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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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./IL 262. 11. November 1903. Nichtamtlicher Teil 9169 bildung die gleiche, wenn nicht größere Bedeutung einräumen wie der Pflege kameradschaftlicher Zusammen gehörigkeit.) Herr A. Schleicher (in Firma C. Rseinwald — Schleicher krtzrss L Cie.) plädiert neben der Errichtung einer Buchhändlerschule für jährliche Buch-Ausstellungen, ebenfalls nach deutschem Muster, die jedoch nicht nur dem Buchhandel, sondern überhaupt dem großen Publikum ge öffnet sein sollen, und verspricht sich hiervon eine wesentliche Erhöhung des Umsatzes. Die Ansichten Herrn F. Barangers, des Vorsitzenden des »LMäioat 6es lübrairss äs Uranos« (unter »librairs« ist im allgemeinen der Sortimentsbuchhändler zu verstehen) dürften das deutsche Sortiment besonders interessieren. Nachdem Baranger zuerst seine Meinung hinsichtlich der Überproduktion dahin ausgedrückt hat, daß nur die schlechten Bücher, die unanständigen Romane und solche ohne litera rischen Wert unter der Krise litten, kommt auch er sofort auf die mangelhafte technische Ausbildung des Sortimenters zu sprechen. Daß hier noch keine Abhilfe geschaffen worden sei, trotz seiner schon oft aufgestellten Forderungen, sei der Gleichgültigkeit der Verleger zuzuschreiben: -Seit langem werbe ich für die Schaffung einer Buchhändlerschule, wie diese in Deutschland und nament lich in Leipzig schon längst bestehen. Die Lehrlinge sollten da Unterricht in der allgemeinen Literaturkunde, in französischer, deutscher und englischer Sprache und in der Bibliographie erhalten. Sie würden auf diese Weise lernen, einen Katalog selbständig aufzunehmen, vom In halt eines Buches Kenntnis zu nehmen, ohne es gründlich gelesen zu haben, und den Kundenkreis zu bestimmen, für den es in Betracht käme. Die Verleger haben mir stets mit einem wohlwollenden Ja geantwortet, so oft ich ihnen meine Wünsche vorgetragen habe; aber tätige Beihilfe habe ich bisher noch nicht bei ihnen gefunden. Und doch sind sie es, die die pekuniären Mittel dazu hergeben müßten, da der zu erwartende Erfolg vor allem ja auch ihnen zu gute käme.« Herr Max Leclerc, einer der Direktoren der Firma Armand Colin und selbst ein feinsinniger Schriftsteller, behauptet gleichermaßen, die Buchkrise bezöge sich nur auf unnütze Bücher, auf Romane mit auffallenden Umschlägen, auf diejenige Literatur insgesamt, die auf die Hilfe der lauten Reklame angewiesen sei: »Die Bücher, die gelesen zu werden verdienen, werden stets ihre Leser finden, sowohl in Frankreich als außer halb.« Auch er kommt auf die Presse zu sprechen, die so gern »amerikanische« Geschäftsprinzipien nachahme, und beweist gerade am Beispiele Englands und Amerikas, daß die kritische Bücherbesprechung sehr wohl ihre Existenzberechtigung neben der bezahlten Bücheranzeige haben könne. (Vergl. hierzu auch die seit zwei Jahren in Deutschland gebräuchlich ge wordenen Bücheranzeigen der Verleger in Tageszeitungen, in Form von Titelangaben mit kurzen Berichten, und die Selbst- anzügen der Verfasser, z. B. in der »Zukunft«.) Und was die Konkurrenz der Revuen und Magazine beträfe, die in Frankreich eine »amerikanische« Ausdehnung zu nehmen drohten, (damit hat es wohl noch gute Weile), so würde der Verlagsbuchhandel in seiner Gesamtheit dadurch nicht zu kurz kommen, da er auf der einen Seite mehr ein nähme, was er auf der andern verlöre. Herr CH. Delagrave hat uns mit den Schwierigkeiten des Schulbücherverlages vertraut gemacht, die in zu häufigem Wechsel des Schulprogramms zu suchen seien. Seit 1881 sei der französische Schulunterricht nicht weniger als sechsmal neu organisiert worden. Tausende von Schul- BSrsenblatt für de» deutsche» Buchhandel. 70. Jahrgang. büchern seien von heute auf morgen veraltet, ganze Auflagen hätten eingestampft werden müssen, wodurch den Verlegern bedeutende Verluste erwachsen seien. (Dem deutschen Schul bücherverlage dürfte die Erneuerung der Rechtschreibung ähnliche Ungelegenheiten bereiten, obwohl anzuerkennen ist, daß ihm von seiten der Regierung das denkbar größte Ent gegenkommen bewiesen worden ist.) Delagraves weitere Aus führungen berühren zu sehr spezifisch französische Schulverhält- niffe, um auch für uns von Wert zu sein. Eine interessante Tatsache erfahren wir aber doch aus ihnen: den internen Zög lingen der Lyzeen und Kollegien werden die erforderlichen Schul bücher gegen eine jährliche Gebühr von durchschnittlich 25 Francs leihweise überlassen. Dies verkürzt einerseits den Absatz und hindert anderseits vielfach die Einführung neuerer, besserer Lehrbücher. Nebenbei soll sie auch eine der Ursachen für die große Verbreitung der Tuberkulose in den Schul anstalten sein. Nach Herrn Fouret (Hachette L Cie.) fehle der heutigen Generation zum Lesen die Zeit, die sie im täglichen Kampf ums Dasein ganz ihrem Beruf oder dem Geschäft zu widmen gezwungen sei. Was an Zeit zur Lektüre wirklich erübrigt werden könne, werde durch die Tageszeitungen um so besser ausgefüllt, als sich diese in neuerer Zeit immer vollkommener ausgestalteten und die erleuchtetsten Namen der Geistesaristokratie zu ihren Mitarbeitern zählten. Auch Herr Moreau, einer der Leiter der bereits an geführten Firma Larousse, steht in den unendlich kompli ziert gewordenen Ansprüchen, die an die berufliche Aus bildung des heutigen Menschen gestellt werden und seine Lektüre auf ein eng begrenztes Fachgebiet beschränken, den Hauptgrund für den Rückgang der Leselust und für die gegenwärtige Krise, die, wie schon von andrer Seite hervor gehoben wurde, in erster Linie den literarischen Roman betrifft. Das Absatzgebiet für nützliche Bücher, und hierzu gehört ja ganz besonders der Laroussesche Verlag, werde nach seiner Erfahrung davon kaum berührt. * * * Angeregt durch die vorgebrachten Klagen über Nachdruck hat unser Berichterstatter auch dem Geschäftsführer des »Lzmäieat, äs la propriöts artistigus st littörairs«, Herrn Rechtsanwalt Sauvel, einen Besuch abgestattet. Nach dessen Dafürhalten hat der Stand des Urheberrechts in den ver schiedenen Staaten seit Jahren zu geringe Änderungen er fahren, als daß ihnen ein wirklicher Einfluß auf die gegen wärtige Krise zugeschrieben werden könne. Sauvel erwähnt, daß Frankreich mit seinem Erlaß vom 28. März 1852 den Anfang zu einem wirksamen Schutz des geistigen Eigen tums gemacht habe, und macht uns auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die hinsichtlich des Beitritts von Rußland und der Vereinigten Staaten zur Berner Litterar - Konvention ge macht würden, während die Zustimmung Österreich-Ungarns nur noch eine Frage der Zeit sei. Die russischen Autoren genössen sogar kaum in ihrem eignen Lande Schutz; indessen sei man in St. Petersburg mit der Ausarbeitung zum Schutz des Übersetzungsrechts beschäftigt. Zum Schluß sei die Antwort Herrn Felix Alcans zu verzeichnen, der sich darauf beschränkt, die drei gestellten Fragen kurz zu beantworten. Ich habe mir seine Aussagen bis zuletzt Vorbehalten, weil sie m. E. besonders charakte ristisch sind und zum Streit zwischen Wissenschaft und Buchhandel wichtige Aufschlüsse geben. »1. Die gegenwärtige Depression des Buchhandels ist erstens dem Überfluß an Zeitungen und Zeitschriften, der Vorliebe des Publikums für Photographie, Rad- fahrsport und Automobil zuzuschreiben. Der Sorti mentsbuchhandel leidet ferner unter einer zu erbitterten Konkurrenz, die durch die Warenhäuser noch be- t2tü
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