Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1903

^ 261, 10. November 1903. Nichtamtlicher Teil 9125 königlichen Bibliothek befunden hat, ist zweifellos teilweise der Grund für einige der 1902 gezahlten hohen Preise. So wurde im vorigen Jahre ein Exemplar von P. Paruta, Vits. OoUtiea, kl. Fol., Venedig 1579, gleichzeitiger roter französ. Marokkoband mit den Wappen von Frankreich und Polen und mit den Monogrammen von Heinrich III. und Luise von Lothringen, für 250 Pfd. versteigert. Ein Grolier- einband: E. Vico, Onoäseiw Os.s8s.rum Änrnisruata, kl. 40., 1548, in rotem Marokko mit äo. Crolisrü st smioorum auf dem vordem, und O ortin rasa Ooruins sit iu Rsrra Vivsutium auf dem hintern Deckel brachte 162 Pfd. Zum Schluß seien noch die Titel und Preise einiger deutschen Drucke genannt, die auf den englischen Auktionen von 1902 zu einem Preise von über 50 Pfd. abgingen. Der höchste Preis von 202 Pfd. wurde für Hieronymus, Lpistolss, Pergament, Schoeffer 1470, bezahlt; Schedels Chronik, Koberger 1493, 120 Pfd., Thomas de Aquino, Lummss tbsologiess ssonnäs, 8sonnäas psrtis, Schoeffer 1467, 111 Pfd, bls.voIgbinAS Ibssu Oürwti, Lübeck 1489, 102 Pfd., Orstisui Osorstum oum glossis, Schoeffer 1472, 94 Pfd., (K)Ortu8 sanitatis, Straßburg Joh. Pryß, ca. 1491, 77 Pfd., Boccaccio, äs olaris mulisribus, I. Zainer, Ulm 1473, 74 Pfd. Der Schatzbehalter oder schrein der waren reichthümer des Heils, A. Koberger Nürnberg 1491, 70 Pfd., Gregorius, Vislogorum libri IV, Augsburg (1473), 67 Pfd., ein Theuerdank, Schönsperger (1517), 63 Pfd., Conr. Celtis, (Zuatnor I-istri ^morum, 1502, 60 Pfd., A. Dürer, Xpoealz'psis oum bguris, Nürnberg 1498, 58 Pfd., Hroswitha, Opsrs,, 1501, 58 Pfd., Oa88io saneti Ns^nraäi msrtzn-is st bsrsmits, deren Verfasser oder Herausgeber jeden falls Sebastian Braut ist, Basel, Mich. Furter 1496, 54 Pfd., die fünfte deutsche Bibel von Günther Zainer, Augsburg 1473, 51 Pfd. Wie man aus vorstehendem wohl leicht ersehen kann, bietet der Rindersche Bericht für Antiquare, Bibliotheken, Bücherliebhaber, Buchhändler, Literarhistoriker usw. viel des Interessanten und zeigt auch, daß gute alte Bücher sicher eine gute Kapitalanlage sind, — wenn man sie vorteilhaft verkaufen kann. Kleemeier. Kleine Mitteilungen. Papierzölle. — Vom Handelsvertragsverein (Berlin V7. 9, Cöthener Straße 21) wird uns folgendes mitgeteilt: »Schwere und leichte Industrie. »Vielleicht in keiner Industrie sind die zollpolitischcn Jnter- essen-Gegcnsätze zwischen Herstellern der Roh- und Halbstoffe und den Weiterverarbeitern so scharf aufeinandergeplatzt, wie in der Papier-Industrie. Dieser Streit hat auch durch die Annahme des deutschen Zolltarifs noch keinen Abschluß gefunden. Das »Wochen blatt für Papier-Fabrikation-, Vereinsblatt der Papier-Fabrikanten und Zellstoff-Fabrikanten, bringt in Nr. 4l vom 10. Oktober einen Leitartikel gegen »die wirtschaftliche Vertretung der Papier verarbeiter-, dessen Wortlaut den Ruf nach einem journalistischen »Knigge- nahe legt. Wir haben keine Veranlassung, dem Ver fasser Vorlesungen über den guten Ton im politischen Kampf zu halten; dagegen ist von großem Interesse ein Absatz aus dem letzten Jahresbericht des Vereins deutscher Papierfabrikanten, der dort zitiert wird und in dem es heißt: -Das Gedeihen der sogenannten »schweren- Industrien hängt auch von der guten und lohnenden Beschäftigung ihrer Ab nehmer ab. In dieser Hinsicht haben sich ja die industriellen Verhältnisse Deutschlands seit der Aufstellung des jetzt geltenden Tarifs, also in einem Zeitraum von beinahe einem Viertel jahrhundert, völlig geändert. Seitdem hat sich in Deutschland eine blühende Verarbeitungs-Industrie entwickelt, die mit Recht Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse fordert. Weil die Rohstoff- Industrie dieses Recht ihrer Abnehmer und zugleich ihr eignes Interesse klar erkennt, wünscht auch sie den Bemühungen der Reichsregierung, zu günstigen Abmachungen zu gelangen und unsre Beziehungen zum Ausland mit der Aussicht auf eine gewisse Dauer zu ordnen, von ganzem Herzen vollen Erfolg.« »Schön gesagt! Man darf dabei aber nicht vergessen, daß der neue deutsche Zolltarif einen Papierzoll von 10 ^ beibehält, der heute infolge der Verbilligung des Papiers doppelt so hoch ist Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. als bei seiner Einführung und der bei dem wichtigsten Erzeugnis, dem Druckpapier, mindestens 30 Prozent vom Wert der Ware macht. Für die übrigen Erzeugnisse der Zellstoff- und Papier- Fabrikanten sind nicht viel geringere Sätze vorgesehen. Wer einen derartigen Zollschutz durchgesetzt hat, kann leicht den Gönner spielen und befürworten, daß die Papier-Verarbeiter »im übrigen- Berücksichtigung finden.» (Handelsvertragsverein.) Rigascher Buchhändlerverein. — Der Mitgliederbestand des »Rigaschen Vereins- von Buchhändlern und Ver legern« ist zurzeit folgender: Präses: N. Kymmel junior i . Kassaführer: M. Dcubncr ( Schriftführer: R. Weiß-Reval Ehrenmitglieder: C. Reichenecker-Riga F. Besthorn-Mitau Mitglieder: E. Bruhns I. Deubner H. Heede Jonck L Poliewsky N. Kymmel sen. N. Kymmel jun. G. Löffler C. Maurach W. Mellin L Co. P. Neldner C. I. Sichmann F. Treskin E. Behre Verlag-Mitau H. Allunan-Mitau F. Kluge-Reval Kluge L Ströhm-Reval E. Aldag-Libau R. Puhze-Libau Th. Lange-Arensburg. Riga llntersuchungssache gegen Carl Hennlich. (Vgl. Nr.114 des Börsenblatts vom 19. Mai 1903.) — Vom Untersuchungsrichter beim k. k. Landesgericht Linz empfing die Redaktion d. Bl. folgende Mitteilung: Beim k. k. Landesgericht Linz O.-Ö. ist ein Mann in Hast, welcher dringendst verdächtig ist, unter folgenden bisher be kannten Namen und Adressen, als: 1. E. Fröhlich, Lehrer an der Realschule in Entwicklung zu Wegscheid, Niedcrbayern, 2. A. Demel, Gymnasiallehrer oder Seminarlehrer in Burg hausen a. d. Salzach, 3. K. Hähnel, Ober-Real- und Handelsschullehrer in Rohr bach O.-Ö., 4. Or. F. A. Jung, Gymnasiallehrer in Freising, 5. Vr. G. Hübler, Ober-Realschullehrer in Augsburg, Bayern, 6. G. Hennlich, Gymnasiallehrer in Neustadt, Westpreußen, 7. Pro sch, 8. Biedermann, 9. Or. König, Gymnasiallehrer in Regensburg, 10. Or. Hans Dutz, Realgymnasiallehrer in Mähr.-Schönberg, 11. Or. G. Hiebler, Realgymnasiallehrer in Aigen, 12. C. Schinke, Mittelschullehrer in Haynau, den Buchhandlungen in Österreich und im Deutschen Reiche Bücher herausgelockt zu haben. Er ersuchte schriftlich (Karte) um Einsendung eines Frei exemplars eines für Schulen bestimmten Werks -zwecks Prüfung und beabsichtigter Einführung«. Cr scheint diesen Schwindel im großen Maßstabe betrieben zu haben. Ich bitte sohin alle Herren Buchhändler, an welche derartige offenbar schwindelhafte Bestellungen ergingen, dies mir ehestens schriftlich mitteilen zu wollen. Die Bestellkarten nach Deutschland dürften vermutlich an Orten, die der österreichischen Grenze nahe liegen, aufgegeben worden sein. K. k. Landcsgericht Linz, Gcr.-Abth. X am 4. Novembet: 1903. Der Untersuchungsrichter: (gez.) Weinmayr. Stuttgarter Buchhandlungsgehilfen-Verein. E. V. — Im Stuttgarter Buchhandlungsgehilfenverein (Hotel »Victoria«) wird am Donnerstag den 12. November das Vcreinsmitglied Herr Rudolf Aehnelt einen Vortrag: »Perlen aus Schillers Lyrik halten. Herren- und Damen-Gäste werden willkommen sein. Be ginn stz9 Uhr. 1210