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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 216, 17. September 1903. Nichtamtlicher Teil. 7141 Bettstellen und Kinderwagen, Seife und Pomade — ganz gemeine Ware, ausgeboten in modern kauf männischer Weise nach dem Grundsatz: großer Umsatz, kleiner Nutzen! Und gerade die Brotartikel des Sorti menters: Klassiker, Geschenkliteratur, Jugendschriften, Wirtschastsliteratur, Romane waren von den Wertheim, Tietz rc. in ihre Riesenbetriebe gezogen und »nach ihrem Prinzip, mit einem sehr geringen Aufschlag zu arbeiten, zu einem Preise angeboten worden, bei dem ein Buchhändler nicht existieren konnte«. (S. 99/100.) Die letzten Worte sind ein Zitat aus meiner Schrift: »Urheberrecht und Buchhandel in sozialistischer Bedeutung, Kleinhandel, Warenhäuser und Rabatt«, und werden als solches auch von Herrn Bücher bezeichnet, ohne daß er meine An schauung als unrichtig zurückgewiesen hätte; er muß also wohl annehmen, daß meine Ausführungen zutreffend sind. Das aber bestätigt meine Auffassung, daß es Herrn Professor Bücher geradezu eine persönliche Genugtuung bereitet, daß die Warenhäuser dem Buchhandel so gewaltigen Abbruch tun. Ob es auf die Dauer sich für den Gesamtbuchhandel als nützlich oder schädlich erweist, mit den Warenhäusern, die sich verpflichten, den Buchhandel wenigstens durch Unterbietung nicht zu schädigen, Friede geschlossen zu haben, kann erst die Zukunft lehren. Hier ist nicht der Ort, in eine Diskussion darüber einzutreten. Als Gegner dieser Regelung muß ich doch zugeben, daß die Gründe, die für sie angeführt worden sind, keineswegs leichtwiegende waren. Daran, daß die Warenhäuser ihre Buchabteilungen aufgeben würden, war nicht zu denken; die Durchführung der Ausschließung der Warenhäuser vom buch händlerischen Bezug hätte Opfer gekostet, die, gegenüber der Kapitalmacht, die den Warenhäusern eignet, gar nicht im voraus zu schätzen und deren Erfolg doch immerhin sehr zweifelhaft war. Inzwischen hätten die Warenhäuser durch ihre Unterbietung das Sortiment weiter in unberechenbarer Weise geschädigt. Die Regelung machte es dem Buchhandel wenigstens möglich, mit den Warenhäusern in Wettbewerb zu treten, wenn auch meine Befürchtung, daß nunmehr erst recht nach und nach ein großer Teil der Brotartikel des Sor timents, Klassiker, Geschenk-, Weihnachtsliteratur, in die Hände der Warenhäuser fallen werde, nicht widerlegt ist. Herr Bücher wird dies nicht beklagen. Die Kundenrabattfrage bildet den zweiten Gegenstand der Besprechung dieses Abschnitts. Aus dem sekreten Pro tokoll druckt der Verfasser die Rede ab, die der Vorsteher des Börsenvereins bei Eröffnung der Verhandlungen gehalten hat, und versieht sie mit Randbemerkungen. Bücher bestreitet wiederum den Satz des Vorstehers des Börsenvereins, daß, während vor 25 Jahren die Mehrzahl der Artikel mit höherem Rabatt als 25 Prozent geliefert wurde, dieser letztere Satz wohl jetzt den Durchschnitt dar stelle, und beruft sich auf seinen Abschnitt IV. Da bei Ge legenheit der Besprechung dieses Abschnitts bereits die Be hauptungen Büchers widerlegt worden sind, so genügt dieser Hinweis. Ebenso wird die Behauptung, daß die Spesen der Be förderung und die Lokal- und Vertriebsspesen des Sorti menters seit 25 Jahren gewachsen seien, damit zu wider legen gesucht, daß die Post- und Eisenbahntarife in dieser Zeit erheblich herabgesetzt worden seien. Ferner sei es Tat sache, daß allgemein die Vertriebsspesen des Handels zurück gegangen seien. Würden aber unter den »Lokalspesen« die Mieten der Verkaufslokale verstanden, so sei deren Steige rung nicht in Abrede zu stellen; aber diese treffe unter schiedlos alle Zweige des Kleinhandels. Wahr ist es, daß Post- und Eisenbahntarife erheblich herab gesetzt sind, aber ebenso wahr, daß gerade infolgedessen die Börsenblatt für de» deutschen Buchbandel. 70. Jahrgang. Ansprüche des Publikums auf Schnelligkeit der Besorgung in noch höherem Maße gewachsen sind. Zur Zeit, als ich den Buchhandel erlernte, kostete ein Brief von Berlin nach Leipzig 2 Groschen, nach Königsberg, München 3 Groschen, nach Paris 4V- Groschen und nach London 5 Groschen. Zu dieser Zeit hätte kein Kunde verlangt und kein Buchhändler hätte dem Verlangen stattgegeben, auf Kosten des Buchhändlers ein eiliges Buch per Post zu verschreiben; heute bei dem Porto von 3, bezw. 5 Pfennig für den Bücherzettel ist die direkte Verschreibung so häufig geworden, daß 10, 20, 30 Postzettel täglich in mittleren Geschäften nichts seltenes sind. Ebenso ist es mit dem direkten Bezug bestellt. Bei den hohen Post sätzen verbot sich dies früher von selbst, während jetzt jedes einigermaßen eilige Buch, und zwar sehr häufig auf Kosten des Sortimenters, der übrigens wohl stets das Porto für den Bestellzettel trägt, direkt bestellt wird. Während ferner früher das Publikum zufrieden war, acht Tage auf seine be stellten Bücher zu warten, und deshalb ein, höchstens zwei Leipziger Ballen wöchentlich genügten, die meistens im Güterzug ankamen, bekommt jetzt wohl jedes Geschäft mindestens zwei Ballen, darunter sicher einen mit Eilzug, die Journale außer dem im Postpaket. In Berlin ist tägliches Empfangen eines Ballens von Leipzig jetzt die Regel. Dazu kommen die Kreuzbänder, die Postpakete, die tagtäglich aus allen Enden der Welt direkt beim Sortimenter eintreffen. Endlich war, solange das Porto hoch war, die Absendung unfrankierter Briefe an die Kunden die Regel, während heute die Frankierung unumgänglich ist. Sind also, wie ja tatsächlich der Fall ist, die Post- und Eisenbahntarife in den letzten 25 Jahren erheblich zurückgegangen, so hat — wie auch nicht anders zu erwarten war — gerade diese Verbilligung zu einer großen Inanspruchnahme dieser Verkehrsmittel und sicher nicht zu einer Verbilligung, sondern im Endresultat zu einer Verteurung der Spesen geführt. Die größere Schnelligkeit der Besorgung, die das Publikum verlangt, führt aber noch zu andern Ausgaben, die eine Vermehrung der Spesen des Sortimenters veran lassen. Während zur Zeit, als ich lernte, die Wochen sendungen , die Journale vom Freitag bis zum nächsten Mittwoch ausgetragen wurden, so daß zwei Markthelfer im stande waren, in verschiedenen Gängen dies zu erledigen, verlangt heute jeder seine wöchentliche Sendung am Freitag, Sonnabend, spätestens am Montag. Daraus ergibt sich die Vermehrung des Personals der Austräger auf die doppelte Anzahl. Daß heute ein Markthelfer beinahe doppelt so viel Lohn beansprucht als vor 25 Jahren, verdoppelt diese Spesen noch einmal. Ebenso erfordert die schnellere Expedition ein größeres Personal von Gehilfen, die zudem auch ein höheres Gehalt beanspruchen müssen, als vor 25 Jahren bezahlt worden ist. Dazu kommt die Erhöhung der Lokalmieten, die reichere Ausstattung der Verkaufsräume, die Vermehrung der zur Be dienung des Publikums dienenden Hilfspersonen, die Er höhung der Steuern, so daß man sicher sagen kann, daß die Summen, die heute ein Sortiment verdienen muß, nur um die Spesen zu decken, das Doppelte betragen als vor 25 Jahren, während der Rabatt, wenigstens bei wissenschaft lichen Büchern, heruntergegangen ist und die Zunahme des Barverkehrs eine erhebliche Erhöhung des Betriebskapitals verlangt. Ob dies »unterschiedlos alle Zweige des Kleinhandels trifft«, kann ich unerörtert lassen, da wir es hier nur mit dem Sortimentsbuchhandel zu tun haben, ebenso ob es wirklich eine »Tatsache ist, daß allgemein die Vertriebsspesen des Handels zurückgegangen sind«. Nur auf das eine will ich Hinweisen, daß, infolge seiner Kalkulationsweise, wenig stens die direkten Unkosten auf die Ware zu schlagen und 949
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