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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1900
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- 1900-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1900
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- Deutsch
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50, 1. März 1900. Nichtamtlicher Teilt 1697 Schuld in die Schuhe geschoben wird, auf die sich die Hohl köpfe auszureden suchen, war damals in demselben Maße, wenn nicht in noch stärkerem vorhanden, nur mit dem Unter schiede, daß im allgemeinen nur Jiinglinge mit gehöriger Schulbildung Aufnahme im Buchhandel fanden, an welchem Grundsätze leider in unserer Zeit von seiten der Chefs arg gesündigt wird. Vier Jahre betrug damals in den weitaus meisten Fällen die Lehrzeit, und oft wurde dem Lehrherrn von den Eltern noch reichlich Lehrgeld gezahlt. Dafür wurden die jungen Leute theoretisch und praktisch zu tüchtigen Jüngern herangebildet,' sie hatten in vielen Fällen Anschluß an den patriarchalischen Kreis der Familie des Prinzipals, was auf ihr sittliches Verhalten nur wohl- thätig einwirken konnte. Die Lehrlinge dienten von der Pike auf, lernten Ordnung und Sparsamkeit, lernten auch, was jetzt, besonders in größeren Geschäften, gänzlich abgekommen zu sein scheint, außer anderem praktischen Wissen das für die Erziehung zur Ordnung und Sparsamkeit wichtige Packen und Schnüren, wurden angehalten, die eingehende Makulatur auszustreichen und zu ordnen, den Bindfaden und die Stricke zu knüpfen und zur weiteren Verwertung zusammenzulegen. In vielen modernen Geschäften wird jetzt Pack- und Schnür- material um teures Geld flott angekauft. Niemand kümmert sich um das eingehende noch zu verwertende Material, und man wird von einem heiligen Zorn erfaßt, wenn man einem unserer jetzigen Gehilfen beim Packen zuschaut. Solche Ordnung und Sparsamkeit, solches Beginnen ist natürlich für unsere jetzige Generation lächerlich und erniedrigend, solches gehört ja den Dienern zu, die natürlich, weil ihnen von seiten der Chefs und Gehilfen keine Anleitung gegeben werden kann, ebenfalls nur schlampige Packarbeit liefern und an keine Ordnung und Sparsamkeit gewöhnt sind. — Zwei, höchstens drei Jahre dauert jetzt eine Lehrzeit, vom zweiten Jahre an gewöhnlich mit einem monatlichen Taschengeld. — Ohne richtige Anleitung zur Praxis, zur Ordnung, Spar samkeit, zur Buchführung und Korrespondenz, von Weiter bildung nach den Geschäftsstunden durch Vergnügungen aller Art außerhalb der Familie vollständig abgezogen, tritt solch ein junger Mann mit 20 bis 21 Jahren als Gehilfe in die Welt. Riesiges Selbstbewußtsein wohnt ihm wohl inne; doch wie bald folgt die Enttäuschung! Diese schwankenden Ge stalten sind die ärgsten Schreier in unseren Gehilfenkreisen und -Versammlungen; ungestüm fordern sie Reorganisation des Buchhandels, völlige Sonntagsruhe, Minimalgehalt, achtstündige Arbeitszeit und alle möglichen Unterstützungs kassen, lauter schöne Sachen, ohne die man in der alten Zeit ganz zufrieden und unbedingt besser als jetzt lebte. Es ist ja gut, daß von Staatswegen in unserer an sozialen Reformen so reichen Zeit darauf gedrungen wird, daß die Prinzipale ihre Mitarbeiter gegen Krankheit, Arbeits unfähigkeit und Todesfall versichern, daß offizielle Stellen vermittelungen geschaffen werden, daß die besseren Gehilfen gegen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft von seiten gewissenloser Chefs geschützt werden, daß man eventuell auf kleine Bei hilfen rechnen darf, die der Verband, Gehilfenvereine und die allgemeine Vereinigung ihren Mitgliedern in gewissen Fällen gewähren, da entgegen den im Eingang geschilderten früheren Verhältnissen ein großer Teil der Gehilfenschaft infolge der ungeheuren Konkurrenz, der verteuerten Lebensbedingungen und des daher benötigten größeren Kapitals nicht mehr zur Selbständigkeit gelangt. Das Beste jedoch ist und wird es stets bleiben, auf sich selbst zu bauen, sich sagen zu können, daß man auf Grund seiner erworbenen praktischen und theoretischen Kenntnisse und Erfahrungen beanspruchen darf, eine bessere Stellung zu erlangen und sich womöglich eine solche auf Lebensdauer zu sichern. Solchen ernst vorwärtsstrebenden Gehilfen wird auch der Erfolg winken. Sehen dagegen diejenigen Elemente, die für ihre Bildung weder in der Lehrzeit noch in den nachfolgenden Gehilfen jahren etwas gethan haben, die dem lieben Herrgott den Tag abgestohlen haben und doch stets mit der Antwort: »ich habe keine Zeit« bereit waren, daß es mit ihnen im Buchhandel schief geht, so werfen sie sich, was ja das Nächst liegende ist, dem Sozialismus in die Arme. Nicht, daß den ehrlich vorwärtsstrebenden, auf Erweiterung ihrer Kenntnisse und ihrer Bildung bedachten Arbeitern die Existenzberechtigung und das Vorwärtsschreiten abgesprochen sei; aber es ist doch offenkundig, daß verlotterte Elemente im Sozialismus das Mittel gefunden zu haben glauben, sich emporzuringen. Solchen Leuten wird gewiß jeder ehr liche, überzeugte Sozialist entgegentreten. Trotz der guten Seiten, die dem Sozialismus in mancher Beziehung inne wohnen, hat dieser im allgemeinen doch einen bitteren Bei geschmack, und unsere Gehilfen sollten es vermeiden, sich ihm anzuschließen, denn was für Hand- und Fabrikarbeiter im allgemeinen gut sein mag, paßt nicht für den Buchhandel und seine Mitarbeiter. — Wenn wir den Kern des hier Erörterten zusammen fassen, so giebt es für die Gehilfen nur ein Mittel, ihren Stand wieder zu heben, die ihm früher allseits entgegen- gebrachte Achtung wieder zu erlangen und sich gute Stellungen zu sichern, das ist: sich stets weiter bilden, nie denken, daß man genug gelernt habe, sich in großen internationalen Geschäften des Auslandes umsehen, sich dort Routine, Erfahrung, fremde Sprachen, erweiterten Gesichtskreis an eignen, die strengste Ordnung bei allem Thun, bei allen schriftlichen und manuellen Arbeiten beobachten, sich nicht auf soziale Reformen verlassen, sondern sich ganz auf sich selbst stellen. Die Lehrlinge sollen eine gute Schulbildung mit in die Lehre bringen, sollen gutes sittliches Betragen aufweisen können, sich der Bescheidenheit, Höflichkeit, Zuvorkommenheit befleißen, mindestens drei Jahre ohne Taschengeld lernen und während dieser Zeit gewissenhaft zur Ordnuug, Sparsamkeit und zu praktischem und intellektuellem Thun angehalten werden. — Nur auf Grund dieser Regeneration kann es im Buch handel wieder besser werden. — vixi. Besteuerung der Warenhäuser. Der ersten Beratung des preußischen Abgeordnetenhauses am 26. Februar über den Gesetzentwurf, betreffend die Sonder besteuerung der großen Warenhäuser in Preußen, schickte der Vize präsident des Staatsministeriums Finanzminister Or. von Miguel folgende Erläuterungen voraus: Das hohe Haus wolle mir gestatten, diesen vielumstrittenen Gesetzentwurf mit einigen Erläuterungen einzuführen, die nament lich den Zweck haben, die grundsätzliche Stellung der Staats regierung zu dem Entwurf zu klären und anderseits manche Mißverständnisse, die sich namentlich in der Presse und in den Beschlüssen verschiedener Versammlungen gezeigt haben, zu zer streuen. Meine Herren, dieser Gesetzentwurf stellt eine Novelle zur Gewerbesteuer dar. Die Gewerbesteuer ist heute eine Kommunalsteuer. Sie wird erhoben von den Kommunen; die Kommunen sind berechtigt, die Gewerbesteuer zu einer Realsteuer, den besonderen lokalen Verhältnissen der einzelnen Kommunen gemäß, umzugestalten. Die Staatsregierung ist der Ueber- zeugung, daß es nicht möglich ist, eine den verschiedenartigen Verhältnissen in den einzelnen Kommunen entsprechende generelle staatliche Gewerbeordnung, die auf alle Kommunen paßt, herzustellen, sie hat daher die Kommunen nach allen Richtungen hin anzuregen gesucht, ihrerseits ihren besonderen Interessen und Verhältnissen gemäß die allgemeine Gewerbesteuer umzugestalten. Wir haben das nicht nur gethan, indem wir durch die Provinzial behörden die Kommunen auf die Notwendigkeit solcher Maßregeln hinwtesen, darauf, daß die staatliche Gewerbesteuer vielfach für die Kommunen gar nicht passe. Wir sind so weit gegangen, den Kommunen nach Möglichkeit diese Umgestaltung zu erleichtern, StebenmidseckizMer Jahrgang. 228
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