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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 224, 26. September 1903. Nichtamtlicher Teil. 7469 liegt. Wir hegen die gleichen Gefühle, wobei wir uns voll kommen darüber klar sind, daß es sich hier keineswegs um ein rein platonisches Liebesverhältnis handelt. Von beiden Seiten hofft man etwas Reelles zu erlangen; sind wir doch mit lebens wichtigen Interessen auf einander angewiesen. Aber diese Interessen sind glücklicherweise nicht nur materieller, sondern auch idealer Art. «Erst vor kurzem ist dies gerade hier in diesem Saale zum Ausdruck gekommen, als die Buchhändler Leipzigs sich mit den Professoren versammelten, um gemeinsam Front zu machen gegen jeden Versuch, die Freiheit des deutschen Geisteslebens zu mindern, zu verkümmern. »Hierbei lag uns nichts ferner als dem Umsturz Vorschub zu leisten; nur die Möglichkeit, die Mittel zu einer Wiederaufrichtung des deutschen Volksgeistes wollten wir uns nicht entwinden lassen. Denn das müssen wir ja leider zugeben, daß dieser gegenwärtig im Niedergang begriffen ist, daß die edelsten Gefühle, insbesondere die Vaterlandsliebe, weiten Kreisen abhanden gekommen sind. »Dieser traurigsten Erscheinung unserer Zeit gegenüber scheint cs mir gegenwärtig eine Hauptaufgabe der deutschen Universitäten zu sein, wieder Sie Fahne des Idealismus zu entfalten und hoch zu halten, aber freilich nicht eines ziel- und interesselosen Idealismus, sondern eines solchen, der sich in klarbewußten Gegensatz stellt zu den Auswüchsen des Realismus unsrer Tage. »Aus diesem Gefühl heraus haben sich die deutschen Universi täten in letzter Zeit, ihrer sonstigen Gewohnheit zuwider, zu einer Art politischer Demonstration entschlossen, indem sie dem Haupt repräsentanten des nationalen Bewußtseins, dem Fürsten Bismarck ihre Huldigung zum achtzigsten Geburtstage darbrachtcn, und wir haben hierbei die akademische Jugend sich nicht minder ihrer Ver antwortlichkeit bewußt gefunden als die Universitätslehrer. »Ja! cs will mir scheinen, als ob wir einer Zeit entgegen gingen, wo es für die Universitäten eine wichtigere Aufgabe sein wird, veredelnd auf den Volksgeist einzuwirken, als gelehrte Bücher zu schreiben. »Nun, meine Herren, wir werden hierbei dem Buchhandel nicht entfremdet werden. Hat es doch unter Ihnen allezeit Männer gegeben, die von der gleichen Gesinnung getragen wurden, Männer, denen es nicht bloß darauf ankam, einträgliche Bücher zu verbreiten, sondern vor allem nützliche, die zum Heile des Ganzen dienen konnten. -Wenn ich bedenke, was die deutschen Verleger für die Ver breitung rein wissenschaftlicher Werke tun, wie sie den Gelehrten in dieser Beziehung weit inehr entgegenkommen als ihre Kollegen im Auslande, dann bezweifle ich nicht, daß der deutsche Buch handel an unserer Seite sein wird, wenn wir den Schwerpunkt unserer Bemühungen darauf legen werden, dem deutschen Volke eine ideale Gesinnung zu erhalten oder wieder zu gewinnen.« . . . Derselbe Gelehrte feierte auch 1896 in Vertretung des verhinderten Rektors die guten Beziehungen der Leipziger Hochschule zum Buchhandel: »Die gewohnheitsmäßigen guten Beziehungen zwischen dem deutschen Buchhandel und den deutschen Universitäten sind eine tröstliche Erscheinung, ein Lichtblick in unserer zerrissenen Zeit, wo die Sonderinteressen die Haupttriebfedern auch des öffentlichen Lebens bilden, wo der Standespartikularismus haushoch in die Halme schießt. Nie haben wir davon gehört, daß Gelehrte und Autoren einer-, die Buchhändler anderseits Ringe gegeneinander gebildet hätten. Die Autoren haben meines Wissens nie gestreikt, was um so höher zu schätzen ist, als ja auch die Autoren in unserer Zeit vom Wert des Geldes zum mindesten nicht ganz un überzeugt sind. Zum Teil beruht dies ja darauf, daß es unter den Autoren, den deutschen wenigstens, noch genug Individuen gibt, die Bücher schreiben nicht um des Geldes willen, sondern weil der Geist sie treibt, weil ihre Hirnorganisation sie zwingt, den Uberschuß ihrer Gedankenarbeit der Allgemeinheit nutzbar zu machen; es gibt noch genug Autoren unter uns, die den Wert eines Buches nicht darin suchen, daß sie so und soviel pro Exem plar erhalten, sondern lediglich in dem wirklichen inneren Ge halt. Diese Autoren möchte ich in dieser festlichen Stunde Ihnen besonders ans Herz legen, sie Ihrer Förderung bestens empfehlen. Und ich kann dies um so zuversichtlicher tun, als es ja Gott sei Dank auch unter den Verlegern noch genug »Sonderlinge« gibt, die ein gutes Buch um des guten Zwecks willen der Allgemein heit zugänglich machen, die sich bemühen, in erster Linie Wert volles auf den Markt zu werfen. So kommen wir, die Universi täten und der Buchhandel, zusammen nicht nur in materiellen Interessen, sondern auch auf dem Gebiet idealer Bestrebungen. Möchten der deutsche Buchhandel und der deutsche Gelehrtenstand immer ihren Stolz, ihre Ehre darein setzen, dem deutschen Volke Wahres, Schönes, Gute? zu bieten. Und in diesem Sinne bringe ich dem deutschen Buchhandel die Grüße der Universität Leipzig dar«.... Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgano- 1897 war Herr Geheimer Rai Professor vr. Fried - berg als Rektor der Sprecher der Universität: -Jahr für Jahr haben Sie den Rektor der Leipziger Univer sität von dieser Stelle aus die nahen Beziehungen zwischen dem deutschen Buchhandel und der Wissenschaft erörtern — sehen; denn die Akustik des sonst so schönen Saales schließt das Hören meisten teils aus. »Ich meine sogar, dasselbe Thema zu berühren, hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich nicht befürchten müßte, daß die ge nannten Vögel längst jene Stadt verlassen haben. »Aber eines möchte ich doch hervorheben. Die Buchhändler sind Kaufleute, und ihre Bücher sind Waren. Das Ziel des Stan des ist Erwerb, ist Verdienen. Darum tritt dieses materielle Motiv beim Handel uns stets in unverhüllter Nacktheit entgegen — das ist kein Vorwurf — ohne jeden ideellen Hintergrund. Nach der Richtung hin sind Sie doch keine richtigen Kaufleute. Ich möchte sagen, daß die geistigen Existenzen, deren Verkörperung in Buchform Ihre Waren ausmachen, von ihrem idealen Wesen aus strömen aus die, die mit ihnen zu tun haben; auch die Buchhändler, die deutschen wenigstens — die andern kenne rch nicht — ent behren keineswegs eines idealen Zugs. Sie sind sich bewußt, daß sie die Ideen ihrer Zeit in Umsatz bringen, sie begeistern sich für diese, sie scheuen deswegen auch vor Opfern nicht zurück. Und darin liegt ihre Analogie zu den Gelehrten, denn auch diese sind geistig tätig ohne Rücksicht auf den Erwerb, — die gelehrte Schrift stellerei wäre ein elendes Gewerbe; sie vermöchte ihren Mann nicht zu ernähren —, sie produzieren, auch weil sie wissen, daß sie im deutschen Buchhandel stets das Organ zur Verbreitung ihrer Werke finden, daß schließlich jedes auch noch so »schwere« Buch doch seinen Verleger findet. Darin besteht das Verdienst des deutschen Buchhandels um die Wissenschaft und darum gehören sie zu einander« Ehrende Anerkennung zollte an: Kantate-Sonntag 1898 der Rector maZniüons Herr Geheimer Hofrat Professor vr Wachsmuth dem deutschen Buchhandel: -Gewiß kann ein Buchhändler gute, ja glänzende Geschäfte machen ohne die Wissenschaft und selbst gegen die Wissenschaft. Und gewiß empfinden die Gelehrten, wenn sie nicht bloß den auf Bäumen hockenden Eulen gleichen, die aus einer Ihrer Karten erscheinen, gelegentlich ein unangenehmes Mißverhältnis zwischen idealer und realer Wertschätzung ihrer Arbeit. Aber die gemein same und höchste Aufgabe, Träger und Verbreiter echter Kultur zu sein, können beide, Wissenschaft und Buchhandel, nur im Verein miteinander voll erfüllen; und in keinem Lande der Welt wird diese Mission so vollendet durchgeführt wie in Deutschland. So fühle ich mich berechtigt, alle Gäste dieser Festtafel zu bitten, ihre Gläser zu erheben und zu leeren auf das Gedeihen des deutschen Buchhandels.« An demselben Festtage (Kantate 1898) begrüßte auch der damalige Kaiserliche Ober-Reichsanwalt Hamm den deutschen Buchhandel mit folgender freundlichen Anerkennung: »Aber noch etwas anderes und weit Wertvolleres ist Ihnen eigen, worüber nicht nur wir Gäste, sondern worüber sich mit uns und mit Ihnen selber ganz Deutschland freut, ja um was Sie das Ausland beneidet, und was es Ihnen gern nach machen möchte. Das ist der enge Zusammenhang, die feste Einig keit des deutschen Buchhandels im Verkehr und Wettbewerb, wovon dieses Kantatefest nur das weithin strahlende schöne Symbol ist. Wenn jetzt mancher Kaufmann im wilden Wettstreit rücksichtslos gegen Existenz und Wohl der andern und des Ganzen und empfindungslos gegen die Forderungen der Rechtlichkeit und kaufmännischen Ehre seine Ellbogen gebraucht in einer so maß losen und zuchtlosen Weise, daß es notwendig wurde nach dem Staatsanwalt und nach dem Strafgesetz zu rufen, so haben Sie für den deutschen Buchhandel kein Gesetz gegen den unlautern Wettbewerb und keinen Staatsanwalt nötig. Sie können sich darauf beschränken, den Staatsanwalt, wie heute freundlichst mich, als Gast zu Ihren Festen zu laden. Durch alte Traditionen fast wie eine tüchtige Fainilie in sich geschlossen, wissen Sie in dieser Familie ohne Staatsanwalt Zucht und Ehre fest- und hochzuhalten zum Wohl und Heil des gesamten deutschen Buchhandels wie jedes einzelnen deutschen Buchhändlers, und zum Wohl und Heil des ganzen Vaterlandes, als leuchtendes Vorbild für alle andern Handelszweige und Berufsklassen.« .... 1899 lieh der Leipziger Universitäts-Rektor Herr Ge heimer Kirchenrat Professor v. Albert Hauck seinen Em pfindungen für den Buchhandel freundliche Worte: -Es sei naturgemäß und berechtigt, daß der Buchhandel als 994
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