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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1903
- Strukturtyp
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- 1903-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1903
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- Deutsch
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7676 Nichtamtlicher Teil. 229, 2. Oktober 1903. aufgeführt und die Angaben der Verkäufer hinsichtlich Umsatz, Spesen und Reingewinn zur Grundlage der Berechnung des Reinertrags und des prozentualen Gewinns im ganzen Sortimentsbuchhandel genommen werden. Bezeichnenderweise sind alle angebotenen Geschäfte Kleinbetriebe, von denen nicht einmal angegeben wird, ob sie reine Buchhandlungen sind, oder ob sie sogenannte Nebenzweige führen. Dem Fach mann ist es klar, daß, wenn die Gewinnangaben richtig sind, dies bei den meisten der angeführten Objekte der Fall sein muß. Bezeichnend ist, daß wohl kaum eins der verkäuf lichen Sortimente ein wissenschaftliches Gepräge haben dürfte, was bei einer Darstellung, die sich doch mit dem wissenschaft lichen Büchervertriebe beschäftigen will, immerhin bemerkens wert ist. Die Richtigkeit der gegebenen Unterlagen glaubt Bücher dadurch stützen zu können, daß die Angaben doch »recht verantwortlicher Natur« seien; »wenn sie sich später als falsch erweisen, wird ihn (den Verkäufer) der Käufer vor Gericht bringen« (S- 171). Weiß Herr Bücher denn nicht, daß im Kleinhandel nichts so im argen liegt wie die Buch führung? Daß keiner sich über seinen Nutzen so täuscht wie der Kleinhändler, weil die Unterlagen, die er hat, un genügend sind? Daß es zudem Leute gibt, die nicht rechnen können, wird Bücher ja wohl am besten wissen. Man braucht also gar nicht wissentliche Unwahrheit anzunehmen, um die »etwas mühselige Arbeit« zu bedauern, die Herr Bücher sich mit der Zusammenstellung dieser Tabelle ge macht hat, die für das, was sie beweisen soll, vollkommen versagt. Herr Bücher rechnet den Buchhändlerrabatt mit 30°/g, die Spesen mit 15o/<,: also der Nutzen 15o/g des Umsatzes; im Durchschnitt soll er 16,4o/g sein. »Wer aber behaupten wollte, daß ein solcher Rein ertrag auf schlechten Verdienst Hinweise, würde von jedem erfahrenen Kaufmann Lügen gestraft werden.« (S. 173.) Ich zweifle sehr, daß Herr Bücher eine solche Frage einem erfahrenen Kaufmann vorgelegt hat. Vielleicht tut er es noch nachträglich; er wird dann die Antwort erhalten, daß nicht der prozentuale Reinertrag vom Umsatz das Ent scheidende sei, sondern der ziffernmäßige Reinertrag. Wenn ein Geschäft nur 20 000 Umsatz erzielt und der Gewinn 15<>/o, gleich 3000 beträgt, so dürste jeder ein Geschäft vorziehen, das 100 000 ^ umsetzt bei nur 10o/g Rein gewinn. Ein weiterer Trugschluß ist Büchers Annahme, daß bei größeren Betrieben sich die Gewinnrate er heblich höher stellt, da die relativen Vertriebskosten mit der Höhe des Umsatzes abnehmen. Gewiß tun sie das, ohne daß die Folgerung richtig wäre. Gerade der Zwergbetrieb wird dadurch möglich gemacht, daß die Spesen minimal sind. Der Inhaber arbeitet allein oder mit einem Lehrling; ist er verhindert, so vertritt ihn seine Frau; seine Wohnung be findet sich hinter dem Laden; anstatt eines erwachsenen Markthelfers bedient er sich eines halbwüchsigen Laufburschen; für Geschäftsbedürfnisse wird nur das Notwendigste aus gegeben; Ausgaben für bibliographische Hilfsmittel werden vermieden. Auf diese Weise ist es möglich, die Gewinnrate auf eine Höhe zu bringen, die ein größerer Betrieb, der mit teureren Kräften, mit anständigem Material, mit erheblichen Ausgaben für bibliographische Hilfs mittel usw. arbeitet, nicht zu erzielen vermag. Dies alles bewirkt, daß er eine Gewinnrate, wie sie der Zwergbetrieb herauswirtschaftet, nicht erreicht. Dazu kommt noch, daß der Betrieb des Buchhandels mit Einzelobjekten arbeitet. Wenn in einem Kolonialwarengeschäft der Bedarf an Zucker sich verdoppelt, so verdoppelt sich einfach der An kauf. Erhöht sich dagegen in einem Sortiment der Umsatz um 10 000 so erhöht sich die Tätigkeit für die Be schaffung der Ware ganz erheblich, da der größte Teil der in diesem Betrage enthaltenen festen Bestellungen einzeln, Buch für Buch, bestellt werden muß. Als einen Beweis dafür, daß der prozentuale Verdienst bei ganz kleinen Betrieben höher ist als bei größeren, ziehe ich Büchers Tabelle heran, die er wohl wird anerkennen müssen: 1. Jahresums. 13000 Reingcw. absolut 2500 — 19,2 des Ums. 2. „ 27000 „ „ „ 5000 ,. -17,2^ 3. „ 14000 „ „ 3500 „ -25^ 18. „ 45000 „ „ 6800 „ --15,1^ 19. „ 60000 „ „ „ 8333 „ --13,9^ Also die beiden einzigen größeren Objekte verdienen 15,10/, und 13,9o/o, während ein Umsatz von 13 000 es auf 19,20/g, einer von 14 000 es gar auf 250/0 Rein gewinn bringt. Ich glaube, diese Zahlen bestätigen meine Behauptung, daß derartig hohe prozentuale Reingewinne nur bei ganz kleinen Betrieben infolge ihrer absoluten persönlichen und geschäftlichen Bedürfnislosigkeit Vorkommen, und daß diese Tabelle als Beweismaterial jeden Wertes entbehrt, besser, als viele Worte es könnten. Wenn ich auch sehr wenig Wert auf eine Berechnung des prozentualen Nutzen lege — je rentabler ein Geschäftszweig ist, um so geringer pflegt der prozentuale Nutzen zu sein und um so größer die Ausdehnungsfähigkeit des Umsatzes — so will ich Herrn Bücher doch auf diesem Wege folgen und einige Berechnungen, die aus der Praxis genommen sind, geben. Herr Knorrn hat in seiner Schrift gegen Bücher*) zwei Geschäftsbudgets aufgestellt, eins mit einem Umsatz von 30000 und eins mit einem Umsatz von 40 000 Er gibt genaue Daten über die Unkosten und kommt bei einer Annahme von 29 Prozent Bruttogewinn zu einem Nettonutzen von 2045 bei 30 000 Umsatz „ „ 3120 ., 40 000 ^ Dies ist in der Provinz, wo billige Mieten und billige Löhne sind, zu machen. In Berlin kann ein Geschäft mit 40000 ^ Umsatz, das lediglich wissenschaftliches Sortiment führt, nicht bestehen. Nehmen wir einen Umsatz von 100 000 den nur sehr wenige Geschäfte in Berlin machen dürsten: Bei einem Bruttogewinn von 30 Prozent beträgt dieser 30 000 Davon gehen ab: Miete 6 500 Gehälter: 1 Gehilfe 1800 1 „ 1200 1 900 2 Markthelfer 1800 5 700 Fracht nnd Emballage für Sendungen von Leipzig ca. 150 000 Kilo. L 0,08 1 200 Rückfracht für Rem., 3000 Kilo, ü 0,05 150 Kommissionsspesen in Leipzig 60 Porti 400 Bibliographisches Material 100 Gas, Emballage, kleine Unkosten 800 Feuerversicherung 60 5°/o Zinsen von 30 000 Betriebskapital 1 500 Gewerbesteuer 144 16 614 Zieht man nun von diesem Bruttogewinn von 30000 die Spesen mit 16614 „ ab, so bleiben 13386 oder 13,40/, vom Umsatz, d. h. wenn kein Pfennig Rabatt gegeben wird. Würde man aber, wie in Berlin vor der Ra battregelung Gebrauch war, 100/oRabatt von 100000 Um- *) Der Nationalökonom Bücher,und der deutsche Sortiments buchhandel. Waldenburg 1903. 8". (Vgl. auch Börsenblatt Nr. 220 v. 22. Scpt. 1903.)
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