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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1903
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- 1903-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1903
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- Deutsch
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9170 Nichtamtlicher Teil. »V 262, 11 November 1903. deutend verschärft wird. Das Herabsetzen der Bücherpreise hat keine Erhöhung des Umsatzes zur Folge und beraubt den Buchhändler des zu seiner Existenz unbedingt nötigen Verdienstes. >2. Die Krise betriffr hauptsächlich die schöne Literatur und die Prachtausgaben; der wissenschaftliche und der Schulbuchhandel haben weniger darunter zu leiden »3. Um der Konkurrenz zu steuern, hat sich ein Syndikat der französischen Sortimentsbuchhändler gebildet, dessen Zweck die Wiederaufrichtung des Ver kaufspreises und womöglich die völlige Rück kehr zu dem vom Verleger festgesetzten Ladenpreis ist. Die Verleger haben sich ebenfalls zusammengetan, um ihre Kollegen vom Sortiment zu unterstützen und den Kunden-Rabatt zu be seitigen, was für den einzelnen Käufer nur eine ganz unbedeutende Erhöhung seiner Ausgaben bedeutet. Wir erhoffen von dieser Maßregel die Kräftigung und Gesundung des Buchhandels.« Zur zweiten Antwort Alcans möchte ich allerdings eine Einwendung machen. Außer ihm haben auch andere bereits betont, z. B. Dom gleich am Anfang der »Enquete«, daß der Verlag der Luxusausgaben zurückgegangen sei, und es besteht gewiß kein Zweifel darüber, daß z. B. der kostspielige Automobilsport, der gerade in Frankreich die meisten und fanatischsten Anhänger hat, der Bibliophilie kauffähige Amateure abwendig gemacht hat. Aber wenn wir ander seits den Anzeigenteil der »Uibliogrsplns äs ls Kranes« zu Rate ziehen, so müssen wir zugeben, daß keine Woche ver geht, ohne daß nicht eine oder mehrere der teuersten »Läitions äe biblioxlüls« auf den Markt gebracht werden, und der deutsche Buchhändler mag sich oft verwundert fragen, wo die Abnehmer für diese Ausgaben, deren Preise sich zwischen 100 und 5000 Frcs. bewegen, zu suchen sind. Unser Gewährsmann hat es leider versäumt, uns auch die Ansichten eines hierfür kompetenten Kunst-Verlegers zu ver mitteln. — Zu erwähnen ist noch die liebenswürdige Art, mit der der Berichterstatter, dessen Namen wir jetzt erfahren, Paul Gsell, uns die sprechenden Buchhändler vorstellt. Mit wenigen Strichen skizziert er deren persönliche Erscheinung, oder er klärt uns über die geschäftliche Bedeutung der Firmen auf, die sie vertreten, oder er nimmt uns mit in ihre luxuriösen Privatkontore und stellt mit uns Betrachtungen an über die vielen Besucher, die vor uns ihren Weg dahin gefunden haben mögen: schüchterne Talente, die mit Zagen den ersten Schritt an die Öffentlichkeit wagen, zukunstssichere Autoren, Koryphäen der Wissenschaft und des politischen Lebens, Damen der hohen Gesellschaft, die in ihren Memoiren weiter leben wollen — sie alle, ohne Unterschied von Rang und Person, dem gleichen Götzen opfernd, dem Erfolg! Gsell schließt seine Mitteilungen, indem er nochmals übersichtlich die Mrßstände zusammenfaßt unter denen die französische Bücherproduktion leidet. Er läßt ihnen einen sehr beredten Aufruf folgen, in dem er alle beteiligten Faktoren, »die Herren Verleger, Zeitschriftenverleger, Ver fasser, Zeitungsdirektoren, die Herren Gesetzgeber und Diplo maten, sowie die führenden Geister der gesamten buch händlerischen Korporation« auffordert, einmütig am Werke der Sanierung des Buchhandels zu arbeiten und die in reichem Maße erteilten Ratschläge in ebenso viel Taten um zusetzen. * * In den letzten Worten verrät sich der eigentliche Wert dieser Umfrage für den deutschen Buchhandel, der deshalb der »Rovus« für diese offene Aussprache über buchhändlerische Angelegenheiten nicht weniger dankbar sein dürfte als die Kollegen in Frankreich selbst. Ihre moralische Berechtigung liegt nicht in der Aufdeckung der Schäden, an denen ein großer, angesehener Stand leidet, sondern in den Ver besserungsvorschlägen, die sich ausnahmslos in den Grenzen der Möglichkeit bewegen. Und damit unter scheidet sich die vor das Forum der französischen Presse gebrachte Reformbewegung grundsätzlich von der Kampf weise des Leipziger Universitätsprofessors, und nicht gerade zu dessen Gunsten. Jeder Stand weiß ohne Zweifel am besten selbst, wo seine Schwächen und Schäden liegen — dazu bedurfte es wirklich nicht der Einmischung des Herrn Professors Bücher. Es sei denn, daß er uns auch den Weg gezeigt hätte, ihnen abzuhelfen, sie zu beseitigen. Daß er das nicht einmal ernstlich versucht hat, ist ihm vom deut schen Buchhandel sofort vorgeworfen worden. Möge er nun auch aus den von dem ernstesten Wollen der gesamten Buchhändlerschaft Frankreichs getragenen Reformbestrebungen ersehen, wie er es hätte besser machen können und sollen. Und möchten auch diejenigen Journalisten (und leider ist es die Mehrzahl), die die blendenden Argumente Büchers urteils los kopiert haben, sich durch die Ergebnisse dieser »Enquöle« davon belehren lassen, von wie vielerlei Ursachen die Krise in einem so koinplizierten Organismus, wie ihn der Buch handel darstellt, abhängig ist, denen gegenüber die so oft gebrauchten Schlagwörter von der Gewerbefreiheit und dem Zunftzwang kaum mehr als rhetorischen Wert haben. Ich kann es hierbei nicht unterlassen auf die Besprechung des ersten Teils der »Enquöte« im Feuilleton der Frankfurter Zeitung vom 21. Oktober hinzuweisen, die etwas von oben herab mit dem Satze: »Es gibi nämlich eine Buchkcise in Frankreich« ein geleitet wird und es nicht der Mühe wert findet, einen innern, wenn auch ungewollten Zusammenhang zwischen dieser Buch krise und den Kampf um den deutschen Buchhandel zu suchen, dem sie in der gleichen Woche zwei Leitartikel widmet. Und ist es nicht geradezu eine Ironie des Schicksals zu nennen, daß fast gleichzeitig mit den Angriffen des - Schutzvereins« auf den deutschen Sortiments buchhandel', jedoch ganz unabhängig hiervon, der französische Buchhandel beinahe einstimmig die Organisation des letzteren als mustergiltig und nachahmenswert empfiehlt, daß die Antworten der ersten Buchhändler Frankreichs unbeabsichtigt einer Partei stellung gegen Professor Bücher gleichkommen und dessen Tadel in vielen und zwar in den wichtigsten Punkten ent- gegentreten, ohne daß übrigens auch nur Einer von ihnen auf Büchers Streitschrift Bezug genommen hätte?! Man wolle diese bittern Betrachtungen jedoch nicht als den Hauptzweck dieser Arbeit ansehen, sondern sie dem Selbstgefühl eines deutschen Sortimentsbuchhändlers zugute halten, der seinem Beruf trotz dessen mannigfaltigen Ent täuschungen mit Lust und Liebe ergeben ist und als »Pionier in der Fremde«, um mit Herrn vr. Trübner zu zitieren, zur Verbreitung deutscher Geisteswissenschast auch sein bescheidenes Scherflein beiträgt; der infolge der Lage seines Wirkungskreises zwischen zwei Kulturländern mit beiden in engster Fühlung steht und deshalb am buchhändlerischen Wohl und Weh Beider gleich beteiligt ist; und der vor allem von dem Rabattunwesen beider Länder in gleichem Maß getroffen wird und ihm ohne korporativen Schutz gegen übersteht. Um noch einmal zur »Enquöte« selbst zurückzukehren, kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, der Berichterstatter möchte diese auch auf die Provinzialbuchhändler aus dehnen. In Anbetracht der vielen Klagen, die über letztere gefallen sind, wäre es nicht mehr als billig, nun auch ihnen das Wort zu geben. Wir würden dann vielleicht noch
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