Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1903

8516 Nichtamtlicher Teil. ^IF 249, 26. Oktober 1903. Kleine Mitteilungen. Rechtsprechung. — Zu Z 20 des Preßgesetzes. — Zur An nahme der Täterschaft im Sinne der nebenbezeichneten Gesetzes vorschrift reicht auch eventueller Dolus aus. Die Täterschaft setzt auch nicht notwendig ein aktives Handeln voraus; demselben steht vielmehr ein vorsätzliches Unterlassen gleich, wenn eine Rechtspflicht zum Handeln besteht. Eine solche Rechtspflicht er wächst aber dem verantwortlichen Redakteur einer Zeitung aus seiner Stellung, kraft deren er verpflichtet ist, die Veröffentlichung eines in Aussicht stehenden Artikels mit Rücksicht auf dessen ihm bekannten strafbaren Inhalt zu verhindern. (Reichsgericht, Ferien- Senat, Urteil vom 28. Juli 1903. Nr. 3350/03, mitgeteilt in »Das Recht- sHannover, Helmings, VII. Jahrgang. Nr. 19 v. 10. X. 03). Aufrechterhaltung der Ladenpreise für Schulbücher im französischen Buchhandel. — In dem von Charles Bayle in Paris 1883 gegründeten und noch jetzt geleiteten buch händlerischen Fachblatt -I>a läbrairis- Nr. 66 vom 15. Oktober 1903 finden wir unter der Überschrift: -Llaintisn äse xrix st rdAlswsLtation äs oonsurrsves- folgende Mitteilung: »O'est avsc un vik plaisir gus vous avons vu aküobs obsr oüaoun äss librairss äs 8aint-tzusntin l'avis suivaut: Oüambrs 8z-näioals äss Iwxrimsurs, Indrairss st kapstisrs äs Laint-tzusntin Lrkrark ckt Lb»nxte Lencku äs la Lsimron ck« 2S sepkembre 1S0A. Uivrss olassiguss. Xnnss ssolairs 1903—1904. ?ar äeoision äs Is. Obambre 8zmäioals äss Läitsurs, st vu Iss krais sonsläsrables oesasionnös par les obavASwsnts äs proxramwes, tous Iss lävres olassiguss ssront vsnäus aux xrix äss OatalvAues äss Läitsurs, saus ausuns rsmiss. Eingetragenes Verlagszeichen. — Nebenstehendes Waren zeichen (Verlagszeichen) ist (nach Mitteilung des Kaiserlichen Patent- "»»»»>. amts zu Berlin) auf Grund des Gesetzes zum ^ Schutz der Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894 gemäß der Anmeldung vom 12. Juni 1903 für Egon Fleische! L Co., Berlin, Lützowstraße 2, am »13. Oktober 1903 unter 63 508 in die Zeichenrolle x eingetragen worden. Aktenzeichen IV 4614. — Klasse 28. — Geschäftsbetrieb, in dem das Zeichen verwendet werden soll: Verlagsbuchhandlung. — Waren, für die das Zeichen bestimmt ist: Bücher und Druck schriften. Die Akademie in Posen. — über die Organisation der neugeschaffenen Akademie in Posen wird der Beilage zur Allge meinen Zeitung folgendes mitgeteilt: Der Akademie gehören außer dem Rektor zurzeit zwölf Professoren an, außerdem vier Dozenten und neun mit Vorlesungen -Beauftragte», also bis jetzt 26 Lehr kräfte. Das Programm hat in seinem ersten Teil etwas von praktisch-gewerblichem Charakter. Die Volkswirtschaftslehre ist stark vertreten, die Jurisprudenz fehlt nicht; neben der Medizin erscheinen Physik, Chemie, Botanik, Technik und Landeskunde von Posen. Die Handelswissenschaften finden einen weiten Platz. Auch den praktischen Sprachübungen im Französischen und Englischen ist viel Raum gewährt. Außer der Theologie sind alle vier Fakul täten vertreten. Gemäldepreise. — In der am 20. d. M. in Rudolf Lepkes Kunst-Auktionshaus in Berlin abgehaltenen Versteigerung wurden folgende Preise erzielt: Andreas Achenbach: Dorflandschaft mit Mühle, 5000 Oswald Achenbach: Campagna, 3150 Fr. Voltz: Landschaft bei aufziehendem Gewitter, mit Rinderherde, 2700 R. Alt: Markusplatz in Venedig, 2580 -F; Fr. Hidde- mann: Dorfschenke, 2550^6; Eduard Meyerheim: Die junge Ziege, 2300 (Allgemeine Zeitung.) Verbotene polnische Druckschrift. — Von der 2. Straf kammer des Königlichen Landgerichts Posen ist für Recht erkannt worden, daß alle im Besitz des Verfassers, Druckers, Herausgebers, Verlegers oder Buchhändlers befindlichen, alle öffentlich aus gelegten oder öffentlich angebotenen Exemplare des Theaterstücks »IVarsravianüa, ?issn 2 roüu 1831« (Die Warschauerin, Stück aus dem Jahre 1831), sowie die zur Herstellung desselben bestimmten Platten und Formen unbrauchbar zu machen sind. (Leipziger Ztg.) Eine alte Evangelienhandschrift. — Die Zeitung Kavkas in St. Petersburg macht die Mitteilung, daß in dem Dorfe Adiski ein auf Pergament geschriebenes und vom Jahre 957 datiertes Evangelium aufgefunden worden ist. (Allgemeine Ztg.) Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Weitere Äußerungen zu: Bücher, »Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft« (vergl. Nr. 177, 179-187, 190, 193—197, 199, 201, 202, 205, 206, 208, 212, 218, 219, 222, 227, 231, 234, 237, 241, 246, 248): Nationalzeitung (Berlin). 2. Beiblatt zu Nr. 564 vom 23. Oktober 1903: -Vom deutscheu Buchhandel« (anerken nende Besprechung der Schrift vr. Trübners sStraßburgj »Wissenschaft und Buchhandel; Zur Abwehr- sJena, Gustav Fischer) mit längeren Zitaten). Buchhändler-Warte (Berlin) 7. Jahrg. No. 4 vom 24. Oct. 1903: G. Hölscher, Herr Professor Bücher und der Buch handel (1. Aufsatz). Allgemeine Buchhändlerzeitung (Leipzig) 10. Jahrg- No. 42 vom 22. Oct. 1903: Buchhandel und Wissenschaft. Zirkular von C. F. Müller Verlag, Leipzig, Ende Oktober 1903: -Ist der Buchhandel rückständig?« Presse — Buch — Papier (Berlin) 4.Jahrg. No.41 vom Ib.Oct. 1903: Martin Hildebrandt, »Buchhandel und Wissenschaft- Personalnachrichten. Ernennung. — Der Kaufmann und Berlagsbuchhändler Herr Curt Hauschild in Leipzig ist zum Konsul der Republik Peru ernannt worden. Kuno Fischers Rücktritt vom Lehramt. — Der greise Philosoph und Literarhistoriker Gehcimrat Kuno Fischer, der kürzlich seine Gattin durch den Tod verloren hat, gibt am schwarzen Brett der Universität Heidelberg, an der er länger als dreißig Jahre gewirkt hat, folgendes bekannt: -Nach dem leid vollsten Schicksale fühle ich mich in meinem hohen Alter nicht mehr kräftig genug, um meine akademischen Amts- und Lehrpflichten zu erfüllen. Ich habe daher das Ministerium des Unterrichts gebeten, mich zu beurlauben.« — Kuno Fischer ist im Jahre 1824 geboren, steht also im achtzigsten Lebensjahre. Er habilitierte sich, nachdem er in Leipzig und Halle Philologie, dann Theologie und Philo sophie studiert hatte, im Jahre 1850 zu Heidelberg, war aber nicht seitoem ununterbrochen Universitätslehrer. 1853 wurde ihm durch ein badisches Ministerialreskript die vsnia Isxsnäi entzogen, und als er nach seinen Arbeiten mit Gervinus und Strauß in Berlin dozieren wollte, verweigerte man ihm die Erlaubnis (vgl. seine Schriften: »Das Jnterdict meiner Vorlesungen« und »Apologie meiner Lehre« (beide 1854 in Mannheim erschienen). Cr erhielt sie erst später durch eine Kabinettsordre Frieorich Wilhelms IV., als er schon eine Professur in Jena angenommen hatte, wo der Zudrang zu seinen Vorlesungen und die Verehrung der Studenten schaft an die Zeiten von Schiller, Fichte und Schelling erinnern konnten. 1872 wurde der berühmte Universitätslehrer als Nach folger Eduard Zellers wieder nach Heidelberg berufen. Sein Hauptwerk ist -Geschichte der neueren Philosophie« (9 Bände. Heidelberg, Carl Winters Universitätsbuchhandlung). ff Gustav von Moser. — Der Lustspieldichter Hofrat Gustav von Moser (geboren am 11. Mai 1825 in Spandau) ist am 23. Oktober in Görlitz gestorben. Von seinen zahlreichen, meist recht erfolgreichen Bühncn- werken seien hier folgende genannt: Wie denken Sie über Ruß land? — Ein moderner Barbar. — Er soll dein Herr sein. — Eine kleine Mondfinsternis. — Aus Liebe zur Kunst. — Stiftungs fest. — Ultimo. — Der Veilchenfresser. — Mädchenschwüre. — Der Hypochonder. — Der Bibliothekar. — Der Registrator. — Krieg im Frieden. — Unsre Frauen. — Der Zugvogel. — Köpenicker- straße 120. — Glück bei Frauen. — Reif-Reiflingen. — Stoff von Gerson. — Moritz Schnörche. — Die Sünderin. — Die Versucherin. — Die Amazone. — Die neue Gouvernante. — Der Lebemann. — Fräulein Frau. — Der schöne Willy. — Schulden. — Blaues Blut. — Fünf Dichter. — Der sechste Sinn. — Militärfromm. — Frau Müller. — Die Generalin. — Der Kunstmäcen. — Mora lische Menschen. — Der Militärstaat. — Auf Strafurlaub. — Der Schiffskapitän. — Der wilde Reutlingen. — Das Kind der Se zession. — Ohne Konsens. — Der tolle Hofjunker. — Sein Fehl tritt. — Unsre Pauline. — Frau Ella. — Der Schäferhund. — Im Riesengebirge. — Der Nimrod. — Der Parlamentarier. — Die schlanke Lina. — Doktor Buchholz. — Die Leibrente.