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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1903
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- Deutsch
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6724 Nichtamtlicher Teil. 204, 3. September 1908. Auf die Frage Büchers, wo der Produzent ist, der nicht mit Freuden einen solchen Nachlaß dem Privaten gewähren würde, antworte ich, daß fast kein Fabrikant, der nicht, wie es auch viele tun, direkt mit dem Konsumenten arbeitet, überhaupt die Bestellungen Privater an nimmt, geschweige denn unter Gewährung eines Nachlasses, wie ihn der Detaillist genießt, ausführt. Der Produzent oder Großhändler hat eben genügend geschäftliche Erfahrung, um zu wissen, daß man entweder mit dem Konsumenten oder dem Kleinhändler, nicht aber mit beiden zugleich Ge schäfte machen kann. Beweis dafür bringt jede Tageszeitung, in der Anzeigen der Fabrikanten die Bemerkung tragen, daß nur an Geschäftsleute geliefert wird, Beweis die Unter stützung, die den Vereinen der Detaillisten, die eine Gesun dung des Kleinhandels erstreben, von den Fabrikanten ge währt wird. Zum Beweis dienen ferner die Bestrebungen der Fabrikanten, die Einhaltung eines Ladenpreises im Detailhandel zu erzwingen, worüber näheres in der bereits angeführten Arbeit von Bönigk*) nachgelesen werden kann. Wenn ich im Vorstehenden versucht habe, den Beweis zu führen, daß die Bruttoprozentsätze des Nutzens im Buch handel von denen im Kleinhandel nicht so sehr abweichen, daß sie im übrigen Kleinhandel eher größer sind, so wäre noch zu erweisen, daß die Prozentsätze auch absolut im Hin blick auf die zu leistende Tätigkeit einerseits, im Hinblick auf den zu erzielenden Umsatz anderseits nicht zu hoch sind. Da aber diese Frage im Zusammenhang mit der Besprechung des Abschnitts: »Die Lage des Sortiments« behandelt werden muß, so will ich mir, um Wiederholungen zu vermeiden, diese Erörterungen bis dahin aufsparen. (Fortsetzung folgt.) Personalnachrichten. Gestorben: am 31. August nach langem und schwerem Leiden im Alter von achtundfünfzig Jahren der Verlagsbuchhändler Herr Emil Strauß in Bonn. Emil Strauß begründete seine geschäftliche Selbständigkeit am 1. Juli 1870 durch Übernahme der A. Marcusschen Sortiments buchhandlung in Bonn. Am 1. Januar 1873 erweiterte er sein Geschäft durch Hinzusügung einer Verlagsbuchhandlung, deren Hauptwerke die Schriften seines berühmten Oheims David Friedrich Strauß bildeten und der er neben diesem noch manchen andern klangvollen Namen gewann. Neben beiden Geschäften betrieb er mit der ihm eignen Umsicht und mit Erfolg ein wissen schaftliches Großantiquariat. Am 1. Juli 1891 entlastete er sich vom Übermaß der Arbeit durch Abtretung der Sortimentsbuch handlung an die Herren Röhrscheid und Ebbecke. Zu einer weitern persönlichen Entlastung gestaltete sich die am 1. Juli 1894 in Leipzig gegründete Zweigniederlassung des Hauses, die die gesamte Auslieferung besorgte, während er selbst von Bonn aus die Leitung der umfangreichen Betriebe in der Hand behielt. Emil Strauß war ein ungewöhnlich begabter, weitblickender Geschäftmann, von großer Hingebung für den Beruf, dem er seine Arbeitskraft in rastloser Tätigkeit gewidmet hat. Auch am Aus bau des Börsenvereins und überhaupt an beruflichen Angelegen heiten hat er mit klugem Rat und gern gewährter Mitarbeit regen Anteil genommen. Im Wahlausschuß des Börsenvereins hat er von 1887 bis 1889 und im Ausschuß für die erste Beratung der Restbuchhandelsordnuna 1896 als Mitglied gewirkt. Im Vor stand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine war er in den letzten beiden Jahren als Schatzmeister tätig. Er war ein Mann von bewundernswerter Geistesfrischc und immer klarem Urteil. Im persönlichen Verkehr hat er sich durch seine nie versagende Gefälligkeit, seine gewinnenden Umgangsformen und durch den charaktervollen Ernst seines Wesens viele aufrichtige Freunde er worben. Sein Andenken wird im deutschen Buchhandel treu be wahrt und in Ehren gehalten werden. Der »Bonner Zeitung« vom 1. September entnehmen wir folgende Mitteilungen über seinen Lebensganq und sein gemein nütziges Wirken: *) Das Verbot der Unterbietung im Kleinhandel. »Bonn, 1. September 1903. »Herr Verlagsbuchhändler Emil Strauß ist am gestrigen Montag Nachmittag durch den Tod von schwerem Leiden erlöst worden. Er hat in dem kaufmännischen und öffentlichen Leben unsrer Stadt eine hervorragende Rolle gespielt, er nahm in dem deutschen Buchhandel eine angesehene Stellung ein, er ist als Verleger und werktätiger Freund führender deutscher Ge lehrter und Künstler um das geistige Leben unsers Vater lands verdient geworden. Er war hier in Bonn einer der eifrigsten und opferwilligsten Vorkämpfer des Liberalismus; für ihn rastlos und selbstlos zu wirken, war ihm Herzensbedürfnis. Wenn der Liberale Bürgerverein heute über 1000 Mitglieder zählt, so verdankt er einen großen Teil dieses hochersreulichen Erfolgs dem jetzt Toten. Viele unsrer Freunde wissen davon weniger, denn sie hörten ihn bei den öffentlichen Veranstaltungen selten; in der Stille aber war er unermüdlich für diese Samm lungsstätte aller freiheitlichen Elemente in Bonn tätig, ja es war oft schwer, mit ihm, der in feurigem Idealismus vorweg stürmte, gleichen Schritt zu halten. Die Aufklärung in immer weitere Kreise zu tragen, das war überhaupt das Ziel seines Trachtens und Strebens. Die Bonner Bücher- und Lesehalle in der Quantiusstraße ist vornehmlich sein Werk, für sie überwand er die größten Schwierigkeiten, für sie warb und wirkte er mit nicht erlahmender Ausdauer. Und neben dem Verein und neben der Lesehalle galt sein Eifer vor allem unsrer Bonner Zeitung. Er hat zu ihren Gründern und zu ihren Aufsichtsräten gehört, uns war er ein Freund und Ratgeber, auf den wir zu jeder Zeit, in den schwierigsten Verhältnissen unbedingt zählen durften. Seine Wirksamkeit im öffentlichen Leben der Stadt war aber damit noch lange nicht erschöpft. Wenn wir heute in Bonn ein ausgebreitetes Fernsprechnetz besitzen, so danken wir das vornehmlich dem Toten; denn er war es, der die Bedeutung dieses Verkehrs mittels in Wort und Schrift, in Versammlungen und Ausschüssen so lange darlcgte, bis sich ein voller Erfolg einstellte. Wenn in den Alpen eine Hütte den Namen Bonns trägt, so ist auch das zumeist sein Werk; er, der Begründer der hiesigen Sektion des deutsch-österreichischen Alpenvereins, betrieb die Einweihung dieser Schutzhütte mit rastlosem Eifer; sie und die Schönheiten jener gottgesegneten Gegend hat er auch in unsrer Zeitung federgewandt, packend, ja wahrhaft poetisch geschildert. Und wer hätte geahnt, daß dieser unermüdliche, unerschrockene Bergfreund, ein Bild männlicher Gesundheit, Kraft und Ausdauer, so schnell von uns abberufen werden sollte! »Emil Strauß war am 18. August 1845 in Köln geboren, er hat also vor wenigen Tagen sein achtundsünfzigstes Lebensjahr vollendet. Cr besuchte die Gymnasien in Oehringen und Darm stadt, dort ein Mitschüler unsers verstorbenen Bonner Professors Bender. Er begann dann hier in Bonn in der Buch handlung von Adolf Marcus zu lernen, war später in Frank furt am Main und in Berlin tätig, kehrte aber am 1. Juli 1870 nach Bonn zurück, um fortan hier ständig zu bleiben. Er übernahm das Sortimentsgeschäft seines früheren Lehrherrn unter der Firma Marcussche Sortimentsbuchhandlung (Emil Strauß). Als selbständiger Verleger begann er kurz darauf, am 1. Januar 1873, indem er die Werke seines geistes gewaltigen Vorfahren David Friedrich Strauß übernahm. Dazu kamen im Laufe der Jahre, wie das die Verhältnisse der Univer sitätsstadt mit sich brachten, hauptsächlich fachwissenschaftliche Werke aus allen Disziplinen, ferner Zeitschriften wie das Archiv für die gesamte Physiologie, das Geheimrat Pflüger, das Zentralblatt für allgemeine Gesundheitspflege, das früher Finkelnburg, Lcnt und Wolffberg Herausgaben und jetzt Lent, Stübben und Or. Kruse herausgeben. Die Sortimentsbuch handlung ging am 1. Juli 1891 in den Besitz von Röhr scheid L Ebbecke über, bis vor wenigen Wochen trug sie aber unter der neuen Firma auch noch seinen Namen. Im Jahre 1892 trat er eine Zweigstelle, die er 1889 in Godesberg errichtet hatte, an den Buchhändler Passarge ab. Seit dem erweiterte er seinen Verlag; mit ihm verband er ein wissenschaftliches Antiquariat; 1894 errichtete er eine Zweig niederlassung in Leipzig, in dem letzten Jahr betrieb er besonders eifrig den Kunstverlag. Prachtvolle Ansichten vom Rhein, darunter wunderbare Ansichten von Bonn, teils von Mannfeld, teils von Ulbrich, erschienen in schneller Reihenfolge, und viele andre plante er noch. Der Bedeutung seines Verlags entsprechend wurde Strauß vielfach in Ehrenstellungcn des Buchhandels be rufen: in verschiedene Ausschüsse des Börsenvereins, als Vor sitzender in den Wahlausschuß, zum Schatzmeister des Verbands der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel. Es war ein ungemein reichhaltiges und fruchtbares Leben, das jetzt ab geschlossen ist, und die Zahl derer, die des Toten in Dankbarkeit und Verehrung lange, lange noch gedenken werden, ist übergroß.«
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