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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1900
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- Deutsch
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3582 Nichtamtlicher Teil. 106, 9. Mai 1900. Willens, der sv leicht nichts aufgab, was er sich einmal vorgenommen hatte, und der auch die schwierigsten Unter nehmungen nieist zu einem glücklichen Ende führte. Diese Energie war nicht ohne Schroffheit; aber sie wurde auch wieder durch die Liebenswürdigkeit seines Wesens gemildert, die in dem persönlichen Verkehr mit ihm zur schönsten Geltung kam. Nirgends erschien er liebenswürdiger und liebenswerter als in seinem eigenen Hause, in dem er und seine ihm eben bürtige feinsinnige Gattin, Frau Luise Parey geb. Molenaar, in vollendeter Weise dem großen Verwandten- und Freundes kreise edelste Gastfreundschaft gewährten. Vor wenigen Jahren hatte Parey sich in Berlin ein schönes Haus gebaut und mit feinstem Kunstverständnis eingerichtet, und hier wie in der vorher viele Jahre innegehabten Wohnung in der Halleschen Straße versammelte sich um beide Gatten oft ein Kreis bedeutender Männer und Frauen, aber auch froher Jugend, und die Feste, die ihnen hier bereitet wur den, werden allen unvergeßlich bleiben. Ueberhaupt ver stand Parey wie wenige, in würdigster Weise zu repräsen tieren. Seine imponierende Persönlichkeit, die Liebenswürdig keit seines Wesens, die vollendete Beherrschung der Sprache auch in öffentlicher Rede hoben ihn aus der Menge heraus und ließen ihn in größeren Gemeinschaften als den berufenen Führer erscheinen. Diese Eigenschaften hat er auch als Vorsteher des Börsenvereins glänzend bewährt; wenn er bei den Kantatefesten die Rednerbühne bestieg, dann hingen aller Augen und Ohren an seinem Munde, und wenige Redner haben wärmere Zustimmung gefunden als er. Parey hatte einen ausgesprochenen Sinn und ein feines Verständnis für alles Schöne, und darum liebte er die Kunst, in allen ihren Bethätigungen. In unsere großen Dichter vertiefte er sich immer von neuem, und vor allem war ihm Goethe ans Herz gewachsen, von dessen Dichtungen er große Teile auswendig wußte. Er war ein eifriger Be sucher des Theaters und besaß selber große schauspielerische Begabung, durch deren Ausübung er in früheren Jahren bei frohen Festen andere öfter erfreut hat. Diese Liebe zur Kunst und zuni Schönen spiegelte auch seine Umgebung wieder. Es war ihm immer eine besondere Freude, wenn er sein Haus mit einem neuen Kunstwerk schmücken konnte, und die reichen Mittel, die ihm der Ertrag seiner Arbeit zur Verfügung stellte, sind gerade nach dieser Richtung oft in Anspruch genommen worden. Ebenso liebte er auch die Natur, und immer wieder zog es ihn hinaus in die Ferne, um auf weiten Reisen, die ihn durch ganz Europa und bis in den Orient führten, Erfrischung für Herz und Gemüt und neue Anregungen zu finden. Ueberhaupt verstand Parey in seltenem Maße die Kunst, zu leben. Als nach Jahren angestrengtester Arbeit auch äußerlich für ihn die Zeit der Ernte kam, da hielt er es für seine Pflicht, den ihm erwachsenden Segen wieder für andere nutzbar zu machen, und er kargte nicht mit seinem Reichtum. Dankbaren und frohen Sinnes genoß er die Freuden des Lebens als ein wahrhaft vornehmer Mann, sich sein Dasein harmonisch und schön gestaltend, aber immer bestrebt, §uch anderen Freude zu bereiten und sie an seinem Glück teilnehmen zu lassen. Das Glück, eigene Kinder aufwachsen zu sehen, war ihm versagt, und daran hat er schwer getragen; aber um sv näher trat ihm und seiner Frau, mit der er eine sünfundzwanzigjährige, überaus glückliche Ehe geführt hat, der weite Verwandtenkreis, dessen Mittelpunkt das Pareysche Haus bildete. Besonders zu Weihnachten versammelte sich hier die ganze Familie, und die Gaben, mit denen jeder erfreut wurde, waren mit sorglicher Liebe während des ganzen Jahres zusammen getragen worden. Daß es einem Manne wie Parey nicht au äußerer Anerkennung fehlen konnte, erscheint selbstverständlich. Sie ist ihm in reichem Maße zu teil geworden, und er hat sich ihrer offen und ohne Rückhalt gefreut. Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. haben ihn durch Verleihung des Kronenordens vierter und dritter Klasse und des roten Adler- ordeus vierter Klasse ausgezeichnet, und daneben schmückten seine Brust die zahlreichen Kriegsdenkmünzen und vor allem das eiserne Kreuz, das er bei weihevollen Gelegenheiten allein trug. Besonders beglückt wurde er, als ihn die Uni versität Halle in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau der landwirtschaftlichen Litteratur zum Ehrendoktor ernannte, eine Auszeichnung, die ihn mit hohem und berech tigtem Stolz erfüllte. Dafür hat er sich noch über das Grab hinaus dankbar erwiesen durch die Begrün dung einer Or. Parey-Stiftung bei der Universität Halle mit einem Kapital von 50 000 aus dessen Zinsen naturwissenschaftliche Arbeiten unterstützt werden sollen. Das Doktordiplom wurde Parey am 7. Dezember 1894 überreicht an dem Tage, an dem er die Feier seiner fünf undzwanzigjährigen geschäftlichen Selbständigkeit beging. Dieser Tag ist mir immer als der Höhepunkt in seinem Leben erschienen. Wer ihn damals sah in der Vollkraft der Mannesjahre, auf ein von seltenem Erfolge gekröntes Lebens werk sehend und noch voll weitausschauender Pläne für die Zukunft, geachtet, geehrt und anerkannt wie wenige, und neben ihm die glückliche und beglückende Gattin, der mußte ihn für einen der Lieblinge der Götter halten. Dann aber begann das Glück zu ebben. In voller Kraft und Frische durften zwar beide Ehegatten noch ihr selbsterbautes Heim beziehen und sich dieses schönen Besitzes freuen, aber ini Jahre 1897 begann Frau Parey zu kränkeln, und im Mai des folgenden Jahres starb sie, wenige Monate vor ihrer silbernen Hochzeit. Dieser Schlag hat Parey ins Mark getroffen und seine unversiegbar scheinende Kraft gelähmt. Zwar thaten die Seinen alles, um ihn herauszureißen, und auch er selber versuchte es, sein Leben von neuem aufzubauen; aber er war Ver alte nicht mehr. Das Interesse für sein Geschäft, das er mit so viel Liebe gepflegt hatte, ließ nach, und langsam und zunächst unbemerkt entwickelte sich die Krankheit, die dann nach wenigen Wochen schweren Leidens dies reiche Leben beendigt hat. Als er am 3. April neben seiner Gattin zur letzten Ruhe gebettet wurde, folgte ihm ein Trauergeleit, wie es selbst auf Berlins Kirchhöfen nicht oft gesehen wird. Vertreter des land wirtschaftlichen und des Kultusministeriums, der landwirt schaftlichen Hochschule, des Börsenvereins, der Berliner buch händlerischen Vereine und eine unendliche Zahl persönlicher und Geschäftsfreunde legten durch ihr Erscheinen Zeugnis ab von der hohen Verehrung, die man dem Heimgegangenen zollte, und von der Liebe, die er sich im Leben erworben hatte. Wir aber, die wir ihm nahestanden und ihn unfern Freund nennen durften, beklagen tief den frühen Heim gang des verehrten Mannes, der mitten aus einem reich gesegneten Leben so unerwartet früh abberufen worden ist. Nun ist sein Haus und sein Geschäft verwaist; aber dies Werk seines Lebens, das in jedem Baustein die Spuren seines Geistes trägt, wird seinen Namen sortpflanzen und hoffentlich allezeit in Ehren weiterführen. Und sein Ge dächtnis wird ein gesegnetes bleiben bei allen, die ihm im Leben nahegestanden haben. In dem verklärenden Lichte dankbarer Erinnerung fällt auch das ab, was jedem Sterb lichen Menschliches anhaftet, und wer im Leben einen so weitreichenden segensvollen Einfluß geübt hat wie Parey, hat sich in den Herzen Vieler ein dauerndes Denkmal gesetzt. So wird ihn auch der deutsche Buchhandel nicht ver-
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