Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19031026
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190310264
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19031026
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-26
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 249, 26. Oktober 1903. Nichtamtlicher Teil. 8515 sich reiflich überlegen, bevor sie sich solche Einnahmen verscherzen.« Soweit die Romanverleger. L.näii>,tnr st kätsrs, xg,rs! Deshalb hat der Berichterstatter auch die Verleger der großen Pariser Tageszeitungen besucht und ihnen neben den all gemeinen Fragen der »Enquete« auch die Beschwerden der Buchhändler vorgelegt. Daß sich hier überhaupt zwei feind liche Elemente gegenüberstehen, und daß vor allem der Buch handel auf die Presse schlecht zu sprechen ist, ist nach dem Berichterstatter die notwendige Folge des Übergewichts, das die letztere zu erlangen scheint. »Wir stehen am Beginn eines Kampfes auf Leben und Tod zwischen dem Buch und der Zeitung; letztere wird mehr und mehr die einzige Lektüre des großen Publikums; das Buch wird unterliegen.« (Ich bemerke hierzu, daß die Zeitung in Frankreich überhaupt eine viel größere Rolle spielt als bei uns.) Aus den Antworten der Zeitungs-Verleger und Redak teure will ich mich auf die Wiedergabe einiger charakte ristischen Äußerungen beschränken. Nach dem »Lsbo äs ?w-l8« tragen die Verleger selbst die Schuld an dem jetzigen Zustand; sie haben die Redak tionen ausgesucht und die Aufnahme von (natürlich gut be zahlten) Annoncen im redaktionellen Teil unter der Form von Bücherbesprechungen verlangt; die Redaktionen haben daran Gefallen gefunden und nicht nur die Arbeit für eigene bibliographische Studien gespart, sondern für den Abdruck der eingesandten obendrein noch Zahlung erhalten. Auch Roger Milss, der bekannte Kunstschriftsteller und Kritiker des »Lslair«, gibt den Verlegern alle Schuld. Diese verlangten sofortige Besprechung, was in den wenig sten Fällen möglich sei; aber das Publikum solle L tont xrix am Erscheinungstage eines Buches auch schon die Zeitung darüber konsultieren können, und so sei die bezahlte Annonce im Redaktionsteil entstanden. »Nichts natürlicher, nichts gerechtfertigter. Aber die Verleger begehen den Irrtum, derartigen Inseraten den Anschein von kritischen Besprechungen zu geben, anstatt bloß über Zweck und Inhalt des Buches aufzuklären. Welchen Zweck soll da eine nachfolgende unabhängige Kritik erfüllen, besonders wenn sie eben nicht alles gut findet und lobt.« Roger Milss ist übrigens der Meinung, daß der Zeitungs leser überhaupt nicht mehr die Geduld zum Durchlesen einer ausführlichen Bücherbesprechung habe und daß ganz kurze Jnhaltsanalysen dem modernen Zeitgeist besser Rechnung trügen. Von einer Pflicht der Presse gegenüber dem neuen Roman will er nichts wissen; dem letztem werde eine über große Bedeutung zugemessen, während grade er am wenigsten zur Verbreitung neuer Gedanken und zum kulturellen Fort schritt beitrage. »Und noch eins. Gewisse Verleger geben ihren Büchern einen ganzen Anhang von Prospekten und Reklamezetteln mit, deren Inhalt mit dem Buchhandel nichts zn tun hat. Sie werden hierfür gut bezahlt; die Presse aber soll für derartige »vsbieulss äs publisits« umsonst Propaganda machen!« (Vergl. meine Mitteilung über den »Rowsu rswbour- ssüls« in Nr. 84 des Börsenblatts vom 14. April d. I.) »Uigg,rc>« und »ÜLuloier geben uns interessante Aus künfte über die Art und Weise, wie die literarische Kritik in ihren Redaktionsbureaus gehandhabt wird, und über die große Bedeutung, die sie dieser beimessen, was aus der großen Zahl von hervorragenden Journalisten, Schriftstellern und Akademikern hervorgeht, die hierfür tätig sind. Der frühere Verleger und jetztige Direktor des »611 UIs,s« gibt eine ganz eigenartige Erklärung für eine der Ursachen der heutigen Überproduktion: »In der Tat, heute schreibt jedermann Romane. Diese Manie kam zur Entfaltung nach dem Zusammen bruch einer Anzahl von finanziellen Unternehmungen, zumal der »Union gönsrnls«. Viele der Opfer dieser Katastrophen haben sich aufs Schriftstellern verlegt, da dieser Beruf nach ihren Begriffen die geringsten Anschaffungskosten bean spruchte, gehörten dazu doch außer den Kenntnissen, die sie besitzen mochten, weiter nichts als Tinte und Feder und — sehr viel Papier!« Richtiger erscheint mir der Hinweis auf die Konkurrenz des Auslandes: »Die Romane der Kipling, Sudermann, d'Annunzio, Serao und vieler anderer haben der frühem Alleinherr schaft der französischen Literatur (!) großen Abbruch getan. Und hierzu kommt die Konkurrenz der Zeitungen und Zeitschriften. Die großen Zeitungen bieten ihren Abon nenten täglich zwei, sogar drei Romanfeuilletons, die Wochenjournale und Monatshefte tun das übrige, zum Teil durch besondere Romanbeilagen, so daß das literarische Bedürfnis des Durchschnittsmenschen hierdurch in reichstem Maße gedeckt ist und er vom Bücherkaufen geradezu ab gehalten wird.« Der »Natin« betrachtet die heutige literarische Produktion mit wenigen Ausnahmen als eine Industrie und findet keine Veranlassung, für diese umsonst Propaganda zu machen, während alle andern Industriellen und Kaufleute ihre An zeigen zu bezahlen haben. Überproduktion ohne Ende. Auch S. Schwarz, Ver leger mehrerer bekannter illustrierter Journale, klagt bitter darüber. Jeder neue Erfolg auf diesem Gebiete habe sogleich womöglich ein Dutzend Nachahmungen im schlimmsten Sinne des Wortes auf seinen Fersen. Er führt hierfür eine Reihe charakteristischer Beispiele an: »Im Anschluß an den »lAoukrou« (ein pikantes Witz blatt auf Rosapapier) sind nicht weniger als 17 ähnliche Journale in die Welt gesetzt worden. Auf den »Lire» folgten »Lonrirs«, »llissttsr, »Vis pour rirs«, auf »lksirüng.« : rllg, vis llsursuss» und »Naäaws», auf »Nusiesr: »Lsris qui ob-rvts«, »1,68 obs,v8c>u8 äs llari8«, und drei weitere ähnliche Journale (mit Musikbeilagen) sind in Vorbereitung.« Diese Beispiele mögen dem deutschen Buchhändler, der von dem gleichen Übel eher noch mehr betroffen ist, ge nügen. (Bei Gelegenheit der »Jahresübersichten über neue französische Zeitschriften« habe ich es mir ebenfalls nicht versagen können, diese Nachahmungen stets zu kenn zeichnen. (Vergl. hierüber meine Artikel im Börsenblatt Nr. 82 vom 11. April 1902 u. Nr. 66 vom 21. März 1903). Schwarz schlägt eine Abhilfe vor: die »Paten tierung« jeder neuen Erfindung auf literarischem Gebiet. Auf diese Weise würden Männer mit eigener Initiative nicht sofort durch »ideenarme, gewissenlose« Kollegen geplündert werden. Erforderlich hierzu wäre bloß die gesetzliche An meldung der geplanten Neuerungen nebst genauen Angaben über die Anordnung des Textes, die Technik der Illustrationen und die innere und äußere Ausstattung. Ich glaube, die Ausführung dieses Gedankens, der ja nicht neu uud über haupt ouw grano 8a1i8 zu nehmen sein dürfte, würde in der Praxis zu so vielen Unzuträglichkeiten und Streitigkeiten führen, daß sie kaum als eine Wohltat für den Buchhandel zu begrüßen wäre. Die Antworten der Verleger wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur sind uns für die nächste Nummer der »Ksvus« angekündigt. Sie sollen nebst einigen sich aufdrängenden Schlußbetrachtungen den Gegenstand eines zweiten Artikels bilden, 1130*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder