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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1903
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- 1903-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1903
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8796 Nichtamtlicher Teil. ^ 255, 3. November 1903. Daß die Spesen viel höher sind, nur nebenbei; ich habe mich nur an die Angaben Büchers hinsichtlich des Bruttonutzens und der Betriebsspesen gehalten und lediglich die rechnerische Folge gezogen. Auf welche Weise es möglich ist, mit so hohen Rabattsätzen dem Publikum entgegenzu kommen, habe ich in meiner Schrift des Näheren ausgeführt, und ich kann ich mich darauf berufen. Doch genug der Ausstellungen. Ich möchte nur noch einige Worte über die beiden neu aufgenommenen Kapitel XV und XVI sagen. Kapitel XV behandelt die Überproduktion und ist glän zend geschrieben*) Es legt dar, daß im Handel die Ab wärtsbewegung des Preises wie eine Art Manometer wirke. »Sie zeigt die Spannungsverhältnisse von Angebot und Nach frage auf dem Markte, warnt den Unternehmer vor weiterer Ausdehnung der Produktion oder veranlaßt ihn zur Ein schränkung derselben.« (S- 252, 253.) Im Buchhandel fehle dieses Erkennungszeichen für das Bestehen einer Überproduk tion wegen der festen Nettopreise und infolge der Lieferung L condition. Gegenüber Grunows und meiner Behauptung, daß an der Überproduktion die Universitätslehrer die Schuld trügen, führt Bücher an, daß bei der im Buchhandel not wendigen einseitigen Preisfixierung die Unterbietung als Mittel der Konkurrenz zwischen verschiedenen Verlegern, nur bei Klassikerausgaben, Gesetzbüchern und ähnlichen in vollem Umfange, bei Lehr- und Schulbüchern in beschränktem Maße, bei den meisten wissenschaftlichen Leistungen fast gar nicht zur Geltung komme. »Bei den letztem würden die Lager unabsetzbarer Bestände bei den Verlegern und die Kataloge der Restbuchhandlungen Anhaltspunkte für das Be stehen einer Überproduktion abgeben, während bei den ersten Literaturgattungen in der Tat die Höhe der Preise einen Maßstab liefern kann.« (S-253.) An billigen Klassikerausgaben u. dergl. sei ja kein Mangel, auch unterböten sich die Ver leger oft genug. Aber der Autor als treibende Kraft der Produktion scheide doch hier fast ganz aus; bei den Klassikern lebe er ja gar nicht mehr. Also müsse die Überproduktion durch die Verleger veranlaßt sein. Ziehe man die Kataloge des Restbuchhandels zurate, so finde man in ihnen kaum ein wissenschaftliches Buch, sondern in der Hauptmasse Romane, Prachtwerke, technische Werke. Dies liegt aber nicht nur, wie Bücher meint, daran, daß der wissenschaftliche Verlag nicht verramscht oder seine Restauflagen durch Antiquare zu herabgesetzten Preisen vertreibt, sondern hauptsächlich daran, daß der Restbuchhandel mit schnellem Umsatz rechnen muß und wissenschaftliche Bücher einen schnellen Absatz nicht erwarten lassen. So kommen wissenschaftliche Bücher selten in den eigentlichen Restbuchhandel, sondern werden, wenn der Verleger sich ihrer entäußern will, von dem wissen schaftlichen Antiquariat ausgenommen und durch seine eignen Kataloge vertrieben, ohne sie groß an den Buchhandel an zubieten. Dadurch tritt »ein Zuviel der wissenschaftlichen Bücherproduktion. . hier nicht zu Tage« (S. 254). Wenn man wirklich »viele Jahre in Verlegenheit gewesen ist, wenn man den Studierenden ein für ihren Gebrauch geeignetes Lehrbuch der Nationalökonomie oder der Statistik empfehlen sollte« (S. 255), so muß doch auch Bücher zugeben, »daß in den letzten Jahren diesem Mangel gleich von mehreren Seiten abgeholfen worden ist« (ebd.), und darin liegt der praktische Kernpunkt, daß, wenn von mehreren Seiten einem derartigen Bedürfnis abgeholfen ist, die Verkaufs wahrscheinlichkeit jedes einzelnen eingeschränkt, und daß weniger Exemplare von jedem einzelnen Werke abgesetzt werden, daß die Auflagen kleiner sein müssen. Ist also auch zu zugeben, daß trotz dieser Konkurrenz jedes der einzelnen *) Ich kann Herrn Bücher hier sein Kompliment zurückgeben: das ist ganz der alte Bücher! Bücher seinen Markt gefunden hat, so liegt doch anderseits klar zutage, daß, wenn nur eines vorhanden gewesen wäre, dieses eine einen erheblich größeren Absatz gefunden hätte. Daran wird auch dadurch nichts geändert, daß, wie Bücher richtig hervorhebt, die Überproduktion, die im Buchverlage vorhanden ist, von derjenigen in andern Produktionszweigen erheblich abweicht, nicht quantitativer, sondern qualitativer Art ist. »Nicht darin liegt ihr Wesen, daß mehr Ware er zeugt wird, als gebraucht wird, sondern darin, daß die Ware in Sorten auf den Markt kommt, für die ein Bedürfnis nicht vorhanden ist.« (S. 257.) Sicher ist dies vielfach der Fall, aber widerlegt wird dadurch nicht meine Ansicht, daß die Konkurrenz mehrerer Lehrbücher einer Wissenschaft gleicher Güte die Verkaufswahrscheinlichkeit und die Zahl der zu verkaufenden Exemplare herabmindert. Auf diese Lehrbücher ist doch kaum Büchers Satz: »Kein Urteilsfähiger nähme sie, auch wenn sie ihm geschenkt würden« (S. 257) anzuwenden. Urteilsfähige nehmen sie ja; aber sie nehmen nicht alle zu sammen, sondern von den vorhandenen nur eins oder zwei. »Aber die Schuld an dieser Überproduktion trägt allein der Verlag, dessen Hauptaufgabe gerade darin besteht, daß er die Produktion dem Bedürfnis anpasse.« (S. 257.) Theo retisch gewiß richtig, aber praktisch nicht durchführbar, so lange wir privatwirtschaftliche Betriebe haben. Wenn ich es auch nicht für erforderlich halte, daß jeder größere juristische Verlag einen Kommentar zu jedem neu ver abschiedeten Gesetz bringt, so liegt es doch in dem Wesen der literarischen Ware, daß jedes einzelne Buch — so weit es eine wissenschaftliche Leistung ist, — und von diesen soll doch hier die Rede sein — ein besonderes, individuelles Gepräge hat, daß jedes in seiner Weise die Wissenschaft zu fördern sucht. Es würde der Wissenschaft sehr wenig dienen, wenn ein Verleger ein hervorragendes Buch eines Gelehrten, das in eigenartiger Weise einen Gegenstand behandelt, nur des halb zurückweisen sollte, weil bereits drei oder vier wertvolle Bücher über diesen Gegenstand vorhanden sind. Damit würde die wissenschaftliche Forschung geradezu unterbunden, der wissenschaftliche Fortschritt vernichtet werden. Das Buch wird auch, wenn es eigenartig ist, seinen Weg machen: aber die Konkurrenz, die es den bestehenden macht, wird diesen Käufer entziehen, und auch sein Absatz wird nicht so groß werden, als wenn es das einzige Buch über diesen Gegen stand wäre. Freilich, der Preis, der nach der Absntzerwartung berechnet werden muß, wird ein höherer werden; hier liegt ein vertriebsverteuerndes Moment, was aber gegenüber dem wissenschaftlichen Fortschritt, der hierdurch ermöglicht wird, absolut nicht ins Gewicht fällt oder fallen darf. Daß es viele Bücher, auch wissenschaftlicher Natur, gibt, die besser ungeschrieben, oder wenigstens ungedruckt blieben, soll gewiß nicht geleugnet werden; das freie wirtschaftliche Spiel der Kräfte, das Bücher so hoch hält, fordert aber auch hier freie Bewegung und wird sich — solange Privatwirtschaft besteht — nicht hemmen lassen. »Vollends widersinnig ist, wenn andre versuchen, alle Gebrechen des Sortiments, ja alle Übelslände im deutschen Buchhandel überhaupt, auf eine allgemeine Überproduktion zurückzuführen.« (S. 260.) Gewiß; aber ein großer Teil der Übelstände ist darauf zurückzuführen. Ob man es Über produktion nennt, oder Unterkonsumtion, hat für den theo retischen Nationalökonomen Interesse, dürfte hier aber praktisch auf eins herauskommen. Bücher will eher Unterkonsumtion annehmen, »wenn ein erheblicher Teil der Auflage un- abgesetzt bleibt, weil der Vertrieb die vorhandenen zahlungs fähigen Konsumenten zum großen Teil nicht zu erreichen gewußt hat.« (S. 260.) Sollte dies wirklich der Fall sein, oder sollte nicht vielmehr einem großen Teil derer, die gern Konsumenten sein möchten, die Zahlungsfähigkeit, die Mittel
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