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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1903
- Sprache
- Deutsch
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8514 Nichtamtlicher Teil. 249, 26. Oktober 1S03 jenigen Verleger, die es verstanden hätten, mit der veränderten Geschmacksrichtung des Publikums Schritt zu halten, das den sozialen und Tendenzroman dem bloßen Unterhaltungs- oder Liebesroman vorziehe. Aber das Hauptübel finde er (und ebenso Flammarion, Juven, Bourdel sPlon, Nourrit L Cie.) und Valdagne sLibrairie Ollendorffj) im niedrigen literarischen Niveau der Tagespresse. Kritische Besprechungen fänden sich zur Zeit nur noch im Ui^m-o, im üsivps, in den Debets, im Ueüo äs Laris, im Kg.uloi8 und in der lübsrtö; alle andern Zeitungen versagten, d. h. sie veröffentlichten nur sogenannte bibliographische Notizen, die vom Verleger geliefert und be zahlt würden (Waschzettel) und dem Publikum durch prinzi pielle Lobhudelei oder trockene Inhaltsangabe natürlich sofort ihren Ursprung verrieten. Alle Zeitungen hätten eine stän dige Theaterkritik, warum also nicht auch eine literarische? Daß das geistige Eigentum im Ausland noch nicht überall den Schutz genieße, den die gebildeten Nationen ihm längst gesichert hätten, bettachtet Fasquelle als nicht minder nach teilig für die Prosperität des französischen Romanverlags: »Die amerikanische Republik ist mit der unsrigen be freundet, die Russen sind unsre Verbündeten, und trotzdem haben wir noch immer keine Literaturverträge mit ihnen, so daß unsre Romane gerade in denjenigen Ländern, in denen französische Sprache und Literatur große Geltung haben, nach Belieben nachgedruckt werden können. Mit Österreich-Ungarn und Dänemark stehen wir leider nicht besser.« Den Grund der enormen Überproduktion findet Juven in dem mehr und mehr sich einbürgernden Gebrauch, die Bücher auf Kosten der Verfasser zu drucken nnd zu verlegen. »Da hiermit das Risiko für den Verleger wegfällt, so wird er begreiflicherweise in seiner Wahl weniger vor sichtig und spekuliert eben auf den lieben Zufall, der ihm auch einmal einen Schlager bescheert. Er sollte aber viel mehr bedenken, daß durch die vielen schlechten oder minder wertigen Bücher nicht nur der Markt überschwemmt nnd die guten Werke beiseite geschoben werden, sondern daß auch das Lesepublikum entmutigt wird und schließlich das früher vorhandene Vertrauen zum Namen des Verlegers verliert.« Auch Juvens Ansichten über den französischen Sorti mentsbuchhandel, namentlich in der Provinz, fesseln unsre Aufmerksamkeit: »Die meisten etablieren sich ohne besondre Vor schulung. Um rasch und ohne eignes Risiko etwas zn verdienen, beschränken sie sich auf solche Verleger, die ihnen nicht nur bei festen, sondern auch bei L cond.- Bestellungen den gleichen hohen Rabatt gewähren. Leider hat die große Konkurrenz auch die ersten Verleger dazu genötigt. Früher wurden fast allgemein Depot- Lieferungen mit 25 und feste Bestellungen mit 33 U und 40 Prozent Rabatt ausgeführt swas bei uns etwa dem Unterschied zwischen L cond. und Bar-Rabatt entspricht). Der Sortimenter mußte also, wenn er höhern Rabatt ge nießen wollte, sein Kapital riskieren und war als vorsichtiger Geschäftsmann genötigt zu prüfen und zu wählen, was natürlich tüchtige buchhändlerische Erziehung und Erfahrung und gute Allgemein-Bildung voraussetzte« . . . »Wirkt es nicht verblüffend, wenn wir feststellen müssen, daß die ausländischen Buchhändler sich mehr für unsere Literatur interessieren als unsre Kollegen im Lande? Nur ein Be weis hierfür: Sobald die »UlblioArgplüs äs lo Urkwos« einmal auch nur einen Tag im Rückstände ist, so erhalten wir sofort Reklamationen von allen Seiten jenseits der Grenzen — vom französischen Sortiment so gut wie nie. Wie viele oder besser wie wenige Abonnements entfallen überhaupt auf letzteres?« Auch Juven beklagt sich über die Gleichgültigkeit der Tagespresse, die ihre Schuldigkeit nicht tue, und faßt seine Verbesserungsvorschläge in zwei Sätze zusammen: »1. Wir müssen bei den Tageszeitungen auf Bücher besprechungen bestehen. — 2. Wir müssen gegen die Trägheit des Sortimentsbuchhandels ankämpfen.« Bourdel, der Direktor der Firma Plon, Nourrit L Cie. sieht ebenfalls in der schlechten Verfassung des Provinzialbuchhandels eine der Hauptursachen für die be stehende Krise und empfiehlt die Gründung einer Buchhändler schule nach dem Vorbilde der Leipziger Lehranstalt. »Die Tätigkeit des Provinzialsortimenters läßt zu wünschen übrig. Es gibt ja ohne Zweifel in den großen Städten intelligente, gebildete Buchhändler, die den An forderungen ihres Berufes genügen. Aber die meisten widmen sich viel mehr den sogenannten Nebenzweigen: Papier- und Schreibwarenhandel, Devottonalien und Galanteriewaren, und beschränken sich für den buch händlerischen Teil auf die Laufkundschaft. Sie kümmern sich kaum um die Neuerscheinungen svergl. Juvens Be hauptung, daß die wenigsten auf die französische Biblio graphie abonniert seien!), und es fällt ihnen nicht ein, den Kunden aufzusuchen und durch besondere Vertriebs manipulationen, z. B. Ansichtssendungen, eine, Erhöhung des Umsatzes zu erstreben.« Dieses Urteil berührt uns um so näher, als die Firma Plon, Nourrit L Cie. zu den ersten gehörte, die direkten Anschluß an das deutsche Sortiment gesucht haben und regelrecht über Leipzig verkehren. Wir können also mit Gewißheit annehmen, daß sie für die Mitarbeit des geschmähten deutschen Sortiments das volle, prak tische Verständnis hat und ihm dafür dankbar ist. Hinsichtlich der verschiedenen Literaturgaltungen schreibt Bourdel besonders den in Frankreich gepflegten sozialen und historischen Darstellungen große Erfolge zu, die sich auch aufs Ausland, namentlich Deutschland, erstrecken. Pierre Valdagne vertritt die »Librairie Ollen - dorff«, wohl den fruchtbarsten Romanverlag Frankreichs. Seine Ansichten über die Entstehungsursachen der Überpro duktion sind originell: »Das Schlimmste in unserm Berufe ist zur Zeit die Auswahl unter den zahlreichen Schriftstellern von Talent. Früher war das Talent verhältnismäßig selten, jetzt liegt es auf der Straße. Sei es nun eine Folge der Militär freiheit, die der studierenden Jugend in weitem Maße gewährt wird, oder der Ausdehnung des Schulunterrichts, oder des gesteigerten Empfindungsvermögens der neuen Generation — unleugbar haben wir noch nie so viele wirklich fähige, berusstüchtige Schriftsteller gehabt wie jetzt.« Auch hier hören wir wieder dieselben Klagen über die Unfähigkeit der Tagespresse: »Ihre Pflicht ist es, den Leser ebenso genau über literarische Ereignisse zu unterrichten wie über Tages begebenheiten. Und ist es nicht geradezu eine Schande für uns, daß wir Kritiken über die herrlichen Bücher unsrer hervorragendsten Denker wie Guyau und Fouillöe in der Frankfurter Zeitung oder in andern Zeitungen jenseits des Rheins suchen müssen, da unsre eigene Presse keine Notiz davon nimmt. Die Verleger sollten sich zu sammenschließen und die Zeitungen durch Boykott hierzu zwingen. Es genügte ja, wenn sie sich bloß dazu ver pflichteten, in denjenigen Tageszeitungen keine Anzeigen mehr aufzugeben, die nicht eine regelmäßige Rubrik »Bücherbesprechungen« führen. Die Firma Ollendorff hat im verflossenen Jahre 130 000 Francs für Zeitungs reklame ausgegeben, und die Zeitungsverleger werden es
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