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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1903
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- Deutsch
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7348 Nichtamtlicher Teil, 221. 23. September 1903. stehen und diese Betriebsweise nichts weniger als empfehlens wert sein. Wenn Herr Professor Bücher selbst die Erfahrungen mit diesem gepriesenen Vertriebsmodus gemacht hätte, die ich und jedenfalls ungezählte Kollegen gemacht haben, sein Loblied würde, müßte sofort verstummen. Wie viel Kaufkraft geht, mißbraucht, guter und passender Lektüre verloren, weil ein Reisender irgend ein Reisewerk oder dergl. einem jungen Menschen auszudrängen verstand, der dafür weder Verständnis noch Interesse, noch Ver wendung hat. Es ist doch auch klar, daß eine eigentümliche Gabe und — sagen wir — Gleichgültigkeit dazu gehört, tagaus tagein sich von Tür zu Tür abweisen und vor dem Entree abfertigen zu lassen, ehe man etwa bei einer Köchin durch allerhand Künste Einlaß erzwingt und endlich auch jemand von der Herrschaft zu sehen bekommt. Es ist uns ansässigen Sortimentern doch reichlich viel zugemutet, wenn wir auch noch hausieren gehen sollen. Ein Blick in die »Ursprungszeugnisse« dieser Herren Reisenden und Kulturträger beweist, daß es oft genug heruntergekommene, arbeits scheue, ungebildete Individuen sind, die bisweilen auch mit der Polizei unangenehme Bekanntschaft gemacht haben. Außerdem rächt sich diese outrierte Absatzmanipulation doch auch für den Verlag. Jedenfalls ist es nicht Energielosigkeit und Trägheit, wenn der Sortimenter es verschmäht, mit den Triks und den aufdringlichen Manieren dieser Gattung »Kollegen« zu arbeiten, und es ehrt ihn mehr, als es ihn beschimpft, daß er zu solide und zu anständig ist, an unpassender Stelle, unbekümmert um die Folgen, ein Geschäft durch Überrumpelung zu erzwingen. Auf Seite 200 versteigt sich aber Herr Bücher zu dem Satz: »Hat es der Sortimentsbuchhandel trotz der großen Zahl seiner Vertreter nicht verstanden, mit diesen Kreisen (Offizieren, Lehrern, Ärzten, Beamten, Rechtsanwälten usw.) Fühlung zu gewinnen, wie kann man überhaupt noch immer die Dinge so hinstellen, als ob der Schutz des Sortiments eine der höchsten Aufgaben nicht blos für den Verlag, sondern auch für Staat und Gesellschaft wäre.« Für diese Schmähung fehlt mir ein passender Ausdruck. Unter den ansässigen Sortimentsbuchhändlern sind viele Reserve offiziere, viele haben die Maturitätsprüfung an Gymnasien be standen, einzelne haben akademische Bildung genossen, und die meisten zählen Pastoren, Offiziere, Ärzte, Juristen usw. zu ihren nächsten Verwandten. Sollten wir Sortimentsbuchhändler also wirklich weniger Fühlung mit den guten Bürgerkreisen haben als die größtenteils ungebildeten Reisenden, die früheren Kellner, Friseure u. dergl.? In dieser Darstellung der Denkschrift liegt geradezu eine provozierende Beleidigung für unfern Stand, die dieser sich nicht gefallen lassen sollte. Der Verfasser, der im Auftrag des akademischen Schutzvereins verfaßten Denkschrift überhäuft also den Buchhandel in ungerech tester Weise mit Vorwürfen und schildert die Zustände im Buch handel absolut nicht objektiv und wie sie sind, sondern gehässig und mit einer voll Vorurteile steckenden, verletzenden Kritik. Er glaubt dem deutschen Volk mit diesem flammenden Aufruf einen großen Dienst erwiesen zu haben. Ich glaube zunächst, daß es unsre Pflicht ist, nicht nur ver einzelt, sondern recht zahlreich gegen diese Anklagen Protest ein zulegen »nd auch die am meisten geschmähten kleineren zuni Wort kommen zu lassen Es liegt sonst nahe, daß Herr Professor Bücher aus unserm Schweigen wieder folgern würde, daß der Sortiments buchhandel zu träge sei und in quietistischer Sorglosigkeit befangen sich zu einer Abwehr nicht aufraffen könne. Ich hoffe sogar, daß die Anklage, die uns schwer schädigen soll, uns nützen wird. In »Energielosigkeit« werden wir jedenfalls nicht verkommen und uns auch die berechtigten Beschwerden gesagt sein lassen. An Reform bestrebungen und redlichem Eifer fehlte es schon bisher nicht, ob wohl Herr Bücher dies rundweg leugnet. Wenn auch viele kleinere Sortimenter die Beratungen der Kantatemesse aus finanziellen Gründen nicht besuchen können, worüber Herr Bücher zu spotten beliebt — während ja wohl auch viele Professoren den regel mäßigen Besuch der Kongresse ihrer Fakultät aus Privatmitteln nicht bestreiten können und wollen — so verfolgen wir doch alle aufmerksam die Verhandlungen im Interesse unsres Berufs. Die Lektüre unsres Fachblatts bringt ja die Berichte im Wortlaut, und wir haben an der täglichen Lektüre dieses Blattes ohnehin eine erkleckliche Arbeit. In den Orts- und Kreisvereine» können wir dann noch weiter im Kampf der Meinungen uns gegenseitig an regen und fördern und auswählend das Beste behalten. Der Sortimenter von Stallupönen bis Friedrichshafen wird beweisen, daß er die Arbeit kennt, nicht ein schläfriges Dasein, und daß er nicht umsonst um die Achtung des Publikums, auch des akademischen wirbt. Im freien Wettbewerb der Kräfte, aber nicht in der Preisunterbietung werden wir um unsre Existenz weiter kämpfen und unser» — trotz Herrn Büchers Denkschrift und trotz der schweren Geschäftslage und den wachsenden Schwierig keiten — schönen Beruf zum eignen Besten, aber auch zum Besten des Vaterlandes treu erfüllen! H. Raillard. Kleine Mitteilungen. Arbeitszeit in Kontoren. — Aus Anlaß der Erhebung über die Arbeitszeit in Kontoren, die nicht zu offenen Verkaufs stellen gehören, hat der Verband deutscher Handlungsgehilfen in Leipzig auf Befragung durch das kaiserliche Statistische Amt als seine Anschauung festgestellt, daß, wie in den offenen Verkaufs stellen, auch für die Kontore und die dazu gehörigen Geschäfts räume die Arbeitszeit gesetzlich geregelt werden sollte. Für diese gesetzliche Regelung hat er in seinem an das kaiserliche Statistische Amt gerichteten Gutachten folgende Vorschläge gemacht: 1. Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit in Kontoren; 2. Höchstarbeitszeit von 9 Stunden täglich und Kürzung der Sonnabendsarbeitszeit mit Geschäftsschluß um 6 Uhr im Sommer, um 7 Uhr im Winter, bei mindestens zwei stündiger Mittagspause; 3. für Handlungsgehilfen und Handlungslehrlinge zum Zwecke der Fortbildung bis zum vollendeten 18. Jahre, sowie für weibliche Personen Minderung der Arbeitszeit um eine Stunde täglich; 4. möglichste Vermeidung der Ausnahmen von der Höchst arbeitszeit und dem Geschäftsschluß; ö. früherer Schluß an Sonnabenden; 6. gesetzliche Festlegung eines Sommerurlaubs von 14 Tagen; 7. Einführung von Handelsinspcktoren. Eine ausführliche Begründung ist dem Gutachten beigegeben. Falsches Geld. — Aus Halle a/S. wird gemeldet, daß falsche 50-Pfennigstücke von ausgezeichneter Prägung mit der Jahreszahl »187b« und dem Münzzeichen —^.« im Umlauf seien. Zu erkennen seien die falschen Stücke nur am leichten Gewicht. Ausstellungspreis. — Das im Verlage von Josef Singer in Straßburg i/E. erschienene »Haushaltungsbuch« hat auf der Internationalen Ausstellung im Kristallpalast zu London vor einigen Tagen die höchste Auszeichnung davongetragen: Ehrendiplom, Goldene Medaille und Ehrenkreuz. Zur Briefmarkenkunde. — Wie die Papierzeitung be richtet, wird in Briefmarkensammlerkreisen darüber geklagt, daß sich zur Zeit eine größere Menge gefälschter 2 - Kreuzer - Marken des Deutschen Reichs der Ausgabe von 1872 auf dem Markt be finde. Die Fälschungen seien dadurch geschehen, daß der kleine Adler in der Mitte von Marken der Ausgabe von 1871 durch Umprägen in einen großen verwandelt worden sei. Die Fäl schungen schienen in großem Maßstab betrieben worden zu sein, sie seien nicht allzuschwer auszuführen und leider sehr lohnend, denn der Preisunterschied zwischen beiden Marken betrage für postalisch gebrauchte Stücke etwa 15 Eine größere schweizerische Briefmarkenhandlung erbitte sich sogar alle von ihr in letzter Zeit gekauften 2 - Kreuzer - Marken zwecks genauer Untersuchung zurück. Personalnachrichten. Ordensverleihung. — Seine Majestät der König von Italien hat dem Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer Herrn Albert Brock Haus in Leipzig das Offizierskreuz des Ordens der Krone Italiens verliehen. Die Ordensdekoration wurde Herrn Brockhaus am 21. d. M. durch den Leipziger Bürgermeister Herrn Ur. Dittrich überreicht.
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