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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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7060 Nichtamtlicher Teil. 214, 15. September 1903. Nichtamtlicher Teil Verwendung für Einxelhefte illustrierter Zeitungen. Der Kruppsche Bildungsverein in Essen, der schon so manchen lobenswerten Versuch zur Förderung der Volks bildung durchgeführt hat, veranstaltet gegenwärtig in seinem Vereinshause eine Ausstellung von 300 Bildern, die zumeist den deutschen illustrierten Zeitschriften entnommen sind. Sie sind sämtlich einfach aber geschmackvoll eingerahmt (sogar in ganz moderner Art) und sollen den Arbeitern zeigen, wie sie sich selbst für wenig Geld einen schönen Zimmerschmuck Herstellen können. Die bessern illustrierten Zeitschriften bringen jetzt zu meist in jedem Heft einen oder mehrere Farbendrucke als Kunstbeilagen. Der Arbeiter, der nicht die Mittel hat, ständig sich eine solche Zeitschrift zu halten, kann sich bei einem Buchhändler oder einem Zeitungsverkäufer wenigstens ein einzelnes (neueres oder älteres) Heft kaufen, das einen oder mehrere Farbendrucke enthält, die ihm ge fallen und ihm als Wandschmuck geeignet erscheinen. In der erwähnten Ausstellung sieht er, wie solche Bilder einfach und billig, aber doch geschmackvoll eingerahmt werden können. Jeder, der nur ein bischen Handfertigkeit besitzt, kann sich diese Rahmen selbst Herstellen, zumal ihm eine Anleitung dazu in der Zeitschrift des Kruppschen Bil dungsvereins »Nach der Schicht« gegeben wird. Da der Versuch, der hier gemacht wird, sicher ander weitig Nachahmung finden wird und auf diese Weise den Buchhändlern ein willkommener Absatz für Einzelhefte illu strierter Zeitschriften oder Lieserungswerke, die sie sonst nicht verwenden können, eröffnet wird, so seien hier noch einige Einzelheiten mitgeteilt. Unter jedem Bilde in der erwähnten Kunstausstellung sind Herkunft und Herstellungskosten angegeben. Es sind Bilder aus: Vom Fels zum Meer, Velhagen und Klasings Monatsheften, Westermanns Monatsheften, der Modernen Kunst, Jugend, Studio usw., einzelne auch aus Büchern. Die Nummern 1 bis 6 der Ausstellung sind z. B. einem Bande Rethels Totentanz entnommen; da der ganze Band 3 ^ kostet, so kommt jedes Bild nur auf 50 H zu stehen. Die Bilder aus der Geschichte des alten Fritz und der Königin Luise sind aus zwei Bänden entnommen, die je fünfzig solcher Bilder enthalten und je 5 kosten. Jedes Bild kostet demnach ungerahmt nicht mehr als 10 H. Fünfzig Bilder ähnlicher Art sind nun für Einen wohl zu viel. Wenn sich aber fünf Personen zusammentun, so hat jeder für 1 ^ zehn Bilder L 10 H. Nicht zu vergessen sind farbige Bilder, z. B. aus dem Seemannschen, dem Ackermann- schen Verlag nach berühmten Meisterbildern, die allerdings im einzelnen ungerahmt auf 60 H bis 1 ^ zu stehen kommen, aber für 1 ^ 10 H bis 1 ^ 50 H fertig gerahmt, ein immer noch erschwingliches Wandbild geben. Man muß aber be rücksichtigen, daß hier hauptsächlich Arbeiter in Betracht kommen, die bisher für Kunst so gut wie gar nichts aus gegeben haben oder sich höchstens von einem Kolporteur ein schlechtes Ölfarbendruckbild haben aufreden lassen. Und um auch das Kleinste gebührend zu beachten: sogar künstlerisch wertvolle Bildpostkarten sind zu hübschen Bildchen eingerahmt, die sich sehr gut als Wandverzierung ausnehmen. Ich bin zwar nicht der Ansicht, daß man ein schönes, illustriertes Buch auseinanderreißen soll, (allenfalls nur ein ohnehin schon unvollständiges Exemplar), aber die Verwen dung von Kunstbeilagen von Zeitschriften für den Wand schmuck in Arbeiterwohnungen halte ich für eine sehr glück liche Idee. Jeder Sortimenter behält neuere und ältere Einzelhefte übrig, für die er keine Verwendung hat, so daß er gewiß froh sein wird, Abnehmer dafür zu finden. Für den Fall, wo der eine oder andere Sortimenter in einer volkstümlichen Zeitschrift oder in einem Arbeiter oder gemeinützigen Verein die Anregung geben will, das Beispiel des Kruppschen Bildungsvereins nachzuahmen, teile ich hier die mir freundlichst zur Verfügung gestellte Anweisung zum Selbsteinrahmen von Bildern mit. Man geht zu einem Schreiner oder Tapezierer, wo man schmale Leisten vorfindet, die mit einer Falznut versehen sind. Ein Meter solcher schmalen Rahmenleiste in rohem Holze wird auf etwa 5—20 o) zu stehen kommen, je nach der Breite; die vier Seitenteile eines Rähmchens für ein Bild werden also 10—30 H kosten. Wer nicht selbst in der Lage ist eine Gehrungslade oder gar eine Gehrungssäge zu besitzen, muß sich für wenige Pfennig die Rahmenteilchen gleich bei dem Schreiner schneiden lassen. Das Nageln und Zusammenleimen kann man schon selbst be sorgen. Wer Freude daran hat, in seiner Wohnung frohe Farben zu sehen, dem wird die Ausgabe von 5 Pfennig für irgend eine der vielen käuflichen Beizen nicht zu hoch er scheinen, besonders wenn er bedenkt, daß er für diese 5 Pfennig sich ganze Mengen Rähmchen hübsch färben kann. Besonders nett und schön wird ein Holzrähmchen dadurch, daß es mit etwas Schmirgel hübsch glatt gemacht und, nachdem es farbig gebeizt ist, mit ein ganz wenig Parkettwachs ab gewachst wird. Bielleicht sogar wird manchem die billige Beize nicht ausreichend erscheinen, und er wird sich einige Gramm fer tigen Lacks kaufen, um dem Rähmchen einen dauerhaften Lack anstrich zu geben. Viel teurer als die farbige Beize wird auch dieser Luxus nicht zu stehen kommen. Aber man wird etwas warten müssen, bis der Lack schön trocken und hart geworden ist, bevor das Bildchen in den Rahmen gelegt werden kann. Diese Arbeitet kostet auch wenig, wenn man den richtigen Weg wählt. Eine Glasscheibe für ein kleines Bildchen ist kein Wertgegen stand. Jeder Glaser gibt sie um ein paar Pfennig zugeschniten her. Wer aber gewöhnt ist, nichts unbeachtet fortzuwerfen, kann vielleicht eine zerbrochene Fensterscheibe noch passend ausnützen oder hat Gelegenheit, eine verdorbene photographische Platte um ein nichts zu bekommen, die, in heißes Wasser gelegt, das schönste Bilderglas abgibt. Das Bildchen wird angefeuchtet auf die Glasplatte gelegt. Einige schmale Papierstreisen werden geschnitten und mit Klebstoff versehen. Ein Streifen nach dem andern wird auf die Ränder der Rückseite des Bildes gelegt, so daß er um das Bildglas geschlagen werden kann und noch etwa 3 ww breit an der Vorderseite des Glases angeklebt wird. Dann legt man das Bildchen in den Rahmen. Den Rand der Falznut, in die das Bildchen gelegt wird, benutzt man, um durch einige kleine Nägel das Bildchen im Rahmen festzulegen. Ein Stückchen Pappe über die ganze Rückseite des Rahmens ge klebt und ein kleiner Henkel, nötigenfalls von Band oder Zeug in die Mitte des obern Rahmenteils genagelt, schließen die ganze Arbeit ab, deren Barauslagen sich nun für ein Bildchen mit diesem zusammen nicht über 60—70 Pfennig belaufen, sich aber erheblich billiger stellen, wenn man deren mehrere anfertigt. Die Bilder in der Ausstellung des Kruppschen Bildungsvereins sind sämtlich von einem Dilettanten ein gerahmt, und zwar, wie ich verraten kann, von Herrn I)r. Ladewig, dem leitenden Bibliothekar der Kruppschen Bücherhalle, mit Hilfe eines seiner Buchbinder. Sie ver raten anerkennenswerte Handfertigkeit und guten Geschmack. Die Ausstellung steht jedermann, sowohl Kruppschen Arbeitern, als auch jedem »Nicht-Kruppianer« unentgeltlich offen. Man hat nur eine Bitte an die Besucher: sie möchten auf einem ihnen überreichten Formular die Nummern der vier Bilder eintragen, die ihnen am besten gefallen haben (mit oder ohne Begründung) und eventuell auch diejenigen, die ihnen am preiswertesten erscheinen. Man darf wohl gespannt sein, welches Ergebnis diese Umfrage haben wird. Nach Schluß der Ausstellung werde ich es mitteilen. Ich glaube, daß hier ein sehr beachtenswerter Versuch vorliegt, die Bemühungen der deutschen Verleger zur Herstellung guter und billiger künstlerischer Bilder auch in solche Kreise zu tragen, die bisher kaum eine Ahnung davon
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