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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1900
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- Deutsch
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3084 Nichtamtlicher Teil. 91, 21. April 1900. sind. Die Folge davon ist ein stetiges Zurückgehen des Jugendschriften- und Bilderbücherabsatzes in den Sortiments- geschästen, was auch in der letzten Weihnachtszeit sich wieder sehr bemerkbar machte. Dies muß natürlich auf den Verlag zurückwirken, der auch in diesen Artikeln an Ueberproduktion leidet und infolgedessen versuchen wird, seine Vorräte ander weitig abzusetzen, einerseits an Spielwarengeschäfte, Buch binder und vielleicht auf Umwegen auch an Bazare, — anderseits an die Ramschgeschäfte, deren Anwachsen dem Sortiment, das sich hauptsächlich mit dem Vertriebe neuer Erscheinungen befaßt, eine immer bedrohlichere Konkurrenz macht, da jene Geschäfte alles Gangbare und auch fast alles Neue zu herabgesetzten Preisen zu liefern wissen und dem Sortiment nur den mühsamen und wenig lohnenden Vertrieb der Neuigkeiten überlassen. Immerhin ist im Berliner Buchhandel eine gewisse Stabilität zu verzeichnen; er muß sich den zwingenden neuen Verhältnissen anpassen, und gegen früher ist sicherlich hin sichtlich des Rabattgebens an das Publikum eine Besserung zu verzeichnen, da die für hier festgesetzte Norm von 10 Prozent im allgemeinen beobachtet wird und Zuwiderhandlungen meist nur im geheimen stattfinden, von einigen bekannten Firmen, die ganz offen höheren Rabatt geben, abgesehen. Verfehlungen gegen jenen Rabattsatz werden, sobald sie zu unserer Kenntnis gebracht werden, von uns oder vom hiesigen Organ des Börsenvereins verfolgt, und wir haben uns wohl oder übel mit den jetzigen Zuständen im Berliner Sortiment abgefunden! Angesichts dieser Lage muß der Berliner Buchhandel den im vorigen Jahre begonnenen Sturmlauf des Provinzialsortiments gegen die Sonderstellung Berlins und Leipzigs bezüglich des hier gültigen Rabattsatzes von 10 Prozent mit großen Bedenken herankommen sehen. Bereits in der Versammlung unseres Vereins am 18. Oktober 1899 sind die bezüglichen Angriffe, die im Börsenblatte erschienen sind, besprochen worden, be sonders aber auch die Lübecker neun Thesen, die möglicher weise dahin führen werden, daß in der nächsten Ostermeß versammlung ein Antrag im Börsenverein eingebracht wird: die dem Berliner und Leipziger Sortiment zugestandene Vergünstigung aufzuheben, also uns für unseren eigenen Bezirk Vorschriften zu machen, nach denen uns zu richten wir nötigenfalls gezwungen werden sollen! Der Ursprung dieses Ansturmes gegen Berlin und Leipzig liegt in einer früher abgegebenen Erklärung Berlins: nicht zweierlei Rabatt, d. h. innerhalb Berlins 10 Prozent und außerhalb Berlins 5 Prozent geben zu können, sondern nach beiden Seiten hin 10 Prozent gewähren zu müssen. Nun ist Berlin aber gerade von diesem Standpunkte im Laufe der Jahre immer mehr zurückgekommen, und nachdem wieder holt in unserem Verein betont worden ist, daß jene vor Jahren abgegebene Erklärung vom Börsenverein nicht einmal entgegengenommen, geschweige genehmigt worden war, mußte sich jede Berliner Firma darüber klar sein, daß sie bei einem Rabattgeben von 10 Prozent nach außerhalb einen Verstoß gegen die Satzungen des Börsenvereins begehe und demgemäß die Folgen tragen müsse. Alle in dieser Richtung beim Börsenvereine eingegangenen Klagen sind von der hiesigen Vereinigung satzungsgemäß behandelt und in loyalster Weise erledigt worden, so daß wir auch hierbei von einer bedeutenden Besserung sprechen können, die dem Provinzialbuchhandel gegenüber eingetreten ist. So liegt eigentlich für den im Börsenblatt begonnenen Feldzug gegen Berlin gar kein triftiger Grund vor, und es muß verwunder lich erscheinen, daß von außen her die eigenartigen inneren Verhältnisse Berlins und Leipzigs zwangsweise geordnet werden sollen! Jeder Berliner Sortimenter, der zu rechnen versteht, könnte ja eine Aenderung, die den Rabatt abschafft oder wenigstens heruntersetzt, nur mit großer Freude be grüßen; aber er weiß auch, daß alle in dieser Richtung bereits unternommenen Versuche fehlgeschlagen sind und daß ein von außen kommender Beschluß das erst recht nicht erreichen kann, was unsere freiwillige Arbeit nicht fertig brachte, daß vielmehr solche Zwangsmaßregeln alles Erreichte wieder in Frage stellen können! Gerade unser Verein kann eine böse Erfahrung auf weisen: die vor mehreren Jahren mit allen Kräften versuchte Herabmindernng des Rabatts von 16^/, Prozent auf 10 Prozent beim hiesigen Magistrat, deren Ergebnis darin bestand, daß die sämtlichen Lieferungen an vier Firmen ver geben werden sollten, die sich uns nicht angeschloffen, sondern auch für die Folge 16?/, Prozent angeboten hatten! Viele unserer Mitglieder haben bei dieser Gelegenheit erhebliche Verluste gehabt und mußten sich schließlich doch dem Zwange der 16»/g Prozent unterwerfen, um nicht alles zu verlieren. Und wie würde es erst werden, wenn gar kein oder nur 5 Prozent Rabatt gegeben würde?! Wir wissen es ganz genau, daß nur diejenigen Buchhandlungen den Vorteil davon haben würden, die sich von unseren Bestrebungen fernhalten: die vielen unbotmäßigen Elemente, die sich um nichts kümmern, was die übrigen Berufs genoffen angeht, die nur für sich sorgen! Wir haben hier in Berlin eine sehr große Anzahl solcher Leute, und was nutzt es, wenn die Sperre seitens des Börsenvereins über sie verhängt wird? Die Liste der gesperrten Firmen, von der die Hälfte Berliner sind, wird immer größer, aber wie selten ist es, daß einer der Gesperrten einlenkt, und wie gleichgiltig ist die Sperre für die übrigen! Sie betreiben ihre Geschäfte nach wie vor und benutzen die über sie ver hängte Sperre oft noch als Reklame; sie wissen also auch immer wieder Wege zu finden, auf denen sie alle ihnen not wendigen Bücher beziehen. Erweist sich also hierin die Macht des Börsenvereins als unzureichend, wieviel erfolgloser würde sie noch sein, wenn die Zahl dieser Gesperrten verdoppelt oder verdreifacht würde! Freilich liegt ja auch für die Macht entfaltung des Börsenvereins ein großes Hindernis, man wird sagen können, ein unüberwindliches, im Wege: die Stellung der Leipziger Kommissionäre. Man muß es offen aussprechen: so lange die Verhängung der Sperre nicht zur Folge hat, daß im selben Augenblick auch der Leipziger Kommissionär der gesperrten Firma die Vertretung nieder legt, und daß kein anderer in Leipzig sie aufnimmt, so lange bleibt die Sperre ohne die richtige Wirkung. Die Entscheidung über die hier besprochene Angelegen heit, die in der nächsten Ostermesse auf die Tagesordnung des Börsenvereins zu kommen scheint, liegt allein bei den hiesigen Sortimentern. Der Vorstand der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins, dessen Vorstands mitglieder ja auch unserem Verein angehören, hat deshalb eine Umfrage beim ganzen hiesigen Sortiment gehalten, wie sich letzteres zur Rabattfrage stellt, und in den zahlreich ein gegangenen Antworten liegt ein wertvolles Material vor, zumal es eben nicht nur von unseren Vereinsmitgliedern, sondern auch von uns Fernstehenden stammt. Ueber die Resultate dieser Enquete, also auch über die Aussichten, die eine im Börsenverein etwa erfolgende Annahme der zwangs weise einzuführenden Abschaffung des Ortsrabatts in Berlin haben würde, wird in unserer nächsten Vereinsversammlung berichtet werden; aber schon hier sei betont, daß die Mehrzahl der hiesigen Sortimenter der Ueberzeugung von der Un möglichkeit einer Abschaffung, ja selbst nur einer Herabsetzung des Rabatts ist, so lange nicht ein freiwilliger Verzicht von seiten des Magistrats, der Staatsbehörden, Bibliotheken u. s. w. und vor allem ein einmütiges Zusammenstehen der sämtlichen Berliner Sortimenter in dieser Frage stattfindet!
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