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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1903
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- 1903-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1903
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7386 Nichtamtlicher Teil. 222. 24. September 1903. Leben in der Famile Perthes und die mannigfaltigen Bekanntschaften, die ich durch dieselben machte, mir zur Entwickelung und Förderung des innern geistigen Lebens. An Perthes und sein Haus knüpfen sich ineine teuersten Erinnerungen aus der reifem Jugend.- Zimmer wurde wie ein Sohn und Bruder im Hause ausgenommen, er zählte ganz zur Familie, genoß ihr volles Vertrauen, nahm teil an ihren Leiden und Freuden. Er trat auch den Freunden und Verwandten des Hauses nahe, vor allem dem Wandsbeker Boten, dem alten Matthias Claudius, dem Schwiegervater von Perthes, dann dem Göttinger Freunde Besser, dem Teilhaber und Schwager von Perthes. Auch die Stolbcrgs, Fritz Jacvbt, die ReventlowS, Klopstock wird er kennen gelernt haben, dann die treuen Freunde des Hauses: Speckter, Daniel und Otto Runge, die Dichterin und Erzieherin Caroline Rudolphi u. a. mehr. Perlhes stand damals im Mittelpunkt der ganzen geistigen Bewegung, in seinem Laden und zum Teil auch in seinem Hause trafen sich alle die, welche an dem regen geistigen Leben im Norden Deutschlands den wärmsten Anteil nahmen. Caroline Rudolphi trat Zimmer insofern noch näher, als er auf der Übersiedelung nach Heidelberg ihr Begleiter war und zwar auf Perlhes' Veranlassung. Es ist seltsam, daß der verdienstvolle Biograph der Rudolphi, Rüdiger (O. Rüdiger, Caroline Rudolphi, Hamburg 1903), dieser Tatsache nicht Erwähnung tut, und daß die Rudolphi in ihrer Selbstbiographie auch nichts davon verlauten läßt. Daß Zimmer ihr nahe stand bezeugt auch, daß er später ihr Kurator wurde. Die Rudolphi hatte in Hamm bei Hamburg ein Mädcheninstiiut errichtet, das sich großer Blüte erfreute. Sie stand dem Reimarus'schen Kreise nahe, war innig befreundet mit Jacobi, dem Philosophen Reinhold und wird auch Perthes nicht nur als Bücherlieferanten geschätzt haben. Klopstock war ihr beson derer Gönner, und sein Tod wird sie in dem Entschluß bestärkt haben, ihr Institut zu verlegen. Es mußte ihr viel daran liegen, bei der Übersiedelung jemand zur Seite zu haben, der Süddeutschland wenigstens etwas kannte, und Perlhes wird ihr Zimmer empfohlen haben. Ansang August 1803 verließen die Reisenden, die Rudolphi mit ihrer Freundin Heinz, einige ihrer Pensionärinnen, der Lehrer i>r. Seel und Zimmer in vier Wagen Hamburg, am 18. August erreichten sie Heidelberg. Zimmer erzählt, daß, als die Reisegesellschaft von den Höhen bei Frankfurt zuerst daS lachende Maintal vor sich habe liegen sehen, überragt von den Höhen der Berg straße, die Rudolphi die Wagen habe halten lassen, einige Gläser mit köst lichem alten Rheinwein aus dem Bremer Ratskeller hätte füllen lassen und mit ihrer Reisegesellschaft angesichts der neuen Heimat angestoßen habe. In Heidelberg erwarb die Rudolphi das Haus des Kirchenrats Mieg und verlegte dorthin ihr Institut, das bald in Blüte kam. Sie wurde freundlich ausgenommen und war bald gern gesehen im Kreise der Professoren. Auf Zimmer machte Heidelberg wieder einen ge waltigen Eindruck, und er selbst gefiel auch ungemein. Von Heidelberg aus machte er einen Abstecher nach Heilbronn zum Besuch seines Freundes Winter, der dort ein Geschäft begründet hatte, und gedachte dann nach Hamburg zurückzukehren. Bald nach der Rückkehr nach Heidelberg erkrankte Zimmer jedoch ernstlich und mußte über sechs Wochen das Bett hüten. Caroline Rudolphi nahm sich seiner warm an, Pflegte ihn und benach richtigte auch Perthes von der Erkrankung. Dieser schrieb ihm darauf am 10. September: »Wie sehr mich und Alle dies beunruhigt, bedarf hier nicht beschrieben zu werden, Sie wissen das! Nun bin ich aber bange, Sie denken an die Arbeit hier, stärken sich nicht genug, verderben sich wieder und riskieren mehr als der ganze Bettel am Ende hier wert ist. Bleiben Sie in Gottes Namen so lange Sie wollen, wir werden schon fertig werden, und wenn es dazu kommt, sollen Sie uns auch schon ent schädigen. Wir sagen ihnen dies ernstlich, und Or. Mendel (der Hausarzt), läßt es Ihnen auch sagen. Vorgefallen ist hier genug — damit hat es aber Zeit, bis Sie kommen. Im Hause ist alles wohl — Caroline und die Kinder. Caroline grüßt Sie mit mir herzlich. Leben Sie wohl und nehmen Sie sich mit Vernunft in Obacht, Ihr treuer Fr. Perthes. - Der Brief ist ein schönes Zeugnis für das innige Verhältnis, welches zwischen Prinzipal und Gehüsten herrschte. In der Zeit der unfreiwilligen Muße trat Zimmer in nähere Beziehungen zu maßgebenden Heidelberger Persönlichkeiten, vor allem zu Daub, was für seine Zukunft bedeutungs voll werden sollte. Obgleich noch ziemlich geschwächt von der kaum überstandenen Krank heit verließ Zimmer Ende September Heidelberg und kehrte zu Perthes nach Hamburg zurück, wo er einstweilen noch blieb. Anfang des Jahres 1805 trug er sich mit dem Gedanken, sich in Hamburg selbständig zu machen und ein Antiquariat zu begründen. Perthes hätte ihn gern behalten und hatte ihm eine Gehaltserhöhung zugedacht, wie er ihm in einem reizenden Schreiben mitteilt, und Zimmer hätte wohl den: Verlangen seines Chefs und väterlichen Freundes nachgegeben, wenn nicht ein Zwischenfall eingetretcn wäre, der seinen Plänen eine andere Wendung gab. Wie schon erwähnt, hatte er in Frankfurt bereits die Bekanntschaft von I. C. B. Mohr gemacht, er hatte diesen dann wieder in Gottingen im Dieterich'schen Geschäft getroffen und fand ihn auch in Hamburg, wo er im Hofsmann'schen Geschäft konditionierte. Sie . waren sich dort noch näher getreten, die Landsmannschaft, die gleichen Interessen hatten das alte Freundschaftsband noch mehr gefestigt. Das Lebensbild von I. C. B. Mohr habe ich früher hier schon geschildert. Auch er war begeistert von dem Aufenthalt und der Tätigkeit in Hamburg, und es wird ihm nicht leicht geworden sein, dem Rufe des Vaters Folge leisten zu müssen und 1804 nach Frankfurt a. M. zurückzukehren, um die 1801 gegründete Buchhandlung von August Hermann fortzuführen. Es ist bekannt, wie er bald daraus die Witwe des früheren Besitzers heiratete, die Handlung übernahm und durch emsige Tätigkeit bald zur Blüte brachte. Ich habe in dem frühem Artikel auch bereits die Zustände in Heidelberg geschildert und die Beziehungen hervorgehoben, die Mohr bereits zu Heidelberg hatte, indem er schon von Frankfurt aus Bücher- licferaitt für verschiedene Professoren war. Die neue Blüte, welche der alten Geistesburg am Neckar beschicken war, heischte jedoch gebieterisch die Schaffung einer guten Buchhandlung am Platze selbst, und dem unter nehmungslustigen und tüchtigen jungen Buchhändler wurde es dringend ans Herz gelegt, in Heidelberg eine Filiale seines Frankfurter Geschäfts zu errichten. Mohr war dem Plan durchaus nicht abgeneigt, hatte jedoch gewichtige Bedenken, sein aufblühendes Frankfurter Geschäft zu verlassen und aus das wichtige Frankfurter Bürgerrecht Verzicht zu leisten. Von Heidelberg aus scheint ihm dann nahe gelegt zu sein, sich mit Zimmer zu verbinden und diesem die Leitung des Heidelberger Geschäfts zu übergeben. Vermutlich haben Daub und Creuzer die Anregung zu dem Plan gegeben, vielleicht auch Savignh, der wahrscheinlich Mohr aus Frankfurt kannte, 1804 sich in Heidelberg aufhiclt und dort mit seinem gewichtigen Rat bei der Neuordnung der Hochschule tätig war. Kurz und gut, schon 1804, bald nach der Übernahme des Frankfurter Geschäfts finden wir Mohr in Geschäftsverbindung mit Daub und Creuzer wegen Herausgabe »Der Heidel berger Studien-, die dann im Frühjahr 1805 zuerst erschienen. Diese Zeitschrift unterschied sich vorteilhaft von den Blättern damaliger Zeit; durch die Vorzüglichkeit ihrer Arbeiten, wie durch die Namen und den Geist ihrer Mitarbeiter zeichnete sie sich aus. Creuzer, Daub, Schwarz, Böckh, Marheinecke, Fries, de Wette, Gorres, W. Grimni, F. G. Welcker, um nur einige jetzt noch bekannte Namen aufzuführen, lieferten Beiträge, die noch jetzt ein schönes Zeugnis damaliger wissenschaftlicher Bestrebungen sind. »An dem höheren Sittlichreligiösen Teil zu nehmen, riefen mich die Studien von Daub und Creuzer auf.« Diese Worte Goethes kennzeichnen wohl am besten die Bedeutung des Untenrehmens. Karl Friedrich von Baden, der um das geistige Leben des Landes, um die Blüte der Hochschule so verdiente Fürst, interessierte sich lebhaft für die »Studien- und unterstützte warm das Projekt, eine ordentliche Buchhandlung in Heidelberg zu errichten. Die Regierung erteilte bereit willigst die Einwilligung zur Gründung der Handlung und verlieh dem neuen Geschäft das Privilegium zu einer »akademischen Buchhandlung-. Zimmer hatte dem Plane, sich mit Mohr zu verbinden und das Geschäft in Heidelberg zu leiten, seine Zustimmung nicht versagt, Perthes wird ihm nur zugeraten haben. So verließ er denn Anfang Juni Hamburg, um sich in Heidelberg niederzulassen. Der Abschied aus Hamburg und vom Perthes'schen Hause fiel ihm schwer. Er schreibt: »Es war mir leid, Hamburg zu verlassen, ohne einmal die See gesehen zu haben; vornehmlich aber schmerzte mich un endlich die Trennung von dem Perthes'schen Hause und der teuren Familie, die ich so innig liebte.« Es war wirklich ein inniges, herzerquickendes Verhältnis, das ihn mit der Perthes'schen Familie verband, Zimmer ist zeitlebens mit dem Perthes- schen Hause in lebhaftem Verkehr geblieben, Briefe sind hin und her gegangen, Besuche ausgctauscht, und es ist rührend zu sehen, wie die Anhänglichkeit von beiden Seiten gepflegt und gehegt wurde. Der vortreffliche Charakter von F. A. Perthes tritt herrlich in den Briefen, die er an Zimmer richtet, hervor, das goldene Herz dieses einzigen Mannes, der stets eine Zierde unsres Standes bleiben und dessen schlichte Größe man immer mehr und mehr würdigen wird. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. Begriff der -neuen Zeitung« im Sinne der Postgesctznovelle von 1900. (Nachdruck ver boten.) — Ein Rechtsstreit, der für die Zeitungswelt von großem Interesse war, ist jetzt durch den 4. Zivilsenat des Reichsgerichts zugunsten des Postfiskus entschieden worden. Der Verleger der Allgemeinen Fleischerzeitung in Berlin hatte den Postfiskus auf Zurückzahlung von 4174 75 -ß ver klagt, die ihm seiner Ansicht nach von den Abonnementsbeträgen für sein Blatt an Versendungsgebühr zu viel abgezogen worben waren. Die letztere wird nach den jetzt geltenden Be stimmungen durch eine Formel festgestellt, in der das Jahresgewicht der Zeitung einen Faktor bildet. Bezüglich der Gebühr wird auf Grund des Gewichts eines laufenden Jahres zwischen der Post und dem Verleger ein Vertrag für das nächste Jahr abgeschlossen. Solche Verträge wurden zum erstenmal im Herbst 1900 abgeschlossen, wobei das Jahresgewicht in der Weise ermittelt wurde, daß dem Gewicht der ersten neun Monate ein Drittel hin- zugefiigt wurde. Als der Verleger der Allgemeinen Fleischer zeitung mit der Post den Vertrag für 1901 abgeschlossen hatte, teilte er der Post, und zwar noch im Oktober 1900 mit, daß sein Blatt vom 1. Januar an statt zweimal viermal wöchentlich er scheinen werde. Dis Post glaubte sich nun an den abgeschlossenen Vertrag nicht mehr gebunden, weil sie annahm, daß es sich jetzt
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