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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1903
- Strukturtyp
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- Band
- 1903-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1903
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- Deutsch
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V 202, 1. September 1903. Nichtamtlicher Teil. 6657 zur Besprechung des heiklen Buchs entschließt, rühmt sie die bestrickende Grazie, mit der das Unbeschreibliche geschildert wird, Tiefblickende haben herausgefunden, daß sich der Dichter vom Arzt habe inspirieren lassen und daß dem heitern Spiel eine ernste Moral zugrunde liegt, etwa in dem Sinne des alten Wortes: »Die Wollust der Kreaturen ist gemenget mit Bitterkeit.« Zeitungsberichten zufolge soll in München eine Aufführung einzelner Szenen aus dem »Reigen« auf einer Bühne gewagt worden sein; von einer Bearbeitung für Mädchenpensionate hat man noch nichts gehört. * * Während man Schnitzlers Buch trotz seiner Dickleibigkeit - 15 Bogen mit nur 15 Zeilen auf jeder Seite und ein deutigen Gedankenstrichen — in einigen Abendstunden zu Ende lesen kann, erhebt ein Werk auf ganz anderen Ge biet den berechtigten Anspruch, den Buchhändler durch längere Zeit zu beschäftigen und ihm als Führer und Rat geber auf einem arg vernachlässigten Felde zu dienen. Wer von der Schulbank die Überzeugung mitgebracht hat, daß es kein Gegenstand mit der Grammatik der deutschen Sprache an Langweiligkeit aufnehmen kann, wird, falls ihm das Werk nicht bereits früher bekannt war, von der kürzlich er< schienenen dritten Auflage vou Wustmanns »Allerhand Sprachdummheiten« aufs angenehmste überrascht sein. An der Verderbnis und Zerrüttung der deutschen Sprache be teiligen sich ja einträchtig verschiedene, vielschreibende Be rufsklassen, die Juristen, Beamten, Kaufleute und nicht minder die Tagesschriftsteller. Es ist nun überaus be lustigend, zu sehen, wie dieser Abraham a Santa Clara der deutschen Grammatik mit Witz und Grobheit gegen alle Fehler und Geschmacklosigkeiten auftritt, die sich beim Sprechen und Schreiben eingebürgert haben. Nichts in der Sprache scheint ihm zu geringfügig, um es nicht auf seine Berechtigung und sein Herkommen zu prüfen, und immer bleibt sein Vortrag klar, logisch gegliedert und kurzweilig. Daß wir Buchhändler aus diesem Buche viel lernen können, sieht man schon aus dem Kapitel über Firmen; man würde es nicht glauben, wie viele Fehler Wustmann bei den Firmenschildern zu beanstanden hat; F. Schmidt Nachfolger will er. durch F. Schmidts Nach folger ersetzt haben, und deshalb ist er mit der Firma: Ernst Keils Nachfolger zufrieden, während er die Sprach- zerrüttung in der Firma des ältesten Klassikerverlages um so heftiger beklagt. (Seite 201.) Er frägt und er frug zu gebrauchen — statt fragt und fragte, nennt er eine Schande, und er macht Gustav Freytag dafür verantwortlich, diese falschen Formen in die Schriftsprache eingeführt zu haben. Wenn er behauptet, daß das Relativpronomen welcher der Papiersprache angehört und zur breiten, schleppenden Ausdrucksweise beiträgt, so kann man doch entgegenhalten, daß es manchmal der Ab wechslung dient und auch zum Wohlklang beiträgt. Was Wustmann über fehlerhafte Appositionen bei Buch titeln sagt — die Herren Dozenten, Professoren und Archi tekten kommen dabei als Autoren schlecht weg —, wird jedem einleuchten. Ein eigenes Kapitel ist den Modewörtern ge widmet, die er mit Stumpf und Stiel ausrotten möchte; er will uns das jetzt so beliebte Wort Buchschmuck rauben (Seite 357; »was für Schmuck soll denn aber ein Buch anders haben als Buchschmuck?«). Darbietung, bedeut sam, belangreich, eigenartig, einwandfrei, groß zügig, offensichtlich, schneidig, zielbewußt, — alle diese Modewörter sind nach Wustmann entweder sinnlos oder verfehlt gebildet, in jedem Falle abgehetzt und daher wider wärtig. Ob es ihm gelingen wird, Einakter auszurotten, ist sehr zu bezweifeln, auch der Vorredner wird im parla mentarischen Leben kaum mehr abzuschaffen sein, obwohl man BörseEott für Ken deutschen Buchhandel. 70. Inhriiang. dem Verfasser, der an den Sinn der Silbe vor bei Vor reiter und Vorsänger erinnert, recht geben muß. Das mühsam für Redakteur ausgeklügelte Wort Schriftleiter will ihm nicht gefallen. Das Kapitel Bildervermengung (Seite 286) ist eins der unterhaltendsten; hier kann man über die Beispiele, die den Zeitungen und Parlamentsreden entnommen sind, Tränen lachen: Der Zahn der Zeit, der schon so manche Träne getrocknet hat, wird auch über dieser Wunde Gras wachsen lassen; — Prinz Ferdinand hat schon im ersten Jahre seiner Regierung manches Haar in seiner Krone gefunden; — Unsre Universitäten sind wie rohe Eier; so bald man sie antastet, stellen sie sich auf die Hinter beine. Wer Zirkulare abzufassen hat, den werden die abschrecken den Beispiele auf Seite 89 interessieren; Wustmann nennt es mit Jean Paul einen grammatischen Selbstmord, ich oder wir wegzulassen, z. B.: Sämtliche Anzeigen halten der Be achtung unsrer Leser empfohlen; Kisten und Tonnen nehmen zum Selbstkostenpreis zurück. Doch auch das Objekt, der Angeredete, soll nicht gemordet werden, z. B. Wie meinen? Das klingt höflich und ist doch unsinnig. Auf welcher Seite man Wustmanns Buch aufschlagen mag, immer wird man seine Kunst, »mit Lachen die Wahrheit zu sagen«, bewundern — eine erfreuliche Erscheinung in einer Zeit, in der der Buchhandel gezwungen ist, Übertreibungen und Erdichtungen, die mit bitter-ernster Miene vorgebracht werden, zurückzuweisen. Wien, August 1903. Friedrich Schiller. Schwarz-Weiß. Ein Buch der zeichnenden Kunst, herausgegeben vom Verbände deut scher Illustratoren. Berlin, Verlag von Fischer L Franke. (Preis 4 ^H.) Man muß es dem Verbände deutscher Illustratoren lassen, daß er fortgesetzt bemüht ist, die Interessen seiner Mitglieder zu fördern. Die jährlichen Ausstellungen in Berlin, die der so genannten »Großen Berliner Kunstausstellung» angegliedert sind, haben — außer den Verkäufen an Ort und Stelle — zweifellos auch den Erfolg gehabt, daß sie schon manchen Verleger veranlaßt haben, die Talente einzelner Aussteller in Anspruch zu nehmen. Das vorliegende Werk wird den Mitgliedern sicher weitere Vorteile einbringen. Es ist ein interessantes Bilderalbum in Quartformat, das je eine Illustration von 190 verschiedenen Künstlern, zum Teil neue Motive, enthält. Ein Vorwort von Jul. Schlattmann, dem Schriftführer des Verbandes, äußert sich treffend über die Wichtigkeit der Jllustrationskunst und stellt in Aussicht, daß jedes Jahr ein neuer Band des Werks er scheinen soll. Es sei bestimmt, weiteren Kreisen ein unge schminktes Bild vom Stand der heutigen Jllustrationskunst Deutschlands zu geben. Hierzu wäre nur zu wünschen, daß sich die zahlreichen Kräfte in der Jllustrationskunst, die heute noch außerhalb des Verbands stehen, diesem anschließen möchten, damit das Bild wirklich ein möglichst vollständiges werden könne. Unter jedem Bilde des Albums ist die genaue Adresse des Künstlers, die Stätte seiner Ausbildung und sein Spezialgebiet angegeben, außerdem selbstverständlich der Titel des Bilds nebst Quelle, sofern cs bereits im Druck erschienen ist. Die einzelnen Leistungen hier zu besprechen, mangelt uns der Raum; das Buch enthält eine Fülle der verschiedenartigsten Motive aus fast allen Zweigen der Jllustrationskunst; die Bilder würden wohl sämtlich noch besser zur Geltung gekommen sein, wenn man dem billigen Preise des Albums nicht die Konzession von etwas dünnem, durchscheinendem Papier gemacht hätte. Den noch wird es eine Augenweide für viele bieten und für die Mit glieder des Verbands deutscher Illustratoren zweifellos gute Früchte tragen. Paul Hennig. Kleine Mitteilungen. Post. — Die Versendung von Paketen nach Italien erfährt am 1. September eine wesentliche Erleichterung und Vereinfachung durch Einführung eines neuen Tarifs für Postfrachtstücke auf dem Weg durch die Schweiz. Das Meistgewicht eines Pakets «84
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