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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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6848 Nichtamtlicher Teil. 208 8. September 1903. bei dem schwierigen, komplizierten Verschleiß von wissen schaftlichen Büchern. Wenn also noch die unvermeidlichen Verluste bei Kreditgewährung in Ansatz gebracht werden, so würde ich den Nutzen, der dem Sortimenter aus dem Betrieb seines Buchgeschäfts erwächst, im Durchschnitt nicht höher als auf 8 bis 10 Prozent bemessen wollen. Auch dem Umstande hat der Verfasser keine Rechnung getragen, daß Bücher im Gegensatz zu jeder andern Ware einen nur relativen Wert haben. Ein Bücherlager kann weder beliehen, noch im Falle der Not auch nur annähernd dem Einkaufspreise entsprechend veräußert werden. Die ungeheure Konkurrenz, die sich auf allen Gebieten geltend machte, die gelehrten Berufe nicht ausgeschlossen, hat sich naturgemäß auch auf den Buchhandel übertragen. Der Preis wurde gedrückt, das Gewähren von Rabatt auf die festgesetzten Ladenpreise nahm einen Umfang an, daß es dem Sortimenter nicht mehr möglich war, erwerbsfähig zu bleiben. Es entstanden daher die bekannten Vereinigungen zum Schutz des Sortiments, die in dem Börsenverein zu Leipzig ihren Zentralpunkt haben und einer regen Förderung sich erfreuen. Solche Schutzmaßregeln gegen das Überwuchern der Konkurrenz sind auf allen Gebieten gang und gäbe, und es ist kaum zu verstehen, weshalb der Verfasser diese zeit gemäßen buchhändlerischen Bestrebungen bekämpft. Er skizziert die Entwicklung und das Bestehen dieser buchhändlerischen Vereinigung mit einer Ausführlichkeit und einer Umständlichkeit, die einer bessern Sache wert wäre. Und es ist zu bedauern, daß ihm zu diesem Zwecke »ver trauliches« Material zur Verfügung gestellt worden ist. Im Vorwort beklagt sich Herr Professor Bücher dar über, daß die reichhaltige Bibliothek des Börsenvereins ihm verschlossen geblieben sei. Ich kann mir nicht denken, daß die Benutzung der Bibliothek irgend einem Gelehrten zu ernsten wissenschaftlichen Studien auf dem Gebiete der Buchdruckgeschichte, der Bibliographie, der Geschichte des Buch handels und der verwandten technischen Zweige von der Verwaltung versagt werden würde. Erklärlich ist es aber, daß sie einem Mann verweigert wird, der sie zn ganz un gerechten Angriffen gegen den Buchhandel benutzen will. Der Hauptgroll des Verfassers trifft natürlich den bösen Vorstand des Börsenvereins, von dessen Tun und Treiben er auf Seite 80—90 ein phantastisches Schauer gemälde entwirft. Nach dieser Darstellung muß man sich den Vorstand als »heilige Feme« vorstellen, die in unterirdischen Räumen ihres blutigen Amtes waltet. »Wie groß die Zahl der vor das Forum des Börsenvereins Geschleppten ist, wird schwerlich je bekannt werden«, bemerkt er teilnehmend auf Seite 87, und der Prozeß, den der Börsenvereins-Vorstand gegen eine Berliner Firma mit Erfolg durchgeführt hat, wird den Hexenprozessen des Mittel alters gleichgestellt (Seite 89). Und alle diese Ausfälle gelten Männern, die in selbstloser, uneigennütziger Weise ehrenamtlich tätig sind, sich allen Mühen und Anfeindungen nur der guten Sache halber unterziehen, in der festen Über zeugung, daß ohne eine stramme Organisation der gesamte Sortimentsbuchhandel in die Brüche geht und seine kulturelle Bedeutung verliert, die ihm trotz Bücher niemand, der die Verhältnisse einigermaßen kennt, streitig machen kann. — Weshalb soll denn gerade der Buchhandel verhindert werden, durch Selbsthilfe seine materielle Lage zu verbessern, während andern Berufen sogar Staatshilfe in ausgiebiger Weise ge währt wird? In der Parfümerie- und Seifenbranche z. B. besteht eine dem Buchhandel ganz ähnliche Organisation. Jeder Kleinhändler muß sich dem Fabrikanten gegenüber durch einen eigenhändig unterschriebenen Revers gegen hohe Konventionalstrafe verpflichten, nur zu den von den Fabri kanten festgesetzten Preisen zu verkaufen. Jedes die Fabrik verlassende Stück führt einen Kontroll-Stempel, aus dem augenscheinlich hervorgeht, aus welcher Quelle der Kleinhändler seine Ware bezogen hat. Sofern ein Kleinhändler die kontraklich bedungenen Preise nicht einhält, wird ihm un weigerlich jede weitere Lieferung versagt, und wie ich aus zuverlässigen Mitteilungen weiß, fügt sich jeder anstandlos diesen Bestimmungen. — Diese Tatsachen sind allbekannt, und trotzdem hat sich noch kein ordentlicher Professor gefun den, der die Tätigkeit dieser Vereinigung in einem umfang reichen Buche kritisiert und alle Verhandlungen und Kon trakte usw. wörtlich abgedruckt hätte. Solange der Buchhandel sich in der Lage befand, einen erheblichen Rabatt auf die Ladenpreise zu gewähren, war das Verhältnis zwischen Gelehrten und Buchhändlern ein durch aus vorzügliches, in Versammlungen, auf Festessen usw. wurde seine kulturelle Mission belobigend hervorgehoben, sein Fleiß, sein Streben, seine Kenntnisse und Befähigung, mit der Wissenschaft Hand in Hand zu gehen, anerkannt. Und jetzt, da der Not gehorchend und nicht dem eignen Triebe, der Buchhändler gezwungen war, den Rabatt zu verkürzen oder ganz zu beseitigen, bildet sich ein »akademischer Schutz verein«, um ihn zu bekämpfen, finden sich hochangesehene Gelehrte veranlaßt, seine Tätigkeit in Tageszeitungen öffent lich abfällig zu beurteilen. Berücksichtigt man auch, daß Bibliotheken, Sammler und der größte Teil der Gelehrten, die eine umfangreiche Bibliothek unterhalten, einen Teil ihres Bedarfs, vielleicht den größern, bei Antiquaren decken, so bleibt die Einbuße, die ihnen durch Herabsetzung des Rabatts erwächst, eine ganz minimale. Und wenn Herr Professor Bücher auf Seite 67 fragt: »wo ist der Produzent, der nicht mit Freuden dem großen Konsumenten die gleichen Vorteile bewilligt wie dem Klein händler?« , so antworte ich ihm darauf: Nach meiner Erfahrung liefert kein anständiges Engros-Geschäft, kein Fabrikant, der auf den guten Ruf seiner Firma etwas gibt, direkt an den Konsumenten und keinesfalls zu denselben Bedingungen, er lehnt jeden direkten Versand ab und über weist die Bestellung dem Kleinhändler. Er tut dies auch in seinem eigensten Interesse, da er bei direktem Verkehr mit dem Konsumenten die Verbindung mit dem Kleinhandel verlieren und sein Haus zu einem sogenannten »Versand- geschäft« Herabdrücken würde. Der Herr Verfasser möge es einem erfahrenen Fach mann glauben, der Sortimentsbuchhandel ist durchaus nicht das einträgliche Geschäft, zu dem er es stempelt. Wen nicht eine besondere Neigung zu diesem Erwerbszweig treibt, wer nicht Freude und innere Befriedigung in dieser Tätigkeit sucht und findet, der möge sich jedem andern kaufmännischen Beruf zuwenden. Er wird schneller und leichter zu einem günstigem materiellen Resultat gelangen, als es im Buch handel möglich ist. Herr Professor Bücher war sich bewußt und betont es auch im Vorwort, daß seine Schrift zweifellos vielen An fechtungen begegnen wird, und diese dürfen auch nicht aus- bleiben- Das Buch ist vom grünen Tisch, vom Katheder aus geschrieben. Es fehlt »des Lebens goldner Baum«. Er kritisiert nur, ohne positive Vorschläge zur Besserung zu machen. Ich habe nur seine falschen Anschauungen von dem Betrieb des Sortiments feststellen wollen, seine sonstigen Ausführungen über Verlag, Bücherpreise sind bereits von andrer Seite besprochen und werden noch weiter kritisiert werden. Seinem Auftraggeber, »dem akademischen Schutz verein«, möchte ich kein langes Leben prognostizieren, er wird bald in dem Strom der vielen ungesunden Gründungen
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