Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19041020
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190410202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19041020
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-20
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
245, 20. Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil. 9051 diejenige mit Sortiment und mit einer Lehrmittelhandlung vereinigte Kommissionsfirma vor uns, deren Kommittenten zahl (804) die höchste des gesamten deutschen Buchhandels ist. Ihr gegenüber erhebt sich auf einem ebenfalls von vier Straßen umgrenzten Flächenraum von 6600 gm das Biblio graphische Institut, von dessen Erzeugnissen besonders Meyers Konversationslexikon hervorzuheben ist. Die in diesem Ver lag erscheinenden Werke werden in allen ihren Teilen hier an Ort und Stelle fertiggestellt, so daß — wie es in der von dem Institut verfaßten Denkschrift heißt — »das ein gehende weiße Papier von hier aus als gebundenes Werk in die Welt wandert«. Der Umfang des Betriebs ergibt sich u. a. daraus, -daß in diesem jährlich für nahezu 1 000 000 ^ Papier, für etwa 450 000 Farben, Kohlen und sonstige Materialien und mehr als 850 000 zu Gehältern und Löhnen ge braucht werden«. Über die Leistungsfähigkeit der Haupt werkstätten geben nachstehende Zahlen aus der jährlichen Durchschnittsproduktion Aufschluß: »Buchdruckerei 120 Millionen Drucke, Steindrnckerei 20>/, Millionen Drucke, Sakiniersaal 115 Millionen Durchzüge, Buchbinderei außer 1 Million Broschüren 750 000 gebundene Bücher. Das Personal schwankt zurzeit zwischen 620 und 650 Personen-. An weitern bedeutenderen Betriebsstätten des Buch handels, auf die wir bei der nordwärts gerichteten Fort setzung unsers Rundgangs stoßen, seien noch erwähnt: die am Gerichtsweg belegene Offizin von C. G. Röder, eine der großartigsten Notenstechereien der Welt nebst Noten-, Buch- und Lichtdruckerei mit einem Personal von nahezu 1000 Personen, ferner das langgestreckte gefällige Gebäude der Firma Philipp Reclam jun., der Heraus geberin der bekannten Universalbibliothek, Ecke Insel- und Kreuzstraße, unweit davon das Geschäftshaus des in der ganzen Lehrerwelt des Deutschen Reichs und darüber hinaus bekannten Leipziger Schulbilderverlags von F. E. Wachsmuth und schließlich das stattliche Haus der weltbekannten Firma I. I. Weber, das Heim der Jllustrirten Zeitung, die all wöchentlich nach allen Weltgegenden versandt wird. Welche belebende Einwirkung der Leipziger Buchhandel überhaupt auf die Entstehung journalistischer Unternehmungen und auf viele andre Industrie- und Handelszweige, insbesondere auf dem Gebiete der Kunst- und der technischen Industrie aus geübt hat, dafür zeugt die Tatsache, daß in Leipzig gegen wärtig 880 dem Postvertrieb übergebene Zeitungen und Zeitschriften erscheinen, und daß für den Buchhandel in Leipzig über 400 Buch-, Kupfer- und Steindruckereien, 247 Buchbindereien, 129 Schriftgießereien, Gravieranstalten usw. tätig find. Im ganzen hat Leipzig 1463 buchgewerbliche Ge schäfte mit insgesamt 19 613 Angestellten.') Die Gesamt zahl der Leipziger Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen beträgt über 1000. Den Mittelpunkt des ganzen Buch händlerviertels aber bildet das Häuserpaar des deutschen Buchhändler- und des deutschen Buchgewerbehauses an der Hospitalstraße — auf einem Baublock belegen und »eine geistige Einheit« bildend, die auch äußerlich in den Formen der deutschen Frührenaissance zum Ausdruck kommt. »Mit Recht- — so heißt es in dem Führer durch das deutsche Buchgewerbehaus — »darf Deutschland stolz sein auf diesen mächtigen Gebäudekomplex, von einem eigenartig ausgeprägten Zweige des Handels im Verein mit den ihm verknüpften Gewerben in selbstbewußter Kraft hiugestellt am Mittelpunkt ihrer Wirksamkeit, zu keinem andern Zweck als zur Hebung und Förderung des gesamten Standes und zu seiner eignen ') Vgl. Woerls Illustrierten Führer durch Leipzig und Um gegend S. 18. technischen und künstlerischen Weiterbildung. Kein andres Land, kein andres Gewerbe dürste etwas Ähnliches aufzu weisen haben.« Wir betreten nun, nachdem wir einen flüchtigen Ein druck von dem Äußern des Buchhändlerviertels gewonnen haben, das Innere einer buchhändlcrischen Betriebsstätte, und zwar einer großen Kommissionsbuchhandlung. Was wir darin sehen werden, ist typisch nicht nur für den Betrieb der übrigen Leipziger, sondern der deutschen Kommissionsbuchhandlungen überhaupt. Wir wählen zu unserm Besuche den Donnerstag, weil dieser wegen seines besonders lebhaften buchhändlcrischen Betriebs, der namentlich auf das Erscheinen der Wochenzeit schriften zurückzuführen ist, auch in den Leipziger Postkreisen geradezu der Buchhändlertag genannt wird, und begeben uns morgens gegen 8 Uhr in die Geschäftsräume. In dem eine Treppe hoch belegenen ersten Stockwerke des großen vierstöckigen Geschäftshauses treten wir in das Kontor ein und befinden uns in einem fast die ganze Länge des Gebäudes einnehmenden 60 Schritt langen Hellen Raume, in dem an acht mächtigen sechssitzigen Doppclpulten im ganzen etwa 40 Angestellte des Geschäfts fleißig die Feder führen. Man wartet noch auf die erste Frühpost — es ist die Stille vor dem Sturm. Kurz nach 8 Uhr erscheint eiligen Schritts einer der Schreiber des Geschäfts mit der Postmappe. Der erste Prokurist entnimmt ihr einen ansehnlichen Stoß Briefe, gibt die Hälfte davon an seinen Nebenmann ab, und nun machen sich beide daran, so schnell als möglich die Briefs zu öffnen und den Inhalt zu verteilen. Die Sendungen rühren in der Hauptsache von den auswärtigen Sortiments- und Ver lagsfirmen her, die sich unsre Firma zu ihrem Kommissionär erkoren haben. Die Gesamtzahl dieser -Kommittenten- hat zurzeit die stattliche Höhe von Uber 600 Firmen erreicht. Außer dem laufenden Geschäftsbriefwechsel, geschäftlichen Notizen, Anordnungen usw. entquellen den Briefen ganze Stöße von Drucksachen und Geschäftspapieren (Prospekte, Zirkulare usw.). Am stärksten vertreten aber sind die so genannten Verlangzettel, wie sie von den Sortimentern zur Bestellung der von ihnen gewünschten Bücher, Bücherwerke und Zeitschriften benutzt werden. Diese Zettel sind, damit das Gesamtgewicht auch größerer Mengen stets ein geringes bleibt, auf dünnem Papier und nur etwa in der Größe einer halbgebrochenen Postkarte hergestellt und enthalten in der Regel folgende Angaben: Titel und Zahl der verlangten Bücher, die Firma des Verlags, in dem sie erschienen sind, das Datum der Be stellung, Firma und Wohnort des Bestellers und den Namen seines Leipziger Kommissionärs, die Angabe der gewünschten Bezugsweise (aus Rechnung oder bar) und die gewünschte Zusendungsart (Postpaket, Eilballen, Frachtballen, Kreuzband). Trotz der übersichtlichen tabellarischen Anordnung gehört das geübte Auge des Fachmanns dazu, um aus diesen vielen auf dem kleinen Blatt Papier verzeichneten Angaben sofort das Nötige herauszufinden; undeutlich ausgefertigte Verlang zettel aber sind auch für den Kommissionsbuchhändler ein unliebsames Ding und bilden für ihn, gleichwie die undeut lichen Briefaufschriften für den Postbeamten, einen Stein des Anstoßes und des Ärgernisses. Alle im Lause des Tages aufkommenden Bestellzettel senden die Sortimenter in der »Provinz«, worunter der Buchhändler alle Orte außerhalb Leipzigs versteht, täglich oder bet geringerem Bedarf ein- bis zweimal wöchentlich mit den übrigen -über Leipzig» gehenden Geschäftspapieren abends an ihren Leipziger Konimissionär in einem großen 1189'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder