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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-30
- Erscheinungsdatum
- 30.09.1903
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- Deutsch
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7592 Nichtamtlicher Teil. 227, 30. September 1903. Nichtamtlicher Teil. Ludwig Richter-Feier im Deutschen Buchgewerbelzause zu Leipzig. Der hundertjährige Geburtstag Ludwig Richters bot auch dem Deutschen Buchgewcrbevereiu Gelegenheit, in der schönen Gutenberghallc am 27. September eine Erinne- rnngsfeier an den großen sächsischen Meister zu begehen. Herr Kommerzienrat Meißner begrüßte die Anwesenden und wies darauf hin, daß der Deutsche Buchgewerbeverein es für eine Ehrenpflicht halte, des größten deutschen Illu strators an diesem Tage in würdiger Weise zu gedenken, habe doch diesem Künstler vor allen die Buchkunst eine außergewöhnlich große Zahl köstlicher, poesievoller Werke zu danken. Der Verein habe deshalb nicht allein eine Aus stellung sämtlicher graphischer Arbeiten Ludwig Richters in den Räumen des Buchgewerbehauses veranstaltet, sondern auch Herrn Professor vr. I. Sponsel aus Dresden ersucht, einen Vortrag über das Wirken des unsterblichen Meisters zu halten. Der Herr Vortragende wies in der Einleitung seines Vortrags zunächst darauf hin, daß ihm vor ungefähr zwanzig Jahren, da er als Studierender der Universität Leipzig Ge legenheit fand, den Vorträgen Anton Springers zu folgen, erst ein volles Verständnis für die Eigenart Ludwig Richters aufgegaugen sei. Die Kunde vom Tode des achtzigjährigen Meisters gab den hervorragenden Kunstgelehrten damals be sondere Veranlassung, das künstlerische Schaffen und die seltenen Charaktereigenschaften Richters in so beredten Worten zu schildern, wie dazu nur die innigste Verehrung imstande war. Ebenso wie dieser Gelehrte erkannte auch stühzeitig der Leipziger Privatmann Cichorius den eigenartigen Reiz der Richterschen Handzeichnungen, und zwei Leipziger Ver leger, Georg Wigand und Alphons Dürr, hatten es sich angelegen sein lassen, durch mannigfache Publikationen die volkstümliche Kunst dieses Meisters in weite Kreise zu tragen. Daher habe denn Leipzig vor manchen andern Städten eine besondre Berechtigung, diese Feier zu begehen. Unter den vielen Schriften, die über den Künstler er schienen seien, nehme seine »Selbstbiographie« die erste Stelle ein. Aus ihr ersehe man, wie er aus dürftigen Verhält nissen hervorgegangen sei und schon in früher Jugend als der Gehilfe seines Vaters in der Kupferstecherei tätig ge wesen sei. Städtebilder und Naturansichten von durchaus vedutenhaftem Charakter, darunter die 1820 erschienenen 30 Ansichten von Dresden, bildeten zunächst den Brot erwerb für den jungen Künstler, und so maniriert die Ausführung dieser Blätter auch sei, so sei darin doch schon der Keim seiner Anschauungsweise zu erkennen. Namentlich in den figürlichen Beigaben mache sich be reits die Darstellungsweise des sinnigen und gemütvollen Schilderers geltend. Einige dieser Platten seien noch vor handen, und es sei interessant zu sehen, auf welche Weise der phantasiebegabte junge Künstler allerhand Allotria ge trieben, indem er am Plattenrande humorvolle Charakter figuren aus dem kleinbürgerlichen Leben mit der Radiernadel hingeworfen habe. Damals hätten diese Urtypen seiner spätem köstlichen Gestalten freilich keine Beachtung gefunden und seien daher zumeist vom Plattenrand wieder entfernt worden; die wenigen noch erhaltenen Typen nehmen heute jedoch unsre Aufmerksamkeit in Anspruch. In seinen weitern anregenden Ausführungen besprach dann der Herr Vortragende den fernem Entwicklungsgang des Künstlers, wie er im Hause des Großvaters durch Er zählungen die ersten Eindrücke von der deutschen Märchen welt empfing, wie es ihm durch die Güte des Dresdner Verlegers Arnold ermöglicht wurde, drei Jahre in Italien zu weilen, um daselbst Studien zu machen und sich zu einem Landschafter zu entwickeln, dessen Schilderungen sich durch stilvolle Größe, Treue, Wahrheit und stimmungsvolle Wiedergabe der Erscheinung auszeichnen, wie er weiter nach seiner Rückkehr in die Heimat als Zeichenlehrer bei der Meißner Porzellanmanufaktur Anstellung gefunden habe, und ihm erst dort in dem originellen Meißen, nachdem er mit jahrelanger Sehnsucht nach dem heißgeliebten Italien zu kämpfen gehabt hätte, der Sinn für seine nähere Um gebung aufgegangen sei, indem das Leben sich ihm erschloß und ihm dort, in der engbegrenzten Welt, die Empfindung für Herzensrcine und Einfalt, den Herzschlag des deutschen Volks, aufgegangen sei. Gelegentlich einer Wanderung durch das Elbtal habe sich ihm dann auch der Blick für die Schönheit der deutschen Landschaft eröffnet, und er werde nicht müde zu schildern, wie Berg und Wald, Wiese und Feld so innig verwachsen seien mit dem Volksleben, so daß er beglückt ausrufe: »Und die Sonne Homers, siehe, sie lächelt auch dir!* Seine Berufung an die Dresdner Akademie brachte ihn dann zunächst mit Georg Wigand, später mit Alphons Dürr in Verbindung, und nun entstand in rascher Folge ein Werk nach dem andern. Bis er jedoch für seine Zeichnungen die entsprechenden Holzschneider gefunden hatte, darüber ver ging noch manches Jahr. Die damals in Deutschland tätigen und gesuchten englischen Holzschneider vermochten seinen Stil nicht nachzuempfinden. So hat er erst eine deutsche Schule des Holzschnitts begründen müssen; aber die Namen der danach als Mitarbeiter neben ihm tätigen Holz schneider, wie u. a. Vogel, Bürkner, Gaber, Flegel, Oertel, werden für immer neben dem seinigen Geltung behalten. Nachdem der Herr Vortragende eine Reihe von Schöpfungen Ludwig Richters, Ölgemälde, Aquarelle, Hand zeichnungen und Illustrationen eingehend besprochen hatte, erwähnte er, daß es dem Künstler in seiner letzten Lebens zeit zwar nicht mehr vergönnt gewesen sei, künstlerisch tätig zu sein, da ihn ein Augenleiden an der Ausübung seiner Kunst hinderte, daß er jedoch dafür durch die Aufzeich nungen seiner Lebenserinnerungen dem deutschen Volke einen kostbaren Schatz hinterlassen habe, der ebenso wie seine Bilderfolgen ein nie versiegender Born der Freude und Er bauung bleiben werde. — Für die mit großem Beifall aufgenommenen fesselnden Ausführungen des Redners sprach Herr Kommerzienrat Meißner den Dank der Versammlung aus. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die kommende Zeit immer mehr und mehr eindringen möge in die unvergänglichen Schönheiten der Richterschen Werke. Ernst Kiesling. Veranstaltung von Neuausgaben erschienener Werke durch Dritte nach Tod des Verfassers. (Alle Rechte Vorbehalten.) Nach unserm geltenden Urheberrecht gilt der Bearbeiter eines Werkes (tz 2 Urheb.-Ges.) als »Urheber«, wenn und soweit a) seine Bearbeitung als eine neue eigentümliche geistige Schöpfung sich darstellt, und b) seine bearbeitende Tätigkeit einschließlich der Ver öffentlichung der Bearbeitung eine befugte ist. Nach geltendem Urheberrecht (§12 Urheb.-Ges.) gehört die Bearbeitung eines Werkes zur ausschließlichen Be-
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