7038 Künftig erscheinende Bücher. 213, 14. September 1903 Am 25. September erscheint in meinem Verlage: äer erste Kanä ss^der einzige» een den Hinterbliebenen des Dichters autorisierten Ausgabe: 6äuarä jVloerikes knete ausgewählt, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von vollständig in zwei Bänden, jeder ca. 23 Bogen stark, mit Porträts Eduard Moerikes und Faksimiles seiner Handschrist. Preis jedes Bandes in würdigster Ausstattung: Broschiert ch— ord., ^ 5.— netto, 2.80 bar; gebunden in Tchutzkarton: 5.— ord , ^ 375 netto, ^ 350 bar. Frei-Exemplare sO/9 Die Moerike-Gemeinde — und welcher literarisch gebildete Deutsche schwört heutzutage nicht zu ihr? — hat ein unbestreitbares Anrecht auf alles, was von dem teuer» Mann ausgcgangen ist, und so auch auf seine Briefe. Wohl hat Jakob Bächtold die drei geschloffenen Briefwechsel des Dichters mit Herrn. Kurz, M. v. Schwind und Th. Storm herausgegcben, wohl bilden die Schreiben, die von verschiedenen Moerike- Forschern an verschiedenen Vrtcn einzeln oder reihenweise veröffentlicht worden sind, bereits eine stattliche Summe, wohl ist auch in den beiden jüngsten Lebensbeschreibungen von Karl Fischer und Harry Mayne der Briefwechsel fleißig ausgebeutet: aber das alles kann auf die Dauer doch nicht eine zusammenhängende, die kebensperioden gleichmäßig berücksichtigende Buchausgabe ersetze». Line solche erscheint im jetzigen Zeit punkt gewiß nicht mehr verfrüht. Denn die Teilnahme des Publikums für Moerike ist allmählich bis zu einem Grade gestiegen, der das Unternehmen nicht nur aus inneren Gründen, sondern auch vom buchhändlerischen Standpunkt aus vollauf rechtfertigt. Ein fast überreiches Material lag zur Bearbeitung bereit, und die Hinterbliebenen Moerikes haben den beiden Herausgebern das Recht der Veröffentlichung mit der liebenswürdigsten und uneigennützigsten Bereit willigkeit zugebilligt. wie weit verbreitet, wie groß und aufrichtig das verlangen nach Moerikes Briefen aber auch sein mag, so bestand doch von vornherein kein Zweifel darüber, daß es sich nicht um vollständige Mitteilung alles dessen, was der Dichter je geschrieben, handeln kann, vielmehr nur um eine verhältnismäßig beschränkte Auswahl, die allerdings bei der Fülle des sich darbietenden Stoffes den Herausgebern um so schwerer fallen mußte, je tiefer sie in die eigenartigen Schönheiten dieser brieflichen Ergüsse eingedrnngen waren. Moerike hat sich in ein still beschauliches Dasein eingesponnen, hat zu den Stimmführern des öffentlichen Leben fast ebensowenig Beziehungen unterhalten wie zur großen Welt überhaupt. Darum eröffnen seine Briefe keine weiten Perspektiven. Sie bestechen auch nicht durch den Glanz, der die Namen der Mitkorrcspondentcn um gibt. Für die Kenntnis seines Lebens- und Entwicklungsganges, seiner Denkart, seiner Welt- und Kunsterscheinungen, seiner Dichtungen und deren Entstehung liefern sie reiche Ausbeute. Aber ihren hauptsächlichen wert tragen sie doch in sich selbst, in dem höchst be- deutenden Stimmungsgehalt, in dem wunderbaren Naturzauber, den des Dichters mit lyrischen wie epischen Reizen getränkte Darsiellungsweise ausgießt. Das kommende Jahr bringt die hundertjährige Wiederkehr des Geburtstages Eduard Moerikes. Da wird sich das Volk der Denker wieder einmal auf einen seiner Großen besinnen, dem es bei seinen Lebzeiten seine Anerkennung versagte, der aber mit seiner treudeutschen Art den Boden zu einer zwar späten, aber umso kostbareren Ernte bestellt hat.