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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1903
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- Deutsch
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7344 Nichtamtlicher Teil. ^ 221, 23. September 1903. fanden, in ihren wirklichen Prcisforderungen wenigstens bei ihrer regelmäßigen Kundschaft unter demselben zu bleiben, nnd so entstand der Knndenrabatt«. Also weil dem Sortimentsbuchhändler nachgerade sein Ver dienst zu riesengroß Vvrkam, gab er beschämt und errötend aus freien Stücken einen Teil wieder her, gab Rabatt! Diese volks wirtschaftliche Weisheit kommt mir verblüffend vor. Den Kauf leuten ist es aber wohl klar, daß nicht übergroße Zufriedenheit mit allzureichlichem Verdienst, sondern die Unzufriedenheit, der Versuch, durch Unterbietung großem Umsatz und damit größer» Verdienst zu erzielen, daß der Wettbewerb den Rabatt — nicht nur im Buch handel — erfunden hat; wenn auch teilweise der Rabatt eine Ver günstigung bei höherem Bezug sein sollte und mit Recht noch ist. Immer wieder (z. B. S. 75) wendet sich Büchers Haß gegen die Vorschriften des Buchhändler-Börsenvereins zur Jnne- haltung der vom Verleger festgesetzten Preise, womit angeblich die freie Konkurrenz unterbunden sein soll. Allem Anschein nach ver steht der Herr Verfasser unter freiem Wettbewerb ausschließlich oder wenigstens vorzugsweise die Preisunterbietung, z. B. in Form von Rabatt. Preisunterbietung ist eine gefährliche, meist bald von anderen übertroffene Manipulation, keinesfalls eine Leistung be sonderer Intelligenz! Warum gehen denn die Professoren uns nicht im Wett bewerb mit leuchtendem Beispiel voran und ringen durch Rabatt nachlaß bei den Kollegiengeldern um die Palme? So viel ich weiß, wollen aber z. B. auch die Musiklehrcr für das Stunden honorar eine gewisse Grenze nach unten fcstsetzen. Auch im soliden Buchhandel sollte die Leistung, nicht die Preisunterbietung für den Ruf der Firma ausschlaggebend sein. Was soll denn der Sorti menter beim Verkauf der fertigen Ware noch leisten, fragen Sie wohl? Nur völlige Unkenntnis oder absichtliches Nichtwissenwollen kann dem Sortimentsbuchhändler im allgemeinen — Ausnahmen gibt es überall, auch bei den Professoren — redliches Bestreben, gründliche Arbeit zu leisten, absprechen. Wieviel Mühe muß der Buchhändler von seiner Ausbildung an und ohne Ende darauf ver wenden, au kalt zu sein, sich auf einer guten Bildungshöhe zu halten und unablässig seine Kenntnisse zu erweitern, ohne die ihm allerdings sein Fortkommen unmöglich wäre. Da setzt — da soll auch der Wettbewerb einsetzen. — Wer die besten Kenntnisse und das beste Verständnis für die vielerlei Bedürfnisse des Publikums hat, wer unermüdlich und unverdrossen in seinem Beruf die ideale Aufgabe findet, das Gute und die Wahrheit verbreiten zu helfen, der soll im Wettbewerb siegen, nicht der indifferente, ideallose Verkäufer, der sich durch Preisunterbietung einen Namen zu machen sucht. Wären die Buchhändler im allgemeinen so gleich gültige Handelsleute, deren wichtigste Geschäftsmaximc großer Um satz gleichviel welcher Ware mit Hilfe von Preisunterbietungen wäre, so hätten gewiß nicht so viele Kollegen in hohen Ehren stellungen und in so achtbarem Ruf in ihrer Heimat gestanden, wie es der Fall ist. Folgten wir Herrn Büchers Ratschlägen und gäben die strikte Festsetzung des Ladenpreises als alle nach Über einkommen verpflichtendes Gesetz auf, so gäbe es nur noch Waren häuser, die natürlich lieber gangbare — wie der Verfasser zugibt, oft die Grenze des Erlaubten streifende (S. 104) — Ware führen, aber für Novitäten und auserlesenen Geschmack nicht zu haben sind. Wo bliebe dann die vom Verfasser in folgenden Worten selbst fixierte Aufgabe des Buchhandels? Er sagt (S. 8): »so erwächst dem Buchhandel die Aufgabe einer die ganze Bevölkerung durchdringenden, überall individualisierend vor gehenden Kleinarbeit« und S. 12: »Denn fast jede Literatur gattung hat ihre besonderen Absatzbedingungen, ihren besonders gearteten Konsumentenkreis, der genau erforscht und mit Psycho logischer Feinfühligkeit bearbeitet sein will « Aber nach Herrn Büchers Urteil (S. 234) ist »dasSortiment zur Erfüllung seiner Funktion untauglich geworden«, und deshalb soll der Zwischenhandel bis auf Wenige ausgeschaltet werden. Wenn diese Behauptung berechtigt sein sollte, wenn der Sortimentsbuch handel sich unfähig gezeigt haben sollte, so wäre immer noch die Frage offen, ob nicht gerade die vom Verfasser so warm empfohlene Fvrni des Wettbewerbs, die Preisunterbietung durch Rabattsteigerung, das Zurückbleiben in qualitativer Leistung verschuldet hat. Jeden falls steht die »individualisierend vvrgehende Kleinarbeit« meines Erachtens in gewissem Gegensatz zu dem Prinzip, ü tont prix Massenabsatz zu erzielen, und hat andre Voraussetzungen. Zum Glück wissen aber die Verleger die Tätigkeit des Sortiments im allgemeinen besser zu schätzen und verkennen die Erfolge der Klein arbeit im Sortiment nicht. Ich habe, um einige beliebige Bei spiele anzuführen, im letzten Jahr durch unablässiges Versenden und Empfehlen — was doch ganz andre Kraft hat als eine einmalige gedruckte Anzeige des Verlegers — von dem kleinen Buch, heraus- gegebcn von Loewenberg, »Vom goldenen Überfluß« ca. 70 Exem plare abgesetzt. Wenn nun in 500 Städten zusammen nur 500 Buchhändler das gleiche getan haben, dann war dem prächtigen Büchlein deutscher Lieder der Weg in breite Volksschichten gebahnt und eine Auflage von 35000 Exemplaren abgesetzt. Tatsächlich sind allerdings nur 20 000 Exemplare abgesetzt in einem Jahre! Der leider früh verstorbene Dichter Jacobowski hat eine kleine, aber doch reiche Liedersammlung fürs Volk veranstaltet, die pro Exemplar zu 10 H verkauft wird. Durch stetes Aushängen mit offen gehaltenen Seiten zur Lektüre für die Vorübergehenden und durch häufiges Anbieten setzte ich doch weit über hundert Stück ab. Der Sortimentsbuchhandel kann also 50—100 000 Exemplare pro anno absetzen nnd damit viel Segen stiften. Der Verdienst war kein verlockender und sicher kein Wucher. Andere Artikel wären lohnender. Auch die Verwendung für die vornehmen, eigenartigen Veröffentlichungen des Fischer L Franke'schen Verlags, jetzt in Düsseldorf, kostet außerordentlich viel Mühe und lohnt sich bei dem geringen Absatz wenig. Ich könnte noch an die Meister bilder des Kuustwarts u. a. erinnern, für die der Sortimenter uneigennütziges Interesse haben muß, wenn er nicht vorzieht sich auf lohnendere Brotartikel zu werfen. Massenumsatz ist trotz der Billigkeit bei diesen, nicht dem trivialen Geschmack der Menge dienenden Blättern nicht so leicht zu erzielen. Warum will der Verfasser dem Buchhandel im allgemeinen absprechen, daß er sich mit anerkennenswertem Eifer den idealen Bestrebungen gerade auch der kämpfenden neuen Zeit zu Diensten stellt und höhere Ziele als nur allein raschen Umsatz gleichviel welcher Waare kennt? Also nicht Preisunterbietung, sondern bibliographische Kennt nisse, guter Geschmack und anständige Gesinnung, die sich im Interesse für das Gediegene betätigt und das Gemeine, wenn es auch höheren Kasscnnutzen bringt, verschmäht, sollen im Wett bewerb der Buchhändler entscheidend sein, und ich glaube doch, daß der akademische Schutzverein im Interesse des Volkswohls besser daran täte, durch Unterstützung der Solidität und idealen Ge sinnung, wie sie sich überwiegend im Buchhandel betätigt, dem besseren über den skrupellosen, dem gründlich durchgebildeten Fachmann über den Macher zum Sieg im Wettbewerb zu ver helfen. Außerdem ist die von den Buchhändlern beschlossene Nabattkürzung garnichts Neues nnd Vereinzeltes im Handel und Gewerbe. Auch Fleischer und Bäcker schafften den Rabatt oder die Zugaben ab. Die Handelsleute dagegen wissen sich — da bei ihren Artikeln feste, bekannte Preise nicht existieren, durch Preiserhöhung bei manchen Artikeln für die Herabsetzung bei andern zu entschädigen. — Ist nun der Rabattverlust nach der jetzt eingeführten Kürzung wirklich so schmerzhaft empfindlich, wie der Verfasser mit Empörung darzustellen sucht? Werden wirklich unerhörte Opfer gefordert? Wie viel, bzw. wie wenig Privat personen und Beamte gibt es außer den Herren Universitäts professoren, die jährlich einen Bücherbedarf von 100 Mk. haben! Oft genug haben Dichter in humoristischer Weise geschildert, wie der Deutsche zu Weihnachten nach Erschöpfung seines Gaben-Etats von beträchtlicher Höhe doch noch »an das Buch« denkt und es zuguterletzt kauft — nein, meistens nicht kauft. Das ist keine die
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