Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1903

9496 Nichtamtlicher Teil. 269, 20. November 1903. Suchhändlrr-Verband »Kreis Norden». Auszug aus dem Protokoll der Ordentli chen Kreisvereins - Versammlung am Sonntag den 30. August 1903, mittags l'/z Uhr, in Kiel, im Gebäude des Kaiserlichen Nachtklubs. Vorsitzender: Herr A. Frederking - Hamburg. Der Vorsitzende begrüßt die erschienenen Mitglieder und den als Gast anwesenden Herrn Laeisz jr., stellt fest, daß die Versammlung ordnungsmäßig einberufen sei, ernennt die Herren Kragh-Jtzehoe und Strube-Kiel zu Stimm zählern und läßt durch Namensaufruf des Schatzmeisters die Anwesenheit von 34 Mitgliedern feststellen. Punkt I. Jahresbericht des Vorsitzenden: Geehrte Herren Kollegen I Zu den wichtigsten Beschlüssen, die der Kreis Norden wohl während seines vierundzwanzigjährigen Bestehens gefaßt hat, gehören die veränderten Bestimmungen für den Verkehr mit dem Publikum, welchen Sie in unserer letzten Hauptversammlung Ihre Sanktion erteilt hatten. Die früher üblichen 5°/g wurden dadurch vom 1. Januar 1903 auf 2°/o herabgesetzt, und Zeitschriften sowie Beträge unter 10 sollten fernerhin unskontierbar sein. Die Durchführung dieser Maßregel brachte Ihrem Vorstand eine so große Arbeitsvermehrung, daß es oft nicht leicht war, sie mit den Pflichten, welche ein Jeder von uns täglich in seinem Beruf zu erfüllen hat, in Einklang zu bringen. Zunächst mußten die neuen Bestimmungen ge druckt vorliegen und sodann sämtlichen Mitgliedern und Nichtmitgliedern unseres Kreises mit einem Anschreiben zugestellt werden, wobei es uns in erster Lipie daraus ankam, die Empfangsbestätigung von Mitgliedern und Nichtmitgliedern zu erhalten. Wir legten deshalb unserm Rundschreiben einen Verpflichtungsschein bei, den wir unterzeichnet zurück erbaten, und mußten ferner an die jenigen, welche nicht darauf reagierten, die Schriftstücke nochmals »eingeschrieben« versenden. Auf diese Weise versicherten wir uns des Empfanges von seiten sämtlicher Interessenten unseres Kreises. Die daraufhin eingegange nen Anfragen waren recht zahlreich und verrieten viel fach leider eine völlige Unkenntnis der seit Jahren im deutschen Buchhandel stattgefundenen Bewegung zur Ein schränkung des Kundenrabatts. Auch war es vielfach die Furcht vor der Konkurrenz der Buchbinder und Papier händler, der wir immer wieder begegneten. Darauf mußten wir teils brieflich, teils durch ein neues Rund schreiben antworten, in dem wir befürworteten, in jeder Stadt, wo Buchbinder- und Papierhändler-Konkurrenz zu befürchten war, persönlich den Versuch zu machen, etwaigen Unterbietungen zu steuern, nötigenfalls aber den Kampf gegen diese aufzunehmen. Erwähnen wollen wir, daß auch die Firma Streller-Leipzig ihre Buchbinder- Kommittenten durch Rundschreiben über die neuen Ver kaufsbedingungen unterrichtete. — Aus unfern Maß nahmen werden Sie, meine Herren, ersehen, daß Ihr Vorstand nichts versäumt hat, um unsere neuen Verkaufs bedingungen zur Kenntnis aller beteiligten Kreise zu bringen, denn es kann nun niemand mehr sich darauf berufen, daß er die neuen Satzungen nicht gekannt habe. Im übrigen halten wir uns der treuen Mitwirkung eines jeden DUtglieds unsres Kreises Norden versichert. Die nächste Aufgabe der Kreisvereine und des Börsenvereins - Vorstands wird es jetzt sein, die Unter bietung der Bücherpreise von seiten der Warenhäuser zu bekämpfen. Wir haben auf Veranlassung des Börsen vereins - Vorstands nach den größern Städten unsers Kreises Anfragen gerichtet, ob Warenhäuser existieren, die den Buchhandel betteiben und in welchen Artikeln sich die Konkurrenz derselben besonders fühlbar mache? Nur aus Flensburg kamen wiederholt berechtigte Klagen, die wir dem Börsenverei'ns-Vorstand meldeten; hier handelte es sich um Frenssens Romane, Bilderbücher und Jugend schristen. In Hamburger Warenhäusern wurde die Unter bietung von »Frenssens Romanen« und »Reuters Werken« sehr bald inhibiert. Im großen und ganzen scheint unser Kreis vorläufig noch wenig durch Unterbietungen von seiten der Warenhäuser zu leiden zu haben; trotzdem müssen wir auf der Hut sein, und wir hoffen, mit Unter stützung des Börsenvereins und der beteiligten Verleger auch diesem Übelstande in absehbarer Zeit ein Ende zu machen. Die Durchführung unsrer Rabattreduktion selbst hat wohl wenig oder gar keine Schwierigkeiten gemacht, und die guten Folgen dieses notwendigen Beschlusses machen sich bereits bemerkbar. Wie Sie ferner wissen, konnten einzelne besondere Ausnahmen im Verkehr mit Behörden und Bibliotheken ausnahmsweise zwischen den Orts- und Kreisvereinen und dem Vorstand des Börsenvereins vereinbart werden. Ihrem Vorstand ist aber nur eine einzige Ausnahme gemeldet und diese in Gemeinschaft mit dem Börsen vereins-Vorstand gebilligt worden. Es ist Kiel, wo es noch — ich betone — übergangsweise gestattet ist, der Universitäts-Bibliothek, sowie sämtlichen Instituten der Universität, der Kaiserlichen Werft, sowie der Bildungs anstalten der Kaiserlichen Marine (Marine-Akademie und Marine-Schule) auf Bücher und Zeitschriften 10 Prozent zu geben. Andre Ausnahmen sind uns nicht gemeldet und existieren daher für Kreis Norden nicht mehr. Sollten trotzdem berechtigte Klagen einlaufen, so würden wir die ganze Strenge unsrer Gesetze gegen die Übertreter in Anspruch nehmen müssen. Wir können hierbei gleich anschließen, daß uns Ver stöße gegen die Satzungen auch im verflossenen Jahre in kaum nennenswerter Zahl zugingen; diese beruhten fast nur auf Unkenntnis der Satzungen und wurden gütlich beigelegt. Neu ausgenommen wurden als Mitglieder im laufen den Jahre: Herr I. W. Basedow — Hamburg. „ Herrn. Behre, in Firma Conrad Behre — Hamburg. „ Knud Beuck — Kiel. „ Heinr. Bremer, in Firma F. Schaumburg — Stade. „ G. Fasting — Wilhelmshaven. „ Gustav Fick, in Firma Gust. Schloeßmann — Hamburg. „ C. Frentzel, in Firma Teschner L Frentzel — Kiel. „ O. Graepel, in Firma W. B. Hollmann Nachs. — Bremen. ,, Fritz Jeve, in Firma Schroeder L Jeve — Hamburg. „ Olus Kragh, in Firma Theodor Brodersen — Itzehoe. „ Franz Leuwer, in Firma v. Halem'sche Buchhandlung — Bremen. „ F. A. W. Lüdeking, in Firma Gebr. Lüdeking — Hamburg. „ E. von Masars — Bremen. „ Walter G. Mühlau — Kiel. „ Hermann Stilke, in Firma Georg Stilke — Hamburg. Dagegen sind ausgeschieden: