polnischer Sprache), aber damit ist der Vorrat nicht erschöpft, sondern im Kellergeschoß und in dem unterkellerten Hofraum finden wir weitere 2000 Ballen aufgeschichtet. Rechnen wir zu diesen 10 000 Ballen des Hauptlagers die Bestände des Handlagers, so kommen alles in allem wohl an die zehn Millionen Bücher und Buchwerke zusammen, die allein unsre Firma in ihren Räumen beherbergt. Wir begeben uns jetzt nach dem Auslieferungslager im zweiten Stockwerk zurück. Hier sind die Gehilfen inzwischen eifrig bei der Arbeit gewesen; sie haben zu jeder Faktur die darauf vcrzcichneten Bücher herausgesucht und häufchen weise zurechtgestellt, wobei in jedes Buch die betreffende Faktur eingelegt wird. Die fertigen Stöße werden mit dem durch alle Stockwerke gehenden Fahrstuhl nach unten be fördert in ein neben dem Kontor gelegenes, mit zwei Schaltern versehenes Zimmer, in dem sich auch die für diesen Geschäftszweig bestimmte »Kasse- befindet. Um 1 Uhr treten dann 6 bis 8 Markthelfer und Burschen an, denen die Auf gabe zufällt, die von den Lagerräumen heruntcrkommenden Bücher zu Päckchen und Paketen zu formen und zu ver schnüren, wobei die Faktur oben aufgebunden wird und mit 1190
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